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Sorbit Unverträglichkeit: Was ist wichtig?

Sorbitintoleranz
Was sollte man über die Sorbit Unverträglichkeit wissen, wenn man betroffen ist? Bildquelle: A.H. Gerstemeier

Die Sorbit Unverträglichkeit ist ein eigenes Krankheitsbild, das manchen noch nicht ganz so geläufig ist. Was genau ist Sorbit? Wo ist Sorbit enthalten? Wie sehen die Symptome bei einer Sorbitintoleranz aus? Wie erfolgt die Diagnose und wie sieht die Therapie aus? Darüber sprach MeinAllergiePortal mit Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier, Praxis für bewegte Ernährung in Wiesbaden.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier

Frau Dr. Gerstemeier, was ist eigentlich Sorbit?

Sorbit ist ein Zuckeraustauschstoff und darf nicht mit Süßstoff verwechselt werden. Genau wie Fruktose, gehört Sorbit zu den sogenannten Zuckeralkoholen, die in der Regel aus natürlichen Rohstoffen gewonnen werden.

Worin ist Sorbit enthalten?

Sorbit ist ein natürlicher Bestandteil von bestimmten Obstsorten, allerdings sind hiervon nicht so viele Obstsorten betroffen.

Welche Obstsorten enthalten viel Sorbit?

Ganz besonders viel Sorbit enthalten die folgenden Obstsorten:

  • Birnen
  • Pflaumen
  • Pfirsiche
  • Aprikosen

Das dies gilt sowohl für frisches Obst als auch für Dosenobst. Bei Äpfeln und Weintrauben ist der Sorbitgehalt schon etwas niedriger, aber noch hoch genug, um beim Verzehr auf nüchternen Magen Probleme bereiten zu können. Man kann diese Obstsorten deshalb sehr gut meiden. Ganz besonders hoch ist der Sorbitgehalt von Trockenobst aus den genannten Früchten.

Warum ist der Sorbitgehalt von Trockenobst aus Birnen, Pflaumen, Pfirsichen, Aprikosen Äpfeln und Weintrauben besonders hoch?

Bei Trockenobst, dass aus diesen Obstsorten besteht, ist der Sorbitgehalt besonders hoch, weil das Obst durch das Trocknen Wasser und damit Gewicht verliert. Dabei bleibt der Sorbitgehalt aber gleich. Deshalb enthalten zum Beispiel 100 g getrocknete Trauben, also Rosinen, im Verhältnis zum Gewicht deutlich mehr Sorbit als 100 g frischen Trauben. In besonders hoher Konzentration findet man Sorbit in Trockenobst aus Trauben, Aprikosen oder Pflaumen.

Welche Obstsorten enthalten kein Sorbit, gibt es eine Tabelle?

Zu den zahlreichen Obstsorten, die relativ wenig Sorbit enthalten, gehören zum Beispiel:

  • Bananen
  • Avocado
  • Brombeeren
  • Orangen

Hier kommt eine weitere Sorbitintoleranz-Liste für Obst.

Früchte ohne Sorbit bzw. Sorbitol  
(Angaben von Sorbit g/100g nach dem kleinen Souci-Fachmann-Kraut)
Acerola Kirsche (Westindische Kirsche, Barbadoskirsche)  Mirabelle
Annanas  Moosbeere (Torfbeere)
Avocado  Olera 
Banane  Olive 
Boysenbeere Orange 
Brombeere  Papaya (Baummelone)
Chrimonya Passionsfrucht 
Durian  Preiselbeere
Feige Quitte
Granatapfel Rambutan
Grapefruit Reineclaude
Guave Sanddornbeere
Hagebutte Schlehe 
Holunderbeere Stachelbeere 
Honigmelone Tamarinde (Sauerdattel)
Jackfruit  Wassermelone
Johannesbeere, weiß, rot, schwarz  Weißdorn 
Kaki (Kakipflaume, Chinesische Quitte) Zitrone 
Karambole (Chinesische Baumstachelbeere)  
Kirsche süß und sauer  
Kiwi (Chinesische Stachelbeere)  
Kumquat (Zwergpomeranze) Folgene Beeren enthalten nach dem kl.
Limette Sauci-Fachmann-Kraut in 100g essbaren 
Litschi Anteil kleine Mengen Sorbit:
Mandarine   
Mango Erdbeere (30mg/100g)
Mangostane  Heidelbeere (4mg/100g)
Marone  Himbeere (9mg/100g)
© Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier, Praxis für bewegte Ernährung, Wiesbaden, www.mein-allergie-portal.com

Kommt Sorbit auch in Gemüse vor?

