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Allergie auf Hühnerfleisch: Wichtiger Auslöser entdeckt!

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Allergie auf Hühnerfleisch: Wichtiger Auslöser entdeckt!

Das Fleisch von Geflügel kann starke allergische Reaktionen hervorrufen. Welche Moleküle für die Allergie auf Hühnerfleisch genau verantwortlich sind wusste man bisher allerdings nicht. Wissenschaftler aus Wien und Madrid gingen dem nun auf den Grund: Sie wollten die Allergene im Hühnerfleisch finden und charakterisieren. Dabei hatten sie offensichtlich Erfolg.

Autor: Irene Brandenburg

Allergie auf Hühnerfleisch: Gibt es eine Dunkelziffer?

Hühnerfleisch gilt als gesund - gesünder zumindest als das rote Fleisch von Schweinen, Rindern oder Schafen. Entsprechend häufig wird es in Deutschland verzehrt. Doch auch Geflügelfleisch kann der Gesundheit schaden, es kann zum Beispiel Allergien auslösen. Betroffen sind davon nur wenige Menschen. Schätzungen zufolge reagieren zwischen 0,6 und fünf Prozent aller Nahrungsmittelallergiker mit Allergie-Symptomen auf den Verzehr von Hühnerfleisch, genaue Zahlen sind nicht bekannt.

Allergie auf Geflügelfleisch: Primär oder sekundär?

Entwickelt eine Person nach dem Genuss von Hähnchen allergische Symptome bzw. eine Unverträglichkeit, so liegt der Ursprung der Beschwerden nicht unbedingt im Fleisch. Man unterscheidet die primäre von der sekundären Allergie auf Geflügelfleisch. Die primäre Allergie entsteht von Beginn an durch den Verzehr von Hähnchenfleisch: Das auslösende Allergen gelangt über die Schleimhaut des Verdauungstraktes in den Körper und führt dort zur Sensibilisierung, also zur Bildung von IgE-Antikörpern.

Bei der sekundären Allergie dagegen sind andere Bestandteile oder Produkte des Huhns für die Entwicklung der Allergie verantwortlich. Zu einem ersten Kontakt mit dem Allergen kann es durch das Einatmen feinster Hühnerpartikel, zum Beispiel aus dem Kot oder den Federn, kommen. Auch der Verzehr von Hühnereiern kann zu einer Sensibilisierung führen. Gelangen die Allergene in den Körper, werden IgE-Antikörper gebildet, die dann bei einem erneuten Kontakt mit dem Allergen des Hühnerfleischs zu allergischen Symptomen führen. Die Allergie gegen das Hühnerfleisch entsteht dann durch eine Kreuzreaktion: Die gebildeten IgE-Antikörper binden nicht nur an das bereits bekannte Allergen aus dem Ei oder den Federn, sondern auch an ein ähnliches Molekül, das im Hühnerfleisch enthalten ist. Dadurch kommt es nun auch nach dem Verzehr von Hühnerfleisch zu einer allergischen Reaktion.

Allergie auf Hähnchen: Welche Symptome zeigen sich?

Die primäre Geflügelfleischallergie kann sich durch ein schweres orales Allergiesyndrom äußern. Mögliche Beschwerden bzw. Symptome sind zum Beispiel Kribbeln, Juckreiz oder Schwellungen im Mund- und Rachenbereich. Auch Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Hautausschläge können bei einer Allergie auf Hühnerfleisch vorkommen. Dabei werden die Beschwerden nicht nur durch den Genuss von Hühnerleisch ausgelöst. Sie können auch durch alleiniges Einatmen von Dämpfen beim Kochen oder durch Hautkontakt mit dem Hühnerfleisch hervorgerufen werden. Betroffene Menschen reagieren dabei häufig nicht nur auf eine Geflügelsorte allergisch, sondern auf mehrere. Auch verarbeitetes Fleisch, zum Beispiel in Würsten oder Suppen sowie „verstecktes“ Fleisch in anderen Produkten kann zu Beschwerden führen.

Allergie auf Huhn: Gal d 7 - ein Haupt-Allergen der - stammt aus dem Skelettmuskel

Für die sekundäre Allergie auf Hühnerfleisch wird vor allem ein Protein aus dem Ei, genauer gesagt dem Eigelb, das Hühnerserumalbumin (Gal d 5), verantwortlich gemacht. Ein konkreter Auslöser der primären Allergie war dagegen bisher nicht bekannt. Wissenschaftler aus Wien und Madrid haben nun ein Allergen ausfindig gemacht, das eine primäre Allergie auf Hühnerfleisch auslösen kann. Sie untersuchten das Blut von 33 Menschen, bei denen eine Allergie auf Hühnerfleisch Proteine bekannt war. Bei 11 der Personen handelte es sich um eine sekundäre, bei den anderen um eine primäre Allergie. Die Blutproben wurden mit verschiedenen Auszügen aus rohem und gekochtem Hühnerfleisch versetzt. Nun verglichen die Forscher die IgE-Antikörperreaktionen in den Proben. Mit Hilfe von weiteren Untersuchungen konnten sie schließlich ein Molekül isolieren, das besonders bei den Menschen mit einer primären Allergie zu einer Antikörperbindung führte. Das Protein stammt aus dem Muskelgewebe der Hühner und wurde als „Gallus domesticus 7 (Gal d 7)“ bezeichnet. Gallus domesticus ist die lateinische Bezeichnung für das Huhn.

rGal d 7 könnte die Diagnostik der Allergie auf Hühnerfleisch erleichtern

Das gefundene Protein stellten die Wissenschaftler nun durch ein biotechnologisches Verfahren künstlich her (rGal d 7) und führten damit weitere Untersuchungen durch: Sie zeigten, dass das Allergen in allen Muskelpartien von Hühnern vorhanden ist, also in Hühnerbrust, -beinen und -flügeln. Allergiker müssen also auf den Verzehr aller Teile des Huhns verzichten. Neben Hühnerfleisch enthält auch das Fleisch von anderem Geflügel, wie Puten, Gänsen und Enten ähnliche Allergene. Aus diesem Grund reagieren Menschen mit einer Hühnerfleischallergie meist auf mehrere Geflügelarten allergisch. Weiter konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass rGal d 7 durch Hitze kaum zerstört wird und auch die Verdauung im Magen gut übersteht. Dies zeigt, dass die Sensibilisierung durch den Verzehr von gekochtem Fleisch erfolgen kann.

Mit Gal d 7 haben sie ein wichtiges Allergen gefunden, das für die primäre Allergie auf Hühnerfleisch verantwortlich ist, schlussfolgern die Wissenschaftler. Das künstlich hergestellte rGal d 7 könnte zukünftig die Diagnostik der primären Geflügelfleischallergie vereinfachen. Auch einen Einsatz in der Immuntherapie zur Behandlung der Geflügelfleischallergie halten die Forscher für möglich.

 

Quelle:

Klug, C. et al. Gal d 7—a major allergen in primary chicken meat allergy. J. Allergy Clin. Immunol. 2020; 146: 169-179.e5

 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

10. November 2020

Autor: Irene Brandenburg, Ärztin, www.mein-allergie-portal.com

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