Allergisches Kontaktekzem: Kommt's durch den Beruf?
Es gibt Berufe, die ein gewisses Risiko für ein allergisches Kontaktekzem mit sich bringen. Welche Berufe sind betroffen? Und was kann man dann tun? MeinAllergiePortal sprach mit Frau Prof. Dr. Franziska Ruëff von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München darüber, wann es durch den Beruf zu Hautproblemen kommen kann und wie man mit der Erkrankung umgehen sollte.
Autor: Sabine Jossé M.A.
Interviewpartner: Prof. Dr. Franziska Ruëff
Frau Prof. Ruëff, bei welchen Berufen kann es zu Kontaktekzemen kommen?
In vielen Fällen folgen berufsbedingte Kontaktsensibilisierungen auf eine Abnutzungsdermatose, von der Beschäftigte sogenannter "Feuchtberufe" betroffen sind. Häufiges Händewaschen und stundenlanges Tragen von Handschuhen gibt hier sozusagen den Startschuss für ein Handekzem, zu dem dann im weiteren Kontaktallergien dazukommen können. Gemeint sind hier beispielsweise im Gesundheitswesen Beschäftigte, Friseure, Reinigungskräfte oder Floristen. Der andere entscheidende Risikofaktor sind Tätigkeiten, bei denen man mit solchen chemischen Stoffen in Berührung kommt, die auch überhaupt Kontaktallergien auslösen können.
Welche Stoffe, mit denen man im Beruf in Kontakt kommt, können Kontaktallergien auslösen?
Häufige Auslöser von Sensibilisierungen sind Duftstoffe, Konservierungsstoffe, Metalle, Kühlschmierstoffe oder Gummi-Hilfsstoffe. Hinzu kommt, dass Personen mit Handekzem einen vermehrten Bedarf für Pflegemittel und Heilmittel für die Haut haben - auch dagegen kann man allergisch werden.
54-jähriger Dreher mit Kontaktsensibilisierungen gegen Inhaltsstoffe von Kühlschmiermitteln (Monoethanolamin und Diethanolamin). Betroffen sind vor allem die Fingerkuppen der Greif-Finger, mit denen er immer wieder in den Maschinen Teile nachjustieren muss.
Wie kommt es denn durch die Arbeit zu so einem allergischen Ekzem?
In die aufgequollene Haut können Kontaktallergene leichter eindringen. Vermutlich wirkt auch die Tatsache, dass durch die Abnutzungsdermatose bereits ein gewisses entzündliches Milieu in der Haut entsteht, begünstigend auf die Entstehung der Kontaktsensibilisierung. Oft kommt es auch zu Mischformen von Abnutzungsdermatosen und allergischen Kontaktekzemen.
Es handelt sich bei einer allergischen Reaktion um eine erworbene, krankmachende Immunreaktionen - man könnte es als ein „Eigentor der Immunabwehr“ bezeichnen. Zunächst wird der Kontakt zu der Substanz eine Weile, manchmal sogar jahrelang vertragen, erst später kommt es zur Ausbildung von allergischen Symptomen.
Bei den meisten Kontaktallergenen handelt es sich um eigentlich harmlose Substanzen, gegen die sich beim allergisch Veranlagten eine unerwünschte Reaktionslage, eine allergische Kontaktsensibilisierung, herausbildet.
Bei Kontaktallergien sind vor allem bestimmte weiße Blutkörperchen beteiligt, die gegen ein Kontaktallergen gerichtet, das heißt sensibilisiert sind. Das bedeutet, dass diese Zellen darauf programmiert sind, bei neuerlichem Kontakt das einprogrammierte Allergen intensiv zu bekämpfen.
Wie häufig sind berufsbedingte Kontaktekzeme?
Im Laufe ihres Lebens sind ca. 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, also jeder fünfte, von einer Kontaktallergie so stark betroffen, dass sie auch erkranken. Das ist nicht in allen Fällen beruflich relevant. Beruflich bedingte Hauterkrankungen (BK 5101) sind aber die bei weitem häufigsten Berufskrankheiten. Bei etwa der Hälfte der Fälle sind dafür Kontaktallergien der Grund. In Ländern, in denen es, anders als in Deutschland, keine Arbeitsschutzvorschriften gibt, sind die Zahlen wahrscheinlich noch höher.
Wie sieht ein allergisches Kontaktekzem aus und wie erkennt der Patient, dass er betroffen ist?