In rein naturbelassenem, unverarbeitetem, frischem oder tiefgekühltem Gemüse kommt Sorbit nicht in verdauungsrelevanten Mengen vor! Eine Tabelle zum Sorbitgehalt von Gemüse wie Paprika, Brokkoli, Champions, Mais, Tomate etc. ist deshalb nicht sinnvoll. Vielmehr führen die quantitativen Sorbit-Angaben zu Gemüse immer wieder zu Irritationen. Die von Sorbitintoleranz Betroffenen glauben dann, dass auch Sorbit in Gemüse für sie unverträglich sei. Wenn es bei Sorbitintoleranz nach dem Genuss von Gemüse zu Bauchproblemen kommt, könnte dies damit zusammenhängen, dass bestimmte, blähende Gemüse, wie Kohl und Zwiebeln, aber auch Vollkornprodukte, ein ähnliches Beschwerdebild hervorrufen können, wie die Sorbitintoleranz. Dies ist dann aber eher auf die Art der Zubereitung oder des Würzens zurückzuführen und nicht auf den vermeintlichen Gehalt an Sorbit. Gemüsesorten wie zum Beispiel Brokkoli und Paprika sind allein aufgrund ihrer Zusammensetzung sehr schwer verdaulich und für Menschen, die zu Magen-Darm-Beschwerden neigen, nur in geringen Mengen oder gar nicht bekömmlich. Und gerade bei verarbeiteten Gemüseerzeugnissen muss die Zutatenliste beachtet werden!

Warum muss man bei Gemüse auf die Zutatenliste achten, wenn es sich um Fertigprodukte handelt?

Verarbeitetes Gemüse in Form von Fertigprodukten oder Halbfertigprodukten kann Sorbit enthalten, denn Sorbit wird von den Lebensmittel-Herstellern häufig an Stelle von Zucker verwendet, auch bei Gemüse.

Wozu dient Sorbit in Fertigprodukten?

Industriell wird Sorbit als Feuchthaltemittel eingesetzt. In weichen Kaubonbons, abgepackten weichen Kuchen, zum Beispiel Biskuitkuchen oder Süßwaren. In zuckerfreien Bonbons, Kaugummis oder einzelnen für Diabetiker geeigneten Produkten wird Sorbit als Süßungsmittel bzw. Zuckerersatz bevorzugt eingesetzt. Aber auch in Fertigsalaten schützt Sorbit diese Lebensmittel vor dem Austrocknen. Wichtig für den Verbraucher: Sorbit gehört zu den Zusatzstoffen, die bei verpackten Lebensmitteln immer deklariert werden müssen. Übersteigt der zugesetzte Sorbitanteil eines Produktes 10 Prozent, muss der Hersteller auf der Zutatenliste sogar den Hinweis einfügen, dass das Produkt eine abführende Wirkung haben kann.

Für welche Zusatzstoffe besteht eine Deklarationspflicht?

Nach dem Zusatzstoffrecht ist die Verwendung von insgesamt sieben Zuckeralkoholen für bestimmte Lebensmittel, auch diätetische Lebensmittel, gestattet, dazu zählen:

  • Sorbit (E420)
  • Xylit (E967)
  • Mannit (E421)
  • Isomalt oder Palatinit (E953)
  • Maltit (E965)
  • Lactit (E966)
  • Erythrit (E968)

Gibt es weitere Einsatzgebiete für Sorbit in industriell gefertigten Lebensmitteln?

