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Neurodermitis: Was ist das?

Neurodermitis atopische Dermatitis atopisches Ekzem
Neurodermitis, atopische Dermatitis: Ursache, Symptome, Diagnose, Therapie! Bildquelle: canva leadenpork, mphillips007

Die Neurodermitis wird auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt und ist eine häufige Erkrankung. Oft erkranken Kinder bereits in sehr jungem Alter. Aber auch im späten Erwachsenenalter kann die Hauterkrankung erstmals zu Tage treten. Was ist eigentlich Neurodermitis und was weiß man über die Ursachen? Wie zeigen sich die Symptome bei atopischer Haut? Wie wird die Diagnose gestellt und welche Therapien, auch neue, stehen zur Verfügung? Erfahren Sie mehr in diesem MeinAllergiePortal-Überblick. Alles über Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie. 

 

 

Autor: Irene Brandenburg, Zitierter Referent: Prof. Dr. med.Wolfgang Pfützner

 

 

Neurodermitis: Was ist das?

Neurodermitis ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung. Sie tritt in Schüben auf. Es treten also immer wieder Hautausschläge auf, dazwischen gibt es aber auch beschwerdefreie Intervalle. Die Neurodermitis zählt, wie Asthma und die allergische Rhinitis auch, zum sogenannten atopischen Formenkreis. Das sind Erkrankungen, bei denen das Immunsystem besonders empfindlich reagiert. Weitere Fachbegriffe für die Neurodermitis sind atopische Dermatitis, atopisches Ekzem oder endogenes Ekzem.

Neurodermitis: Wie häufig ist das?

Sie kommt ausgesprochen häufig vor und gilt sogar als die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Etwa 20 Prozent aller Neugeborenen entwickeln irgendwann Symptome einer atopischen Dermatitis. Weit mehr Kinder dürften eine erhöhte Anfälligkeit für Neurodermitis haben. Das Gute ist, dass die Erkrankung auch irgendwann wieder verschwindet: Nur etwa fünf Prozent der Erwachsenen leiden an Neurodermitis.

Neurodermitis: Wodurch entsteht sie?

Sie entsteht nach heutigem Stand durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Eine große Rolle als Auslöser spielt die genetische Veranlagung. Wissenschaftler konnten Gene identifizieren, die vermutlich mit der Entstehung des atopischen Ekzems zusammenhängen. Interessant ist, dass einige dieser Gene auch mit anderen Autoimmun- und Entzündungserkrankungen in Verbindung gebracht werden, zum Beispiel mit Psoriasis (Schuppenflechte), chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), multipler Sklerose, rheumatoider Arthritis oder Typ-1-Diabetes. Das heißt aber nicht, dass Menschen mit Neurodermitis unbedingt an auch gleichzeitig an diesen Erkrankungen leiden. Man geht eher davon aus, dass manche Menschen generell ein höheres Risiko für die Entwicklung entzündlicher Erkrankungen haben. Kommen dann noch weitere genetische Faktoren oder Einflüsse von außen hinzu, so kann eine Neurodermitis entstehen.

Neurodermitis - Typ-2-Entzündung - Typ-2-Inflammation: Was hat das miteinander zu tun?

Bei einer ganzen Reihe immunvermittelter entzündlicher Erkrankungen, auch Allergien, spielt die sogenannte Typ-2-Entzündung oder auch Typ-2-Inflammation eine wichtige Rolle. Dazu gehört auch die Neurodermitis. Beim Deutschen Allergiekongress 2021 erklärt Prof. Dr. med. Johannes Huss-Marp, was bei einer Typ-2-Entzündung im Körper passiert. 

 

Neurodermitis mit Nahrungsmittelallergien: Gibt es Zusammenhänge?

Etwa zwei Drittel aller betroffenen Kinder sind gegen ein Nahrungsmittelallergen sensibilisiert. Ungefähr die Hälfte dieser Kinder haben tatsächlich Beschwerden nach dem Genuss dieses bestimmten Lebensmittels. Also leidet ein Drittel der an Neurodermitis erkrankten Kinder gleichzeitig an einer IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie. Andersherum haben aber zwei Drittel dieser Kinder keine derartige Allergie.

