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Handekzem im Gesundheitsberuf: Was tun bei rissigen Händen?

Handekzem Gesundheitsberufe
Handekzem in Gesundheitsberufen: Symptome, Therapie, Schutz Bildquelle: R. Brans

Handekzeme sind in Gesundheitsberufen relativ häufig. Die Betroffenen bemerken dann oft rissige Hände. Was sind häufige Ursachen für Handekzeme? Welche Arten von Handekzemen gibt es? Was gilt speziell für den Bereich Gesundheit? Wie kann ein sinnvoller Arbeitsschutz aussehen? MeinAllergiePortal sprach mit Priv.-Doz. Dr. med. Richard Brans, Oberarzt am Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm) an der Universität Osnabrück.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: PD Dr. med. Richard Brans

Herr Priv.-Doz. Dr. Brans, wie oft kommt es in Gesundheitsberufen zu Handekzemen?

In der Tat gehören die Gesundheitsberufe zu den Berufsgruppen mit dem höchsten Risiko für beruflich bedingte Handekzeme. Besonders betroffen sind die Pflegeberufe. Je nach Untersuchung sind ca. 20 bis 30 Prozent der in der Altenpflege und Krankenpflege Beschäftigten von Handekzemen betroffen. Ärzte leiden im Vergleich seltener an Handekzemen. Ein erhöhtes Risiko besteht jedoch für operativ tätige Ärzte und Ärzte auf Intensivstationen. Durch häufiges Händewaschen und das Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen sind die Hautbelastungen in diesen Bereichen sehr hoch.

An welchen Symptomen erkennt man ein Handekzem?

Handekzeme sind durch entzündliche Hautveränderungen an den Händen gekennzeichnet. Diese Symptome an der Haut und deren Ausprägung können sehr unterschiedlich sein.

Zu den typischen Symptomen beim Handekzem zählen:

  • Schuppung
  • Rötung
  • Bläschenbildung
  • Verhornung
  • Hautrisse

Beim Handekzem ist aber auch Juckreiz oder teilweise Schmerz möglich.

Eine trockene, rissige Haut bei Personen mit beruflichen Hautbelastungen kann ein erstes Warnzeichen sein. Sie sollte daher ernst genommen werden und zu verstärkten Hautschutz- und Hautpflegemaßnahmen veranlassen.

Welche Rolle spielen Allergien bei Handekzemen in Gesundheitsberufen?

Ein Teil der beruflich bedingten Handekzeme in Gesundheitsberufen ist auch allergisch bedingt. Ursachen hierfür sind Kontaktallergien auf Stoffe, zu denen ein direkter Hautkontakt an den Händen besteht.

Wichtige Allergene in Gesundheitsberufen sind Gummiinhaltsstoffe, zum Beispiel Thiurame, Dithiocarbamate oder Mercaptobenzothiazole. Diese finden sich häufig in Schutzhandschuhen, die im Gesundheitswesen verwendet werden.

Eine andere wichtige Allergengruppe, die Allergien auslösen kann, sind Desinfektionsmittel wie zum Beispiel Glutaraldehyd, das in Flächendesinfektionsmitteln eingesetzt wird. In der Pflege Tätige haben darüber hinaus häufig Kontakt zu typischen Inhaltsstoffen von Pflegeprodukten, wie Duftstoffen und Konservierungsmitteln. Diese können ebenfalls Kontaktallergien verursachen. Dies gilt insbesondere für die Altenpflege.

Im Zuge der Coronamaßnahmen wurden Desinfektionsmittel sehr intensiv genutzt, kam es dadurch zu mehr Allergien bzw. Allergiesymptomen an der Hand?

Während der Pandemie hat der Gebrauch von Händedesinfektionsmitteln deutlich zugenommen. Allergische Reaktionen auf Händedesinfektionsmittel treten jedoch nur sehr selten auf. Deutlich belastender für die Hände ist das häufige und intensive Händewaschen, insbesondere bei Verwendung Tensid-haltiger Reinigungsprodukte, die die Hautbarriere schädigen. Entsprechend hat während der Pandemie die Häufigkeit von überwiegend irritativ bedingten Handekzemen nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch in der allgemeinen Bevölkerung zugenommen. Mehrere Studien haben hingegen gezeigt, dass die Anwendung von Händedesinfektionsmitteln im Gegensatz zum häufigen Händewaschen nicht mit dem vermehrten Auftreten von Handekzemen in Gesundheitsberufen einhergeht.