Ein weiteres Einsatzgebiet von Sorbit ist der Bereich Kalorienreduzierung bei Zucker. Im Handel sind daher Mischungen von Zuckeraustauschstoffen mit Süßstoffen erhältlich, zum Beispiel Mischungen von Sorbit und Saccharin. Unter Berücksichtigung der Toleranzgrenzen für Zuckeralkohole können sie im Haushalt genauso wie Zucker verwendet werden. Aber: Würde man einen Kuchen zum Beispiel ausschließlich mit Sorbit süßen, hätte dies bei jedem Menschen eine abführende Wirkung. Deshalb mischt man Saccharin und Sorbit, denn Saccharin verursacht in dieser Hinsicht keinerlei Probleme. Für Menschen mit Sorbitintoleranz sind diese Mischungen aber nicht empfehlenswert, da sie hohe Mengen an Sorbit enthalten.

Auf welche industriell gefertigten Lebensmittel muss man bei Sorbit Unverträglichkeit verzichten?

Verzichten sollte man bei Sorbitintoleranz auf alle Fertigprodukte, die weich und feucht sind und denen Sorbit zugesetzt wurde. Bei Softgummis, weichen Bonbons, fertig abgepackten Kuchen in Plastik- oder Alufolie sollte auf jeden Fall die Zutatenliste geprüft werden. Auch Produkte mit Zuckeraustauschstoffen, zum Beispiel zuckerfreie Süßwaren und spezielle Diabetikerprodukte, sollte man bei Sorbitintoleranz meiden. Wie gesagt, sollte man auch Trockenfrüchte bei Sorbitintoleranz nicht essen und auch Säfte aus sorbitreichen Früchten sollten gemieden werden. Man hat sehr schnell eine Menge an Saft getrunken hat, bei der die kritische Sorbitschwelle überschritten wird.

Was ist eine Sorbitint Unverträglichkeit?

Die Sorbitintoleranz zählt zu den Kohlenhydratmalassimilationen. Dabei handelt es sich um eine Zuckerverwertungsstörung, die häufig – zu 80 bis 90 Prozent - mit einer Fruktosemalabsorption oder gegebenenfalls auch mit einer Laktoseintoleranz vergesellschaftet ist. Die Sorbitintoleranz kann aber auch isoliert, also alleine, auftreten. Oft hört man an Stelle von Sorbitintoleranz auch den Begriff Sorbit-Allergie, aber eine Allergie auf Sorbit gibt es nicht.

Was passiert bei einer Sorbitintoleranz im Körper bzw. woher kommt eine Sorbitunverträglichkeit? 

Während die Pathophysiologie bei der Fruktosemalabsorption bereits ein gutes Stück bekannt ist, ist sie bei der Sorbitintoleranz noch weitestgehend unklar. Es ist zu vermuten, dass der prinzipielle Mechanismus zwar ähnlich ist wie bei der Fuktosemalabsorption, aber es gibt definitiv Unterschiede. Dies wird dadurch deutlich, dass Menschen, die eine isolierte Sorbitintoleranz haben, fruktosereiche Lebensmittel durchaus gut vertragen. Gleichzeitig hat man beobachtet, dass Patienten mit Fruktosemalabsorption, die viele sorbithaltige Lebensmittel verzehren, damit die Transporter der Fruktose blockieren. Deshalb meidet man bei einer Fruktosemalabsorption zu Beginn einer diätetischen Maßnahme auch Sorbit. Bei einer isolierten Sorbitintoleranz ist die Aufnahme von Haushaltszucker und Fruchtzucker aber kein Problem. Was man weiß: Sorbit wird im Verdauungstrakt durch die Darmwand ins Blut und von dort aus zur Leber transportiert, um dort verstoffwechselt zu werden. Bei der Sorbitintoleranz gelangt der Zuckeralkohol Sorbitol aus dem Dünndarm aus noch ungeklärten Gründen in tiefere Darmabschnitte, in die er nicht hingehört.

Gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Histaminintoleranz und Sorbitintoleranz? 

Bei einer Histaminintoleranz handelt es sich um eine Störung der intestinalen Darmbarriere. Die Histaminintoleranz kommt nie isoliert vor, sondern hat immer eine zugrundeliegende Ursache. Sie kann also auch vergesellschaftet sein mit einer unbeachteten Kohlenhydratmalassimilation oder generell einer geringen Diversität des Mikrobioms, wodurch es zu Verdauungsbeschwerden kommt..

