Skip to main content

EoE: Welche Eliminationsdiäten gibt es?

EoE six-food four-food two-food-elimination diet
EoE: six-food-, four-food- oder two-food-elimination diet? Bildquelle: K. Woschek

Patienten, die an einer EoE, einer eosinophilen Ösophagitis, erkrankt sind, leiden unter anderem auch an Schluckbeschwerden. Verursacht werden die Schluckbeschwerden durch allergische Reaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel. Die Funktion der Speiseröhre wird dadurch erheblich beeinträchtigt. Da sich die verursachenden Allergene in diesem Fall nicht durch die üblichen Allergietests nachweisen lassen, sind Eliminationsdiäten das Mittel der Wahl. Über die unterschiedlichen Diätformen - six-food, four-food oder two-food-elimination diet - sprach MeinAllergiePortal mit Karina Woschek, M.Sc., Diätassistentin, Master of Science Health Education, Ernährungsfachkraft Allergologie (DAAB), Ernährungspsychologie (Zertifikat HS Fulda) in der HNO-Gemeinschaftspraxis Wiesbaden.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Karina Woschek, M.Sc

Frau Woschek, wozu werden bei der EoE die Eliminationsdiäten eingesetzt?

Die Eliminationsdiäten spielen neben den medikamentösen Interventionen eine wichtige therapeutische Rolle bei EoE. Zur Auswahl stehen verschiedene diätetische Optionen zur Verfügung. Hier gibt es die “six-food-elimination diet”, die “four-food- elimination diet“ und die „two-food-elimination diet”.

Was versteht man im Zusammenhang mit EoE unter einer „six-food-Eliminationsdiät” (SFED)?

Diese Diätform ist gekennzeichnet durch Meiden von 6 Lebensmitteln wie: Milch, Ei, Soja, glutenhaltiges Getreide, Erdnüsse inklusive Nüssen und Fisch inklusive Schalentieren.

Die SFED wird allerdings nicht empfohlen, weil zu viele Lebensmittel zu lange und mit fraglichem Erfolg gemieden werden müssten, was auch mit ernährungsphysiologischen Defiziten verbunden ist. Aus diesem Grund kann diese Diät nur in Einzelfällen und unter hoher Patienten-Adhärenz in Erwägung gezogen werden.(1)

Eine retrospektive, monozentrische Studie(2) mit 152 Patienten zeigt zwar ein gutes Ansprechen einer SFED im Vergleich zu einer milcheiweißfreien Kost. Die Autoren ziehen es aber vor, die milcheiweißfreie Eliminationsdiät einzusetzen, zumindest zu Beginn der Therapie der SFED.

Es gibt aber auch die „four-food- elimination diet” (FFED). Was versteht man im Zusammenhang mit EoE unter einer „four-food- elimination diet” (FFED)?

Die FFED eliminiert 4 Lebensmittel wie: Milch, Ei, Soja, glutenhaltiges Getreide.

Auch diese Eliminationsdiät zeigt vergleichbare Effekte wie die SFED, ist aber in der Umsetzung weniger restriktiv und man benötigt bei der Wiedereinführung von Allergenen in den Speiseplan auch weniger Zeit. Hier überwiegen also die Vorteile bei gleicher Effektivität, so dass die FFED bevorzugt werden sollte.(3)

Außerdem steht auch die „two-food- elimination diet” (TFED) zur Verfügung. Und was kennzeichnet die „two-food- elimination diet” (TFED)?

Bei der „two-food- elimination diet” wird nur auf zwei Lebensmittel verzichtet: Milch und glutenhaltiges Getreide.

Wie aus der oben genannten Studie ersichtlich,(2) besteht auch die Möglichkeit, eine milcheiweißfreie Kost durchzuführen und nur das Lebensmittel aus der Ernährung zu eliminieren, das auch als häufigster Allergieauslöser fungiert.

Was sind die Vor- und Nachteile dieser unterschiedlichen Eliminationsdiäten bei der EoE?

Die Nachteile aller Eliminationsdiäten sind: Sie sind mit vielen Einschränkungen sowie einem zeitlichen und finanziellen Mehraufwand im täglichen Leben verbunden. Je mehr Lebensmittel aus dem Speiseplan gestrichen werden, desto gravierender sind die Eingriffe in die individuelle und soziale Lebensqualität. Die Betroffenen müssen sich intensiv mit der Allergenkennzeichnung auseinandersetzen und die Zutatenlisten auf den Lebensmittelverpackungen lesen und interpretieren können. Das Auswärts-Essen-Gehen gestaltet sich auch nicht einfach. Die Patienten müssen darauf auf jeden Fall durch allergologisch geschulte Diätassistenten/-innen und anderen Fachkräften mit vergleichbaren Qualifikationen gut vorbereitet werden.

