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Nasenpolypen: Klassische oder neue Therapien?

Nasenpolypen Therapien
Hier kommt ein Vergleich der klassischen und neuen Therapien zum Thema Nasenpolypen! Bildquelle: Canva milkos, copyspace

Nasenpolypen, der Fachbegriff lautet „chronische Rhinosinusitis (CRS) mit Nasenpolypen (CRSwNP)“, sind eine häufige und sehr unangenehme Erkrankung. Es gibt zwar zahlreiche klassische Therapien, allerdings führen diese nicht immer zum Erfolg. Für die betroffenen Patienten haben sich in den letzten Jahren jedoch ganz neue Therapieoptionen eröffnet, was Viele nicht wissen. Wie also wirken die klassischen und die neuen Therapien?

Autor: Dr. med. Susanne Meinrenken

Nasenpolypen – welche Beschwerden hat man dann?

Viele Patienten mit Nasenpolypen müssen trotz einer Therapie weiter mit andauernden Beschwerden leben: Das Gefühl einer „verstopften“ Nase, Probleme durch die Nase zu atmen, Riechstörungen, Schmerzen im Bereich des Gesichts infolge einer entzündeten Schleimhaut in Nase und Nasennebenhöhlen, möglicherweise auch Kopfschmerzen und Fieber.

Wie werden Nasenpolypen klassischerweise behandelt?

Die Nasenpolypen bei der chronischen Rhinosinusitis galten lange Zeit eher als mechanisches Nasenproblem. Nasenpolypen lösen sich nicht von selbst aus der Nase. Folgerichtig wurden die Gewebewucherungen häufig bei einer Operation abgetragen. Oft führte eine OP der Nasenpolypen aber nicht dauerhaft zum Erfolg. Daher kommen derzeit neben einer möglichen Operation vor allem auch verschiedene medikamentöse Therapien für Patienten mit Nasenpolypen in Betracht. In der Regel wird erst eine Operation empfohlen, wenn die üblichen Medikamente die Nasenpolypen-Beschwerden nicht effektiv lindern. Nach der Operation müssen Patienten dann häufig auch weiterhin andere Medikamente verwenden, damit es nicht wieder zu starken Beschwerden kommt.

Nasenpolypen − Ursache ist die Entzündung, eine Typ-2-Inflammation

Inzwischen weiß man jedoch, dass die Polypen bei der chronischen Rhinosinusitis mit einer chronischen Entzündung der Nasenschleimhaut einhergehen. Diese Entzündung entspricht im Grunde einer allergischen Erkrankung. Insofern stehen für die Therapie schon seit längerer Zeit Medikamente im Vordergrund, die die chronische Entzündung dämpfen: Wie bei anderen Allergien erhalten die Patienten oft ein Kortisonpräparat, das lokal in der Nase wirkt. Reicht das nicht aus, können auch für einen begrenzten Zeitraum Kortisontabletten verordnet werden. Im Gegensatz zur lokalen Therapie mit Nasentropfen dürfen Kortisontabletten aber nur für einen sehr begrenzten Zeitraum verwendet werden, da sonst Nebenwirkungen auftreten können.

 

Wie wirkt sich die Entzündung bei Nasenpolypen auf die Nasenschleimhaut aus?

Infolge der chronischen Entzündung, einer sogenannten Typ-2-Entzündung oder Typ-2-Inflammation der Nasenschleimhaut, ist diese vermehrt durchlässig für verschiedene Reizstoffe, sogenannte Allergene. Diese Reizstoffe lösen im Gewebe eine chronische Entzündung im Sinne einer allergischen Krankheit aus. An dieser Entzündung sind verschiedene Zellen des Immunsystems beteiligt, die durch bestimmte Botenstoffe des Immunsystems gesteuert werden. In gesunder Schleimhaut sorgen diese Botenstoffe zusammen mit den Immunzellen dafür, dass Krankheitserreger schnell abgewehrt werden. Dieses Abwehrsystem gerät bei allergischen Krankheiten aber außer Kontrolle. Es werden Immunzellen und auch verschiedene Immun-Botenstoffe, wie Interleukine, hochreguliert, die sich schädlich auf die Schleimhaut auswirken und die chronische Entzündung verstärken.

Wie wirkt Kortison bei Nasenpolypen?

Die positive Wirkung von Kortison bei der chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen wurde in vielen Studien deutlich nachgewiesen: Durch die Anwendung in der Nase gehen die Nasenpolypen zurück; lokale Symptome in der Nase sowie Beschwerden wie Riechstörung oder auch Kopfschmerzen lassen sich deutlich reduzieren. Im Gegensatz dazu ist der Effekt von manchen anderen Medikamenten weniger klar.

Helfen abschwellende Nasentropfen bei Nasenpolypen?