Ist eine Sorbitint Unverträglichkeit angeboren bzw. vererbbar?

Nein, eine  Sorbitintoleranz ist in der Regel erworben, nicht geerbt durch eine Überforderung des Verdauungstraktes bzw. durch ein Überangebot an sorbithaltigen Lebensmitteln ohne entsprechende Grundlage.

Was ist Sorbitol bzw. was ist ein Zuckeralkohol?

Zuckeralkohole sind eine Art von Kohlenhydraten, die als „Polyole“ bezeichnet werden. Ein Teil ihrer chemischen Struktur ähnelt Zucker und ein Teil ähnelt Alkohol. Aber: Obwohl das Wort „Alkohol“ enthalten ist, haben Zuckeralkohole ja keine primär alkoholisierende Wirkung.

Wie sehen bei Sorbitintoleranz die Symptome aus?

Die Betroffenen bekommen in Folge einer Sorbitintoleranz Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen, das heißt Symptome, die denen der Fruktosemalabsorption gleichen. Gesichert ist auch, dass der menschliche Körper Sorbit nur in sehr kleinen Mengen bis zu 5 g toleriert. Ein Vergleich: Bei Fruktose sind es ca. 25 g!

Ist die Sorbit Unverträglichkeit denn eine „neue“ Erscheinung?

Nein, es ist nichts Neues, dass Menschen bei der Aufnahme von zu viel Sorbit Beschwerden bekommen. Bei der Produktentwicklung für Diabetiker beobachtet man das schon seit langem. Bei Diabetikerprodukten wird der Zucker entweder durch Fruchtzucker oder durch Zuckeraustauschstoffe ersetzt, was stets das Problem der abführenden Wirkung mit sich brachte.

Warum kommt es dann in den letzten Jahren häufiger zur Sorbitintoleranz?

Schaut man sich die Ernährungspyramide an, wird deutlich, dass täglich nur eine kleine Portion Süßes vorgesehen ist. Dadurch wird die Sorbit-Toleranzgrenze nicht überschritten. In den letzten Jahren hat die Lebensmittelindustrie Sorbit jedoch zunehmend als hilfreiches und gut einzusetzendes Mittel zur Optimierung der Produkteigenschaften diverser Lebensmittel entdeckt. Das bedeutet, immer mehr Produkte enthalten Sorbit, und wenn man viele dieser Produkte verzehrt, ist die Sorbit-Toleranzgrenze von 5 g schnell überschritten. Desweiteren kann es auch generell mit dem sich verändernden Lebensstil zu tun haben. Heutzutage greifen Menschen öfter zur „schnellen Küche“ und legen zu wenig Vielfalt bei ihrer Lebensmittelauswahl und -zusammenstellung an den Tag. Irgendwann läuft das „Toleranzfass“ dann über.

Heißt das, eine Sorbitintoleranz kann durch zu viele Fertigprodukte entstehen?

Eine Sorbitintoleranz kann durch einen zu hohen Sorbit-Konsum ausgelöst werden. Wenn ein Patient zum Beispiel am Vormittag weiche Kaubonbons nascht, zum Mittagessen eine Portion Fertigfleischsalat isst und hinterher ein Müsli mit vielen Rosinen und Trockenfrüchten, dann überschreitet er die Sorbit-Toleranzgrenze relativ schnell. Viele Menschen vertragen diese „Überdosierung an Sorbit“ einfach nicht. Es wäre deshalb sicher hilfreich, wenn mehr Menschen dazu übergehen würden, sich frische, unverarbeitete Lebensmittel einzukaufen und sie selbst zuzubereiten.

Wann nach dem Essen treten denn die Symptome der Sorbit Unverträglichkeit auf?