Neurodermitis und Hautbarriere: Welche Rolle spielt das?

Die Hautbarriere als Auslöser spielt bei der Erkrankung eine wesentliche Rolle, denn sie ist genetisch bedingt gestört. Die Barrierestörung betrifft dabei die gesamte Haut, nicht nur die Stellen, an denen sich das Ekzem zeigt. Ein wesentlicher Faktor bei der Hautbarriere ist das Protein Filaggrin. Bei vielen Neurodermitis-Patienten hat man festgestellt, dass das verantwortliche Gen des Filaggrins Defekte aufweist. Allerdings ist auch bei Patienten ohne Filaggrin Gendefekt die Hautbarriere gestört.

Durch die Barrierestörung entsteht trockene Haut und diese ist durchlässiger gegenüber Umweltstoffen. Dazu gehören zum Beispiel Allergene, Infektionserreger und hautschädigende Stoffe aller Art. Diese können die trockene Haut dann leichter durchdringen, als bei hautgesunden Menschen und zu Entzündungen führen. Ein weiteres Kennzeichen einer gestörten Hautbarriere ist ein hoher transepidermaler Wasserverlust, der sich durch den TEWL-Test messen lässt.

Bei der Neurodermitis kommt es zu einem Teufelskreis, dem Juck-Kratz-Zirkel. Dabei führt die Barrierefunktionsstörung zu einem Wasserverlust, es entsteht trockene Haut und es kommt zu einer Entzündung der Haut. So entseht oft starker Juckreiz. Das Kratzen wiederum führt zu Sekundärinfektionen und zu einer weiteren Störung der Barrierefunktion und der Kreislauf beginnt erneut.

Neurodermitis und das Mikrobiom der Haut

Als „Mikrobiom“ bezeichnet man die Gesamtheit aller den Menschen oder andere Lebewesen besiedelnden Mikroorganismen. Ein Mikrobiom gibt es demnach zum Beispiel im Darm, auf der Haut, in der Mundhöhle, auf Organen etc..

Heute weiß man, dass sich das Mikrobiom der geschädigten Haut von Neurodermitikern von dem hautgesunder Menschen unterscheidet. An den Neurodermitis-Läsionen findet man eine geringere mikrobielle Vielfalt – es gibt weniger unterschiedliche Keime. Allerdings steigt die Anzahl der Keime wieder an, wenn die Läsionen erfolgreich behandelt wurden.

Neurodermitis: Inwiefern sind Bakterien an der atopischen Dermatitis beteiligt?

Die gestörte Hautbarriere als Auslöser spielt bei der Entstehung der atopischen Dermatitis eine Hauptrolle, das ist seit langem bekannt. Daneben sind die auf der Haut lebenden Bakterien am Krankheitsgeschehen beteiligt. Sie werden auch als "Mikrobiom der Haut" bezeichnet. An diesen Bakterien wird derzeit intensiv geforscht, vor allem mit dem Ziel, neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Es hat sich herausgestellt, dass sich das Haut-Mikrobiom der durch das atopische Ekzem geschädigten Haut von dem gesunder Haut unterscheidet. In den entzündeten Bereichen findet man eine geringere Anzahl unterschiedlicher Bakterienarten. Heilen die wunden Stellen dann ab, so wachsen wieder vielfältigere Keime und das Mikrobiom nähert sich in seiner Struktur dem von gesunder Haut an. Dabei ist eine Bakterienart besonders aufgefallen: Staphylokokkus aureus. Dieser Keim wächst scheinbar an den geschädigten Hautstellen sehr gut und verdrängt dort die anderen Bakterien.

 

Neurodermitis-Symptome - wie äußert sich das atopische Ekzem?

