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Aufgeblähter Bauch, Atemnot, Asthma: Zusammenhänge?

Bauchprobleme Asthma
Stefanie Metty spricht über Zusammenhänge von Asthma und Bauchproblemen, Bildquelle: S. Metty

Wenn ein aufgeblähter Bauch Probleme macht, kann das auch zu Atemnot führen. Dass das von einem Asthma kommen könnte, denken dann die Wenigsten. Warum Asthma aber durchaus ein Grund dafür sein kann, dass der Bauch gebläht ist, immer dicker wird und grummelt, erklärt Stefanie Metty, Diätassistentin und Fachberaterin Allergologie (DAAB) in Schwabach bei Nürnberg im Interview mit MeinAllergiePortal.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Stefanie Metty, Diätassistentin

 

Blähbauch, Atemnot, Asthma: Die wichtigsten Fakten!

Asthma kann die Ursache für Blähungen bzw. einen Blähbauch sein, was allerdings Viele nicht wissen

Das kann auch an einer falschen Atemtechnik oder an bestimmten Medikamenten liegen

Ein Ernährungstagebuch ist ein wichtiger Faktor bei der Diagnose und beim Ausschluss anderer Erkrankungen

Die Behandlung erfolgt mit einer individuell abgestimmten Ernährungstherapie

 

Frau Metty, wie häufig kommt es vor, dass Asthma die Ursache für einen aufgeblähten Bauch ist?

Asthma ist durchaus häufig die Ursache für einen Blähbauch. Da sind zum einen die Patienten, die mit Bauchproblemen kommen und zum Teil gar nicht wissen, dass sie ein Asthma haben. Es kommen aber auch Asthmatiker mit einer Bauchproblematik in meine Praxis, die eine Unverträglichkeit als Ursache vermuten. Oft stellt sich dann heraus, dass das Asthma die eigentliche Ursache ist.

Wenn ich bei einem Patienten vermute, dass ein Asthma die Ursache für die Bauchprobleme sein könnte, und wenn dann auch bereits ein Heuschnupfen besteht, rate ich zur Abklärung zu einer Lungenfunktionstestung.

Das heißt, Asthma wird von den Patienten mit Blähbauch meist nicht in Betracht gezogen?

An ein Asthma denken die Patienten meist nicht, wenn sie Blähungen haben. Und wenn sie dann noch Medikamente einnehmen, zum Beispiel gegen Sodbrennen, um die Bauchbeschwerden ein wenig zu lindern, kann dies die Beschwerden noch verstärken.

Wieso kommt es durch Asthma denn überhaupt zu einem gebähten Bauch und Atemnot?

Die Lunge ist das zentrale Organ für den Sauerstoffaustausch und bei Asthmatikern ist ja gerade die Lunge das betroffene Organ. Ein wesentliches Symptom bei Asthma ist die Atemnot. Die Atemnot wiederum kann zu einer falschen Atmung und zu Magenschmerzen führen. Durch eine falsche Atemtechnik kann es passieren, dass die Betroffenen Luft schlucken bzw. falsch abatmen. Dann sammelt sich die Luft im Bauchraum und kann Bauchprobleme verursachen. Es kommt dann durch Magenprobleme zu Atembeschwerden.

Das kann bei der ganz normalen Atmung passieren, aber zum Beispiel auch beim Sport.

Können die durch Asthma bedingten Bauchprobleme auch nach dem Essen zu Atemnot führen?

Eher würde es dann zu Unwohlsein und „Drücken“ kommen. Zu einer richtigen Atemnot kann es bei einer allergischen Reaktion kommen.

Wie erkennt man, dass die Bauchbeschwerden vom Asthma kommen?

Durch Asthma verursachte Bauchprobleme können sich in Form von Blähungen äußern. Dann kommt es durch Luft, die nicht „abgeht“ zu einem dicken, aufgeblähten Bauch. Es kann aber auch sein, dass unmittelbar nach dem Essen Bauchschmerzen bzw. Magenschmerzen auftreten. Auch über Unwohlsein berichten die Patienten. All diese Symptome werden jedoch auch dadurch beeinflusst, wie die Patienten ihre Mahlzeiten gestalten.

