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Histamin Intoleranz (HIT): Was ist das?

Histaminintoleranz
Histaminintoleranz: Was ist das? – Achtung bei Wein und anderen histaminreichen Lebensmitteln! Bildquelle: canva NatashaPhoto, sersol-photo

Die Histamin Intoleranz, auch als Histaminose oder Histaminunverträglichkeit bezeichnet, ist ein umstrittenes Krankheitsbild. Ein Grund hierfür mag sein, dass sich die Histaminunverträglichkeit in zahlreichen, sehr diffusen Symptomen äußern kann. Diese Symptome können aber meist auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Wann genau spricht man von Histamin Intoleranz und was weiß man über die Ursachen? Wie zeigen sich die Symptome? Wie wird die Diagnose gestellt und welche Therapien gibt es?

 

Autor: Dr. med. Anna Eger

Histamin Intoleranz: Die wichtigsten Fakten!

Histamin Intoleranz ist eine Störung, bei es aus verschiedenen Gründen zu einer Anhäufung des biogenen Amins Histamin im Körper und dadurch zu verschiedenen Beschwerden kommt.

Zu den Ursachen für eine Histamin Intoleranz gehören ein Mangel oder eine verminderte Aktivität des Enzyms Diaminooxidase oder äußere Einflüsse, wie bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente, die entweder reich an Histamin oder anderen biogenen Aminen oder sogenannte Histaminliberatoren sind.

Die wichtigsten Symptome einer Histamin Intoleranz umfassen Hautrötungen, Kopfschmerzen, Magen-Darmbeschwerden, Herzrasen und andere allergieartige Beschwerden.

Hormone, insbesondere Östrogen und Progesteron, können den Histaminabbau beeinflussen und damit die Symptome verstärken oder abschwächen.

Die Diagnosestellung umfasst neben einer ausführlichen Anamnese und dem Führen einer Ernährungstagebuches Laboruntersuchungen zur Bestimmung von Histaminwert und DAO-Wert- und -aktivität, sowie einen Provokationstest.

Hauptsäule der Therapie der Histamin Intoleranz ist eine histaminarme Ernährung, die Vermeidung anderer auslösender Faktoren, sowie gegebenenfalls der Einsatz von Antihistaminika oder Enzympräparaten.

Was ist eine Histamin Intoleranz?

Von einer Histamin Intoleranz (HIT), einer Histaminunverträglichkeit oder einer Histaminose spricht man dann, wenn Histamin bzw. andere biogene Amine nicht vertragen werden. Allerdings ist die Histamin Intoleranz eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, keine „echte“ Allergie. Im Gegensatz zur Allergie ist das Immunsystem bei der Histamin Intoleranz nicht an der Unverträglichkeitsreaktion beteiligt. Vielmehr reagiert der Organismus bei der Histamin Intoleranz auf ein „zu viel“ an Histamin und anderen biogenen Aminen wie:

  • Serotonin
  • Tyramin
  • Phenylethylamin

„Zu viel“ an Histamin bedeutet in diesem Falle: Es liegt ein Ungleichgewicht zwischen dem mit der Nahrung aufgenommenen und/oder dem möglicherweise im Körper entstandenen Histamin und dem Histaminabbau vor. Für den Abbau von Histamin im Körper wird das Enzym Diaminoxidase (DAO) benötigt, das bei einer Histamin Intoleranz vermindert oder dessen Funktion eingeschränkt ist.

Was sind biogene Amine?

Biogene Amine werden mit Hilfe bestimmter Enzyme (Decarboxylasen) aus den Eiweißvorstufen (Aminosäuren) gebildet.

Zu den biogenen Aminen gehören unter anderem:

  • Histidin
  • Tyrosin
  • Tryptophan
  • Phenylalanin

Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Fleisch, Fisch, diverse Nüsse oder Getreide, sowie Alkohol können biogene Amine enthalten, die die Aktivität von DAO hemmen und so den körpereigenen Abbau des Histamins stören.

Was sind Decarboxylasen?

