Skip to main content

Epoxidharz Allergie: Wie kann man sie vermeiden?

Epoxidharz Allergie
Wann und wie wird eine Epoxidharz Allergie ausgelöst? Bildquelle: K.Kersting

Epoxidharz ist eine Chemikalie, die in zahlreichen Bereichen eingesetzt wird. Leider kommt es bei denjenigen, die beruflich damit zu tun haben, auch häufig zu einer Epoxidharz Allergie. Sie gilt als anerkannte Berufskrankheit. Worauf muss man achten, wenn man mit Epoxidharz umgeht? Wie sollte der Arbeitsschutz aussehen? Darüber sprach MeinAllergiePortal mit Dr. Klaus Kersting, Referent Abteilung Stoffliche Gefährdungen Referat Gefahrstoffe bei der BG BAU.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. Klaus Kersting

Herr Dr. Kersting, wo werden Epoxidharze eingesetzt?

Epoxidharze werden bei der Boden- und Wandbeschichtung, als Schutz von Fassaden, gegen Korrosion und Säuren oder zum Beschichten von Industriefußböden eingesetzt.

Gibt es mittlerweile weitere Einsatzbereiche?

Neben den schon erwähnten Bereichen finden wir Epoxidharze auch als Injektionsharz, mit dem man, zum Beispiel, Risse in der Wand tiefgründig verkleben kann. Auch als Grundierung bei Parkettarbeiten, Holzreparaturmaterialien und chemischen Dübeln, die die üblichen mechanischen Dübel ersetzen können, wird Epoxidharz oftmals eingesetzt.

Was sollte man beim Umgang mit Epoxidharzen beachten?

Bevor im Betrieb mit Epoxidharzen umgegangen wird, müssen die Beschäftigten über den Umgang mit dieser Hightech-Chemikalie unterwiesen werden. Sie müssen die richtige Verarbeitung und die notwendigen Schutzmaßnahmen kennen. Nur wer weiß, wie Epoxidharze richtig verarbeitet werden und was die richten Schutzmaßnahmen sind, kann damit auch sicher umgehen. Im übrigen fordert die Gefahrstoffverordnung eine solche Unterweisung für jeden Umgang mit Gefahrstoffen.

Wie sollte eine Unterweisung im Umgang mit Epoxidharz am Arbeitsplatz aussehen?

Zum einen muss der Arbeitgeber die für den Umgang mit Epoxidharz richtigen Schutzhandschuhe zur Verfügung stellen. Zum anderen müssen die Beschäftigten diese Handschuhe auch richtig einsetzen. Die BG BAU hat die geeigneten Schutzhandschuhe ermittelt, sowohl für die Nutzung in einer kompletten Schicht als auch für einen kurzzeitigen Einsatz. Weiterhin sollten beim Umgang mit Epoxidharz Schutzbrillen immer getragen werden. Bei Spritzgefahr, also auf jeden Fall beim Mischen des Epoxidharzes, das aus zwei Komponenten – Harz und Härter - besteht, die intensiv gemischt werden müssen, sind Schutzanzüge erforderlich.. .

Gibt es eine Art „Gebrauchsanweisung“ für den Umgang mit Epoxidharzen?

Die BG BAU liefert ‚Gebrauchsanweisungen‘ in verständlicher Sprache in Form von GISBAU-Informationen für den Unternehmen und Entwürfe für Betriebsanweisungen für die Beschäftigten. Beide Informationen können aus dem EDV-Programm WINGIS ausgedruckt werden. Bei WINGIS-Online https://www.wingisonline.de/ werden Betriebsanweisungen in 17 Sprachen angeboten.

Das Duschen bzw. mindestens das Waschen der Hände und Wechseln der Arbeitskleidung am Arbeitsplatz ist eine weitere geforderte Maßnahme zum Schutz gegen Epoxidharz.

Warum ist es so wichtig, nach der Arbeit die Kleidung zu wechseln?

Die Kleidung ist sehr häufig mit Spritzern kontaminiert. Dabei durchdringen die Stoffe die Kleidung. Wenn die Kleidung nicht gewechselt wird, gelangen die Stoffe auf die Haut und in den Körper. Dort können sie dann die Allergie auslösen.

Was macht Epoxidharz so gefährlich?

Die Härter von Epoxidharzen können die Haut verätzen. Das größere Problem ist allerdings, dass sowohl Harz als auch Härter Hautallergien auslösen können. Dabei enthalten die Epoxidharze starke Allergene, was bedeutet, dass sie sehr häufig eine Allergie auslösen. Eine niederländische Studie besagt, dass jeder fünfte Anwender von Epoxidharzen eine Allergie bekommt. Derartige Zahlen kennen wir von keinem anderen Baustoff.

Woran merken die Betroffenen, dass sie allergisch auf Epoxidharz sind?

Die Reaktionen sind wie bei jeder anderen Allergie. Das bedeutet, sobald der Körper den Stoff registriert, löst er eine allergische Reaktion aus. Das wäre bei Epoxidharzen kräftiges Jucken und Hautausschlag. Problematisch ist, dass wir häufig feststellen, dass die Reaktion schon bei geringen Mengen ausgelöst wird. So gibt es viele Personen, die schon auf die sehr geringen Mengen von Epoxidharzen in der Luft reagieren.

Welche Alternativen zu Epoxidharz gibt es und inwiefern sind diese gleichwertig?

