Skip to main content

Weizen Allergie

Autor: Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier

Allgemeine Informationen zur Weizenallergie

Eine Weizen Allergie ist eine echte allergische Erkrankung. Die allergische Reaktion wird dabei durch die Nahrungsaufnahme ausgelöst, nicht durch das Einatmen von Weizenpollen, d.h. es handelt sich nicht um eine Pollenallergie.

Die Weizen Allergie macht sich in der Regel schon im Säuglingsalter bemerkbar. Bei Erwachsenen ist die Weizen Allergie eher selten. Während sich die Weizen Allergie bei Kindern oft wieder verlieren kann, ist dies bei Erwachsenen aber eher nicht der Fall. Bei der Weizen Allergie lassen sich Antigene im Blut nachweisen.

Eine für das Erwachsenenalter typische Sonderform der Weizen Allergie ist die WDEIA. Dabei handelt es sich um eine weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie. Diese Sonderform der Weizen Allergie findet sich häufig bei Menschen, die extrem viel Sport treiben. WDEIA wird erst im Erwachsenenalter entwickelt.

Weizen gehört zu den Grundnahrungsmitteln und wird von der Lebensmittelindustrie in vielfältiger Weise verarbeitet. Man sollte deshalb auf keinen Fall auf Weizen verzichten, wenn die Diagnose dies nicht eindeutig vorschreibt.

Die Weizen Allergie darf nicht mit einer Unverträglichkeit von Gluten zu verwechselt werden

Eine Weizenallergie beim Erwachsenen tritt deutlich weniger häufig auf als seitens vieler Patienten angenommen. Beschrieben wird auch häufig die Weizenglutenallergie, die wiederum nicht mit einer Zöliakie zu verwechseln ist und bei der das Gluten aller Getreide zu meiden ist. Zur klaren Unterscheidung ist es bei Erwachsenen wichtig diagnostisch abzuklären, ob es sich um eine echte Weizen Allergie oder um eine Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie bzw. Sprue handelt.

Wurde die Weizen Allergie diagnostisch nachgewiesen, müssen Weizen und verwandte Getreidesorten generell gemieden werden. Hier ist es wichtig zu wissen, dass ein Weizenallergiker nicht auf glutenfreie Produkte zurückgreifen kann, da diese durchaus Weizenstärke enthalten können.

Besteht eine Unverträglichkeit gegen Gluten, bezieht diese sich auf das Klebereiweiß bzw. dessen Bestandteile Albumin und Globulin, die in den meisten heimischen Getreidesorten vorkommen. Die Betroffenen müssen deshalb all diese Getreidesorten meiden. Beispiele für glutenhaltige Getreidesorten sind u.a.:

  • Weizen
  • Roggen
  • Dinkel
  • Gerste
  • Hafer
  • Grünkern
  • Kamut
  • Emmer

Glutenfrei heißt nicht automatisch „frei von Weizen“

Glutenfreie Produkte sind für Menschen mit einer Weizen Allergie nur dann verträglich, wenn sie auch frei von Weizen sind. Die Weizen Allergie und die Zöliakie sind also völlig unterschiedliche Krankheitsbilder, die auch eine völlig unterschiedliche Behandlung benötigen, aber dennoch häufig miteinander verwechselt werden.

Symptome bei der Weizenallergie

Die Symptome können bei einer Weizen Allergie sofort, innerhalb von wenigen Stunden nach dem Verzehr von Weizenprodukten oder auch als Spätreaktion nach 24 bis 48 Stunden auftreten. Mögliche Symptome bei der Spätreaktion betreffen oft den Magen-Darm Bereich und können sich wie folgt äußern:

  • Blähungen
  • Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Völlegefühl
  • Sodrennen
  • Aufstoßen
  • Abgeschlagenheit

Ausgelöst durch z.B. Durchfälle, kann es auch zu Nährstoffdefiziten kommen, weil die Nährstoffe nicht mehr ausreichend resorbiert werden.

WDEIA – eine Sonderform der Weizen Allergie

Als Sofortreaktion bei der Weizen Allergie sind bei Erwachsenen plötzlich auftretende Schwellungen, sogenannte Angioödeme, oder sogar WDEIA, eine spezielle Form des anaphylaktischen Schocks möglich. WDEIA steht für „wheat dependent excercise induced anaphylaxis“ und bezeichnet eine weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie. Dies ist eine schwere anaphylaktische Reaktion, die bei manchen Menschen auftreten kann, wenn eine bestimmte Konstellation vorliegt. So kann es sein, dass es nach dem Verzehr von Weizenprodukten, getriggert durch anschließende körperliche Belastung, zu einem anaphylaktischen Schock kommt, obwohl ein Weizenbrötchen zum Frühstück normalerweise gut vertragen wird. Ähnliche allergische Reaktionen können durch die Kombination von Weizenprodukten mit Medikamenten oder Alkohol ausgelöst werden, wobei die eigentliche Ursache in der Weizen Allergie liegt.

