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Kriebelmücken beim Pferd: Symptome? Was hilft?

Kriebelmücken Pferd Insektenallergie
Kriebelmücken beim Pferd: Was hilft bei einer Insektenallergie? Bildquelle: R. S. Mueller

Kriebelmücken sind ein käufiger Auslöser von Insektenallergie beim Pferd und Ursache der häufigsten Allergien. Im Sommer kommt es dann zum sogenannten Sommerekzem, denn auf der Weide scheint es kaum ein Entrinnen vor den kleinen Plagegeistern zu geben. Mit einigen Tricks können Pferdebesitzer es dennoch schaffen, ihre Pferde frei von Kriebelmücken zu halten. MeinAllergiePortal sprach darüber mit Prof. Dr. med. vet. Ralf S. Mueller, Medizinische Kleintierklinik am Zentrum für klinische Tiermedizin der LMU München.

Autor: Sabine Jossé M.A. 

Interviewpartner: Prof. Dr. med. vet. Ralf S. Mueller

Herr Prof. Mueller, wie sehen die Symptome aus, wenn ein Pferd auf Kriebelmücken allergisch reagiert?

Bei Pferden mit Insektenallergien findet man die juckenden Hautkrusten an Kopf, Bauch und Rücken, sozusagen von den Augen bis zur Schwanzwurzel. An den Beinen zeigen sich die Hautkrusten bei Insekten-allergischen Pferden hingegen höchst selten, denn da setzen sich die Plagegeister nicht gerne hin. Je nachdem, wo die Pferde im Sommer auf der Weide stehen, berichten die Besitzer, dass die Symptome an heißen feuchten Sommertagen besonders stark ausgeprägt sind und sich bei Abkühlung, auf windigen Weiden oder an windigen Tagen bessern.

Wie wird die Diagnose bei Pferden mit Insektenallergie auf diese Mücken gestellt?

Obwohl einige Bluttests und auch intradermale Tests zur Verfügung stehen, können sie nicht zuverlässig zwischen Pferden mit einer klinisch relevanten Insektenallergie und Kontrollpferden ohne Hautprobleme unterscheiden. Die Diagnose wird daher in der Regel auf Grund des klinischen Bildes bestätigt. Ob die erwähnten Tests in der Zukunft hilfreich sein werden, wenn mit rekombinanten Speichelantigenen der Insekten getestet wird, muss sich erst noch zeigen.

Wie behandeln Sie Pferde mit einer Insektenallergie auf Kriebelmücken?

Für Pferde mit Insektenallergien setzt man Repellents ein, das sind Vergrämungsmittel, wie es sie auch für Menschen gibt, die von Fliegen und Mücken geplagt werden.

Zusätzlich gibt es für Pferde die sogenannten Ekzemerdecken, das sind Ganzkörperdecken, die auch den Kopf und den Bauch bedecken. Sie sollen die Entstehung von Sommerekzemen verhindern.

Auch mit Pyrethroiden imprägnierte Ekzemerdecken stehen zum Schutz der Pferde vor Insekten zur Verfügung. Pyrethroide sind synthetische Insektizide, die die Insekten abwehren.

Handelt es sich bei Pferd um eine Allergie gegen Kriebelmücken kann auch eine Haltungsänderung Linderung schaffen.

Wie kann man Pferde mit Allergien gegen Kriebelmücken durch die Änderung der Haltung schützen?

Wenn Pferde auf Kriebelmücken allergisch sind, kann man durch eine Änderung des Standorts auf der Weide viel bewirken. Auf einem Hügel geht es den Pferden zum Beispiel besser, als wenn sie in einem Tal oder in einer Senke stehen. Der Grund: Kriebelmücken können nicht gut gegen den Wind fliegen und meiden deshalb windige Standorte. Auf einem Hügel ist es öfter windig und so bleiben die Pferde dort eher von Kriebelmücken verschont.

Außerdem mögen die Kriebelmücken ein feuchtes Klima und suchen die Nähe von Gewässern wie Tümpeln oder Bächen. Auch hier kann es deshalb helfen, Pferde, die auf Kriebelmücken allergisch sind, weit weg von Gewässern zu halten.

Aber auch für den Stall gibt es Möglichkeiten, Pferde vor Kriebelmücken zu schützen.