An welchen Stellen der Hand kann es bei in Gesundheitsberufen tätigen Menschen zu einem Handekzem kommen?

Ein Handekzem kann an verschiedenen Stellen der Hand auftreten. Dies hängt unter anderem auch von der Ursache des Handekzems ab. Bei einigen sind vorwiegend die Handinnenseiten betroffen, während andere stärkere Hautveränderungen an den Handrücken und Fingerrücken haben. Teilweise bestehen Hautveränderungen auch nur an den Fingerkuppen oder in den Fingerzwischenräumen. Handekzeme können aber auch mit Entzündungen des Nagelbettes einhergehen. Das kann zu Veränderungen an den Fingernägeln, sogenannten Ekzemnägeln, führen. Häufig finden sich auch Ekzeme an den Handgelenken.

Kann sich ein Handekzem auch auf andere Körperstellen ausbreiten?

Eine Ausbreitung von Handekzemen auf andere Körperstellen ist selten. Es kann jedoch bei allergischen Kontaktekzemen in Form eines sogenannten Streuphänomens auftreten.

Sollten auch andere Hautstellen Hautbelastungen ausgesetzt sein, kann es natürlich parallel zu einem Handekzem auch zu einem Kontaktekzem an anderen Hautarealen kommen. Das können beispielsweise die Unterarme, Füße oder das Gesicht sein.

Was sind die Ursachen für Handekzeme in Gesundheitsberufen?

Handekzeme sind im Wesentlichen durch drei Ursachen bedingt:

  • 1) irritativ
  • 2) allergisch
  • 3) atopisch

Häufig handelt es sich auch um Kombinationen der verschiedenen Ursachen.

Wie kommt es zu irritativen Kontaktekzemen an der Hand?

Hautreizungen an den Händen führen zu irritativen Handekzemen. Bei chronischen Einwirkungen spricht man in diesem Zusammenhang auch von sogenannten Abnutzungsekzemen. Auslöser hierfür ist insbesondere Feuchtarbeit, also Umgang mit Wasser oder wässrigen Substanzen. Auch häufiges Händewaschen oder Schwitzen beim Tragen von Schutzhandschuhen kann zu irritativen Kontaktekzemen bzw. einer Handdermatitis führen. Hierdurch wird die Haut entfettet, was wiederum die Hautbarriere schwächt. Dies ist die häufigste Ursache für beruflich bedingte Handekzeme in Gesundheitsberufen.

Auch der Kontakt zu hautreizenden Stoffen wie Säuren oder Laugen, zum Beispiel in Reinigungsmitteln, kann zu irritativen Kontaktekzemen an den Händen führen.

Was ist die Ursache für allergische Kontaktekzeme an der Hand?

Allergische Handekzeme werden durch Kontaktallergien verursacht.

Wichtige Allergene als Ursache für Handekzeme in Gesundheitsberufen sind:

  • Gummiinhaltsstoffe
  • Desinfektionsmittel
  • Duftstoffe
  • Konservierungsmittel

Im Vergleich zu den irritativen Kontaktekzemen treten allergische Kontaktekzeme in Gesundheitsberufen jedoch seltener auf.

Wann kommt es zu einem atopischen Handekzem?

Atopische Ekzeme an der Hand sind eine Variante der atopischen Dermatitis oder Neurodermitis. Sie sind daher schicksalhaft bedingt. Eine Veranlagung hierzu wird in der Regel vererbt. Die atopische Dermatitis geht mit einer erhöhten Entzündungsbereitschaft der Haut einher. Daher können Ekzeme an den Händen auch ohne erkennbare äußere Ursache auftreten. So kann unter anderem auch Stress ein Handekzem auslösen.

Bei der atopischen Dermatitis ist die Hautbarriere typischerweise beeinträchtigt. Das begünstigt auch Hautirritationen durch hautreizende Stoffe und damit die Entstehung von irritativen Kontaktekzemen. Daher ist die Neurodermitis ein Risikofaktor für beruflich bedingte Handekzeme in Gesundheitsberufen. Ob und in welcher Form die atopische Dermatitis auch die Entstehung von Kontaktallergien beeinflusst, ist derzeit noch unklar.

Wodurch kann es noch zu Handekzemen kommen?