Viele Betroffene mit Nasenpolypen nutzen abschwellende Nasentropfen, sogenannte Dekongestiva, um das Gefühl der verstopften Nase zu lindern. Solche Mittel sollten jedoch nur bei akuten Phasen einer verstopften Nase, etwa einer zusätzlichen Erkältung, angewendet werden. Der Grund: Langfristig wirken diese Nasentropfen gegen die Schleimhautschwellung bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen nicht. Bei längerem Gebrauch der Nasensprays wird eher die Schleimhaut der Nase und des Rachens geschädigt. Nasenspülungen mit Kochsalzlösung hingegen helfen manchen Patienten und sind in der Regel gut verträglich.

Helfen schleimlösende Wirkstoffe – Mukolytika – bei Nasenpolypen?

Schleimlösende Wirkstoffe verwenden einige Betroffene ebenfalls zur Therapie von Nasenpolypen. Auch diese Medikamente sind allerdings nur in bestimmten Situationen, etwa bei kurzfristiger Verschlechterung, oder bei bestimmten Patienten, sinnvoll und wirksam.

Helfen Antihistaminika oder Leukotrienantagonisten bei Nasenpolypen?

Andere Therapien werden nur für bestimmte Patientengruppen mit chronischer Rhinosinusitis und Nasenpolypen empfohlen: Neue Antihistaminika können zum Beispiel für Nasenpolypen-Betroffene mit allergischen Begleiterkrankungen günstig sein. Auch Medikamente wie sogenannte Leukotrienantagonisten werden nicht allgemein bei Nasenpolypen empfohlen, können aber nach einer Nasenpolypen-Operation zum Einsatz kommen, um ein Wiederauftreten der Polypen zu verhindern. Dies gilt vor allem für Patienten mit Erkrankungen, die dazu führen, dass sie auf verschiedene Schmerzmittel mit allergischen Beschwerden reagieren: Diese Krankheiten heißen Analgetika-Intoleranz-Syndrom (AIS) und N-ERD (NSAID-exacerbated respiratory disease).

ASS-Desaktivierungstherapie bei Nasenpolypen: Wem kann diese Therapie helfen?

Beim Analgetika-Intoleranz-Syndrom (AIS) und N-ERD (NSAID-exacerbated respiratory disease) reagieren die Betroffenen nach Einnahme von Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen mit allergischen Symptomen. Für Patienten mit Nasenpolypen, die zusätzlich an AIS oder N-ERD leiden, besteht die Option einer sogenannten ASS-Desaktivierungstherapie. Bei einer ASS-Desaktivierung wird dem Patienten unter ärztlicher Begleitung wiederholt das Schmerzmittel verabreicht, das zu den Beschwerden führt. Ziel ist es, den Körper an dieses Medikament zu gewöhnen, so dass es schließlich nicht mehr zu den entsprechenden Beschwerden kommt. Bei einigen dieser Patienten lindert dann eine dauerhafte Therapie mit ASS und Kortisontropfen in jeweils niedriger Dosis die Symptome der Nasenpolypen. Die ASS-Desaktivierungstherapie wird bei manchen Betroffenen auch im Anschluss an eine chirurgische Entfernung der Nasenpolypen verwendet.

Trotz all dieser klassischen Therapieoptionen lassen sich die Beschwerden bei einem Teil der Patienten mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen nicht dauerhaft wirksam lindern.

Nasenpolypen: Welche Rolle spielt das Immunsystem?

Inzwischen wissen Forscher und Ärzte recht genau, welche Art von Immunzellen zu stark aktiviert werden, welche hingegen in den Hintergrund gedrängt werden und wie sich die verschiedenen Botenstoffe des Immunsystems bei Nasenpolypen verändern. Das Gesamtbild dieser Forschungen zeigt: Die chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen ist eine Form der Allergie und es gibt viele Ähnlichkeiten mit Asthma bronchiale: Bei beiden Erkrankungen sind sehr ähnliche einzelne Immunzell-Typen beteiligt und die entzündlichen Prozesse in der Schleimhaut gleichen sich.

 

Nasenpolypen und Asthma – kommen die Krankheiten gemeinsam vor?

Tatsächlich leiden einige Patienten mit allergischem Asthma zusätzlich auch an einer chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen. Grundsätzlich haben Patienten mit Asthma zwar andere Beschwerden als Patienten mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen, aber den Krankheiten liegen auf Ebene des Immunsystems sehr ähnliche Mechanismen zugrunde. Das eröffnete für die Therapie von chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen neue Möglichkeiten. Denn zur Therapie von allergischem Asthma bronchiale sind seit vielen Jahren neue zielgerichtet wirkende Medikamente aus der Gruppe der sogenannten Biologika zugelassen. Einige dieser Medikamente helfen auch Patienten mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen deutlich.

Wie wirken Biologika bei Nasenpolypen?