Typische Symptome bei einem Neurodermitis-Schub sind:

Bei Säuglingen sind besonders das Gesicht und der Hals sowie der Streckseiten von Armen und Beinen betroffen. Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene leiden ebenso an trockener Haut und Ekzemen an Hals und Gesicht. An den Extremitäten sind die wunden Stellen aber mehr an den Händen sowie in den Arm- und Kniebeugen zu finden.

neurodermitits erwachsene betroffene stellen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diagnose-Neurodermitis: Wie wird sie gestellt?

Ärzte erkennen die atopische Dermatitis bei einer körperlichen Untersuchung meist auf den ersten Blick an den charakteristischen Hauterscheinungen. Oft sind es Säuglinge unter einem Jahr, bei denen die Hauterkrankung erstmalig auftritt. Prinzipiell kann Neurodermitis aber in jedem Lebensalter beginnen. Typisch ist auch, dass die atopischen Hautveränderungen stark jucken und dass Betroffene oft zusätzlich an Allergien leiden.

Für die Patienten selbst ist oft nicht klar, ob sie an einer Neurodermitis oder einer Schuppenflechte (Psoriasis) leiden. Es ist aber nicht schwierig, die beiden Erkrankungen voneinander abzugrenzen.

Neurodermitis oder Psoriasis: Wie kann man das unterscheiden?

Die Ekzeme unterscheiden sich einerseits in der Verteilung: Neurodermitis findet sich vermehrt im Bereich von Hals und Gesicht sowie in den Armbeugen oder verstreut über den ganzen Körper. Psoriasis (Schuppenflechte) tritt häufig symmetrisch auf und ist vorwiegend an den Streckseiten zu finden: Am Ellenbogen, auf den Knien oder im unteren Rückenbereich. Außerdem unterscheidet sich auch die Schuppenbildung der beiden Erkrankungen.


 

Neurodermitis: Welche Begleiterkrankungen können auftreten?

Wie bereits erwähnt geht die atopische Dermatitis häufig mit anderen allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, allergischem Asthma oder Lebensmittelallergien einher. Weniger bekannte Begleiterkrankungen sind zum Beispiel das Nesselfieber (Urtikaria), Arzneimittelunverträglichkeiten, allergische Kontaktekzeme oder die allergische Entzündung der Speiseröhre (eosinophile Ösophagitis). Daneben können auch psychische Erkrankungen wie Ängste, Depressionen oder ADHS mit der Neurodermitis vergesellschaftet sein.

Neurodermitis: Inwiefern ist die Psyche am Krankheitsverlauf beteiligt?

Neurodermitis ist keine Erkrankung der Nerven oder der Psyche. Allerdings können die akuten Schübe durch psychische Einflüsse wie Stress, zum Beispiel in Schule oder Beruf, hervorgerufen werden. Stress ist also ein typischer Trigger von Neurodermitis-Schüben.

Daneben können sich die Symptome der Neurodermitis auf die Psyche auswirken: Sind die Hautveränderungen sehr ausgeprägt und an prominenten Stellen wie Gesicht, Hals oder Armen lokalisiert, so fühlen sich die Betroffenen meist nicht sehr wohl damit. Zusätzlich zum ständigen Juckreiz haben sowohl Kinder als auch Erwachsene häufig mit Schamgefühlen zu kämpfen und werden zudem von ihrer Umgebung ausgegrenzt. Diesem Effekt kann man entgegenwirken, indem man die Betroffenen und auch ihr Umfeld ausführlich über die Erkrankung informiert. Wichtige Themen dazu sind Ursachen, Komplikationen und Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung.

 

 

Neurodermitis: Verändert sie nicht nur die Haut, sondern auch das Leben?

