Zahnersatz-Allergie: Sind Goldfüllungen die Alternative?

Bei einer Zahnersatz-Allergie vertragen die Patienten bestimmte Inhaltsstoffe im Zahnersatz oder in der Füllung nicht. Diese Patienten wünschen sich einen Zahnersatz, der nicht zu allergischen Reaktionen führt. Sind Goldfüllungen bzw. Goldhämmerfüllungen dann eine Alternative für Allergiker? Darüber sprach MeinAllergiePortal mit Dr. med. dent. Stefan Clotten in Bad Vilbel.

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Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Dr. med. dent. Stefan Clotten

Herr Dr. Clotten, was genau ist eine Goldfüllung, eine Goldplombe oder eine Goldhämmerfüllung?

Bei den drei genannten Varianten handelt es sich um Füllungen, mit denen der Zahnarzt ein Loch im Zahn verschließt, nachdem die Karies entfernt wurde. Das Wort Plombe stammt vom lateinischen Wort „plumbum“ für Blei. Vor sehr langer Zeit enthielten Zahnfüllungen dieses Material. Heute wird das Wort Plombe im Zusammenhang mit Zahnfüllungen nur noch selten verwendet. Goldplombe und Goldfüllung sind also dasselbe. Eine Goldfüllung wird auch Goldinlay genannt. Es handelt sich um eine Einlagefüllung, die nach Präparation und Abdrucknahme des Zahnes im zahntechnischen Labor hergestellt wird. Im Gegensatz zu Füllungen aus zum Beispiel Amalgam oder Kunststoff, die direkt in den Mund eingebracht werden. Die Goldhämmerfüllung ist die edelste und haltbarste Füllung in der Zahnmedizin. Dabei wird reines Gold in Form von dünnen Goldfolien direkt in den Zahn eingebracht.

Wie kommt es zu der Bezeichnung „Goldhämmerfüllung“?

24-karätiges Gold in Form von hauchdünnen Folien oder als Goldschwämmchen wird mit Handinstrumenten oder auch maschinell in den Zahn gepresst oder gehämmert. Daher der Name „Goldhämmerfüllung“.

Was ist das Besondere an Zahnfüllungen aus Gold?

Goldinlays zeichnen sich bei richtiger Indikation durch ihre gute Verträglichkeit aus. Sie stellen eine Alternative zu Kunststoff-, Zement- und Amalgamfüllungen dar.

Das Besondere an Goldhämmerfüllungen ist, dass die Ränder dieser speziellen Füllungen bei Belastung und Verformung des Zahnes absolut dicht bleiben. Die Füllung macht die Verformung des Zahnes mit. Diese Eigenschaft hat nur die Goldhämmer-Füllung. Deshalb ist sie so lange haltbar. Sie gilt als das Nonplusultra bei der Behandlung von Zahnhalsdefekten und kleinen Füllungen auf der Kaufläche.

Ist das Zahngold das gleiche Gold wie Gold, das für Schmuck verwendet wird?

Zahngold ist ein Medizinprodukt. Alle verwendeten Materialien müssen zugelassen und genau deklariert sein. Die Zusammensetzung von Zahngold erfordert andere Materialeigenschaften als die von Schmuck. Durch Zugabe verschiedener Metalle können diese Eigenschaften den Anforderungen angepasst werden.

Welche Metalle sind in Gold, das für Zahnbehandlungen verwendet wird, enthalten?

Es kommt auf die Verwendung an. Die Zusammensetzung von Gold für eine Krone, die später mit Keramik verblendet wird, unterscheidet sich von der Zusammensetzung für eine Krone aus reinem Gold oder für ein Inlay. Dies hängt von den Materialeigenschaften ab, die für die jeweilige Restauration benötigt werden. Im Allgemeinen werden für Goldlegierungen Gold, Platin, Palladium, Silber, Kupfer, Zinn, Iridium, Molybdän und andere verwendet.

Kann man auch auf Gold oder die darin enthaltenen Metalle allergisch reagieren?