Decarboxylasen sind Enzyme, die Carboxylgruppen von Aminosäuren abspalten, wodurch biogene Amine entstehen. Decarboxylasen kommen in Bakterien, nicht jedoch in Hefe, vor. Aber auch in menschlichen, tierischen und pflanzlichen Geweben sind Decarboxylasen enthalten. Das heißt, dass biogene Amine sowohl im menschlichen Organismus als auch in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln entstehen können, sofern die entsprechenden Aminosäuren vorhanden sind.

Welche Funktion hat Histamin im Körper?

Histamin ist auch eine körpereigene Substanz und erfüllt verschiedene physiologische Funktionen, sowohl als Gewebshormon, als auch als Neurotransmitter. Histamin senkt den Blutdruck, fördert die Magensäureproduktion und steigert die Darmbewegungen. Im Gehirn ist es an der Steuerung des Wachzustands beteiligt, indem es Wachheit und Aufmerksamkeit fördert. Bei Allergien wird Histamin aus Zellen in den Schleimhäuten freigesetzt und führt dann zu den typischen allergischen Beschwerden, indem es die Durchlässigkeit der Blutgefäße für Immunzellen erhöht, eine Erweiterung der Blutgefäße bewirkt und die Bronchien verengen kann.

Was sind die Ursachen für Histaminintoleranz?

Die genaue Ursache der Histamin Intoleranz ist noch unklar. Bei der Entstehung von Unverträglichkeitssymptomen auf Histamin scheinen jedoch mehrere Faktoren eine Rolle zu spielen, nicht nur die Aufnahme einzelner histaminreicher Lebensmittel.

Die folgenden Faktoren können dazu führen, dass es bei Histaminintolerenz zu Beschwerden kommt:

  • Verzehr von histaminreichen Lebensmitteln in einer Mahlzeit oder an einem Tag
  • Mangel oder Hemmung des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) im Darm und möglicherweise auch anderer histaminabbauender Enzyme
  • Verzehr anderer biogener Amine zum Beispiel aus reifen Bananen (Serotonin) oder Spinat (Spermidin, Putrescin)
  • Alkohol, denn alkoholische Getränke können nicht nur histaminreich sein, sondern sie können auch die Darmdurchlässigkeit für Histamin erhöhen und agieren somit als Histaminliberatoren
  • Nikotinkonsum
  • eine zugrundeliegende Allergie, Pseudoallergie oder Mastozytose
  • eine erhöhte Durchlässigkeit der Magen-Darmschleimhaut durch Infekte oder Entzündungen, Störung der physiologischen Darmflora
  • Hormone (Östrogene und Progesteronmangel verstärken Symptome einer Histamin Intoleranz)
  • Einnahme von bestimmten Medikamenten, unter anderem auch Metamizol, Amitriptylin

Was sind histaminreiche Lebensmittel?

Einige Lebensmittelen enthalten viel Histamin, das bei Verzehr bei den Betroffenen einer Histamin Intoleranz verstärkte Symptome hervorrufen kann.

Zu den histaminreichen Nahrunsmitteln gehören:

  • viele Käsesorten, wie Appenzeller, Bergkäse, Cheddar, Edamer, Emmentaler, Parmesan oder Roquefort
  • Fleisch- und Wurstwaren, wie Rohwurst, Schinken
  • Fischarten, wie Hering, Makrele, Sardellen, Thunfisch, Tintenfisch
  • Obst, wie Bananen, Erdbeeren
  • Sauerkraut
  • Alkohol, insbesondere Bier, Spirituosen, Wein

Zu beachten ist dabei, dass der Histamingehalt stark vom Reifegrad des jeweiligen Lebensmittels abhängt.

Was sind Histaminliberatoren?

Histaminliberatoren sind Substanzen, die zu einer vermehrten Freisetzung endogenen Histamins im Körper führen.

Beispiele für Histaminliberatoren sind:

  • Getränke, wie Alkohol, Kaffee, schwarzer Tee
  • Medikamente, wie Aspirin, Codein, bestimmte Antibiotika, bestimmte Schlafmittel und Muskelrelaxantien
  • Chinin (häufig in Tonic Water)
  • Lebensmittel selbst, wie Zitrusfrüchte, Tomaten, Spinat, Auberginen, Wallnüsse, Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, Schokolade und Kakao
  • Lebensmittelzusatzstoffe, sogenannte E-Nummern, wie Azofarbstoffe oder Curcumin, Glutamat, Sulfite, Benzoate

Daher reagieren Patienten mit einer Histamin Intoleranz oft auch auf Fertiggerichte oder Speisen aus dem China-Restaurant unverträglich.

