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Eosinophile Ösophagitis (EoE)

Autor: Dr. med. Susanne Meinrenken

Allgemeine Informationen zur eosinophilen Ösophagitis

Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist als Krankheit erst seit etwa 30 Jahren bekannt. Diese chronische Entzündung der Schleimhaut der Speiseröhre (Ösophagus) führt zu immer wiederkehrenden Schluckbeschwerden beim Essen: Der Speisebrei bleibt häufig kurz in der Speiseröhre hängen, manchmal kommt es zur kompletten Verengung (Obstruktion). Ursache der Entzündung ist ähnlich wie bei einer Allergie eine gestörte Reaktion des Immunsystems; verschiedene Nahrungsmittel sind Auslöser der Krankheit. Dennoch ist die eosinophile Ösophagitis keine übliche Allergie, sondern lässt sich als eine spezielle Form der Nahrungsmittelallergie ansehen, eine nicht IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie.

In den letzten Jahren ist die Krankheit wahrscheinlich häufiger geworden; zusätzlich wird die EoE heutzutage eher erkannt als früher. Derzeit leiden 13 bis 49 von 100.000 Einwohnern an dieser Form der Ösophagitis. Kinder sind ebenso wie Erwachsene betroffen, Jungen/Männer etwa 2- bis 3-mal häufiger als Mädchen/Frauen. Besonders häufig wird die Diagnose Eosinophile Ösophagitis in der Altersgruppe der 20- bis 30-Jährigen gestellt. Mehr als zwei Drittel der erkrankten Personen leiden zudem bereits an einer Allergie: Kinder oft an einer Nahrungsmittelallergie, Erwachsene eher an Asthma oder Heuschnupfen. Nach der bekannteren Refluxkrankheit handelt es sich bei der EoE um die zweithäufigste Entzündung der Speiseröhre.

Symptome der eosinophilen Ösophagitis

Die meisten Patienten mit eosinophiler Ösophagitis leiden schon mehrere Jahre, bevor die Diagnose gestellt wird, an Schluckbeschwerden: Vor allem bei festen Speisen müssen sie häufig würgen, auch wenn sie sorgfältig kauen. Der Speisebrei lässt sich nicht einfach schlucken, sondern bleibt auf dem Weg in den Magen immer wieder stecken. Sobald die Speiseröhre wieder frei ist, sind die Beschwerden vorüber. Die Betroffenen essen meist sehr vorsichtig, kauen intensiv, trinken regelmäßig während des Essens. Dennoch kommt es immer wieder zu den Schluckbeschwerden. Etwa die Hälfte der Patienten mit EoE klagt zudem über Brennen hinter dem Brustbein. Im Gegensatz zu Sodbrennen wie bei der Refluxkrankheit steigt der Schmerz aber nicht vom Magen aus auf. Typischerweise kommt es im Verlauf auch wiederholt zu einer akuten Blockade der Speiseröhre: Ein Stück Nahrung bleibt stecken und lässt sich weder hochwürgen noch herunterschlucken. Da dies häufig beim Verzehr von Fleisch passiert, nennen Ärzte es auch „Steakhouse-Syndrom“ oder auch „Bolusobstruktion der Speiseröhre“.

Bei Kindern zeigt sich die eosinophile Ösophagitis häufig eher darin, dass sie ungern essen oder die Nahrung ganz verweigern. Hinzu können Gedeih- bzw. Wachstumsstörungen kommen. Viele Kinder mit eosinophiler Ösophagitis haben zudem Schmerzen im Bereich der Brust oder des Bauchs, sie erbrechen bzw. würgen Nahrung hoch und haben Durchfall.

