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Reflux Operation: Wann hilft das bei Sodbrennen?

Refluxkrankheit
Was ist ein Reflux und wann ist eine Operation erforderlich? Bildquelle: M.Schmeding

Sodbrennen, medizinisch als Reflux oder auch GERD (gastroösophageale Refluxkrankheit) bezeichnet, ist zur Volkskrankheit geworden. Insbesondere in den Industrieländern beobachtet man bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) eine steigende Tendenz. Den meisten Reflux-Patienten kann mit einer medikamentösen Therapie gut geholfen werden. Es gibt aber auch Patienten, bei denen das Sodbrennen nur durch eine Operation erfolgreich behandelt werden kann. Für welche Reflux-Betroffenen eine Operation die richtige Lösung ist, darüber sprach MeinAllergiePortal mit Prof. Dr. med. Maximilian Schmeding, Leiter der chirurgischen Klinik am Klinikum Dortmund im Rahmen des DGIM-Kongresses.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Dr. med. Maximian Schmeding MHBA

Herr Prof. Schmeding, welchen Patienten kann bei Sodbrennen eine Operation helfen?

Die erste Voraussetzung für eine Reflux-Operation ist, dass die Diagnose Reflux tatsächlich gesichert ist, denn nicht alle Patienten mit Refluxbeschwerden haben eine nachweisbare Refluxerkrankung. Tatsächlich ist dies nur bei 59 Prozent der Verdachtsfälle auf Sodbrennen der Fall. Deshalb muss die Diagnose Reflux eindeutig gesichert werden, bevor an eine Operation überhaupt zu denken ist. Darüber hinaus müssen weitere Kriterien erfüllt sein, bevor eine Reflux OP empfohlen werden kann.

Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit eine Reflux Operation sinnvoll ist?

Wurde eine Refluxkrankheit nachgewiesen, ist entsprechend der Leitlinie eine Operation angebracht, wenn bei einem Reflux-Patienten die folgenden Kriterien zutreffen:

  • Es ist eine Hiatushernie vorhanden
  • Es treten typische Reflux Symptome auf
  • Der Reflux besteht schon jahrelang
  • Der Schließmuskel am oberen Ende der Speiseröhre schließt nicht richtig
  • Es besteht eine pathologische Veränderung der Schleimhaut der Speiseröhre durch Säureexposition und der Patient hat die entsprechenden Sodbrennen-Symptome
  • Die Refluxsymptome bessern sich unter Protonenpumpenhemmern (PPI)
  • Zur besseren Symptomkontrolle müsste die PPI-Dosis gesteigert werden
  • Die Lebensqualität ist vermindert

Gibt es auch Patienten mit Sodbrennen, bei denen eine Operation nicht sinnvoll ist?

Patienten, die eine Therapie mit Protonenpumpenhemmern bislang nicht oder nur unvollständig durchgeführt haben, kann man eine Antireflux Chirurgie nicht anbieten. Wenn aber Patienten nach jahrelanger konsequenter Einnahme von PPI-Medikamenten den starken Wunsch verspüren, diese Medikamente nicht mehr einnehmen zu müssen, kann eine Reflux-OP angeraten sein.

Gibt es Untersuchungen, die im Vorfeld einer Anti-Reflux-OP durchgeführt werden sollten?

Um sicher zu gehen, dass die Symptome tatsächlich auf eine Refluxkrankheit zurückzuführen sind, sollte vor einer Operation eine pH-Metrie bzw. Impedenz-pH-Metrie durchgeführt werden. Auch eine Ösophagusmanometrie zum Ausschluss einer Motilitätsstörung sollte einem operativen Eingriff zur Behandlung von Sodbrennen vorausgehen.

Was ist eine pH-Metrie bzw. was ist eine Impedenz-pH-Metrie?

Eine pH-Metrie ist eine Messung des pH-Wertes, also des Säuregehaltes, in der Speiseröhre und damit ein direkter Nachweis von saurem Magensaft in der Speiseröhre, wo er nicht hingehört. Die Messung erfolgt mittels einer kleinen Sonde, die über die Nase in die Speiseröhre eingeführt wird und dort in der Regel für 24 Stunden verbleibt, um Tageszeit-abhängige Schwankungen aufzuzeichnen. Diese Sonde ist mittlerweile so dünn und klein, dass sie gut toleriert wird. Eine Impedenz-pH-Metrie ist eine Unterform der pH-Metrie.

Was ist eine eine Ösophagusmanometrie zum Ausschluss einer Motilitätsstörung?

Eine Ösophagusmanometrie zum Ausschluss einer Motilitätsstörung ist eine Druckmessung in der unteren Speiseröhre. Das passiert mittels einer Endoskopie, also Magenspiegelung, mit einem speziellen, in das Endoskop integrierten Meßapparates. Dieser erfasst den Verschlußdruck und damit die Kompetenz oder auch pathologische Überfunktion des Schließmuskels.

Was ist der Unterschied zwischen der medikamentösen Therapie als Dauertherapie und der operativen Therapie des Reflux?

Die medikamentöse Therapie als Dauertherapie und die operative Therapie des Reflux haben die gleiche Effektivität in Bezug auf die Reduktion der Reflux-Beschwerden.