Was passiert bei Histamin Intoleranz im Körper?

Die Histamin Intoleranz gehört zu den Enzymdefizienz-Syndromen, das heißt, das Enzym Diaminooxidase (DAO), das mit der Nahrung zugeführtes Histamin im Körper abbaut, ist nicht in ausreichender Menge vorhanden oder nicht ausreichend aktiv. Das bedeutet, je mehr Histamin aufgenommen wird, desto mehr reichert es sich im Körper an, weil es langsamer wieder abgebaut wird. Bei Erreichen einer gewissen, individuell unterschiedlichen Konzentration können dann histaminbedingte, allergieähnliche Symptome auftreten.

Anders als bei Nahrungsmittelallergien, wo schon kleinste Mengen schwere Reaktionen hervorrufen können, hat bei der Histamin Intoleranz jeder Patient seinen individuellen Grenzwert. Erst nach dem Überschreiten dieses individuellen Grenzwertes entwickelt der Patient Symptome.

Wie sehen bei Histamin Intoleranz die Symptome aus?

Die Symptome, die bei einer Histamin Intoleranz auftreten können, findet man häufig auch bei anderen Erkrankungen. Das Beschwerdespektrum reicht von Verdauungsbeschwerden über Hautprobleme bis zu Atembeschwerden. Auch Müdigkeit, Erschöpfung etc. sind Symptome, die häufig genannt werden.

Folgende Symptome können bei Ausschluss von Allergien und anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf eine Histamin Intoleranz hindeuten:

Welche anderen Erkrankungen haben ähnliche Symptome wie eine Histamin Intoleranz?

Da die Symptome bei der Histamin Intoleranz sehr vielseitig sind, kommen auch zahlreiche andere Erkrankungen als Verursacher der Beschwerden in Frage.

Folgende andere Krankheiten müssen beispielsweise bei Symptomen, die bei einer Histamin Intoleranz auftreten können, ausgeschlossen werden:

  • Bei Flush, das heißt bei anfallsartigen Rötungen, müssen neuroendokrine Tumoren ausgeschlossen werden. Ist von dem Flush nur das Gesicht, der Hals, das Dekolleté betroffen, könnte es sich auch um eine Rosacea handeln.
  • Andere Ursachen für Juckreiz können Urtikaria, also Nesselsucht, Pruritus- oder Prurigo-Erkrankungen sein.
  • Bei Übelkeit, Erbrechen, Durchfall müssen Magen-Darmerkrankungen wie Magengeschwüre, entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen, Laktoseintoleranz, Fruktosemalabsorption und Zöliakie abgeklärt werden.
  • Tritt Rhinorrhoe, das heißt Naselaufen, auf, könnte es sich auch um einen allergischen Schnupfen handeln.
  • Bei Atemnot muss ein Asthma abgeklärt werden.
  • Bei Schwindel, Blutdruckabfall, Herzrasen kann auch eine echte Allergie auf ein bestimmtes Nahrungsmittel vorliegen.

Wie sieht die Diagnose bei Histamin Intoleranz aus?

Eine Histamin Intoleranz lässt sich nicht anhand eines Bluttests oder anhand einer Stuhlprobe diagnostizieren. Die Bestimmung des DAO-Wertes bei der Diagnose der Histamin Intoleranz birgt gewisse Probleme. Sowohl die Blut-Abnahmetechnik als auch der Laborversand bergen Fehlerquellen, denn zum Beispiel ist eine lückenlose Kühlkette der Blutproben ausgesprochen wichtig, aber nicht immer gegeben. Zudem besteht beim DAO-Wert ein Normwertproblem. Das bedeutet, die DAO-Werte der Patienten sind zum einen sehr unterschiedlich und zum anderen findet man bei Patienten, die bei histaminreicher Nahrung von Symptomen berichten, oft ausreichend hohe DAO-Mengen im Blut. Hier stellt sich dann die Frage, ob das Enzym eventuell nicht ausreichend effektiv arbeitet. Allerdings ist auch die Aktivitätsmessung der DAO im Blut nicht immer zuverlässig. Hinzu kommt: Es gibt in der wissenschaftlich anerkannten Literatur keinen Hinweis auf die verlässliche Aussagekraft des DAO-Wertes zur Diagnose einer Histamin Intoleranz. Wenn der Verdacht besteht, dass der Patient eine Histamin Intoleranz hat, wird deshalb ein Histamin Intoleranz-Provokationstest oder eine diagnostische Eliminationsdiät durchgeführt.