Bei ausgeprägten Symptomen kann sich tatsächlich das Leben verändern. Besonders Jugendliche leiden häufig sehr, wenn sie ausgeprägte Beschwerden haben. Dazu tragen vielerlei Aspekte bei:

  • Die genannten ästhetischen Auswirkungen der juckenden Ausschläge empfinden besonders Jugendliche als sehr störend.
  • Das Umfeld reagiert oft mit Unverständnis vermutet zum Beispiel mangelnde Hautpflege oder Hygiene als Ursache der Hauterscheinungen.
  • Die Auswahl der Kleidung ist eingeschränkt: Eng anliegende Kleidung sowie bestimmte Materialien fördern die Ausbildung von Ekzemen. In Sommerkleidung oder Badesachen werden die entzündeten Hautstellen für jeden sichtbar.
  • Juckende Ausschläge beeinträchtigen häufig den Schlaf. Das Lernen am nächsten Tag ist dann mühsam, auch auf Parties hat dann mancher keine Lust mehr.

Es reicht also nicht immer, nur die Beschwerden der Haut zu lindern. Besonders in der Jugend kann die Neurodermitis negative Einflüsse auf die Leistungsfähigkeit und die Entwicklung der Persönlichkeit haben. Studien zufolge leiden betroffene Patienten vermehrt an Ängsten oder sogar Depression. Eine professionelle psychologische Unterstützung kann bei großer Belastung durch die Krankheit durchaus sinnvoll sein.

Neurodermitis bei Babys und Kindern: Welche Schwierigkeiten bringt sie mit sich?

Die ersten Symptome zeigen sich oft schon sehr früh. Viele Kinder sind bereits in ihrem ersten Lebensjahr betroffen. Da genetische Faktoren an der Entstehung beteiligt sind, tritt Neurodermitis familiär gehäuft vor. Das Erkrankungsrisiko ist also erhöht, wenn bereits die Eltern am atopischen Ekzem oder anderen atopischen Erkrankungen (Heuschnupfen, allergisches Asthma) leiden. Etwa ein Drittel der betroffenen Kinder haben zusätzlich eine Nahrungsmittelallergie.

Für Eltern ist der Umgang mit der Erkrankung nicht immer einfach. Die zusätzliche Belastung durch die Neurodermitis, zum Beispiel durch unruhige Nächte, aufwendige Hautpflege und vermehrte Besuche beim Arzt, wird oft von nur einem Elternteil geschultert. Das kann mit Überforderung, Enttäuschung und Streit zwischen den Partnern einhergehen. Hier ist es wichtig, solche Probleme anzusprechen und sie möglichst früh zu lösen. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Frage nach der Ursache, die sich Eltern immer wieder stellen. Wenn ein Elternteil selbst an atopischer Dermatitis leidet, dominiert oft das Gefühl, die Krankheit dem Kind direkt vererbt zu haben. Schuldgefühle und auch gegenseitige Schuldzuweisungen können daraus resultieren und gravierende psychische Folgen haben. Daneben wirkt das Umfeld auf die Eltern ein. Mit unpassenden Kommentaren und sogar indirekten Anschuldigungen machen oft wildfremde Menschen betroffenen Eltern das Leben schwer.

Wichtig ist bei Babys mit Neurodermitis die Hautpflege, die auch dabei hilft, den quälenden Juckreiz zu bekämpfen.

Neurodermitis-Prävention: Kann frühes Cremen Neurodermitis verhindern?

Die gestörte Hautbarriere ist ein wesentliches Merkmal der Neurodermitis, und regelmäßiges Cremen ist die zentrale Säule der Neurodermitis-Therapie. Gerade bei Neugeborenen, deren Familie bereits von Allergien betroffen sind, stellt sich deshalb die Frage, ob frühes und regelmäßiges Eincremen eine Neurodermitis, oder generell Allergien, verhindern könnte.

Wie Prof. Dr. med. Wolfgang Pfützner berichtete*, wurde diese Frage in Großbritannien in einer multizentrischen Placebo-kontrollierten Studie untersucht. 1.394 Säuglinge aus Allergierisiko-Familien wurden dafür im ersten Lebensjahr täglich von Kopf bis Fuß mit fest vorgegebenen Präparaten, einem Gel oder einer Creme, eingecremt. Nach einem weiteren Jahr konnte man jedoch keine Unterschiede feststellen. Die Anzahl der an Neurodermitis erkrankten Kinder war in der „Creme-Gruppe“ genauso hoch wie in der nicht gecremten Gruppe. Auch auf die Entstehung von Nahrungsmittelallergien hatte das Eincremen keine präventive Wirkung.