Auch andere Faktoren können die Entstehung von Handekzemen fördern. Hierzu zählen unter anderem auch eine erhöhte Schwitzneigung an den Händen oder andere anlagebedingte Risikofaktoren. Auch Zigarettenkonsum kann sich ungünstig auswirken. So konnten wir in einer großen prospektiven Multicenterstudie zeigen, dass beruflich bedingte Handekzeme bei Rauchern schwerer und hartnäckiger verlaufen als bei Nichtrauchern. Durch den Zigarettenkonsum werden möglicherweise Hautentzündungen gefördert und Heilungsprozesse verlangsamt.   

Wie erfolgt die Diagnose von Handekzemen?

Handekzeme werden in der Regel anhand des klinischen Befundes und der Patientenangaben diagnostiziert. Die Entnahme einer Hautprobe ist in der Regel nicht erforderlich. Diese kann jedoch dazu dienen, andere Diagnosen auszuschließen.

Wie sieht der Allergietest beim Handekzem aus?

Die Art der Diagnose unterscheidet sich, je nachdem, ob man ein irritatives, allergisches oder atopisches Handekzem vermutet.

Diagnose beim irritativen Handekzem

Die Diagnose eines irritativen Kontaktekzems beruht in der Regel auf Informationen zu entsprechenden irritativen Hautbelastungen und dem Ausschluss einer relevanten Kontaktallergie.

Diagnose beim allergischen Handekzem

Zur Klärung der Ursache des Handekzems sollte eine allergologische Diagnostik in Form eines sogenannten Epikutantests erfolgen. Hierbei werden Kontaktallergene in der Regel am Rücken in Testkammern für 48 Stunden aufgetragen. Im Anschluss werden die Testareale über mehrere Tage auf Reaktionen überprüft. Für die Testung können standardisierte Testallergene aber auch patienteneigene Substanzen, zum Beispiel Berufsstoffe, verwendet werden. Hierdurch können allergische Kontaktekzeme diagnostiziert oder ausgeschlossen werden.

Diagnose beim atopischen Handekzem

Ein atopisches Handekzem wird unter anderem anhand weiterer typischer Hautsymptome gestellt. Dazu gehören zum Beispiel trockene Haut, Ekzeme an Ellenbeugen oder Kniekehlen. Auch wenn andere Erkrankungen gehäuft auftreten, wie Heuschnupfen und allergisches Asthma, kann das ein Hinweis auf Neurodermitis sein. Auch die Familienanamnese spielt eine Rolle, das heißt wenn in der Familie Allergien aufgetreten sind. Charakteristisch ist auch der eigendynamische Erkrankungsverlauf.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es für Handekzeme?

Die Behandlung von Handekzemen orientiert sich entsprechend der Leitlinie an den Symptomen. Neben einer pflegenden Basistherapie erfolgt häufig eine antientzündliche Lokaltherapie mit Glukokortikosteroiden, also einer Kortison-Creme. Alternativ können auch Calcineurininhibitoren, zugelassen für die atopische Dermatitis, oder Schieferöl-haltige Präparate eingesetzt werden. Bei Bläschenbildung sind gerbstoff-haltige Handbäder geeignet. Verhornungen können mit Salicylsäure- oder harnstoffhaltigen Salben abgelöst werden. Des Weiteren kann bei Handekzemen eine lokale Therapie mit UV-Strahlen hilfreich sein, zum Beispiel die PUVA-Therapie. Bei hartnäckigen und schweren Handekzemen kommt auch eine innerliche Behandlung, etwa mit dem Wirkstoff Alitretinoin in Frage. Zur Verhinderung von Rezidiven, Rückfällen, sollten Hautirritationen vermieden und der Kontakt zu relevanten Allergenen möglichst verhindert werden.

Gibt es auch alternative Hausmittel zu Behandlung eines Handekzems?

Es sollte immer auf Hautmittel geachtet werden, die keine problematischen Allergene enthalten, da diese auf vorgeschädigter Haut zur Ausbildung von Kontaktallergien führen können. Dies kann gerade bei „alternativen Hautmitteln“ zu Problemen führen. Ungeeignet sind bei bestehenden Handekzemen insbesondere Hautmittel mit Duftstoffen oder pflanzlichen Inhaltsstoffen, wie zum Beispiel Kamille, Ringelblume, Arnika etc.. Auch bei Bienenwachs-haltigen Produkten oder Teebaumöl/ätherischen Ölen ist Vorsicht geboten. Die wichtigste Basismaßnahme stellt die Anwendung einer pflegenden Basistherapie dar. Geeignet hierfür sind Pflegeprodukte ohne die genannten Inhaltsstoffe.  