Wie funktioniert ein Provokationstest zur Diagnose einer Histamin Intoleranz?

Zur Durchführung eines Provokationstests zur Diagnose von Histamin Intoleranz wird dem Patienten eine sehr hohe Dosis Histamin verabreicht. Diese Dosis liegt deutlich über der Histaminmenge, die man durch eine stark histaminreiche Mahlzeit aufnehmen könnte. Im Laufe eines Histamin Intoleranz-Provokationstests erhält der Patient mehrere Getränkeproben. Diese enthalten entweder eine Histamin-Lösung oder sie sind histaminfrei. Der Test erfolgt verblindet, so dass der Patient nicht weiß, wann genau er die mit Histamin versetzten Getränke zu sich nimmt. Die Resorption von Histamin erfolgt sehr schnell. Innerhalb von ein bis zwei Stunden nach Aufnahme des Histamins müssten Symptome auftreten, wenn eine Histamin Intoleranz vorliegt.

Bei manchen Patienten zeigt sich durch den Provokationstest, dass deren Verdacht auf Histamin Intoleranz begründet war. Allerdings lässt sich bei den meisten Patienten der Verdacht auf Histamin Intoleranz nicht bestätigen, obwohl viel höhere Histamindosen eingesetzt werden, als dies natürlicherweise bei einer histaminreichen Mahlzeiten der Fall ist.

Wie funktioniert eine Eliminationsdiät zur Diagnose einer Histamin Intoleranz?

Bei einer Eliminationsdiät zur Diagnose einer Histaminunverträglichkeit wird der Zusammenhang zwischen der Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel und dem Auftreten von Symptomen beobachtet. Damit es nicht zu Falschdiagnosen kommt, muss die Eliminationsdät kontrolliert durchgeführt werden. Zur Objektivierung einer vermeintlichen Histaminunverträglichkeit bietet sich eine dreistufige Ernährungsumstellung an. Dabei werden in einer ersten Phase histaminhaltige Nahrungsmittel und auch solche Nahrungsmittel, die erfahrungsgemäß zu gastrointestinalen Beschwerden führen, vermieden. Danach werden schrittweise wieder Nahrungsmittel eingeführt.

Wie sieht bei Histamin Intoleranz die Therapie aus?

Wie bei allen Allergien und Unverträglichkeiten ist auch bei der Histamin Intoleranz in erster Linie die Meidung von histaminreichen Lebensmitteln und Histaminliberatoren der erste Ratschlag, den Histaminintolerante bekommen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, denn Histamin ist nicht so leicht zu fassen.

Da, abgesehen von Histamin, auch andere biogene Amine die Beschwerden einer Histamin Intoleranz hervorrufen können, muss dies bei einer histaminarmen Ernährung berücksichtigt werden. Empfehlenswert ist deshalb eine individuelle und fachkompetente Ernährungsberatung.

Helfen Medikamente bei einer Histamin Intoleranz?

Um die Beschwerden bei Histamin Intoleranz zu lindern, haben sich H1- und H2-Antihistaminika als sinnvoll erwiesen. Die Wirksamkeit der Substitution von DAO als Tabletten ist jedoch umstritten und zeigt sehr verschiedene Effekte in Bezug auf die Verminderung der Symptome. Ebenso ist die Wirksamkeit von Probiotika bisher nicht wirklich nachgewiesen.

Quellen:

Diagnostik und Therapie der Histamin Intoleranz; 26.07.2024; https://www.medsach.de/berichte-informationen/diagnostik-und-therapie-der-Histamin Intoleranz (Zugriff 10.04.2025)

www.enterosan.de/pdfs/Blutdiagnostik/histamin-intoleranz-diagnostikundtherapie-praxisbroschüre.pdf (Zugriff 10.04.2025)

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

14. April 2025

Autor: A.Eger, www.mein-allergie-portal.com

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