Biologika, oder auch Biopharmazeutika, werden allgemein Wirkstoffe genannt, die biotechnologisch hergestellt werden und zielgenau bestimmte Prozesse in unserem Körper beeinflussen können. Im Fall von Allergien hemmen verschiedene Biologika zum Beispiel jeweils zielgenau eines oder mehrere Interleukine, also die Signalbotenstoffe des Immunsystems. Bestimmte Interleukine sind bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen überaktiv und verursachen dadurch die Entzündung der Nasenschleimhaut. Bei der chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen sind zum Beispiel, neben anderen Botenstoffen und bestimmten Zellen, die Interleukine IL-4, IL-5, IL-6, IL-13, IL-25, IL-32 und IL-33 erhöht nachzuweisen. Werden einige dieser Interleukine also mit Hilfe eines passenden Biologikums gezielt gehemmt, kann die Schleimhaut sich erholen.

Das erste zugelassene Biologikum zur Behandlung einer chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen: ein IL-4/IL-13-Blocker

Eines der verwendeten Biologika, Dupilumab, blockiert die Signalwege, die über die Botenstoffe Interleukin-4 (IL-4) und Interleukin-13 (IL-13) vermittelt werden. Dieses Biologikum ist in Deutschland seit 2019 auch für Erwachsene mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen zugelassen. Biologika sind bei den Patienten geeignet, bei denen die klassischen Therapieoptionen, wie Kortison-Nasentropfen oder eine Operation, nicht erfolgreich waren, die also weiterhin zu Beispiel an einer Riechstörung und behinderten Nasenatmung leiden.

IgE-Blockade als Therapie bei Nasenpolypen

Inzwischen ist auch ein weiteres Biologikum zur Therapie der chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen bei Erwachsenen zugelassen, ein sogenannter IgE-Antikörper: Omalizumab hemmt IgE, das sind Immunglobuline vom Typ E. Diese werden bei allergischen chronischen Entzündungen wie der chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen verstärkt im Körper freigesetzt und verschlimmern die Entzündung. Wie Dupilumab wird es in die Haut injiziert und ist auch für die Therapie des schweren Asthma bronchiale zugelassen, wenn andere Therapien nicht ausreichend sind.

Therapie bei Nasenpolypen mit Anti IL-5-Antikörpern?

Neben den beiden bereits zugelassenen Biologika wurden in den letzten Jahren Studien mit vielversprechenden Ergebnissen zu einigen weiteren Wirkstoffen aus dieser Gruppe durchgeführt. Dazu gehören Biologika, die als Antikörper Interleukin 5 blockieren, also Anti-IL-5-Antikörper. Interleukin 5 spielt Forschungen zufolge eine entscheidende Rolle nicht nur bei der Aufrechterhaltung allergischer Krankheiten insgesamt, sondern speziell bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen. Ein Anti-IL-5-Antikörper, der möglicherweise in Zukunft ebenfalls für diese Krankheit zugelassen wird, ist Mepolizumab. Ebenfalls gegen Interleukin-5 wirkende andere Biologika sind Benralizumab und Reslizumab, die in Studien ebenfalls eine gute Wirkung bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen zeigten. Diese Medikamente sind aber (bisher) in Europa nicht für die chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen zugelassen.

Neben den beschriebenen werden derzeit weitere zielgerichtet wirkende Substanzen beziehungsweise Biologika für die Therapie bei chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen geprüft, die entweder noch andere Interleukin-Typen oder auch andere immunologische Signalwege beeinflussen, die bei der Entstehung dieser Erkrankung eine Rolle spielen.

Biologika – wie werden sie bei der chronischen Rhinosinusitis mit Nasenpolypen angewendet?

Die beiden bisher in Deutschland bei Nasenpolypen zugelassenen Biologika Dupilumab und Omalizumab können als zusätzliche Therapie erwachsenen Patienten verordnet werden, die trotz Kortisontherapie und/oder einem chirurgischen Eingriff weiterhin Beschwerden haben. Laut Fachinformation soll der jeweilige Wirkstoff regelmäßig, beispielsweise einmal wöchentlich oder alle 14 Tage von einem Arzt, der Erfahrung mit der Biologika-Therapie hat, subkutan gespritzt werden. Vorgesehen ist eine Langzeittherapie der Nasenpolypen mit dem Biologikum. Sollte allerdings nach 24 Wochen kein Effekt zu beobachten sein, dann kann der Abbruch der Therapie erwogen werden. Wie bei anderen Biologika sind unerwünschte Wirkungen möglich, über die der Arzt den Patienten informieren wird.

Da die Biologika sehr teuer sind, ist es wichtig, genau abzuwägen, welchen Patienten sie wirklich helfen und wie lange die Therapie sinnvoll ist.

Quellen:

Klimek L et al. Positionspapier: Anwendung von Biologika bei chronischer Rhinosinusitis mit Polyposis nasi (CRSwNP) im deutschen Gesundheitssystem. Empfehlungen des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA) und der AGs Klinische Immunologie, Allergologie und Umweltmedizin und Rhinologie und Rhinochirurgie der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie (DGHNOKHC). Laryngo-Rhino-Otol 2020; 99: 511–527

Morse JC et al. Management of Chronic Rhinosinusitis with Nasal Polyposis in the Era of Biologics. Journal of Asthma and Allergy 2021; 14: 873–882

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

22. November 2022

Autor: S.Meinrenken, www.mein-allergie-portal.com

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