Skip to main content

Allergisches Kontaktekzem beim Baby und Kind

Kontaktallergie Kind
Wie kommt es zu Kontaktallergien bei Babys und Kindern?, Bildquelle: R. Fölster-Holst

Eine Kontaktallergie kann auch beim Kind oder sogar Baby auftreten, nicht nur Erwachsene sind betroffen. Wie häufig ist das allergische Kontaktekzem im Kindesalter und wie kann man es erkennen? Wie sensibilisieren sich die Kleinkinder mit den Allergenen? Wie kann sich das allergische Kontaktekzem beim Baby bemerkbar machen? MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. Regina Fölster-Holst, Dermatologie, Venerologie und Allergologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel über Sensibilisierungswege, Symptome, Diagnose und Therapie des allergischen Kontaktekzems bei Kindern.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Dr. Regina Fölster-Holst

Frau Prof. Fölster-Holst, wann kann es beim Kind zu Kontaktallergien bzw. allergischen Kotaktekzemen kommen und wie häufig ist dies?

Kontaktallergien1) sind bei Kindern nicht selten. In England konnte man bei einer repräsentativen Stichprobe bei 27 Prozent von 500 Kindern eine Sensibilisierung auf ein Kontaktallergen feststellen. Das bedeutet es bestand eine Allergiebereitschaft. Bei 61 Prozent dieser sensibilisierten Kinder war die Sensibilisierung auch klinisch relevant. Das bedeutet die Kinder zeigten Hautveränderungen in Form eines allergischen Kontaktekzems.2)

Gegen welche Allergene können Kinder Kontaktallergien entwickeln, was sind die Auslöser?

In der erwähnten Studie kamen Sensibilisierungen auf die folgenden Stoffe am häufigsten vor:

  • Nickel
  • Duftstoffe
  • Kobalt

Wie bei den Erwachsenen war das weibliche Geschlecht deutlich häufiger von Kontaktallergien betroffen als das männliche Geschlecht. Auch fanden sich unter den älteren Kindern mehr Betroffene.

Neben Nickel, Duftstoffen und Kobalt, sind auch dies häufige Kontaktallergene bei Kindern:

  • Kaliumdichromat
  • Farbstoffe (Paraphenylendiamin)
  • Gummibestandteile (Thiurame, Mercaptobenzothiazol)

Auch Medikamente wie Antibiotika und Lokalanästhetika können bei Kindern zu Kontaktekzemen führen.

Wie lange nach dem Allergenkontakt dauert es, bis ein Kind ein allergisches Kontaktekzem entwickelt?

Eine Kontaktallergie gehört zu den allergischen Reaktionen vom Typ IV. Das heißt es handelt sich um eine Allergie vom verzögerten Typ. Das bedeutet, frühestens 24 Stunden nach der 2. Allergenexposition kann es zum allergischen Kontaktekzem kommen.

Sieht die allergische Reaktion bei Kindern anders aus als bei Erwachsenen?

Im Prinzip nein, jedoch sehen wir bei Kindern häufiger Blasen.

Und an welchen Stellen des Körpers kann es bei Kindern zu allergischen Kontaktekzemen kommen?

Zu allergischen Kontaktekzemen kann es bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, überall dort kommen, wo ein Allergenkontakt möglich ist. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist besonders auch die Windel eine Quelle von Allergenen.

Nickel Allergie beim Kind

Bei der Nickelallergie kann ein allergisches Kontaktekzem bei Kindern dort entstehen, wo nickelhaltige Reißverschlüsse oder Knöpfe direkten Hautkontakt haben. In diesem Zusammenhang ist gerade Schmuck zu nennen. In der Folge kann sich etwa an den Ohrläppchen oder da, wo eine Halskette, Armbänder oder Fingerringe die Haut berühren, eine Kontakallergie zeigen.

Farbstoff Allergie beim Kind

Farbstoffe sind häufig in Kinderkleidung enthalten. Dementsprechend treten allergische Kontaktekzeme da auf, wo das Kleidungsstück die Kinderhaut berührt. Nach einem Neukauf sind die Textilien vor dem ersten Tragen zu waschen.

Duftstoff Allergie beim Kind

Bei den Duftstoffen, die in Seifen oder Cremes enthalten sein können, sind häufig der Genitalbereich und die Achseln der Kleinkinder von der Kontaktallergie betroffen. Aber auch an Gesicht, Hals und Händen kann es beim Kind durch Duftstoffe zu einer Kontaktallergie kommen.

Gummi Allergie beim Kind

Gummi ist in unterschiedlichen Kleidungsstücken, zum Beispiel in Strümpfen, Handschuhen und Schuhen verarbeitet. Dementsprechend haben Kinder mit einer Gummiallergie häufig allergische Kontaktekzeme an den Füßen, Beinen oder Händen. Im Säuglingsalter, bei Babys kommen die Windeln als Quelle für die Kontaktallergie in Frage.