Da es Mischbilder zwischen Abnutzungsekzem, allergischen Kontaktekzem und teilweise auch Neurodermitis gibt, kann man das nur aufgrund der Symptome nicht sicher auseinanderhalten. Das geht übrigens auch dem Arzt so. Bei allen Arten von Ekzemerkrankungen ist die Haut gerötet, schuppt und juckt. Im hochakuten Zustand kann es zu Bläschenbildung kommen, die später aufplatzen und nässen. Bei längerem Verlauf der Erkrankung verdickt die Haut, bei Berufsekzemen sind ja meist die Hände betroffen. Diese Verdickungen bzw. Schwielen sind nicht elastisch und dies führt dazu, dass die Haut bei Bewegungen einreißt. Dann kommt es an den Ekzemen zu sehr schmerzhaften Rissbildungen an den Gelenken oder an den Greifflächen.
Wie unterscheidet sich ein allergisches Kontaktekzem von anderen, nicht-allergischen Hautreaktionen?
Es gibt nur ein Symptom, das typisch für ein allergisches Kontaktekzem ist, nämlich sogenannte Streuherde, bei denen das Ekzem sich über die unmittelbaren Kontaktstellen zu dem Allergen hinaus verbreitet.
Ansonsten ist es manchmal nicht ganz einfach, ein nicht-allergisches Ekzem von einem allergischen Kontaktekzem zu unterscheiden. Bei vermuteter Neurodermitis hilft dann noch die Erhebung der sonstigen Krankengeschichte. Zum Beispiel sprechen eine frühere Neurodermitis oder allergische Atemwegserkrankungen für eine entsprechende Anlage, Allergien zu entwickeln. Es ist natürlich auch ein deutlicher Hinweis, wenn der Patient noch an anderen typischen Stellen von Neurodermitis betroffen ist.
Gibt es typische Anzeichen für allergisch bedingte Ekzeme durch den Beruf bzw. die Arbeit?
Ein Hinweis auf eine Kontaktallergie durch den Beruf kann es sein, wenn der Patient bemerkt, dass es nach Kontakt mit bestimmten Stoffen zu einer akuten Verschlechterung der Symptome kommt. Auch im Urlaub verbessern sich beruflich bedingte allergische Ekzemerkrankungen häufig. Allerdings gilt dies auch für die Abnutzungsdermatosen, die durch chronische Belastung der Haut entstehen. Bei Abnutzungsdermatosen reicht ein Wochenende üblicherweise nicht aus, um die Symptome zu verbessern; es müssen schon mehrere arbeitsfreie Tage oder Wochen sein.
Wie erkennt der Hautarzt den Unterschied zwischen allergischem und nicht allergischem Berufsekzem?
Bei allergischen Reaktionen kann es sein, dass die Hautreaktionen nicht allein auf das Hautareal beschränkt sind, mit denen das Allergen in Kontakt gekommen ist. Dort sind zwar die Beschwerden am intensivsten ausgeprägt, aber gerade bei schweren Verläufen kann es auch zu Streureaktionen am gesamten Körper kommen. Solche Fernreaktionen sind immer ein Zeichen für eine hochgradige Sensibilisierung bzw. einen akuten allergischen Verlauf. Man muss sich das so vorstellen, dass über die Haut Allergene auch resorbiert werden und sich im Körper verteilen. Es kommt dann zu Reaktionen des Körpers an den Hautstellen, an die diese Allergene gelangt sind. Allerdings sind diese Streuherde auch nicht immer vorhanden.
Entscheidend ist, dass bei entsprechendem Verdacht ein Allergietest mittels eines Epikutantests, dem sogenannten Pflastertest, erfolgt. Damit kann der Verdacht auf eine Kontaktallergie bestätigt und der Auslöser ermittelt werden.
Welche Allergene sind in den jeweiligen Berufsgruppen potenzielle Auslöser für das Kontaktekzem?
Vor allem spiegelt das Muster der Kontaktsensibilisierungen, wie man sie in bestimmten Berufen findet, das Vorkommen der Allergene in diesen Berufen wider. Die Berufstätigen sensibilisieren sich also gegen die Allergene, mit denen sie beruflichen Kontakt haben. Für Maurer ist beispielsweise Kaliumdichromat, das in Mörtel enthalten ist, ein häufiges Allergen. Bei den Friseuren beispielsweise ist neben den Duftstoffen und Farbstoffen auch Nickel ein häufiges Allergen. Nickelionen können sich aus den Metall-Arbeitswerkzeugen herauslösen, zum Beispiel aus den Scheren oder den Mischschalen für die Färbemittel. Es gibt auch Stylingprodukte, Haarfärbe- und Dauerwellmittel, die Allergene enthalten.
