Sorbitintoleranz
Allgemeine Informationen
Bei Sorbit handelt es sich um einen Zuckeraustauschstoff, der in bestimmten Obstsorten natürlicherweise vorkommt. Sorbit ist allerdings kein Süßstoff, sondern gehört, ähnlich wie die Fruktose, zu den Zuckeralkoholen, die meist aus natürlichen Rohstoffen gewonnen werden.
Sorbit kommt nur in wenigen Obstsorten vor. Sehr viel Sorbit enthalten Birnen, Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen. Bereits etwas weniger Sorbit enthalten Äpfel und Weintrauben. Diese Sorbitmengen – und dies gilt sowohl für Frisch- als auch für Dosenobst - können Probleme bereiten, wenn eine Sorbitunverträglichkeit vorliegt, insbesondere dann, wenn diese Obstsorten in größerer Menge auf nüchternen Magen gegessen werden.
Ausgesprochen viel Sorbit ist in Trockenobst aus den genannten Früchten enthalten. Durch den Trockenvorgang verliert das Obst Wasser und damit Gewicht während der Sorbitgehalt gleich bleibt. 100 g getrockneten Trauben, also Rosinen, enthalten z.B. im Verhältnis zum Gewicht deutlich mehr Sorbit als 100 g frischen Trauben. In besonders hoher Konzentration findet man Sorbit in Trockenobst aus Trauben, Aprikosen oder Pflaumen.
Zu den Obstsorten, die relativ wenig Sorbit enthalten, gehören z.B. Bananen, Avocado, Brombeeren und Orangen.
In rein naturbelassenem, unverarbeitetem frischem oder tiefgekühltem Gemüse kommt Sorbit in verdauungsrelevanten Mengen nicht vor. Bei verarbeiteten Gemüseerzeugnissen kann Sorbit zugefügt worden sein, hier gibt ein Blick auf die Zutatenliste Aufschluss.
Symptome
Eine Sorbitunverträglichkeit kann sich anhand einer Reihe von Symptomen zeigen. So kann es zu Bauchschmerzen, Blähungen, Bauchkrämpfen, Durchfällen oder Verstopfung kommen. Auch Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind mögliche Symptome einer Unverträglichkeit von Sorbit.
Meist treten diese Symptome ca. zwei bis vier Stunden nach dem Essen auf. Dies hängt damit zusammen, ob das Sorbit zusammen mit Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten verzehrt wurde oder „pur“. Eine sorbitreiche Mahlzeit wird deshalb und auf nüchternen Magen eher Beschwerden verursachen als im Anschluss an eine Mahlzeit, die die genannten Bestandteile enthält.
Diagnose
Die Sorbitintoleranz zählt zu den Kohlenhydratmalassimilationen. Dabei handelt es sich um eine Zuckerverwertungsstörung, die häufig – zu 80 bis 90 Prozent - mit einer Fruktosemalabsorption oder gegebenenfalls auch mit einer Laktoseintoleranz vergesellschaftet ist. Die Sorbitintoleranz kann aber auch isoliert auftreten.
Wie bei der Diagnose der Fruktosemalabsorption erfolgt die Diagnose der Sorbitintoleranz über einen H2-Atemtest. Getestet wird mit 5 g Sorbit.
Therapie
Wurde eine Sorbitunverträglichkeit diagnostiziert, sollte man auf sorbithaltige Lebensmittel verzichten. Dazu gehören alle Fertigprodukte, die weich und feucht sind und denen Sorbit zugesetzt wurde. Bei Softgummis, weichen Bonbons, fertig abgepackten Kuchen in Plastik- oder Alufolie sollte auf jeden Fall die Zutatenliste geprüft werden. Auch Produkte mit Zuckeraustauschstoffen, z.B. zuckerfreie Süßwaren und spezielle Diabetikerprodukte sollte man bei Sorbitintoleranz meiden.
Zu meiden sind auch Trockenfrüchte und Säfte, die aus sorbitreichen Früchten hergestellt wurden. Man hat sehr schnell eine Menge an Saft getrunken hat, bei der die kritische Sorbitschwelle überschritten wird.
In der Lebensmittelindustrie wird Sorbit als Feuchthaltemittel eingesetzt. Sorbit schützt Lebensmittel wie weiche Kaubonbons, abgepackte weiche Kuchen, Süßigkeiten, Fertigsalate etc. vor dem austrocknen. In zuckerfreien Süßigkeiten wie Bonbons, Kaugummis oder einzelnen für Diabetiker geeigneten Produkten wird Sorbit als Süßungsmittel eingesetzt.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit von Sorbit ist die Kalorienreduzierung von Zucker. Im Handel sind daher Mischungen von Zuckeraustauschstoffen mit Süßstoffen erhältlich, zum Beispiel Mischungen von Sorbit und Saccharin. Unter Berücksichtigung der Toleranzgrenzen für Zuckeralkohole können sie im Haushalt genauso wie Zucker verwendet werden.
Wichtig für den Verbraucher: Sorbit gehört zu den Zusatzstoffen, die bei verpackten Lebensmitteln immer deklariert werden müssen. Übersteigt der zugesetzte Sorbitanteil eines Produktes 10 Prozent, muss der Hersteller auf der Zutatenliste sogar den Hinweis einfügen, dass das Produkt eine abführende Wirkung haben kann.
Nach dem Zusatzstoffrecht ist die Verwendung von insgesamt sieben Zuckeralkoholen für bestimmte Lebensmittel, auch diätetische Lebensmittel, gestattet. Dazu zählen:
- Sorbit (E420)
- Xylit (E967)
- Mannit (E421)
- Isomalt oder Palatinit (E953)
- Maltit (E965)
- Lactit (E966)
- Erythrit (E968)
Praktische Tipps
- Vorsicht bei Zuckermischungen wie Sacharin und Sorbit, die für Menschen mit Sorbitintoleranz nicht empfehlenswert sind. Sie enthalten hohe Mengen an Sorbit.
- Der menschliche Körper verträgt Sorbit nur in sehr kleinen Mengen bis zu 5 g. Da immer mehr industriell gefertigte Produkte Sorbit enthalten, ist die Sorbit-Toleranzgrenze von 5 g schnell überschritten, wenn man viele dieser Produkte verzehrt. Wenn ein Patient aber z.B. am Vormittag weiche Kaubonbons nascht, zum Mittagessen eine Portion Fertigfleischsalat isst und hinterher ein Müsli mit vielen Rosinen und Trockenfrüchten, dann überschreitet er die Sorbit-Toleranzgrenze relativ schnell.
- Sorbithaltige Lebensmittel werden als Teil einer Hauptmahlzeit meist besser vertragen als dieselbe Menge isoliert als Zwischenmahlzeit oder auf nüchternen Magen.
- Es empfiehlt sich frische, unverarbeitete Lebensmittel einzukaufen und sie selbst zuzubereiten.
Quellen
- S. W. Souci, W. Fachmann, H. Kraut, Lebensmitteltabelle für die Praxis: Der kleine Souci /Fachmann /Kraut, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 5. Auflage, 2011
- Bundeslebensmittelschlüssel: http://www.bls.nvs2.de/
- Ute Körner/Astrid Schareina: Nahrungsmittelallergien und –unverträglichkeiten in Diagnostik, Therapie und Beratung; Karl F. Haug Verlag, Stuttgart 2010
- Claus Leitzmann et al., Ernährung in Prävention und Therapie: Ein Lehrbuch, Hippokrates, 3. Auflage 2009
- Heinrich Kasper, Walter Burghardt, Ernährungsmedizin und Diätetik, Elsevier, 11. Auflage