Eine Reflux Operation hat jedoch die folgenden Vorteile:

  • Bessere Kontrolle der Regurgitation (das ist das Zurücklaufen von Mageninhalt in die Speiseröhre)
  • Bessere Kontrolle einer bereits vorhandenen Barrett-Metaplasie
  • Überlegenheit bzgl. der Lebensqualität
  • Überlegenheit bezgl. Wirtschaftlichkeit

Was ist eine Barrett-Metaplasie?

Eine Barrett-Metaplasie ist ein Umbau der Schleimhaut in der unteren Speiseröhre auf der Grundlage des chronischen Refluxes. Aus diesem Schleimhaut-Umbau resultiert eine erhöhte Rate an Krebserkrankungen der Speiseröhre. Allerdings ist das Krebs-Risiko selbst bei nachgewiesener Barrett-Metaplasie immer noch sehr gering, aber eben erhöht im Vergleich zu den Patienten ohne Barrett-Metaplasie.

Was genau passiert bei einer Reflux Operation?

Es gibt unterschiedliche Techniken bei Operationen zur Behandlung von Sodbrennen. Eine Reflux Chirurgie, mit der man bereits langjährige Erfahrungen hat, ist die 360 Grad Fundoplicatio nach Nissen. Daneben gibt es die 270 Grad Fundoplicatio nach Toupet. Bei der 360 Grad Fundoplicatio wird der Magenfundus wie eine Manschette komplett, also 360 Grad, um die Speiseröhre gewunden, bei der Methode nach Toupet nur 270 Grad.

Reflux Operation Nissen

Reflux Operation mit 360 Grad Fundoplicatio nach Nissen.

Bildquelle: Prof. Dr. med. Maximilian Schmeding
Reflux Operation Toupet

Reflux Operation mit 270 Grad Fundoplicatio nach Toupet.

Bildquelle: Prof. Dr. med. Maximilian Schmeding

Wie lange dauert bei der OP zur Therapie des Sodbrennens der Eingriff?

Ein operativer Eingriff zur Therapie des Sodbrennens dauert ca. 90 bis 120 Minuten.

Wie lange muss der Patient nach einer Reflux Operation im Krankenhaus bleiben?

Im Anschluss an eine eine Reflux Operation muss der Patient 2 bis 3 Tage im Krankenhaus bleiben, gegebenenfalls auch kürzer.

Was ist nach der Reflux Operation zu beachten, bzw. wie lange dauert die Heilung?

In den ersten 2 bis 3 Tagen nach der Reflux Operation sollte der Patient noch Schonkost zu sich nehmen, danach eine vollkommen normale Ernährung. Mitunter gibt es Probleme beim Aufstoßen, das heißt die Patienten möchten aufstoßen, können das aber nicht so richtig. Das kann unangenehm sein. Auch wird mitunter Durchfall nach dem Essen beschrieben. Woran das liegt, ist letztlich nicht genau geklärt, das ist aber selten.

Welche Erfahrungen hat man mit der 360 Grad Fundoplicatio bei der Antireflux Operation gemacht?

Zur 360 Grad Fundoplicatio gibt es Langzeitstudien über 30 Jahre.

Die Erfahrungen zeigen für die 360 Grad Fundoplicatio die folgenden Ergebnisse:

  • 75 bis 90 Prozent der Patienten erreichen eine Kontrolle des Reflux
  • 10 bis 30 Prozent der Patienten müssen weiterhin PPI einnehmen
  • 19 Prozent der Patienten behalten eine geringgradige Dysphagie, eine Schluckstörung
  • 87 Prozent der Patienten sind auch nach 20 Jahren noch mit dem OP-Ergebnis zufrieden
  • 84 Prozent der Patienten würden sich wieder operieren lassen

Das von den Patienten beschriebene Engegefühl rührt von der 360 Grad-Ummantelung der Speiseröhre her und tritt bei der 270 Grad Fundoplicatio nicht auf. Auch verhindert es das Aufstoßen, was von manchen Patienten als sehr unangenehm empfunden wird. Zudem kann es vermehrt zu Blähungen kommen.

Gibt es bei der Reflux Operation auch Risiken?

Mögliche Langzeitprobleme nach einer Reflux Operation sind zum Beispiel Schluckbeschwerden und ein Völlegefühl mit Aufstoßen. Wie bei allen chirurgischen Maßnahmen kann es auch nach einer Reflux Operation passieren, dass die Beschwerden nach 5 bis 10 Jahren wiederkommen. Dann müsste man unter Umständen erneut operieren.

Was ist besser bei Reflux, Medikamente oder eine Operation?

In Bezug auf die Effektivität der Linderung von Sodbrennen-Symptomen gibt es keinen Unterschied zwischen der medikamentösen Reflux-Therapie und der Antireflux Operation. Mit einer Reflux-Operation erreicht man jedoch eine bessere Kontrolle der Regurgation und einer bereits vorhandenen Barrett-Metaplasie. Zudem berichten die Patienten auch über eine verbesserte Lebensqualität und aus gesundheitsökonomischer Sicht ist eine OP, langfristig gesehen, wirtschaftlicher als eine lebenslange Medikamentengabe.

Herr Prof. Schmeding, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

25. April 2023

Autor: S. Jossé/M.Schmeding, www.mein-allergie-portal.com

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