Gräserpollen Allergie
Allgemein
Die Gräserpollen–Allergie gehört zu den häufigsten Pollenallergien. Zwar sind nicht alle Gräser in der Lage, Allergien auszulösen, aber insbesondere die Pollen von Süßgräsern gehören zu den Allergenen die Symptome verursachen können.
Es gibt etwa 8000 Gräserarten, die auf Wiesen, Weiden oder auf dem Rasen vorkommen können. Am häufigsten sind die Süßgräser, deren Allergene bei Gräserpollen Allergien ganz besonders relevant sind.
Süßgräser (Gramineae) findet man in Deutschland, Mittel– und Nordeuropa, sowie in Nordamerika:
Zu den Süßgräsern zählen:
- Ruchgras
- Knäuelgras
- Lolchgras
- Wiesenlieschgras
- Wiesenrispengras
- Getreide
Häufige Auslöser von Gräserpollen Allergien
Am häufigsten lösen die Pollen des Roggen, die zu den aggressivsten Allergenträgern unter den europäischen Gräsern zählen, Allergien aus. Zudem produziert Roggen reichlich Pollen, bis zu 21 Mio. Pollenkörner im Jahr. Starke und allergene Pollenproduzenten sind auch der Glatthafer, der bis zu 3,7 Mio. Pollen pro Pflanze erzeugen kann, das Hundszahngras und das Straußgras.
Gerstenpollen spielen in Deutschland als Allergene kaum eine Rolle, sind aber in den Mittelmeerländern von allergener Relevanz.
Häufige Auslöser von Kräuterpollen Allergien
In der Gruppe der Kräuter sind die Pollen des Beifuß das häufigste Allergen. Beifuß ist außerdem stark kreuzallergen zu anderen Kräuterpollen, was zu pollenallsoziierten Nahrungsmittelallergien führen kann, z.B. in Form eines Kräuter–Gewürz–Syndroms oder eines Sellerie–Beifuß–Gewürz–Syndroms. Eine Beifuß Allergie kann auch beim Verzehr von Anis, Curry, Fenchel, Kamille, Karotte, Knoblauch, Koriander, Kümmel, Lorbeer, Paprika, Pfeffer, Sellerie, Senf etc. zu allergischen Symptomen führen.
Auch die Ambrosia, oder englisch: „Ragweed“ ist ein relevantes Kräuterpollen Allergen. Die Ambrosie breitet sich in Deutschland und Mitteleuropa sehr stark aus. Insbesondere Bayern, das Rheintal im Rhein–Main–Gebiet, der Großraum Berlin/Brandenburg, sowie Österreich, die Schweiz und Norditalien sind betroffen.
Auch das Getreide „Mais“ gehört zur Familie der Gräser
Nicht so bekannt ist die Tatsache, dass auch Mais zur Familie der Gräser gehört. Maispollen sind aggressiv, aber ihr Pollenflug ist aufgrund der Größe der Maispollen und der klebrigen Beschaffenheit der Fäden eher schwach. Dennoch ist es in unmittelbarer Nähe von Maisfeldern möglich, dass Maispollen allergische Symptome auslösen können, da die Allergen – Konzentration dort hoch sein kann.
Häufige Auslöser von Allergien bei Gräserpollen Arten
Hochwachsende Gräser der Futterwiesen, wie das Wiesenlieschgras (Phleum pratense), das Gemeine Knäuelgras (Dactylis glomerata), der Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und das Englische und Italienische Raygras (Lolium perenne und L. multiflorum) können starke allergische Beschwerden auslösen.
Aber auch Mais (Zea mays) und Roggen sind sehr allergen. Dabei hat der Roggen wahrscheinlich die höchste allergene Potenz unter allen Gräsern.
