Kuhmilch Allergie Einkaufen Zutatenliste

Dipl. Oec.troph. Heike Meier, Praxis für Ernährungstherapie in Tönisvorst zur Kuhmilchallergie und was beim Einkaufen zu beachten ist!

Kuhmilchallergie: Was ist beim Einkaufen zu beachten?

Die Kuhmilchallergie ist bei kleinen Kindern eine häufige Erkrankung und auch manche Erwachsene sind davon betroffen, wenn auch deutlich seltener. Für die Betroffenen bzw. die Familien wird das Einkaufen dann schwieriger. Man kann nicht mehr wahllos zu den Lieblingsprodukten greifen, es gilt, Milchprodukte und Fertigprodukte, die Milchprodukte enthalten, zu meiden. Wie macht man das richtig? Wie vermeidet man Fehler? MeinAllergiePortal sprach mit Dipl. Oec.troph. Heike Meier, Praxis für Ernährungstherapie in Tönisvorst über die Kuhmilchallergie und was beim Einkaufen zu beachten ist.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Dipl. Oec.troph. Heike Meier

Frau Meier, was sollte man bei unverarbeiteten Nahrungsmitteln beachten, wenn man eine Allergie auf Kuhmilcheiweiß hat?

Menschen mit einer nachgewiesenen Allergie auf Kuhmilcheiweiß sollten zunächst die Kuhmilch selbst meiden. Viele Menschen denken, dass H-Milch, Vorzugsmilch und Rohmilch bei einer Allergie auf Kuhmilcheiweiß verträglich wären, aber dem ist nicht so. All diese Milchvarianten dürfen bei einer Allergie auf Kuhmicheiweiß nicht konsumiert werden.

Ebenfalls gemieden werden müssen sämtliche Produkte, die aus Kuhmilch hergestellt werden z.B. Buttermilch, Dickmilch, Joghurt, Quark, Sahne, Rahm, Saure Sahne, Schmand, Crème Fraîche, Milcheis, Molke, Butter und Milchpulver.

Vertragen Menschen mit einer Allergie auf Kuhmilch denn Produkte aus Schafsmilch oder Ziegenmilch?

Die Frage nach der Verträglichkeit von Schafsmilch oder Ziegenmilch wird häufig gestellt, lässt sich aber nicht pauschal beantworten. Vielmehr kommt es darauf an, auf welchen Bestandteil der Milch bzw. auf welches der zahlreichen Allergene in der Milch der Patient allergisch reagiert – dies lässt sich mittlerweile durch die molekulare Allergiediagnostik genau ermitteln. Besteht z.B. eine Allergie auf das Kasein, das in jeglicher Milchsorte vorhanden ist, sind wirklich alle Arten von Milch ausgeschlossen, denn alle enthalten Kasein. Besteht eine Allergie auf ausschließlich Kuhmilch-spezifisches Allergen, sind Schafs- und Ziegenmilch verträglich.

Heißt das, dass man bei Kuhmilchallergikern das auslösende Allergen genau bestimmen muss?

In der Regel wird nicht untersucht, auf welches Allergen genau ein Patient mit einer Kuhmilchallergie allergisch reagiert, denn das ist sehr aufwändig. Vielmehr empfiehlt man einem Kuhmilchallergiker generell, alle Milchsorten zu meiden.

Wenn bei Kindern jedoch zahlreiche unterschiedliche Allergien auf Grundnahrungsmittel bestehen, z.B. zusätzlich zur Milchallergie noch eine Weizenallergie oder eine Allergie auf Hühnerei, ist deren Speiseplan sehr stark eingeschränkt. In diesen Fällen ist es sinnvoll, das verursachende Allergen genauer zu bestimmen und dadurch vielleicht die betreffende Einschränkung zu vermeiden. Besteht z.B. eine Allergie auf den Kuhmilchbestandteil Albumin, das hitzelabil ist, könnte der Patient alle erhitzten Milchprodukte verzehren.

Der Speiseplan würde sich dann enorm erweitern und die Lebensqualität würde sich verbessern, was insbesondere bei jüngeren Patienten wichtig ist. Je jünger die Patienten sind bzw. wenn Kinder noch in der Entwicklung sind, ist es schwierig, die zu meidenden Nahrungsmittel durch andere Nahrungsmittel zu ersetzen.

Darf man bei Kuhmilchallergie laktosearme Produkte essen?

Bei laktosearmen Produkten ist nur der Milchzucker reduziert bzw. wurde aufgespalten, so dass Menschen mit Laktoseintoleranz sie vertragen. Die Eiweißbestandteile der Milch sind in diesen Produkten weiterhin vorhanden, so dass sie für Kuhmilchallergiker nicht verträglich sind.
Dahingegen ist Laktose für Kuhmilchallergiker verträglich.

Eingelegte Produkte sind manchmal durch Milchsäuregärung konserviert, sind sie dann für Kuhmilchallergiker verträglich?

Hierbei handelt es sich lediglich um eine Säuerung durch Milchsäure. Diese ist frei von Milcheiweißen.

Auch in Fertigprodukten kann Kuhmilch enthalten sein. Bei welchen Produkten muss man damit rechnen, dass Kuhmilch enthalten ist?

Milch kann in allen möglichen Fertigprodukten verarbeitet worden sein. Manchmal hört man das schon am Produktnamen, z.B. beim Milchreis. Auf der Zutatenliste sollte man jedoch nicht nur nach „Milch“ suchen, sondern auch nach all den bereits erwähnten Milchprodukten. Auch wenn Butter zugesetzt wurde, kann dies für Kuhmilchallergiker problematisch sein.

Handelt es sich um ein verpacktes Produkt, ist ein Blick auf die Zutatenliste unerlässlich. Bei loser Ware, z.B. beim Bäcker, muss man nach den Allergenangaben fragen. In vielen Fällen würde man nicht erwarten, dass Milch zu den Zutaten gehört, oft wird in Fertigprodukten jedoch Milchpulver verarbeitet, z.B. bei Fertigsalaten.

Hinzu kommt, dass Milch sich unter verschiedenen Bezeichnungen „versteckt“, wie z.B. Molke, Molkenprotein, Molkeneiweiß, Molkenpulver, Kasein, Kaseinate etc. und dass Milchbestandteile zuweilen auch in Produkten vorkommen, bei denen man nicht damit rechnet.

Bei welchen theoretisch milchfreien Fertigprodukten sollten Kuhmilchallergiker vorsichtig sein?

Molke ist in vielen Erfrischungsgetränken und Limonaden enthalten, was man auch nicht unbedingt vermuten würde. Auch Nuss-Nougat-Creme, Wiener Würstchen, Leberwurst und Feinkostsalate, also typische beliebte Fertigprodukte, können Milch enthalten. Bei einer Kuhmilchallergie sollte man deshalb immer sicher gehen und die Zutatenliste genau durchlesen. Milch und deren Bestandteile gehören zu den deklarationspflichtigen Allergenen und müssen extra gekennzeichnet werden

Am sichersten ist es jedoch immer, wenn man möglichst selten Fertigprodukte konsumiert. Patienten, bzw. Familien mit kuhmilchallergischen Kindern, die selbst kochen, haben deutlich seltener Probleme. Es kommt so einfach seltener zu allergischen Reaktionen, weil eine deutlich bessere Kontrolle über das Allergen besteht. Deshalb unterstütze ich meine Patienten auch sehr gerne mit „milchfreien“ Rezepten.

Frau Meier, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.