Beim Blähbauch durch Asthma lauten die Fragen:

  • Was esse ich?
  • Wie häufig esse ich?
  • Wie schnell esse ich?

Auch auf diese Aspekte muss man achten und in der Beratung gemeinsam mit dem Patienten besprechen.

Gibt es Asthma-Patienten, die ein erhöhtes Risiko haben, Bauchprobleme zu entwickeln?

Asthmatiker, die dazu neigen, eher hastig zu essen oder die schnell so zwischendurch essen, sind stärker gefährdet, Bauchprobleme zu entwickeln. Auch Menschen, die eher stressbelastet sind, tragen ein höheres Risiko für Blähbäuche. Oft sind das ja auch die Patienten, die ihre Mahlzeiten falsch zusammensetzen, zu wenig essen, zu schnell essen, sich keine Zeit nehmen, nicht genügend kauen etc.. Auch Patienten, die ihre Medikation nicht richtig oder auch „schlampig“ einnehmen. Das Alter spielt eine weniger große Rolle. Zusammenfassend kann man sagen: Asthmatiker, für die „ausgewogenes gesundes Essen“ und „sich Zeit nehmen fürs Essen“ nicht ganz so wichtig ist, tragen ein tendenziell höheres Risiko, Bauchprobleme zu entwickeln. Dabei muss nicht unbedingt Stress der Grund sein.

Wie kann man feststellen, dass das Asthma die Ursache der Bauchprobleme ist?

Wenn ein Asthmatiker in meine Praxis kommt und über Bauchprobleme klagt, vermutet er häufig, dass eine Laktoseintoleranz, eine Fruktosemalabsorption oder eine Zöliakie die Ursache ist. Oft wurden die entsprechenden H2-Atemtests auch schon durchgeführt, aber mit negativem Ergebnis. Ich veranlasse dann zunächst, dass der Patient ein Ernährungstagebuch führt und schaue mir an:

  • Was isst der Patient?
  • Wie häufig isst der Patient?
  • Nimmt er sich Zeit zum Essen?
  • Ist er viele Fertigprodukte?
  • Trinkt er häufig Smoothies?
  • Ist er viel zuckerhaltige Lebensmittel?
  • Ist er überwiegend Kohlenhydrate?
  • Was isst er zu viel, was zu wenig?
  • Welche Medikamente werden eingenommen?

Warum stellen Sie den Asthma-Patienten mit Bauchgrummeln all diese Fragen?

Der Hintergrund all dieser Fragen ist: Wenn ein Patient, zum Beispiel, große Mengen Fertigprodukte, die Milchpulver enthalten, zu sich nimmt, kann allein das schon Bauchprobleme verursachen.

Genauso kann häufiges Smoothie-Trinken dazu führen, dass der Bauch grummelt. Smoothies rauschen regelrecht durch den Magen durch. Dadurch können sie keine lange Kontaktzeit mit den Verdauungssäften und den Organen haben. So gelangen der Fruchtzucker oder das Gemüse aus den Smoothies schnell in den Darm, der Verdauungsprozess ist gestört und die Bauchprobleme beginnen.

Auch ein im Vergleich zu Eiweiß und Fett überproportional hoher Anteil an Zucker und Kohlenhydraten kann dazu führen, dass der Bauch grummelt. Wenn dann noch zu viel schnell produziertes Fertigbrot mit Backtriebmitteln verzehrt wird, dessen Teig keine lange Teigführung hatte, kann das leicht zu Blähungen führen.

Sind die Fragen geklärt, folgt eine diagnostische Ernährungsumstellung.

Können die genannten Bauchprobleme auch bei der COPD auftreten?

Ja, auch bei COPD -das steht für chronic obstructive pulmonary disease – eine dauerhaft atemwegsverengende Lungenerkrankung, kann es zu Bauchproblemen kommen.

Was ist eine diagnostische Ernährungsumstellung?