Spielt bei Ekzemen die Kontaktdauer mit dem Allergen eine Rolle?
Im Prinzip, ja. Es gibt mehr und weniger aggressive Kontaktallergene. So gibt es zum Beispiel Allergene, mit denen man über Jahrzehnte Kontakt haben kann, bis eine Sensibilisierung entsteht. Man spricht hier von niedrigpotenten Kontaktallergene. Umgekehrt gibt es aber auch ausgesprochen aggressive Kontaktallergene, die schon nach kurzer Zeit zu Kontaktsensibilisierungen führen.
Bei welchem Beruf kann es lange dauern, bis eine Kontaktallergie entsteht?
Ein klassisches Beispiel ist der Maurer, der mit über 40 oder 50 Jahren erstmals ein allergisches Kontaktekzem bekommt. Für die Betroffenen ist das ein großes Problem, denn Umschulungsmaßnahmen werden in diesem Alter praktisch nicht mehr durchgeführt. Ein Verbleib im Beruf ist jedoch manchmal unmöglich.
Und bei welchem Beruf kann sich eine Kontaktallergie schnell entwickeln?
Friseure entwickeln häufig rasch eine Allergie gegen Haar-Farben. Es gibt einen Indikator für eine Farbstoffallergie, Paraphenylendiamin, das sehr weit verbreitet eingesetzt wird. Wir sehen leider nicht selten, dass bereits Kinder und Jugendliche, aufgrund von Einmal-Tattoos aus dem Urlaub, eine für die spätere Berufswahl einschränkende Allergie gegen diesen Stoff mitbringen. Paraphenylendiamin wird nämlich zur Farbintensivierung von pflanzlichen Henna-Tattoos eingesetzt, die ohne diesen Zusatz eigentlich nicht gefährlich wären.
Auch Acrylate, die im zahnmedizinischen Bereich, bei berufsbedingten Ekzemen von Zahntechnikern, Zahnarzthelferinnen und Zahnärzten eine Rolle spielen können, gehören zu den aggressiveren Allergenen.
18-jährige Friseurin mit Kontaktsensibilisierungen gegen Ammoniumpersulfat, das beim Haarefärben eingesetzt wird. Die von den Handschuhen geschützten Hände sind kaum betroffen. Beschwerden sind oberhalb der Stulpen sichtbar. Typisch sind hier auch die Streuherde.
Können sich auch Patienten durch ihre Zahnprothese gegen Acrylate sensibilisieren?
Meist wird die Allergie gegen Acrylate durch den Kontakt zu Klebern erworben. Die in den Kleber enthaltenen Acrylate lösen die Allergie aus und später verträgt der Betroffene auch seine Zahnprothese nicht mehr. Das heißt, der Erwerb einer Allergie durch Zahnprothesen ist eher ungewöhnlich, sie können aber bei bestehender Allergie gegen Acrylate dann Symptome auslösen.
Übrigens scheint die Mundhöhle ein Kontaktort zu sein, über den Allergien eher schlechter entstehen. So hat man festgestellt, dass Menschen, die in der Kindheit Zahnspangen getragen haben, als Erwachsene seltener eine Nickel-Allergie entwickeln. Auch in Japan gibt es hierzu interessante Beobachtungen: die Blüten von Chrysanthemen werden dort als Salat gegessen. Erwachsene, die als Kinder häufig diese Blüten gegessen haben, entwickeln ebenfalls seltener eine Allergie gegen die Pflanze, wenn es zu einem Hautkontakt kommt. Offensichtlich kann der Kontakt über die Mundhöhle eher zu einem Gewöhnungseffekt, bzw. zu einer natürlichen Toleranzentwicklung führen.
Ist auch Kolophonium ein Berufsallergen, wenn ja in welchem Beruf?
Kolophonium ist ein natürliches Harz, das klebrige Eigenschaften hat. Kolophonium kommt beispielsweise vor in Klebe- und Isolierbändern, Klebstoffen, Polituren und Wachsen, synthetischen Gummierzeugnissen, Bodenbelägen, Dichtungsmaterialien, Löthilfsmitteln und Kolophonium-haltige Kühlschmierstoffe. Entsprechend sind von beruflichen Kontakt-Allergien Metallarbeiter, Innenausstatter, Kosmetiker, Zahnarztassistenten und Musiker betroffen.
