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Acrylate: Wie kommt es zu einer Acryl Allergie?

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Acryl ist ein häufiger Allergieauslöser und kommt fast überall vor! Bildquelle: canva Alejandro Muñoz , Зображення користувача Оксана Кукуруза

Was haben Brillengläser, Babywindeln und künstliche Fingernägel gemeinsam? Die Antwort findet nur heraus, wer sich genauer mit den Inhaltsstoffen befasst: All diese Produkte können Acrylate enthalten – und führen nicht selten zu Allergien auf Acrylate.

Autor: Irene Brandenburg 

Was sind Acrylate bzw. Acryl?

Acrylate sind Salze oder Ester der Acrylsäure. Durch Polymerisierung, also durch die Verschmelzung der Grundsubstanzen, kann man aus ihnen Werkstoffe herstellen, die zunächst formbar und nach ihrer Aushärtung fest und stabil sind.

Die verwendeten Ausgangsstoffe auf Acrylsäurebasis sind chemisch sehr vielfältig. Aus ihnen entstehen ebenso unterschiedliche Materialien, die sich auch in Bezug auf Allergien unterscheiden. Nicht jede Substanz ist in gleichem Maße allergen. Wichtig ist: Für die Entstehung von Allergien ist immer der ungehärtete Ausgangsstoff, das sind die Acrylsäuremonomere, verantwortlich. Nur diese können sensibilisierend wirken. Sobald das Material vollständig ausgehärtet ist, wird es unschädlich. Allerdings können auch in fertigen Produkten die Acrylate unvollständig ausgehärtet sein, wodurch es dann zu allergischen Reaktionen kommen kann.

Allergie auf Acrylate: Worin sind Acrylate enthalten?

Das erste industriell aus Acrylaten hergestellte Produkt war das Plexiglas. Später begann man, Acrylate zum Beispiel in Plastik, Klebern, Lacken, Beschichtungen und Drucktinte zu verarbeiten. In der Zahnmedizin können sie in Füllungen und Prothesen enthalten sein, ebenso in orthopädischen Prothesen. Inzwischen sind Acrylate in einer Vielzahl von Materialien zu finden, darunter immer mehr Produkte des täglichen Lebens. Beispiele sind: Schnellkleber, Brillengestelle, Kontaktlinsen, Babywindeln, Damenbinden und Wimpernkleber. Besonders häufig werden Acrylate in der Nagelkosmetik und in Medizinprodukten verwendet.

Acryl Allergie: Allergene in der Kosmetik

In Verbindung mit Nagelkosmetik kommt es vermehrt zu allergischen Reaktionen. Vom Acrylnagel über Gelnägel bis zu Nagelfolien und Aufklebenägeln – fast überall sind Acrylate mit im Spiel. Die Substanzen werden in flüssigem Zustand aufgetragen und meist durch UV-Licht ausgehärtet. Da mittlerweile im Handel auch diverse Do-it-Yourself-Sets für diese Nagelbehandlungen erhältlich sind, leiden neben professionellen Nagelkosmetikerinnen auch immer mehr Verbraucherinnen an einer Allergie auf Acrylate.

Allergie auf Acrylate: Diabetiker betroffen

Auch bei Diabetikern sind vermehrt allergische Reaktionen aufgefallen: Sie bemerkten Hautausschläge und Abszesse in Verbindung mit Insulinpumpen und Glukosesensoren. Schuld daran sind sogenannte „neue Acrylate“, die sich im Kleber befinden können, mit dem das Gerät auf der Haut haftet. In manchen Fällen ist es aber auch das Gerät selbst, das die Acrylate enthält. Aus dem Gerät können die Stoffe - sogar durch andere Materialien hindurch - bis zur Haut diffundieren.

 

Wie äußert sich eine Allergie auf Acrylate?

Es entsteht ein allergisches Kontaktekzem: entzündliche Hautveränderungen unterschiedlicher Ausprägung, vorwiegend dort, wo das Allergen auf die Haut trifft. Besonders bei Allergien durch Nagelkosmetik zeigen sich häufig Ausschläge an den Händen, rissige Fingerkuppen, Nagelbettentzündungen sowie Veränderungen der Fingernägel. Auch an den Handgelenken, Unterarmen und im Bereich des Gesichts können Ausschläge auftreten.

Allergie auf Acrylate: Was macht der Arzt?

Der Arzt führt einen Patch-Test (oder Epikutantest) durch. Dabei werden verschiedene Allergene auf die Haut aufgetragen und man beobachtet, ob sich eine allergische Reaktion zeigt. Da es sehr viele unterschiedliche Acrylate gibt, kann es jedoch manchmal schwierig sein, die richtige Substanz herauszufinden.

Acryl Allergie: so kann man sich vor Acrylaten schützen

Nicht immer ist es einfach, Acrylate zu meiden. Häufig sind sie auf den Produkten nicht deklariert. Es kann sich lohnen, Alternativprodukte auszuprobieren, also zum Beispiel die Insulinpumpe eines anderen Herstellers zu verwenden. Im Bereich der Nagelkosmetik lässt sich durch sorgsamen Umgang mit dem Material das Risiko einer Sensibilisierung senken. Man sollte unbedingt den direkten Hautkontakt mit den unausgehärteten Stoffen vermeiden und darauf achten, dass sie vollständig aushärten. Handschuhe bieten oft nur einen begrenzten Schutz gegen Acrylate, da diese viele Materialien durchdringen können.

Quellen:

1.   Gardeen S, Hylwa S. A review of acrylates: Super glue, nail adhesives, and diabetic pump adhesives increasing sensitization risk in women and children. Int J Womens Dermatol. 2020;6(4):263-267. DOI: 10.1016/j.ijwd.2020.04.007

2.   Gonçalo M, Pinho A, Agner T, et al. Allergic contact dermatitis caused by nail acrylates in Europe. An EECDRG study. Contact Dermatitis. 2018;78(4):254-260. DOI: 10.1111/cod.12942

3.   Ramos L, Cabral R, Gonçalo M. Allergic contact dermatitis caused by acrylates and methacrylates – a 7-year study. Contact Dermatitis. 2014;71(2):102-107. DOI: https://doi.org/10.1111/cod.12266

4.   Voller LM, Warshaw EM. Acrylates: new sources and new allergens. Clin Exp Dermatol. 2020;45(3):277-283. DOI: 10.1111/ced.14093

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

02. Februar 2021

Autor: Irene Brandenburg, Ärztin, www.mein-allergie-portal.com

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