Kontaktallergie durc die Maske beim Kind

Die Maskendermatitis gehört meist zu den irritativen und nicht zu den allergischen Kontaktdermatitiden. Das ist auf die Abdichtung mit der erhöhten Feuchtigkeit der Haut zurückzuführen.

An welchen Symptomen erkennt man beim Kind oder Baby eine Kontaktallergie?

Im Gegensatz zum toxischen Kontaktekzem ist ein allergisches Kontaktekzem unscharf begrenzt und kann sich über die eigentliche Kontaktstelle mit dem Allergen hinaus ausdehnen.

Das allergische Kontaktekzem durchläuft oft mehrere Stadien. So sieht die allergische Reaktion an der Haut aus:

  1. Stadium der Kontaktallergie: Häufig bemerken die Eltern zunächst eine Rötung oder Schwellung an der Stelle, an der die Haut mit dem Allergen in Kontakt gekommen ist.
  2. Stadium der Kontaktallergie: Es folgen stark juckende Bläschen, die ineinander übergehen und sich zu größeren Blasen zusammenschließen können. Insbesondere der Juckreiz ist bei der Kontaktallergie sehr belastend für ein Kind.
  3. Stadium der Kontaktallergie: Das Platzen der Blasen und Bläschen ist mit Nässen und Krustenbildungen verbunden. In dieser Phase ist das Risiko einer Impetiginisierung mit dem Bakterium Staphylococcus aureus erhöht.

Wie lange dauert eine Kontaktallergie beim Kind?

Das ist entscheidend davon abhängig, welche Therapiemaßnahmen gewählt werden. Ohne Therapie können bis zur Besserung schon mal 1 bis 3 Wochen vergehen. Außerdem besteht immer das Risiko einer sekundären bakteriellen Infektion. Bei Einsetzen einer topischen, antiinflammatorischen Therapie ist dieses Risiko niedriger und die Zeit bis zur Besserung kürzer.

Wie erfolgt die Diagnose beim Kontaktekzem beim Kind?

Das allergische Kontaktekzem tritt ja in der Regel da auf, wo das Allergen die Haut berührt. Die Stelle, an der sich das Kontaktekzem befindet, kann daher bereits ein guter Hinweis auf das auslösende Allergen sein. Wertvolle Hinweise ergeben sich auch aus der Anamnese zu individuellen Lebensumständen des Kindes. Das wären beispielsweise Sportarten oder Hobbies, bei denen es zum Allergenkontakt kommen könnte.

Mit einem Hauttest, dem sogenannten Epikutantest, werden dann unterschiedliche Kontaktallergene auf mögliche Sensibilisierungen geprüft. In Verbindung mit der entsprechenden Anamnese wird die Diagnose eines allergischen Kontaktekzems bei positivem Epikutantest gestellt. Damit ist das auslösende Allergen identifiziert.

Welche Behandlung empfehlen Sie bei einer kindlichen Kontaktallergie?

Allergenkarenz, die Meidung jeglichen Kontaktes mit dem Allergen, ist die wichtigste Maßnahme. Allerdings ist das bei einigen ubiquitär, allgegenwärtig vorkommenden Allergenen, wie beispielsweise Nickel, nur zum Teil möglich. Zur Behandlung stehen kortisonhaltige Cremes zur Verfügung, die antientzündlich wirken, schnell zur Besserung führen und bei kurzem Einsatz kein Risiko darstellen. Weiter ist eine gute Hautpflege ein wichtiges Element bei der Behandlung. Dies kann zur Einsparung kortisonhaltiger Cremes führen.

Welche Creme ist die richtige für das Kind bei einer Kontaktallergie?

Das hängt von unterschiedlichen Faktoren wie Lokalisation des Kontaktekzems, Jahreszeit, aber auch der individuellen Akzeptanz ab. Bewährt hat sich ein Halbseitenversuch an gesunder Haut, der bereits in der Praxis erfolgen kann.

Was können Eltern tun, wenn das Kind eine Kontaktallergie hat? Gibt es Erfahrungen?

Wissen schafft Macht, deshalb ist die wichtigste Maßnahme die Aufklärung der Kinder, falls sie das schon verstehen, und der Eltern zur Entstehung, zum Aussehen und Management des Kontaktekzems. Daraus leiten sich dann die Maßnahmen ab, die die betroffenen Kinder und deren Eltern beherzigen sollten.

Quellen:

1) Regina Fölster Holst, Kontaktekzeme, Allergien bei Kindern und Jugendlichen: Grundlagen und klinische Praxis, herausgegeben von Klimek Ludger, Pfaar Oliver, Rietschel Ernst, Schattauer Verlag 2014

2) Clayton TH, Wilkinson SM, Rawcliffe C, Pollock B, Clark SM. Br J Dermatol, Allergic contact dermatitis in children: should pattern of dermatitis determine referral? A retrospective study of 500 children tested between 1995 and 2004 in one U.K. centre, Br J Dermatol 2006 Jan;154(1):114-7

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

09. Juni 2022

Autor: S. Jossé/R. Fölster-Holst, www.mein-allergie-portal.com

Artikel teilen

Lesen Sie auch

Weitere Beiträge