Weniger häufige Auslöser von Allergien bei Gräserpollen Allergien
Weniger allergene Gräser, die nur selten Kreuzreaktionen mit Nahrungsmitteln auslösen, sind: das Schilf (Phragmites australis), verschiedene Hafergräser (Avena sp.) oder das Hundszahngras (Cynodon dactylon). Ebenso Seggen (Carex), Binsen (Juncus), Zypergras (Cyperus) oder Wollgras (Eriophorum), die den echten Süßgräsern ähnlich sehen, aber zu einer anderen Pflanzenfamilie gehören und kaum ein nennenswertes allergenes Potenz haben.
Kreuzreaktivitäten bei Gräserpollen Allergie
Patienten mit einer Gräserpollen Allergie zeigen eine hohe Kreuzreaktivität zu Pollenextrakten fast aller Gräserarten.
Kreuzreaktivitäten bei Gräserpollen-Allergie | ||||
Gräser, Getreide | Blühperiode | Bestäubung durch | Allergene Bedeutung * | Kreuzallergien |
Flughafer (Avena fatua) | Juni - August | Wind | Hoch | Andere Gräser |
Gerste (Hordeum vulgare) | Juli - September | Selbstbestäubung | Fast keine ** | Andere Gräser (meist klinisch unbedeutend) |
Aufrechtes Glaskraut (Parietaria officinalis) | Juni – September | Wind | Fast keine ** | Brennnessel |
Glatthafer (Arrhenatherum elatius) | Juni – Juli | Wind | Hoch | Andere Gräser |
Hafer (Saathafer – Avena sativa) | Juli – August | Selbstbestäubung | Fast keine ** | Andere Gräser (meist klinisch unbedeutend) |
Honiggras (Holcus lanatus) | Juni – Juli | Wind | Hoch | Andere Gräser |
Knäuelgras (Dactylis glomerata) | Mai – August | Wind | Hoch | Alle anderen Gräser |
Lolch (Raygras – Lolium perenne) | Mai – Juli | Wind | Hoch | Andere Gräser (ausgeprägt) ! |
Mais (Zea mays) | Juli – September | Wind | Fast keine ** | Andere Gräser |
Rispengras (Poa pratensis) | Mai – Juli | Wind | Hoch | Andere Gräser (ausgeprägt) ! |
Roggen (Secale cereale) | Mai – Juni | Wind | Sehr hoch ** | Andere Gräser |
Rauchgras (Anthoxanthum odoratum) | April – Juni | Wind | Hoch | Andere Gräser |
Wiesenschwingel (Festuca pratensis) | Juni – Juli | Wind | Hoch | Andere Gräser |
Straußgras (Agrostis stolonifera) | Juni – Juli | Wind | Hoch | Andere Gräser (ausgeprägt) ! |
Pflanze | ||||
Weizen (Triticum aestivum) | Juli – August | Wind und Selbstbestäubung | Gering ** | Andere Gräser |
Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) | Mai – Juni | Wind | Hoch | Andere Gräser |
Wiesenlieschgras (Phleum pratense) | Mai – September | Wind | Hoch | Andere Gräser |
Kräuter | ||||
Beifuß (Artemisia vulgaris) | Juli – September | Wind | Sehr hoch | Kräuter, Gewürze, Sellerie-Karotten- Kräuter-Gewürz-Syndrom) |
Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) | August – Oktober | Wind | Sehr hoch | Beifuß |
Sauerampfer (Rumex acetosella) | Mai – August | Wind | Hoch | Keine bekannt |
Spitzwegerich (Plantago species) | Mai - Oktober | Wind | hoch | Keine bekannt |
* in Deutschland (in anderen klimat. Zonen kann die Belastung abweichen), | ||||
** entsprechende Produkte können bei Nahrungsmittelallergien eine Rolle spielen | ||||
Quelle: Buch Schattauer Verlag: Allergien bei Kinder und Jugendlichen Herausgeber: Klimek / Pfaar / Rietschel |
Kreuzreaktivitäten auf Nahrungsmittel bei Gräserpollen Allergie
Gräserpollenassoziierte Nahrungsmittelallergien sind im Vergleich zu den baum – oder kräuterpollenassoziierten Nahrungsmittelallergien deutlich seltener klinisch relevant.