Wann sind Handekzeme bei Gesundheitsberufen eine Berufskrankheit?

Handekzeme können durch irritative Hautbelastungen oder Kontakt zu Allergenen am Arbeitsplatz hervorgerufen oder verschlimmert werden. In diesem Fall sollte der zuständige Unfallversicherungsträger, in der Regel die Berufsgenossenschaft, einbezogen werden.

Bei der Berufskrankheit handelt es sich um einen versicherungsrechtlich definierten Begriff. Handekzeme können zur Anerkennung einer derartigen Berufskrankheit (Nr. 5101 der Anlage 1 zur Berufskrankheitenverordnung) führen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Hierzu zählt, dass der Zusammenhang zwischen dem Handekzem und der versicherten Tätigkeit hinreichend wahrscheinlich ist und das angemessene therapeutische und präventive Bemühungen zu keiner wesentlichen Besserung des Hautbefundes geführt haben oder die Hauterkrankung immer wieder auftritt. Das Berufskrankheitenrecht hat sich zum 01.01.2021 dahingehend geändert, dass nun auch beruflich bedingte Hauterkrankungen als Berufskrankheit anerkannt werden können, wenn die berufliche Tätigkeit fortgeführt wird. Bis zu diesem Datum war es als weiteres Kriterium für die Anerkennung einer Hauterkrankung als Berufskrankheit zwingend erforderlich, dass ein objektiver Zwang zur Aufgabe der Tätigkeit vorlag und die Tätigkeit durch den Betroffenen auch entsprechend aufgegeben wurde.

Was können von Handekzemen Betroffene in Gesundheitsberufen tun, um ihrem Beruf weiter ausüben zu können?

Wenn sich das beruflich bedingte Handekzem durch die Behandlung nicht bessert, sollte eine Meldung an den zuständigen Unfallversicherungsträger erfolgen. Das macht der behandelnde Hautarzt oder der Betriebsarzt. Die Meldung ist die Voraussetzung dafür, dass durch den Unfallversicherungsträger geeignete Abhilfemaßnahmen veranlasst werden.

Was veranlasst der Unfallversicherungsträger, wenn ein Arbeitnehmer im Gesundheitsbereich ein Handekzem hat und dies beruflich bedingt ist?

Neben der hautärztlichen Behandlung gehört hierzu auch eine Verbesserung der Hautschutzmaßnahmen. Besonders wichtig sind die Auswahl und der konsequente Einsatz von geeigneten Schutzhandschuhen, Hautschutzpräparaten und Hautpflegeprodukten, sowie möglichst hautschonenden Hautreinigungsprodukten. In sogenannten Hautschutzseminaren werden die Betroffenen diesbezüglich gesundheitspädagogisch beraten und erhalten wichtige Informationen zur Anwendung dieser Produkte. Seitens des Unfallversicherungsträgers können darüber hinaus auch Möglichkeiten zur Reduzierung der Hautbelastungen am Arbeitsplatz geprüft werden. Das kann zum Beispiel durch den Austausch von Berufsstoffen, technische und/oder organisatorische Maßnahmen geschehen.

Was, wenn die Hautschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz beim berufsbedingten Handekzem nicht helfen?

Sollten diese ambulanten Maßnahmen nicht ausreichen, wird den Betroffenen seitens der Unfallversicherungsträger die Teilnahme an einer stationären Rehabilitationsmaßnahme in einem auf beruflich bedingte Hauterkrankungen spezialisierten Zentrum angeboten. Es hat sich gezeigt, dass sich die Prognose beruflich bedingter Hauterkrankungen durch diese Maßnahmen deutlich verbessert. In vielen Fällen kann die drohende Berufsaufgabe verhindert werden. Wichtig ist jedoch auch die primäre Prävention von beruflich bedingten Handekzemen. Beschäftigte in hautbelastenden Berufen sollten über die Risiken informiert werden und konsequent geeignete Hautschutz- und Hautpflegemaßnahmen anwenden, um dadurch der Entstehung von beruflich bedingten Handekzemen vorzubeugen.

Herr Priv.-Doz. Dr. Brans, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

14. Juni 2022

Autor: S. Jossé/R. Brans, www.mein-allergie-portal.com

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