Die Sorbitunverträglichkeit äußert sich ca. zwei bis vier Stunden nach dem Essen. Wie schnell das geht, ist unter anderem auch davon abhängig, ob das Sorbit in einer Mahlzeit zusammen mit Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten gegessen wurde oder in Reinform auf nüchternen Magen. Sorbithaltige Lebensmittel, die Teil einer Hauptmahlzeit sind werden in der Regel besser vertragen als dieselbe Menge isoliert als Zwischenmahlzeit oder auf nüchternen Magen. Das heißt, die Erfahrung zeigt, dass eine Hand voll Trockenfrüchte als erste Mahlzeit am Morgen wird schneller zu Beschwerden führen als ein Stück Pflaumenkuchen im Anschluss an eine vollwertige Hauptmahlzeit.

Können bei einer Sorbitunverträglichkeit auch Symptome wie Juckreiz, Hautprobleme oder Verstopfung auftreten?

Symptome wie Juckreiz, Hautprobleme oder Verstopfung sind bei Sorbitintoleranz eher ungewöhnlich. Das wären keine primären Symptome, die direkt einen Rückschluss auf eine Sorbitintoleranz zulassen. Ob es derartige Symptome individuell zusätzlich gibt, müsste anamnestisch und mit gut geführtem Ernährungstagebuch genau analysiert werden.

Kann eine Sorbitintoleranz unsere Psyche beeinflussen und zu Depressionen führen? 

Nie als alleinige Ursache – die Depression ist immer ein multifaktorielles Geschehen. Wenn eine Sorbitintoleranz diagnostiziert ist und die Ernährung entsprechend auf darmgesunde Ernährung umgestellt ist, würde sich gute Ernährung definitiv eher positiv auf das Mikrobiom auswirken. Dies würde sich dann auch generell positiv auf die Gesundheit des Darmes und somit auch auf unser gesamtes Nervenkostüm auswirken.

Wie wird die Diagnose Sorbit Unverträglichkeit gestellt?

Genau wie die Diagnose der Fruktosemalabsorption erfolgt die Diagnose der Sorbitintoleranz über einen H2-Atemtest. Getestet wird allerdings mit 5 g Sorbit.

Wie lassen sich H2-Atemtestwerte interpretieren?

Bei der Durchführung von H2-Testungen werden 5 g Sorbit in 200 ml Wasser gelöst. Bei Kindern geht man von 1 g Sorbit pro kg Körpergewicht aus. Vorher und in 20-minütigen Abständen über 3 Stunden,  werden die H2-Konzentrationen in der Atemluft gemessen und das Auftreten von Beschwerden dokumentiert. Als pathologisch wird ein Anstieg > 20 ppm vom Leerwert, verbunden mit klinischen gastrointestinalen Symptomen, definiert.

Können Sie uns ein Beispiel für Testergebnisse eines H2-Atemwegstests geben?

Ein Beispiel für die Ergebnisse eines H2-Atemtests wäre etwa:

Sorbit: nach 20min: 3ppm

Nach 40 min: 24ppm

Nach 60 min: 21ppm

Nach 90: min 24ppm

Nach 120 min: 31ppm, verbunden mit leichten Bauchschmerzen 

Erst einmal sind es nur Werte, die optional ansteigend verlaufen. Darüber hinaus ist es wichtig zu erfragen, ob sich unter diesem Test auch die Symptome entwickelt haben, wegen der man diesen Test gemacht hat. Dann gilt es weiter zu klären, ob die bekannten Symptome möglicherweise zeitverschoben aufgetreten sind. Nur im Zusammenhang mit einer geschulten Anamnese und einem gut geführten Ernährungssymptomtagebuch ist die vorläufige Diagnose zu sichern. Dabei liegt der Blick vor allem auf dem Essverhalten. Die Frage ist also: Wann werden welche Lebensmittel in welcher Menge und Kombination verzehrt und was ist dann jeweils zu beobachten?

Bei Fruktoseintoleranz wird empfohlen, nicht komplett auf Fruktose zu verzichten, damit der Körper die Fähigkeit, Fruktose zu verarbeiten, nicht völlig verliert. Gilt das auch für die Sorbitintoleranz?

Sicher kann man diese Frage erst dann beantworten, wenn man den der Sorbitintoleranz zugrundeliegenden Mechanismus genau kennt.