51-jähriger Metallarbeiter mit chronischem Handekzem und Kontaktsensibilisierungen gegen Inhaltsstoffe von Kühlschmiermitteln (Methylen-bis-oxazolidin, Bioban CS 1135, Benzylhemiformal) und Kaliumdichromat (Korrosionsschutzmittel in technischen Ölen, Fetten und Gefrierschutzmitteln) - Handflächen
51-jähriger Metallarbeiter mit chronischem Handekzem und Kontaktsensibilisierungen gegen Inhaltsstoffe von Kühlschmiermitteln (Methylen-bis-oxazolidin, Bioban CS 1135, Benzylhemiformal) und Kaliumdichromat (Korrosionsschutzmittel in technischen Ölen, Fetten und Gefrierschutzmitteln) - Handrücken
Wie vermeidet man es, dass eine allergische Kontaktallergie aufgrund der beruflichen Tätigkeit überhaupt erst entsteht?
Wichtig ist in der Tat die primäre Prävention. Dazu gehört zum einen die Vermeidung eines Abnutzungsekzems und zum anderen, dass man den Hautkontakt zu bedeutsamen Kontaktallergenen möglichst minimiert, zum Beispiel durch Tragen von Handschuhen oder die Verbannung aus der Arbeitswelt. Es ist übrigens immer wieder gelungen, durch Arbeitsschutzvorschriften das Risiko für eine Kontakt-Sensibilisierung zu reduzieren.
Leider hat man auf europäischer Ebene die Chance verpasst, die Euro-Münzen ohne Nickel herzustellen.
Welche Möglichkeiten gibt es für Menschen, die ein beruflich bedingtes allergisches Ekzem haben? Ist ein Berufswechsel unabdingbar?
Wenn man einer versicherten Tätigkeit nachgeht und wenn der Arbeitsgeber - oder als Selbstständiger man selbst - in die gesetzliche Unfallversicherung eingezahlt hat, hat man einen gesetzlichen Anspruch auf eine Unterstützung durch die gesetzliche Unfallversicherung. Dieser gesetzliche Anspruch soll gewährleisten, dass die Betroffenen Hilfe erhalten, um möglichst ihrem Beruf weiter nachgehen zu können. Oft sind Menschen ja in ihrem Wunschberuf tätig oder können nicht ohne weiteres wechseln, so dass sie darauf angewiesen sind, im Beruf zu verbleiben. Die ersten Maßnahmen zielen deshalb immer auf eine frühe Diagnostik ab. Die Ursachen zu kennen ist sehr wichtig, um den Allergenkontakt zu unterbinden, etwa durch den Wechsel auf andere Arbeitsmaterialien.
Die zweite Maßnahme wäre es, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, zum Beispiel durch das Tragen von Handschuhen. Kleine Änderungen können manchmal schon sehr hilfreich sein.
Die dritte Maßnahme wäre die Verbesserung der Basisbehandlung bzw. Pflege und Therapie, um Ekzeme zur Abheilung zu bringen und die Haut besser zu schützen. Ist all dies nicht möglich oder führt nicht zum Erfolg, sollte man eine innerbetriebliche Umsetzung prüfen. Das bedeutet den Verbleib im Betrieb mit einer anderen Tätigkeit. Nur wenn dies auch nicht möglich ist, sollte man einen Berufswechsel bzw. eine Umschulung in Erwägung ziehen.
Wer unterstützt Patienten, die ein berufsbedingtes allergisches Ekzem haben?
Erste Anlaufstelle ist, sofern verfügbar, der Betriebsarzt und dann der Hautarzt. Da viele Hautärzte lange Wartezeiten haben, müssen sich die Patienten notgedrungen manchmal zunächst an ihre Hausärzte wenden. Hautärzte sind dazu verpflichtet, Patienten mit berufsbedingtem allergischem Ekzem zu untersuchen und zu behandeln. Dazu soll ein sogenanntes Hautarztverfahren eingeleitet werden. Allerdings kennt sich nicht jeder Dermatologe gut aus, manche scheuen den Schriftkram und verweisen dann lieber auf andere Kollegen. Auf der Suche nach kompetenter Unterstützung können Patienten mit berufsbedingtem allergischem Ekzem auch nach speziellen "Berufsderma-Sprechstunden" an Kliniken bzw. Unikliniken Ausschau halten.
Was passiert bei einem Hautarztverfahren wegen berufsbedingtem allergischem Ekzem?
Beim Hautarztverfahren wird die zuständige gesetzliche Unfallversicherung bzw. die Berufsgenossenschaft mit ins Boot geholt. Die gesetzlichen Unfallversicherungsträger sind gesetzlich verpflichtet, den Versicherten dabei zu unterstützen, dass er rasch wieder gesund wird und auch gesund bleibt. Ziel ist, dass die Betroffenen im Beruf verbleiben können.