Diagnostik der eosinophilen Ösophagitis

Im Zuge der Anamnese wird zunächst genau nach den Beschwerden gefragt. Anders als bei einer üblichen Nahrungsmittelallergie lässt sich die Diagnose zum Beispiel nicht anhand einer Blutprobe oder eines Hauttests stellen, da es sich ja um eine nicht-IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie handelt. Besteht daher aufgrund der Symptome der Verdacht auf eine eosinophile Ösophagitis, so ist eine Magenspiegelung (Gastroskopie) nötig: Dabei wird ein dünner Schlauch in die Speiseröhre eingeführt, mit dem sich mithilfe eines optischen Systems die Schleimhaut von Speiseröhre und Magen genau ansehen lässt. Um sicher sein zu können, müssen zusätzlich mehrere kleine Gewebeproben (Biopsien) aus der Schleimhaut entnommen werden. Diese zeigen bei der genauen Analyse im Labor die typischen Gewebeveränderungen bei EoE, darunter eine Vermehrung der sogenannten eosinophilen Zellen – daher der Name „Eosinophile Ösophagitis“.

Therapie der eosinophilen Ösophagitis

Auslöser der eosinophilen Ösophagitis sind Nahrungsmittel, auf die das Immunsystem der Betroffenen allergisch reagiert. Oft sind bei einem Patienten mehrere Nahrungsmittel problematisch; darunter am häufigsten Milch, Weizen/Gluten, Eier, Soja, Nüsse und Meeresfrüchte. Der Verzicht auf diese Lebensmittel ist ein wichtiger Pfeiler der Therapie: Nach dieser umfassenden Diät sind die Beschwerden und die Entzündungsprozesse bei etwa 70 Prozent der Betroffenen nach 6 Wochen deutlich gelindert. Daher raten Ärzte oft dazu, entweder vier oder alle sechs dieser Nahrungsmittel in der Ernährung zu streichen und zu beobachten, ob die Beschwerden sich bessern. Nach einigen Wochen können diese Nahrungsmittel nach und nach wieder eingeführt werden, bis sich erneut Beschwerden zeigen. Dieses aufwendige Verfahren erfordert eine gute Beratung durch eine spezialisierte Ernährungsfachkraft sowie die Mitarbeit des Patienten; schließlich ist es aber meist möglich, einen individuell passenden Speiseplan zu erstellen.

Bei gut einem Drittel der EoE-Patienten ist nur Milch problematisch; es kann sich also auch lohnen, zunächst nur auf Milchprodukte zu verzichten und die Wirkung zu beobachten. In jedem Fall sind eine Ernährungsberatung und regelmäßige ärztliche Kontrollen gegebenenfalls bei einem Facharzt für Gastroenterologie bzw. pädiatrische Gastroenterologie zu empfehlen.

Zusätzlich zur Diät verordnen Ärzte in der Regel ein Kortisonpräparat, das lokal nur in der Speiseröhre wirkt, daher gut verträglich ist und die Entzündungsreaktion eindämmt. Bei manchen Patienten mit EoE können auch Protonenpumpenhemmer, wie sie sonst bei einer Magenschleimhautentzündung verordnet werden, hilfreich sein. Ist die Speiseröhre an einer Stelle stark verengt, lässt sie sich durch einen kleinen chirurgischen Eingriff dort etwas weiten. Es ist wichtig, die eosinophile Ösophagitis sorgfältig zu behandeln und der Diät zu folgen. Ohne Therapie ist zu befürchten, dass sich die Schleimhaut der Speiseröhre zunehmend verdicken und versteifen wird, sodass das Schlucken mit der Zeit immer schwieriger wird.

Praktische Tipps bei eosinophiler Ösophagitis

Lassen Sie sich von einer Ernährungsfachkraft ausführlich darüber beraten, wie Sie die Nährstoffe, die Sie meiden müssen, in Ihrer Ernährung ersetzen können. Sonst kann es zu einem Mangel an bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen kommen. Eine solche Beratung ist vor allem für Kinder wichtig, damit diese in ihrer Entwicklung nicht beeinträchtigt werden.

 

Quellen

 

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Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

20. November 2019

Autor: Dr. med. Susanne Meinrenken, www.mein-allergie-portal.com