Allerdings könnte es beim Verzehr von nicht verbackenem Mehl zu allergischen Reaktionen kommen. In Südeuropa kommt es in Kombination mit Gräserpollen Allergien häufiger zu Allergien auf Tomaten.
Bei Menschen mit Allergien auf Gräser – und Getreidepollen sind allergische Reaktionen auf andere Getreideprodukte und Hülsenfrüchte möglich.
Zu den Hülsenfrüchten zählen:
• Bohnen
• Erbsen
• Erdnüsse
• Linsen
• Soja
Auch beim Genuss von Tomaten können Allergiesymptome auftreten. Seltener beim Genuss von:
• Currygewürz
• Honigmelonen
• Kartoffeln
• Kiwi
• Mangold
• Spinat
• Wassermelonen
Bei Kräuterpollenallergikern überwiegt die Allergie gegen Beifußpollen. Beifuß gehört zur Gruppe der Korbblütler und reagiert „kreuz“ mit:
• Chrysanthemen
• Gerbera
• Goldrute
• Kamille
• Margerite
Eine Allergie auf Beifußpollen kann zu Problemen mit verschiedenen Nahrungsmitteln führen, wie z. B.: Anis, Artischocke, Basilikum, Currygewürz, Dill, Estragon, Fenchel, Karotte, Knollensellerie, Kümmel, Majoran, Muskatnuss, Oregano, Paprika, Petersilie, Pfeffer (weiß und schwarz), Pizzagewürz, Sonnenblumenkerne, Wermut.
In klinischen Untersuchungen wurde gezeigt, dass ein Teil der Patienten lediglich auf rohen Sellerie, ein anderer auf gekochten Sellerie und Stangensellerie allergisch reagiert. Das liegt daran, dass es ein hitzelabiles und ein hitzestabiles Sellerie-Allergen gibt.
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Symptome
Eine Allergie auf Gräserpollen äußert sich durch die typischen Symptome einer allergischen Rhinitis, wie:
• Nießen
• Nase laufen
• Juckende Nase
• Verstopfte Nase
• Juckende, tränende, gerötete Augen
• Konzentrationsschwierigkeiten, Mattigkeit, Schlafstörungen, Leistungseinschränkungen
Diese Symptome können gemeinsam, oder nur vereinzelt auftreten. Sämtliche Kombinationen sind ebenfalls möglich. Auch die Stärke der Symptome variiert.
Wird die Gräserpollen Alllergie nicht entsprechend behandelt, kann die Allergie chronisch werden und sich auf die Nasennebenhöhlen ausweiten. Auch können weitere Allergien wie z.B. eine Tierhaar Allergie oder eine Hausstaubmilben Allergie hinzukommen. Möglich ist auch der sogenannte Etagenwechsel, d.h. es kann zu einem allergischen Asthma kommen. Durch mögliche Kreuzreaktionen können auch Nahrungsmittelallergien entstehen.
Diagnose
Die Diagnose beginnt mit einer sorgfältigen Anamnese. Dabei stehen die Symptome und der Zeitpunkt, zu dem sie auftreten, im Mittelpunkt. Darauf folgt die HNO–ärztliche Untersuchung.
Es gibt verschiedene Testverfahren zur Absicherung der Diagnose einer Gräserpollen Allergie. Insbesondere der Pricktest ist bei Aeroallergen induzierten Allergien aussagekräftig. Allerdings sollte beachtet werden, dass durch die Einnahme von Medikamenten wie Antihistaminika, Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Kortisonpräparate oder anderen Arzneimitteln, die das Immunsystem dämpfen, z.B. sogenannte Immunsuppressiva, das Testergebnis verfälscht werden kann. Auch eine gereizte, geschädigte oder entzündete Haut kann zu einer stärkeren Testreaktion führen.