*Prof. Dr. med. Wolfgang Pfützner, „Therapietelegramm – Neues und Interessantes aus der Allergologie“, XI. Marburger Allergie-Symposium, 6. – 7. Oktober 2023, Congresszentrum Marburg

 

Neurodermitis: Wie sieht die Behandlung aus?

Wie Neurodermitis behandelt wird ist abhängig von der Ausprägung der Hauterscheinungen in einem Stufenschema mit vier Stufen festgelegt. Der wichtigste Baustein der Neurodermitis-Behandlung ist die regelmäßige Hautpflege, die „Basispflege“: Den Kontakt mit Wasser, Seife und anderen Reinigungsmitteln sollte man weitmöglichst vermeiden, dafür die empfindliche Haut mit wasser- und fetthaltigen Pflegeprodukten eincremen. Dadurch versucht man, den Feuchtigkeitsverlust der Haut auszugleichen und sie geschmeidiger zu machen. Triggerfaktoren, wie zum Beispiel kratzende, enge Kleidung oder bekannte Allergene sollte man unbedingt vermeiden. Bei stärkeren Beschwerden kommen mit jeder Stufe weitere Behandlungsoptionen hinzu. In der Behandlungsstufe 2, zum Beispiel, unteranderem topische Calcineurin-Inhibitoren. Das genaue Therapieschema der Neurodermitis ist im MeinAllergiePortal Wiki zum Thema Neurodermitis unter der Rubrik „Therapie“ beschrieben.

Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine Behandlung der entzündlichen Hauterkrankung hilft,  ist immer, dass man sie gründlich und regelmäßig durchführt. Dabei sollte man mit dem Arzt genau besprechen, wie häufig und in welcher Dosierung ein Medikament verwendet werden muss. Reduzierem Patienten eigenständig die Dosis oder lassen die Therapie zu manchen Gelegenheiten ausfallen, so kann das Medikament oft nicht ausreichend wirken und führt auch nicht zum gewünschten Erfolg.

Basispflege bei Neurodermitis: Welche Creme ist die richtige?

Die Frage nach der richtigen Creme für die Basispflge stellen sich viele Eltern. Wie Prof. Dr. med. Wolfgang Pfützner berichtete*, scheint aber die Galenik, die Zusammensetzung der Creme, die bei Neurodermitis verwendet wird, keine Rolle zu spielen. Eine nicht Placebo-kontrollierte UK-Studie an 550 Kindern verglich den Effekt von Lotion, Creme, Gel und Salbe. Dabei zeigte sich bei allen Präparaten ein gleichermaßen positiver Hauteffekt erzielt werden konnte. Lotionen oder Gels ließen sich jedoch leichter anwenden.

• Prof. Dr. med. Wolfgang Pfützner, „Therapietelegramm – Neues und Interessantes aus der Allergologie“, XI. Marburger Allergie-Symposium, 6. – 7. Oktober 2023, Congresszentrum Marburg

Neurodermitis: Kann es sein, dass die lokale Behandlung nicht hilft?

Bei moderater bis schwerer Neurodermitis reicht es manchmal nicht aus, die Ekzeme lokal zu behandeln. Auch kortikoidhaltige Cremes oder Salben und die Bestrahlung mit UV-Licht helfen nicht immer. Studien zeigten bei mittelschweren bis schweren Fällen nur eine Verbesserung der Hauterscheinungen um 20 bis 45 Prozent, wobei der Erfolg in der Realität noch geringer sein könnte. Ein großes Problem ist auch der Juckreiz, den man oft nicht ausreichend in den Griff bekommt.

Neurodermitis: Gibt es auch neue Therapien?

Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe neuer Entwicklungen zu Therapie des atopischen Ekzems.