Der Sinn einer diagnostischen Ernährungsumstellung ist es, die individuell relevante Ursache der Beschwerden zn finden. Der nächste Schritt ist deshalb, gemeinsam mit dem Patienten die Ernährung so umzustellen, dass keine Bauchbeschwerden mehr auftreten. Dafür braucht man Zeit und Geduld.

Und warum spielt es eine Rolle bei Asthma-Patienten mit Bauchproblemen, welche Medikamente sie einnehmen?

Es ist mir sehr wichtig, auch die Medikamentenliste der Patienten anzuschauen. Wenn ein Asthmatiker zum Beispiel aufgrund von Sodbrennen Protonenpumpen-Hemmer nehmen muss, kann das auch Bauchprobleme verursachen. Protonenpumpen-Hemmer setzen die Salzsäureproduktion im Magen stark herunter. Dadurch wird die Eiweiß- und Fettverdauung negativ beeinflusst und somit auch die Verdauung. Auch dies kann zu Bauchproblemen führen. Nach einer Ernährungsumstellung sind diese Medikamente oft gar nicht mehr nötig. Aber man braucht Geduld. Der Körper reagiert nicht immer gleich und auch nicht so schnell. Aber auch an einer falschen Atmung kann man arbeiten.

Wie lässt sich bei Asthmatikern mit Bauchproblemen die Atmung optimieren?

Es gibt eine ganze Reihe von Atemübungen, die die Atemtechnik der Patienten verbessern können. Dies wird Asthmatikern grundsätzlich empfohlen, nicht erst dann, wenn sich Bauchprobleme einstellen. Bei Bauchproblemen ist es aber noch wichtiger, dass die Patienten die Atemübungen regelmäßig durchführen. Wichtig ist weiter, dass der Patient regelmäßig seine Medikamente einnimmt. Bei den Patienten, bei denen der Stress eine große Rolle spielt, sollte man versuchen, die Stressbelastung zu reduzieren. Oft hilft es schon, zwischendurch mal an die frische Luft zu gehen, einen Spaziergang zu machen und „runterzukommen“. Dabei sollte man stets auch überprüfen, inwiefern welche Maßnahme hilfreich ist.

Wie ist die Vorgehensweise, wenn ein Patient mit Bauchproblemen kommt und nicht weiß, dass er Asthma hat?

Wenn beim Patienten von einem Asthma nichts bekannt ist, frage ich, ob ein Heuschnupfen besteht. Manchmal sagen die Patienten auf Nachfrage aber auch „Mmh, bei mir hat der Arzt mal gesagt, ich könnte Asthma haben.“ Wenn das dann nicht wirklich abgeklärt wurde, bitte ich den Patienten, sich dem Arzt zu einer Lungenfunktionstestung vorzustellen, um das wirklich abzuklären. Es ist sehr häufig so, dass ein Heuschnupfen und tatsächlich auch ein Asthma besteht.

Welche Therapie kann helfen, wenn es durch Asthma zu Bauchproblemen kommt?

Auf die diagnostische Diät folgt die Ernährungstherapie, die zusammen mit dem Patienten entwickelt wird. Dabei ist es mir sehr wichtig, die Patienten nicht mit „Erlaubt oder Verboten-Listen“ zu konfrontieren. Ziel ist ein individueller Ernährungsplan. Berichtet der Patient zum Beispiel, dass er nach einem Glas Milch, das kalt und schnell getrunken wurde, Bauchprobleme auftreten, empfehle ich, die Milch 10 Minuten vor dem Verzehr aus dem Kühlschrank zu nehmen, nur ein halbes Glas zu trinken und das schluckweise und nicht auf einmal und schnell. Berichtet der Patient daraufhin, dass die Bauchprobleme zwar besser geworden sind, aber nicht völlig verschwunden sind, kann man immer noch zum Verzicht raten. Anstelle der Milch kann man zum Beispiel einen stichfesten Naturjoghurt essen. Das hat den Vorteil, dass dieser nicht nur Calcium, sondern auch Eiweiß und „Futter“ für die „guten“ Darmbakterien enthält. Stellt man nach zwei bis drei Wochen fest, dass der Patient den stichfesten Naturjoghurt besser verträgt, ist das eine sehr gute Lösung.