Die Diagnose einer Allergie sollte jedoch nicht allein aufgrund einer positiven Hauttestreaktion gestellt werden. Vielmehr sollte die Diagnose im Zusammenhang mit dem entsprechenden klinischen Bild und einer passenden Anamnese erfolgen.
Neben dem Hauttest, steht zur Diagnose einer Allergie auf Gräserpollen der Bluttest zur Verfügung. Der RAST (Radio–Allergo–Sorbent–Test) zeigt spezifische Antikörper (Immunglobuline), gegen bestimmte Allergene an.
Mit der molekularen Allergiediagnostik ist es möglich, in speziellen Fällen, zwischen einer genuinen Sensibilisierung und einer Kreuzreaktion, v.a. auch bei polysensibilisierten Patienten, besser zu unterscheiden.
Ein Intrakutantest ist bei Gräserpollen Allergien nicht üblich.
Sind die Ergebnisse von Prick– und Bluttest nicht eindeutig, ist ein nasaler Provokationstest mit dem verdächtigen Allergen möglich.
Therapie
Bei der Therapie einer Gräserpollen Allergie würde man nach dem Stufenplan zur Therapie der allergischen Rhinitis vorgehen. Sind die Symptome schwach ausgeprägt, d.h. sie beeinträchtigen die Lebensqualität nicht, könnte die Allergenkarenz, in Verbindung mit topischen H1–Antihistaminika, topischen Cromonen und oralen H1–Antihistaminika zur Behandlung ausreichen.
Sind die Symptome mittel - bis schwer ausgeprägt und belasten den Patienten im Alltag, wäre eine zusätzliche Behandlung mit topischen Glukokortikoiden, bzw. kurzfristig, topischen α – Agonisten, sowie kurzfristig oralen Glukokortikoidtherapien angeraten. Diese Therapie ist rein symptomatisch.
Eine Therapie, die die Ursachen der Gräserpollen Allergie behandelt und vor allem einen Etagenwechsel zum allergischen Asthma verhindert, ist nur durch eine spezifische Immuntherapie möglich. Hier gibt es die SCIT, bei der das Allergenextrakt subkutan unter die Haut gespritzt wird, oder die SLIT, die sublinguale Therapie, bei der man das Allergenextrakt in Form von Tabletten oder Tropfen oral aufnimmt. Die subkutan durchgeführte Immuntherapie gegen Gräserpollen wird bereits seit Jahren durchgeführt, so dass die Wirksamkeit erwiesen ist. Durch eine erfolgreiche Immuntherapie lassen sich häufig auch die Kreuzallergien behandeln.
Auch die Wirksamkeit von SLIT mit Gräserpollenextrakten in Form von Tabletten ist mittlerweile gezeigt worden. Sie kann somit als mit der Spritzentherapie gleichwertig betrachtet werden. Bei Präparaten in Tröpfchenform ist die Evidenzlage noch nicht eindeutig.
Praktische Tipps
• Das Allergen möglichst meiden, d.h. im Sommer nicht durch blühende Wiesen laufen
• Den eigenen Garten möglichst frei von relevanten Pflanzen halten
• Die lokalen Pollenflug-Informationen beachten
• Eher nachts oder nach Regengüssen lüften
Bilder
Die Allergie auf Gräserpollen ist eine der sehr häufigen Pollenallergien. Es gibt unzähliche Gräserarten, auf die man bei Heuschnupfen allergisch reagieren kann.
Allergie auf Gräserpollen, die Blüte des Knäuelgrases, Quelle: ECARFKnäuelgras (Dactylis glomerata) gehört zu den Süßgräsern und ist weit verbreitet. Die Blütezeit ist in der Regel von Mai bis August und die allergene Bedeutung ist hoch.
Beifuß (Artemisia vulgaris) gehört ebenfalls zu den Kräutern und blüht gewöhnlich von Juli bis September. DIe Allergene Bedeutung des Beifuß ist sehr hoch.
Quellen
Nahrungsmittelallergien durch immunologische Kreuzreaktionen Leitlinie der Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAI) und des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (ÄDA)