Lässt sich die Toleranzgrenze bei der Sorbitintoleranz erhöhen?

Nein, theoretisch könnte man sich vorstellen, dass sich auch bei der Sorbitintoleranz die Toleranzschwelle nach einer konsequenten Ernährungsumstellung erhöhen lässt. Allerdings ist die Toleranzschwelle bei Sorbit für alle Menschen generell niedrig. Eine abführende Wirkung stellt sich auch bei Gesunden schon bei geringen Mengen ein.

Für den Zuckeraustauschstoff Erythrit (968) gibt es Studien, in denen nachgewiesen wurde, dass sich die Toleranz verbessern lässt. In den Studien ließ sich die Toleranzgrenze sogar auf 1 g Erythrit pro kg Körpergewicht ausbauen, das heißt auf bis zu 60 bis 70 g. Für die anderen Zuckeraustauschstoffe konnte man nach der aktuellen Studienlage die Toleranz jedoch nur marginal erhöhen. Hier hilft nur, die Sorbitzufuhr zu drosseln.

Wie sieht bei Sorbitintoleranz die Therapie bzw. die richtige Behandlung aus, lässt sich eine Sorbitintoleranz heilen?

Aus ernährungstherapeutischer Sicht geht es in erster Linie darum, Essfehler zu vermeiden und das individuelle Essverhalten, so zu verändern, dass der Darm durch ein Überangebot nicht überfordert ist. Hierbei gilt es auch, die Mahlzeiten so zu kombinieren, dass jeweils genügend hohe Anteile an Protein und Fett in der Mahlzeit enthalten sind. Dann fällt ein Anteil an Sorbit sozusagen geringer ins Gewicht, als wenn sorbithaltige Lebensmittel auf nüchternen Magen oder nach einer langen Esspause als Zwischenmahlzeit verzehrt werden. Durch die Kombination mit Eiweiß und Fett wird immer die Passagezeit im Darm verlangsamt und dann kommen die zeitgleich verzehrten Mengen an Sorbit, langsamer und in kleineren Mengen in untere Dünndarmabschnitte und können dann mengenmäßig eher toleriert werden. Diese individuelle Schwelle gilt es in Begleitung einer versierten Ernährungsfachkraft herauszufinden.

Was darf man bei einer Sorbit Unverträglichkeit nicht essen?

Lebensmittel die Sorbit oder ähnliche Zuckeralkohole enthalten, sollte man bei Sorbitintoleranz in der Regel nicht essen. Eine Ausnahme bildet die Fruktose, die bei Sorbitintoleranz nomalerweise verträglich ist. Bei Xylit, Mannit, Maltit und Erithryt müsste man austesten, inwieweit sie beim Patienten mit Sorbitintoleranz vertragen werden.

Kann man mit einer Sorbitintoleranz Alkohol, wie Bier und Rotwein trinken? 

Das ist individuell unterschiedlich. Je nach individuellem Schwellenwert und wieder je nachdem, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Menge Alkohol konsumiert wird, kann sich die Verträglichkeit ändern. Während der Karenzphase oder während der diagnostischen Diät ist Alkohol zu meiden!

Kann es durch eine Sorbitintoleranz zu einer Gewichtszunahme kommen? 

Nein, zu einer Gewichtszunahme sollte es durch die Sorbitintoleranz nicht kommen, außer wenn man permanente Durchfälle hat. Diesekönnen dazu führen, dass man größere Mengen gehaltvoller Lebenmittel isst, um den möglicherweise entstehenden Heißhunger zu bedienen. Dadurch begibt man sich jedoch eher immer weiter in den Bereich der Fehlernährung und sollte diesbezüglich Rat einholen.

Kann Sorbit Unverträglichkeit auch von selbst wieder verschwinden?

Von selbst verschwindet selten etwas. Aber sobald das Essverhalten wirklich angepasst und bedarfsgerecht ist, ist das Thema nicht mehr akut und man merkt recht genau bzw. schnell, wo man eventuell noch nachjustieren muss.

Frau Dr. Gerstemeier, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

24. Juni 2023

Autor: S.Jossé/ A. Gerstemeier, www.mein-allergie-portal.com

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