Neurodermitis: Therapie mit Biologika

Sind die Symptome mit lokaler Therapie nicht ausreichend beherrschbar, so kann man die Neurodermitis auch systemisch behandeln. Dazu wurden bisher in der Regel Immunsuppressiva eingesetzt. Diese haben allerdings den Nachteil, dass man sie aufgrund ihrer Nebenwirkungen nicht dauerhaft einnehmen kann. Neu sind nun die sogenannten Biologika. Dabei handelt es sich um Antikörper-Präparate, die meist unter die Haut gespritzt werden. Inzwischen sind die Biologika bezüglich ihrer Sicherheit und ihrer Wirkung bei Neurodermitis sehr gut untersucht. Im Gegensatz zu den älteren, systemisch eingesetzten Medikamenten haben sie nur wenig Nebenwirkungen und können auch langfristig angewendet werden. Das Biologikum „Dupilumab“ zur systemischen Therapie wurde 2020 in die Leitlinien aufgenommen. Es handelt sich dabei um einen Antikörper, der den Entzündungsprozess bei Neurodermitis und auch bei Asthma gezielt hemmt. Als weiteres Biologikum steht zur Neurodermitis-Therapie Tralokinumab zur Verfügung. Ende des Jahres 2023 wurde der Anti IL-13-Antikörper Lebrikizumab zugelassen. Die Patienten können sich das Medikament selbst mit einer Spritze ins Unterhautfettgewebe injizieren.

Neurodermitis: Therapie mit JAK-Inhibitoren

Sogenannte „JAK-Inhibitoren“ werden bereits für eine ganze Reihe entzündlicher Erkrankungen eingesetzt. Nun steht diese Therapie auch für die Atopische Dermatitis zur Verfügung.

Mit den JAK-Inhibitoren hat man neue therapeutische Möglichkeiten für eine schnelle Verbesserung verschiedener Aspekte der Neurodermitis. Die Substanzen hemmen bestimmte Enzyme, die am Entzündungsprozess beteiligt sind und können die Entzündungen dadurch abschwächen. Daneben wirken sie auch gegen den Juckreiz, der von den Patienten oft als besonders quälend empfunden wird.

Zur Behandlung des mittelschweren bis schweren atopischen Ekzems bei Erwachsenen wurde als erster oraler JAK-Inhibitor, Baricitinib, in der EU zugelassen.

Als zweites Medikament dieser Klasse erhielt Upadacitinib eine EU-Zulassung für Erwachse und Jugendliche ab 12 Jahren mit moderater bis schwerer AD.

Ein weiterer JAK-Inhibitor, Abrocitinib, für die Behandlung von Erwachsen mit mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis steht ebenfalls zur Verfügung.

Neurodermitis: Was hilft gegen den Juckreiz?

Tatsächlich ist der starke Juckreiz ein Hauptproblem für Betroffene. Besonders Kinder sind durch das quälende Jucken sehr belastet. Hilfe dagegen schafft eine konsequent und sorgfältig angewendete lokale Behandlung durch Cremes und Salben. Daneben gibt es weitere Techniken, wie zum Beispiel „Kratzalternativen“, die man einsetzen kann. Ausführliche Informationen dazu liefert zum Beispiel der Beitrag „Neurodermitis beim Baby: Cremen gegen den Juckreiz“.

Neurodermitis: Gibt es Schulungen? Wie richtig umgehen?

Schulungen für betroffene Kinder bzw. ihre Eltern bietet die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitis-Schulung e.V. (AGNES) (https://www.neurodermitisschulung.de). Teilnehmer bekommen jede Menge Informationen zur Erkrankung und zum Umgang mit den damit verbundenen Problemen. Wer vorab wissen möchte, wie so eine Schulung abläuft, kann unter Neurodermitis: Was passiert bei einer Neurodermitis Schulung? nachlesen.

Ein spezielles Schulungskonzept für Erwachsene mit Neurodermitis hat die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitis-Schulung für Erwachsene (ARNE) (https://www.neurodermitisschulung.de/index.php?id=108) entwickelt.