Warum ist es wichtig, dass die Patienten stichfesten Naturjoghurt essen und nicht den normalen Joghurt?

Vielen Verbrauchern ist nicht bewusst, dass zwischen „mildem“ und „stichfestem“ Joghurt ein großer Unterschied besteht. Milder Joghurt kann mit Milchkonzentrat hergestellt werden, außerdem enthält er den säurebildenden Lactobazillus bulgaricus nicht. Deshalb schmeckt er weniger sauer als der stichfeste Joghurt. Stichfester Naturjoghurt hingegen wird mit Joghurtkulturen, die säurebildend sind hergestellt, die vor allem weniger blähend sind.

Woran erkennt man stichfesten Naturjoghurt im Kühlregal und warum ist das die bessere Wahl?

Stichfesten Naturjoghurt erkennt man an den folgenden Kriterien:

  • Es muss „stichfest“ draufstehen
  • Es muss „im Becher gereift“ draufstehen
  • Es steht Lactobazillus bulgaricus drauf
  • In der Nährwerttabelle darf der Kohlenhydratgehalt nicht über 5 Gramm liegen
  • Und: Wenn man einen Löffel Joghurt entnimmt, bleibt der Löffelabdruck, die Entnahmestelle schließt sich nicht

Patienten mit Asthma, die berichten, dass sie jeden Tag einen Naturjoghurt essen, frage ich deshalb immer als erstes, ob „mild“ oder “stichfest“ auf der Verpackung steht. Die meisten Patienten lesen nur „Naturjoghurt“ und wissen nicht, dass es hier einen Unterschied gibt. Aber tatsächlich kann es Bauchprobleme verursachen, denn ein mit Milchkonzentrat versetzter Joghurt kann sehr viel Milchzucker enthalten und kann zu Darmproblemen führen.

Was passiert, wenn die Zusammenhänge zwischen dem Asthma und den Bauchproblemen nicht rechtzeitig erkannt werden?

Wenn das Asthma als Ursache der Bauchprobleme lange nicht erkannt wird, wächst der Leidensdruck. Da es im Hinblick auf das Essen mittlerweile viele „frei von“ Trends gibt, zum Beispiel „glutenfrei“, neigen Viele dazu, den vermeintlichen Übeltäter einfach mal aus dem Speiseplan zu streichen. Dann verzichten sie auf alle Speisen mit Gluten, obwohl sie nicht an Zöliakie erkrankt sind. Oft geht es den Patienten tatsächlich auch besser, wenn sie etwas weglassen, denn dadurch ernähren sie sich manchmal auch gesünder.

Heißt das, die Patienten lassen zwar das Falsche weg, aber es geht ihnen dennoch besser?

Wenn die Patienten ihren Speiseplan sehr stark einschränken, also ohne Laktose, keine Fruktose mehr, kein Gluten mehr, geht es ihnen häufig sogar noch besser. Der Körper muss sich mit nichts mehr auseinandersetzen und im Darm kehrt dann zunächst einmal Ruhe ein. Wenn man dann nach langer Karenz diese Nahrungsmittel wieder zu sich nimmt, reagiert der Körper oft sehr heftig, denn der Magen-Darm-Trakt wurde mit diesen Stoffen ja lange nicht mehr konfrontiert. Plötzlich soll der Körper dann wieder Laktase zur Verdauung der Laktose ausschütten, der Transporter für die Fruktose soll wieder aktiviert werden und die Darmzotten müssen Gluten verarbeiten. Diese Reaktion des Körpers bestärkt dann die Patienten darin, möglichst viel wegzulassen und so kommen sie oft viel zu spät in die Ernährungstherapie.

Würde es helfen, Übungen zu machen, die den Magen eventuell von zu viel Luft befreien?

Atemübungen sind sinnvoll, denn diese befreien auch den Magen und eben auch den Darm. Das gilt auch für Yoga oder Entspannungsübungen.

Frau Metty, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

12. September 2023

Autor: S. Jossé/ S. Metty, www.mein-allergie-portal.com

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