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Asthma in der Schwangerschaft: Gibt es Risieken?

Asthma Schwangerschaft
Asthma in der Schwangerschaft! Bildquelle: H.Worth

Werdende Mütter, die an Asthma erkrankt sind, sind oft unsicher. Sie fragen sich, welche Risiken durch ihr Asthma für das ungeborene Kind bestehen. Auch die Frage, ob die regelmäßig einzunehmenden Asthma-Medikamente ein Risiko für das ungeborene Kind darstellen könnten, beschäftigt Schwangere, die an Asthma erkrankt sind. Sind diese Befürchtungen berechtigt? Welche Risiken bestehen in der Schwangerschaft, wenn die werdende Mutter Asthma hat? MeinAllergiePortal stellte Prof. Dr. Heinrich Worth, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Atemwegsliga, die Frage: Asthma in der Schwangerschaft: Gibt es Risiken?

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Prof. Dr. Heinrich Worth

Herr Prof. Worth, welche Probleme können in der Schwangerschaft auftreten, wenn die Mutter Asthma hat?

Wenn eine werdende Mutter Asthma hat, kann sich das Asthma in der Schwangerschaft verschlechtern, verbessern, oder gleich bleiben.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass alles möglich ist und dass der Anteil der möglichen Varianten jeweils bei etwa einem Drittel liegt. Es ist zunächst auch nicht vorhersehbar in welche Richtung sich ein Asthma entwickeln wird. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Asthma verschlechtert, größer, wenn es sich um ein schweres oder nicht kontrolliertes Asthma handelt.

Nach der Geburt des Kindes kann sich das Asthma wieder stabilisieren.

Wie erfolgt die Therapie, wenn das Asthma der werdenden Mutter sich verschlechtert?

Ein wichtiger Punkt ist, dass asthmakranke Schwangere nicht nur im Hinblick auf die Schwangerschaft regelmäßig untersucht werden. Auch die Entwicklung des Asthmas sollte kontrolliert werden. Ansonsten wird die Bedarfs- und Langzeittherapie während der Schwangerschaft so fortgeführt, wie dies vor Eintritt der Schwangerschaft der Fall war.

Schwangere befürchten manchmal, dass Glutikokortikoide, d.h. kortisonhaltige Medikamente, in der Schwangerschaft ungünstig seien, das ist aber nicht der Fall. Vielmehr riskieren werdende Mütter,  die Kontrolle über ihr Asthma zu verlieren, wenn sie diese Medikamente reduzieren.

Wir empfehlen deshalb unbedingt, auch während der Schwangerschaft mit der Therapie fortzufahren. Gleichzeitig sollte der Verlauf des Asthmas kontrolliert werden, damit man Veränderungen schnell bemerkt. Dabei ist es das Wichtigste, darauf zu achten, dass der Sauerstoffdruck nicht zu niedrig wird.

Warum ist es wichtig bei der Asthma-Verlaufskontrolle von Schwangeren darauf zu achten, dass der Sauerstoffdruck nicht zu niedrig wird?

Schwangere atmen grundsätzlich schneller und haben gegenüber nicht-Schwangeren gleichen Alters einen etwas höheren Sauerstoffdruck und einen leicht erniedrigten CO2-Partialdruck im Blut. Die Sauerstoffsättigung sollte über 95 Prozent liegen. Der hohe Sauerstoffdruck ist bei Schwangeren wichtig, damit der Fötus nicht in einen Sauerstoffmangel gerät. Im Rahmen der Asthma-Verlaufskontrolle von Schwangeren sollte man deshalb auch auf die Sauerstoffsättigungsmessung zurückgreifen. Bei unauffälligem Befund und gut kontrolliertem Asthma kann eine Kontrolle zu Beginn der Schwangerschaft und kurz vor der Geburt ausreichen. Abhängig vom Befund muss entsprechend häufiger kontrolliert werden und eventuell auch Sauerstoff zugeführt werden.

Was ist zu tun, wenn sich im Rahmen der Asthma-Verlaufskontrolle herausstellt, dass sich die Symptome der werdenden Mutter trotz gleichbleibender Medikation verschlechtern?

Wenn sich die Asthmasymptome der Schwangeren verschlechtern, obwohl die verordnete Therapie weitergeführt wurde, muss die Behandlung intensiviert werden.

Wie stellt man fest, dass die Asthmasymptome einer Schwangeren sich verbessern, so dass die Medikation reduziert werden kann?

Ausschlaggebend ist die Güte der Asthmakontrolle, d.h. ob tagsüber oder nachts Symptome auftreten, ob das Asthma die gewohnten Aktivitäten einschränkt, ob vermehrt Notfallspray eingesetzt werden muss etc.. Ist dies alles nicht der Fall, kann man nach der Schwangerschaft eine Reduktion der Medikation vornehmen, ansonsten bleibt es bei der gewohnten Therapie.