Eine Umschulung oder Arbeitsunfähigkeit ist für den Versicherungsträger viel teurer und auch für den Betroffenen in aller Regel kein Spaß. Auf keinen Fall sollte ein Betroffener aufgrund eines Allergieverdachtes einfach so seine Arbeit aufgeben und dann erst die gesetzliche Unfallversicherung informieren. Unter Umständen ist man dann bei Bezug des Arbeitslosengeldes gesperrt und erhält keinerlei Unterstützung von der gesetzlichen Unfallversicherung.
Was empfehlen Sie Patienten, die befürchten, dass sie durch den Beruf ein Hautekzem entwickelt haben?
Patienten müssen auch selbst aktiv dazu beitragen, die Hautprobleme zu lösen. Dies können sie tun, indem sie möglichst bald einen Dermatologen aufsuchen, sich dort auch regelmäßig wieder vorstellen und den Empfehlungen zu Behandlung, Hautschutz und Basispflege folgen. Die Patienten erhalten auch immer wieder Post von der gesetzlichen Unfallversicherung und wenn darauf überhaupt nie reagiert wird, wird das Verfahren eingestellt und der Patient erhält keine Leistungen.
Welche Kosten werden von den Berufsgenossenschaften übernommen?
Die Berufsgenossenschaften übernehmen im Rahmen des Hautarztverfahrens die Kosten für die Behandlung, also Arztkosten und Medikamente, teilweise auch die Kosten für die Basistherapie. Auch die Anfahrtskosten für die Behandlung werden von den Berufsgenossenschaften übernommen. Auch der Arbeitsplatz wird von den Berufsgenossenschaften besucht, um zu überprüfen, wie der Hautschutzplan umgesetzt wird.
Wenn alle Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, was tut man dann als vom berufsbedingten allergischen Ekzem Betroffener?
Es kommt vor, dass es trotz aller gerade besprochenen Maßnahmen immer wieder zu allergischen Ekzemen kommt, wenn man seinen Beruf ausübt. Insbesondere Luft-übertragene Allergenen lassen sich gar nicht komplett meiden. Ein Beispiel ist Kolophonium, das beim Fliesenverkleben oder Verlegen von Teppichböden verwendet wird, oder auch Epoxidharze, die im Malergewerbe oder in der Modellbautechnik genutzt werden. Hier kann es passieren, dass die Betroffenen selbst den Umgang mit dem Allergen zwar vermeiden können, aber in ihrem Umfeld immer wieder damit konfrontiert werden, zum Beispiel auf Baustellen. In diesen Fällen bleibt nur ein Berufswechsel, denn bleibt der Allergenkontakt weiter bestehen, kann sich das Krankheitsbild erheblich verschlimmern und weitere Sensibilisierungen können hinzukommen.
Wenn ein gesundes beschwerdefreies Arbeiten nicht möglich ist, muss man die Reißleine ziehen. Dies sollte dann auch zeitnah erfolgen. Insgesamt kommt es natürlich immer auf die individuellen Umstände an. Bei einem jungen Menschen, der trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht zurechtkommt, ist eine schnelle Umschulung sinnvoll. Die Berufsgenossenschaft übernimmt dann die Kosten für die Umschulung wegen Allergie. Am Ende des Berufslebens würde man versuchen, zumindest eine eingeschränkte Tätigkeit im angestammten Beruf zu ermöglichen, da eine Umschulung kurz vor Renteneintritt nicht mehr genehmigt wird.
Gab es eigentlich bei den traditionellen Feuchtberufen, wie Fischer oder Bäcker auch schon immer allergische Kontaktallergien oder ist dies eher eine neue Entwicklung?
Ich glaube, dass solche Allergien früher auch schon bestanden haben, dass man diese Beschwerden aber eher ignoriert hat. Gerade Berufe wie Bäcker oder Fischer wurden ja häufig vom Vater auf den Sohn vererbt. Da hat sich nicht in Frage gestellt, ob man in diesem Beruf weiterarbeiten sollte oder nicht, auch wenn es zu Beschwerden kam. Allerdings hat die Anzahl von chemischen Stoffen, mit denen man tagtäglich in Berührung kommt, in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Mit Nickel und Kobalt hatte man auch schon vor 100 Jahren Kontakt, aber sehr viele Stoffe, zum Beispiel Paraphenylendiamin, haben erst in den letzten Jahrzehnten weite Verbreitung gefunden und erst dadurch entstand ein neues Allergiepotenzial.
Frau Prof. Ruëff, herzlichen Dank für dieses Gespräch!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossé/ F. Ruëff, www.mein-allergie-portal.com
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