Forschungsprojekt AD-Companion

Neurodermitis zählt zu den häufigsten chronischen Hauterkrankungen. Wegen des ausgeprägten Juckreizes und der Entwicklung in Schüben ist eine umfassende und andauernde Behandlung erforderlich. Spezielle Schulungen mit Pflegeexperten, Psychologen und Ernährungsberatern können helfen, den richtigen Umgang mit der Erkrankung zu lernen. In ländlichen Regionen sind diese Präsenzschulungen jedoch oft schwer zu erreichen. Deshalb ist es das Ziel der AD-Companion Studie, durch ortsunabhängige Angebote die Lebensqualität der von Neurodermitis betroffenen Menschen zu verbessern.

Das Studienangebot

Interventionsgruppe

  • kostenfreie online Beratungen mit (Haut-) Pflegeexpert:innen, Ernährungsberater:innen und Psycholog:innen und Pädagog:innen
  • Nia Premiumversion

Kontrollgruppe

  • nach Möglichkeit Teilnahme an Präsenzschulungen im Rahmen der Regelversorgung
  • die Möglichkeit Symptomtagebuch in der Studien-App zu führen
  • Nia Premiumversion nach Studienteilnahme

Es werden in ganz Deutschland 600 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in die Studie eingeschlossen und per Zufall auf die 2 Gruppen verteilt. In beiden Gruppen wird nach 6 und 12 Monaten gemessen, wie sich der Hautzustand und die Lebensqualität der Teilnehmenden verbessert haben.

Wer darf teilnehmen?

  • Säuglinge, Kleinkinder, Schulkinder, Jugendliche und Erwachsene im Alter von 3 Monaten bis 65 Jahren mit
  • einer gesetzlichen Krankenversicherung
  • einer seit mindestens 3 Monaten bestehenden und ärztlich diagnostizierten atopischen Dermatitis (Neurodermitis)
  • einem internetfähigen Smartphone (bei Kindern betrifft dies die Eltern)
  • ausreichenden Deutschkenntnissen, um die Schulungsinhalte auf Deutsch zu verstehen

Wie lange dauert die Studie?

Die Studie wird ab Teilnahme 1 Jahr dauern.

Was müssen die Teilnehmenden tun?

In der Studienzeit sind 3 Besuche im Abstand von je 6 Monaten im Studienzentrum geplant. Die wöchentliche Dokumentation in der Studien - App erfolgt selbstständig durch die Teilnehmenden. Nach dem ersten Studienbesuch haben die Teilnehmenden der Interventionsgruppe 6 Monate Zeit, die Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen.

Wie nehme ich teil?

Um teilzunehmen oder falls Du Fragen hast, sende eine Mail an ad-companion@charite.de oder kontaktiere das Studienzentrum in Deiner Nähe. Weitere Informationen findest Du hier!

Neurodermitis: Infos und Tipps zum Austausch mit Betroffenen

Menschen, die schon länger an Neurodermitis leiden sind meist mit den Symptomen und verschiedenen Neurodermitis-Cremes und Salben zur Behandlung vertraut. Manchem hilft es aber auch zu hören, wie andere Betroffene mit den Schwierigkeiten umgehen. Hier einige Beispiele für Instagram und Facebook:

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  • theatralisch
  • Allergien, Asthma, Neurodermitis, Heuschnupfen

Neurodermitis: Selbsthilfegruppen

Natürlich gibt es auch Selbsthilfegruppen, bei denen das atopische Ekzem im Mittelpunkt steht. Hier einige Beispiele:

  • ANAT Allergie-, Neurodermitis- und Asthmahilfe Thüringen e.V.
  • ANAT Allergie-, Neurodermitis- und Asthmahilfe Thüringen e.V.

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

10. Januar 2024

Autor: Irene Brandenburg, Prof. Dr. med. Wolfgang Pfützner www.mein-allergie-portal.com

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