Ja, Metalle gelten als Haptene. Sie können mit Makromolekülen im Gewebe reagieren, in der Regel mit Proteinen. Diese lösen dann die Immunantwort aus.

Wie lange hält eine Zahnfüllung aus Gold?

Verschiedene Faktoren sind ausschlaggebend. Die Fertigungsqualität des Zahnarztes und des Zahntechnikers, die Mundhygiene des Patienten, um nur einige zu nennen. In der Literatur werden 15 bis 30 Jahre angegeben. Wir haben Patienten, die sich bereits über 45 Jahre an ihren Goldfüllungen erfreuen. Eine Goldhämmerfüllung kann ein ganzes Leben lang halten.

Bei welchen Zahnbehandlungen bzw. an welchen Stellen kann man Gold als Zahnersatz einsetzen?

Goldkronen zum Beispiel sind stabil und haltbar. Sie werden meist für Backenzähne verwendet. Wenn nur ein Teil des Zahns ersetzt werden muss, sind Teilkronen aus Gold eine gute Wahl. Bei kleineren Defekten können Goldinlays eingesetzt werden. Brücken aus Gold zum Ersatz von Zähnen sind ebenfalls möglich. Bei kleineren Löchern zum Beispiel auf der Kauffläche und am Zahnhals sind Goldhämmerfüllungen ideal.

Warum sind Zahnhalsdefekte schwierig zu behandeln?

Das ist ein komplexes Thema. Auch wenn man es nicht spürt, ist die Zahnkrone im Mund gegenüber der Zahnwurzel beweglich. So treten am Zahnhals bei Belastung des Zahnes Druck- und Zugbelastungen auf. Diese können dazu führen, dass ein steifes Füllungsmaterial aus dem präparierten Zahnanteil förmlich herausgeschoben wird. Es kann auch zu Randundichtigkeiten kommen. Außerdem haben wir es hier mit verschiedenen Materialien mit unterschiedlicher Zusammensetzung zu tun: Zahnschmelz, Dentin, das Zahnbein, und Wurzelzement. Das zu verwendende Material muss sich also an die verschiedenen Materialien anpassen und gleichzeitig flexibel genug sein, um auf die Bewegungen des Zahnes reagieren zu können. Mit Goldhämmerfüllungen lassen sich diese Anforderungen am besten erfüllen.

Wo kann man Goldhämmerfüllungen einsetzen?

Weitere Anwendungsgebiete für Gold-Füllungen sind:

• An unteren Backenzähnen bei Einziehungen im Wangenbereich
• An Oberkieferfrontzähnen bei Einziehungen auf der Gaumenseite
• Bei Einziehungen bei vorhandenen zusätzlichen Höckern
• Kleine Defekte auf der Kaufläche von kleinen und großen Backenzähnen
• Zahnflächen im Zahnzwischenraum, sofern diese frei zugänglich sind, zum Beispiel im Wechselgebiss - bei Jugendlichen- solange der Nachbarzahn noch fehlt
• Bei Defekten an durchbrechenden Zähnen
• Bei Kronenrandreparaturen
• Verschluss kleiner Öffnungen nach Wurzelkanalbehandlungen
• Defekte in der Wurzeloberfläche
• Sehr kleine 2-flächige Defekte von der Kaufläche in den Zahnzwischenraum reichend

Es gibt doch auch Goldzähne, was ist hier zu beachten?

Goldzähne, das heißt Goldkronen, sind stabil, langlebig und auffällig. Sie werden daher bevorzugt im Backenzahnbereich eingesetzt. Es sollte immer überlegt werden, ob eine Krone wirklich notwendig ist. Manchmal reicht auch eine Teilkrone. Bei der Goldlegierung und dem Befestigungsmaterial sollte auf Verträglichkeit geachtet werden. Es wäre schade, wenn viel Aufwand betrieben wurde, um das passende Zahnersatzmaterial zu finden und sich später herausstellt, dass das Befestigungsmaterial nicht verträglich ist.

Herr Dr. Clotten, herzlichen Dank für dieses Interview!