Bei Kindern findet man allergische Sofortreaktionen auf Weizen überwiegend auf der Haut in Form von:

  • Hautausschlägen
  • Quaddeln
  • Juckreiz

Diagnose der Weizenallergie

Die Diagnose einer Weizen Allergie kann durch einen Prick-zu-Prick-Test oder auch einen Bluttest vorgenommen werden. Eine typische allergische Hautreaktion bzw. Antikörper im Blut können dann das Allergen nachweisen. Allerdings sind diese Tests nicht per se verlässlich und sollten auf ihre klinische Relevanz überprüft werden. Deshalb wird empfohlen, zusätzlich eine Eleminationsdiät durchzuführen, an die sich ein Provokationstest anschließt. Damit soll das verdächtige Weizen-Allergen zunächst komplett aus dem Speiseplan entfernt werden. Tritt dann Beschwerdefreiheit ein, ist dies ein Hinweis auf eine Weizen Allergie. Führt ein anschließender Provokationstest mit Weizen dann erneut zu Beschwerden, ist die Diagnose eindeutig.

Eine WDEIA lässt sich diagnostizieren, indem man auf den Verzehr von Weizen eine körperliche Belastung folgen lässt. Dies erfolgt entsprechend der ärztlichen Empfehlung unter ärztlicher Aufsicht im Krankenhaus bzw. ambulant.

Sofern nach diagnostizierter Allergie und entsprechender Elimination noch keine Beschwerdefreiheit besteht, sollte immer abgeklärt werden, ob zusätzlich zu der diagnostizierten Allergie noch eine weitere Allergie oder eine Unverträglichkeit besteht.

Therapie der Weizenallergie

Die Therapie bei der Weizen Allergie besteht darin, Weizen bzw. weizenähnliche Getreidesorten nicht zu essen. Dies sind u.a.:

  • Weizen
  • Dinkel
  • Grünkern
  • Kamut
  • Einkorn
  • Emmer

Auch für die aus diesen Getreidesorten hergestellten Produkte gilt, sie zu meiden. Dies gilt für alle aus den o.g. Sorten hergestellten Produkte in Form von:

  • Mehl
  • Grieß
  • Kleie
  • Graupen
  • Stärke
  • Schrot
  • Weizenkeimen
  • Etc.

Alternativen zu Weizen sind u.a.:

  • Roggen
  • Gerste
  • Hafer
  • Hirse (Sorghum)
  • Teff (Sonderform der Hirse)
  • Buchweizen
  • Mais
  • Amaranth
  • Quinoa
  • Tapioka
  • Sojamehl
  • Reismehl
  • Kartoffelmehl
  • Maroni- bzw. Kastanienmehl
  • Guarkernmehl
  • Johannisbrotkernmehl
  • Bananenmehl
  • Süsskartoffel bzw. Batate

Weizen enthält wichtige Nährstoffe wie Folsäure, Magnesium, Mangan, Niacin, Silicium, Vitamin B2. Chrom und Zink. Bei einer strengen weizenfreien Diät ist es deshalb wichtig vermehrt Nahrungsmittel zu essen, die diese Nährstoffe enthalten, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Praktische Tipps bei Weizenallergie

  • Meiden Sie Fertigprodukte. Auch in Fischkonserven, Käsemischungen, Wurst, Gewürzmischungen etc. kann Weizen enthalten sein.
  • Achten Sie auf die Zutatenlisten - Weizen gehört zu den kennzeichnungspflichtigen Allergenen und muss auf den Zutatenlisten ausgewiesen werden
  • Da es bei loser Ware keine Kennzeichnungspflicht gibt, suchen Sie sich einen Bäcker, der garantiert weizenfreies Brot im Sortiment hat.
  • Schaffen Sie sich Notrationen durch Einfrieren oder haltbare Backwaren, wie Knäckebrot.
  • Für manche ist selbst gebackenes Brot eine gute und vor allem sichere Alternative.
  • Glutenfreie Produkte sind nicht immer frei von Weizen und damit für Menschen mit Weizen Allergie nicht per se geeignet.

Quellen:

  • Hg. Thomas Werfel, Imke Reese, Diätetik in der Allergologie: Diätvorschläge und Positionspapiere und Leitlinien zu Nahrungmittelallergie u. anderen Unverträglichkeiten, 3. Auflage Dustri Verlag, München 2010
  • Anja Constien, Dr. Imke Reese, Christiane Schäfer: Praxisbuch Lebensmittelallergie, Der sichere Wg zur richtigen Diagnose und optimalen Therapie bei Allergien und Unverträglichkeiten, Südwest-Verlag, München, 2007
  • Ute Körner/Astrid Schareina: Nahrungsmittelallergien und –unverträglichkeiten in Diagnostik, Therapie und Beratung, Karl F. Haug Verlag, Stuttgart 2010

Lesen Sie auch:

Unterschied Zöliakie, Weizen Allergie, Gluten- bzw. Weizenunverträglichkeit

Zöliakie, Sprue - was ist das?

Verstopfung: Wie kommt es dazu, was hilft schnell?

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

15. Mai 2013

Autor: Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier, Praxis für bewegte Ernährung, Wiesbaden