Wir sind als BG BAU keine Spezialisten für die technischen Eigenschaften von Bau-Chemikalien. Allerdings hinterfragen wir Aussagen wie ‚Geht nur mit diesen Stoffen‘ immer sehr kritisch. Bei Epoxidharzen diskutieren wir diese Fragen im international besetzten Arbeitskreis Epoxidharze-, in dem Hersteller und Anwender, Gewerkschaften und Arbeitsschützer zusammenarbeiten. Sollten Epoxidharze für Anwendungen angeboten werden, für die wir Alternativen kennen, weisen wir darauf hin. So ist für uns der Einsatz von Epoxidharzen als Feuchtigkeitsabsperrung von Zementestrichen nicht notwendig.

Gibt es mittlerweile weniger allergene Epoxidharze?

Es gibt bestimmte Inhaltsstoffe, die nicht so stark allergen sind. Zudem wissen wir, dass höhermolekulare Härter diese Eigenschaft besitzen. „Höhermolekulare Härter“ bedeutet beim Epoxidharz, dass der Hersteller einen Teil des Harzes bereits in den Härter integriert. Bei Gebrauch des Epoxidharzes mischt man dann also das Harz mit einer Harz-Härter-Mischung, die bereits vorreagiert hat. In der Bauwirtschaft setzen viele Hersteller inzwischen die vorreagierten Bestandteile ein. Dabei muss aber immer beachtet werden, dass die Produkte weiterhin sensibilisierend sind und dass bei der Verarbeitung weiterhin geeignete Schutzkleidung getragen werden muss.

Wirkt Epoxidharz nur im Verarbeitungsprozess allergen oder auch noch danach durch Ausdünstung oder Auswaschen?

Ausgehärtete Epoxidharze sind unproblematisch, eine Gefahr besteht nur während der Verarbeitung.

Welche Baustoffe, die nun durch Epoxidharzhaltige Produkte ersetzt werden, hat man früher verwendet?

Beispielsweise wurden früher viele Arbeiten mit Styrolharzen durchgeführt, für die heute Epoxidharze genommen werden. Betonsanierungen hat man früher mit Zementen durchgeführt, heute werden hier viel effektiver Epoxidharze eingesetzt.

Welche Konsequenzen hat es für Betriebe, wenn sie nicht die geeigneten Schutzmaßnahmen vorhalten?

Sie verlieren Fachkräfte – denn mit einer Epoxidharz-Allergie muss der Umgang mit diesen Substanzen gemieden werden. Dies ist zwar versicherungstechnisch nicht mehr erforderlich. Wir empfehlen die Berufsaufgabe aber weiterhin.

Und welche rechtlichen Konsequenzen hat es für einen Arbeitgeber, wenn sich ein Mitarbeiter aufgrund unzureichender Arbeitsschutzmaßnahmen sensibilisiert?

Solange der Arbeitgeber nicht grob fahrlässig handelt, keine.

Muss man den Beruf aufgeben, wenn man eine berufsbedingte Allergie auf Epoxidharz hat?

Nein, aufgrund einer Gesetzesänderung besteht heutzutage bei allergisch bedingten Hauterkrankungen zur Absicherung der Rentenansprüche keine Aufgabeverpflichtung der Berufstätigkeit mehr. Dies wird weniger medizinisch begründet als vielmehr mit dem Anspruch auf Gleichstellung mit anderen Berufserkrankungen. Konkret bedeutet das für Epoxidharz Allergiker: Auch wer die betreffende Tätigkeit trotz bestehender Berufsallergie weiter ausübt, bekommt eine Rente., Allerdings wäre es bei einer Epoxidharz Allergie aus medizinischer Sicht erforderlich, den Allergenkontakt zu meiden und die Tätigkeit zu wechseln.

Wie sollen Heimwerker sich beim Umgang mit Epoxidharz schützen?

Epoxidharze sollte man beim Heimwerken und Basteln grundsätzlich gar nicht verwenden. Deshalb möchte ich hier keine Empfehlungen geben. Außerdem sind die Schutzhandschuhe oft teurer als die Epoxidharze, die der Heimwerker einsetzt. Leider berichten Dermatologen jedoch von zunehmenden Anzeichen für eine Zunahme von Epoxidharz Allergien, die durch den Umgang mit Epoxidharz im privaten Bereich verursacht wurden.

Wie kommt es im privaten Umfeld zu Epoxidharzallergien?

Zu Epoxidharz Allergien durch privaten Umgang mit Epoxidharz kommt es dadurch, dass es immer mehr Epoxidharz-haltige Produkte gibt, zum Beispiel 2K-Kleber, die frei im Baumarkt oder Discounter erhältlich sind. Ein weiterer Faktor, der privat verursachte Epoxidharz Allergien befördert, sind auch aktuelle Basteltrends. So enthalten Materialien, die zum Beispiel zum Konservieren von Blumen in Gießharz verwendet werden, häufig Epoxidharz. Auch beim Basteln von Schmuck wird oft Epoxidharz eingesetzt und so kommt es leider zunehmend zu Epoxidharzallergien, die nicht berufsbedingt sind.

Herr Dr. Kersting, herzlichen Dank für das Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

11. Januar 2024

Autor: K. Kersting/S. Jossé, www.mein-allergie-portal.com

Artikel teilen

Lesen Sie auch

Weitere Beiträge