Die diätetischen Interventionen stellen für Patienten mit EoE eine gute, kausalorientierte Alternative zur medikamentösen Therapie dar. (4) Beide Therapieformen reduzieren eosinophile Entzündungen, endoskopische Veränderungen und klinische Symptome. (5)

Nach welchen Kriterien wird entschieden, bei welchem Patienten mit Schluckbeschwerden welche Diät zum Einsatz kommt?

Vor der Durchführung jeglicher diätetischer Interventionen muss gewährleistet werden, dass die Therapie sowohl gastroenterologisch mit histologischen Untersuchungen wie auch ernährungstherapeutisch im Rahmen des Monitorings begleitet wird.

Die Entscheidung darüber, welcher Diätansatz verfolgt wird, sollte nicht nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, sondern stets patientenorientiert erfolgen. Bewältigungsstrategien, über die Patienten verfügen, z.B. Unterstützung durch das soziale Umfeld oder persönliche Motivation und verfügbare Ressourcen, beeinflussen die Adhärenz deutlich.(1)

Im Gespräch mit dem Patienten gilt es herauszufinden, ob die jeweilige Eliminationsdiät zu den bisherigen Essgewohnheiten passt, wie hoch die Motivation ist und über welche Ressourcen zur Umsetzung der Diät der Patient verfügt.

Ein Argument, das die Patienten zur Einhaltung der Diätempfehlungen motivieren könnte, ist der zunächst begrenzte Zeitrahmen von 6 bis 8 Wochen. Zudem besteht keine Notwendigkeit zu einer Medikamenteneinnahme, da die Diättherapie mit einer medikamentösen Therapie gleichzusetzen ist.(5)

Aber: Die diätetischen Interventionen sind für Patienten mit Gedeihstörungen oder mangelernährte Menschen nicht geeignet.(5)

Wie schnell können EoE-Patienten durch diese Diäten beschwerdefrei werden?

Nach einer 6- bis 8-wöchigen Eliminationsdiät wird empfohlen, eine endoskopisch-histologische Untersuchung durchzuführen. Nach dieser Zeit wird überprüft, ob die Beschwerden und die Eosinophile zurückgegangen sind (<15 eos/hpf). Trifft das zu, so werden schrittweise Lebensmittel wiedereingeführt, was wiederum endoskopisch mit einer erneuten Histologie überwacht werden muss, um den Auslöser zu identifizieren. (5)

Muss der Eosinophile Ösophagitis-Ernährungsplan lebenslang eingehalten werden?

Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob die EoE durch einen progressiven Krankheitsverlauf gekennzeichnet ist. Aus der Studienlage weiß man, dass die Beschwerden nach dem Absetzen der Therapie wieder auftreten. Daher ist die Empfehlung nach aktuellen Leitlinien, dass eine konsequente und wahrscheinlich dauerhafte Meidung des identifizierten Allergens zu befolgen ist. (4)

Frau Woschek, herzliche Dank für dieses Interview!

Quellen:

1) Arbeitskreis Diätetik in Allergologie. Stellungnahme zum diagnostischen und therapeutischen Management der eosinophile Ösophagitis. Stand: 09.12.2017.

2) Wong J, Goodine S, et al. Efficacy of Dairy Free Diet and 6-Food Elimination Diet as Initial Therapy for Pediatric Eosinophilic Esophagitis: A Retrospective Single-Center Study. Pediatr Gastroenterol Hepatol Nutr. 2020 Jan;23(1):79-88.

3) Kagalwalla AF et al. Efficacy of a 4-Food Elimination Diet for Children with Eosinophilic Esophagitis. Clinical Gastroenterology and Hepatology 2017; 15: 1698–1707.

4) Miehlke S, Schlag C, et al. Eosinophile Ösophagitis Update 2017: Neue Leitlinien der europäischen Studiengruppe EUREOS. Z Gastroenterol 2018; 56: 139–150.

5) Gonsalves, Nirmala P. et al. Diagnosis and treatment of eosinophilic esophagitis. Journal of Allergy and Clinical Immunology, Volume 145, Issue 1, 1 - 7

 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

17. April 2020

Autor: S. Jossé/K. Woschek, www.mein-allergie-portal.com

Artikel teilen

Lesen Sie auch

Weitere Beiträge

Nahrungsmittelallergie und Unverträglichkeiten
Nahrungsmittelallergie und Unverträglichkeiten
Nahrungsmittelallergie und Unverträglichkeiten