Als zusätzlichen Kontrollparameter  kann man noch die NO-Konzentration in der Ausatemluft  heranziehen, d.h. den Anteil des Stickoxids. Sinkt der NO-Anteil, ist dies ein positives Zeichen und kann der Anlass zu einer Reduzierung der Medikation sein.

Kann in der Schwangerschaft grundsätzlich jedes Asthma-Medikament eingesetzt werden?

Global kann man das nicht sagen.  

Man kann jedoch feststellen, dass die üblichen Asthma-Medikamente, und dies gilt insbesondere für das inhalative Kortison, in der Schwangerschaft sicher sind. Inhalatives Kortison wurde bei 10.000enden schwangeren Asthmatikerinnen untersucht, am meisten das Budesonid, ein synthetisches Glucocorticoid. Es ist als sicher zu bezeichnen und sollte deshalb in der Schwangerschaft nicht einfach abgesetzt werden. Auch langwirksame Betamimetika können in der Schwangerschaft eingesetzt werden.

Um eine Stabilität der Asthmakontrolle zu erreichen, ist es zu empfehlen, die Medikation, die vor der Schwangerschaft gewählt wurde, beizubehalten, um keine Verschlechterung zu riskieren.

Welche Asthmatherapien bzw. andere Medikationen sind in der Schwangerschaft nicht empfehlenswert?

Es ist nicht empfehlenswert, eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) während der Schwangerschaft zu beginnen, da dies zu unkontrollierten Situationen führen kann. Diese kann aber bei unkompliziertem Verlauf vor der Schwangerschaft in der Schwangerschaft fortgeführt werden.

Auch mit der Einnahme von Leukotrienrezeptorantagonisten sollte man in der Schwangerschaft nicht beginnen.

Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken empfehlen wir vor Beginn der Schwangerschaft durchzuführen.

Gibt es weitere Risiken, die bei Schwangeren mit Asthma auftreten können?

Bei asthmakranken Schwangeren kommt es häufiger zu Infekten als bei nicht schwangeren Asthmapatientinnen. Meist handelt es sich dabei um virale Infekte. Hier ist es wichtig, dass zur Behandlung der viralen Infekte keine Antibiotika eingesetzt werden, denn einige Antibiotika können sich fruchtschädigend, z.B. auf das Gehör, die Nieren oder das Wachstum auswirken. Zu diesen Antibiotika-Wirkstoffen gehören unter anderem Tetracycline, Chinolone und Aminoglykoside. Sie sind für werdende Mütter verboten.

Zudem wirken Antibiotika bei viralen Infekten nicht, sondern nur bei bakteriellen Infekten. Wird bei Schwangeren tatsächlich ein Antibiotikum zur Behandlung eines bakteriellen Infekten benötigt, wird man in erster Linie Penicillin oder Cephalosporin einsetzen, vorausgesetzt es liegen keine Unverträglichkeiten gegen diese Substanzen vor.

Welche Risiken bestehen für das ungeborene Kind, wenn die Mutter Asthma hat?

Für das ungeborene Kind gibt es, unabhängig von der Weiterführung der Medikation,  mehrere Risiken, wenn die werdende Mutter an Asthma erkrankt ist. Zum Beispiel ist das Risiko einer Frühgeburt größer und auch das Risiko, dass die Plazenta sich vorzeitig ablöst, ist bei asthmakranken Schwangeren größer.

Weiter tritt bei werdenden Müttern, die an Asthma erkrankt sind, häufiger eine intrauterine Wachstumshemmung auf.

Zudem gibt es bei Asthma einen gewissen Erbgang, das heißt, dass Kinder von Eltern, die an Asthma erkrankt sind, häufiger ein Asthma entwickeln.

Kann es auch während der Geburt zu Problemen für das Kind kommen, wenn die Mutter Asthma hat?

Sollte es bei der Geburt nötig werden, die Wehen medikamentös einzuleiten, sollte man bei Müttern mit Asthma Vorsicht bei der Auswahl des Medikamentes walten lassen. Hier sollte Oxytocin verwendet werden, weil sich andere Wirkstoffe ungünstig auf das Asthma auswirken könnten. Die Wahl des falschen Medikamentes zur Weheneinleitung könnte letztlich negative Auswirkungen für Mutter und Kind haben.

Bestehen auch nach der Geburt Risiken für das Kind, wenn die Mutter Asthma hat?

Es gibt Medikamente, wie das Theophyllin, das eigentlich zur Behandlung nicht mehr eingesetzt werden sollte, dennoch in manchen Fällen verordnet wird. Stillende Mütter mit Asthma sollten Theophyllin nicht einnehmen, denn es geht in die Muttermilch über.

Herr Prof. Worth, herzlichen Dank für das Gespräch!

 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

22. Februar 2022

Autor: S. Jossé/H. Worth, www.mein-allergie-portal.com

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