Gibt es Mittel gegen Kriebelmücken im Pferdestall?

Es gibt mehrere Möglichkeiten Kriebelmücken zu bekämpfen, und auch einen Pferdestall kann man „kriebelmückenfest“ machen. Die normalen Insektengitter für die Fenster sind hierfür aber nicht geeignet, denn Kriebelmücken sind sehr klein und kommen durch Fliegengitter problemlos hindurch. Es gibt jedoch spezielle Kriebelmückennetze mit deutlich kleineren Löchern. Zusätzlich sollte man darauf achten, dass die Stalltüren stets verschlossen bleiben.

Sehr hilfreich bei der Vertreibung von Kriebelmücken aus Pferdeställen sind Ventilatoren. Wie gesagt mögen Kriebelmücken Wind überhaupt nicht. Wenn man durch einen Ventilator im Stalltor für einen ständigen Luftzug aus dem Stall heraus sorgt, sorgt dies für Gegenwind. Dann können Kriebelmücken selbst bei offener Stalltüre nicht hineinfliegen.

Können Pferde auch allergisch auf Bremsen sein? Wenn ja, wie sehen Symptome, Diagnose und Behandlung aus?

Ja, auch Allergien gegen verschiedene Bremsenarten sind bei Pferden bekannt. Die Symptomatik ist wieder der extreme Juckreiz an den Befallstellen. Die Behandlung entspricht der gegen Kriebelmücken, allerdings sind Bremsen wesentlich unempfindlicher gegen Wind, die Ventilatoren kommen gegen diese Insekten weniger gut an.

Setzen Sie Bei Pferden mit Insektenallergien auch die Hyposensibilisierung ein?

Für die Insektenallergie setze ich die Hyposensibilisierung aktuell noch nicht ein, es sei denn es handelt sich um einen sehr schweren Fall und der Besitzer ist bereit, das hohe Risiko eines Therapieversagens zu tragen.

Bei der spezifischen Immuntherapie gegen Insektenallergien stehen aktuell lediglich Gesamtkörperextrakte zur Verfügung. Diese werden hergestellt, indem die Insekten, z.B. Kriebelmücken oder Pferdebremsen, zerkleinert, gesiebt und als Extrakt aufbereitet werden. Das so gewonnene Extrakt wird den Pferden dann im Rahmen der Hyposensibilisierung injiziert. Da das Allergen bei den Insekten aber im Speichel sitzt, gelangen durch diese Art der Herstellung nur geringe Allergenmengen in das Extrakt.

Bei rekombinanten Speichelantigenen ist dies anders, denn aktuelle Studien an Pferden aus dem Jahr 20151 und 20162 konnten zeigen, dass bei den Pferden nach der Injektion rekombinanter Culicoides-Antigene, IgG-Antikörper gebildet wurden. Die für Allergien klassischen IgE-Antikörper wurden jedoch nicht gebildet. Aus meiner Sicht liegt die Zukunft der Hyposensibilisierung insektenallergischer Pferde deshalb in den rekombinanten Allergenextrakten. Ob Extrakte aus rekombinanten Allergenen allerdings auch zu besseren Therapieerfolgen führen, ist im Moment noch nicht bekannt. Wir haben zwar gerade eine solche Studie fertiggestellt, die Daten sind aber noch nicht ausgewertet.

 

Herr Prof. Mueller, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

 

Quellen:

1. Jonsdottir S, Hamza E, Janda J, Rhyner C, Meinke A, Marti E, Svansson V, Torsteinsdottir S, Developing a preventive immunization approach against insect bite hypersensitivity using recombinant allergens: A pilot study, Vet Immunol Immunopathol. 2015 Jul 15;166(1-2):8-21. Epub 2015 May 15. DOI: 10.1016/j.vetimm.2015.05.002

2. Jonsdottir S, Svansson V, Stefansdottir SB, Schüpbach G, Rhyner C, Marti E, Torsteinsdottir S, A preventive immunization approach against insect bite hypersensitivity: Intralymphatic injection with recombinant allergens in Alum or Alum and monophosphoryl lipid A, Vet Immunol Immunopathol. 2016 Apr;172:14-20. Epub 2016 Mar 2. DOI: 10.1016/j.vetimm.2016.02.017

 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

22. Februar 2022

Autor: S. Jossé/R. Mueller, www.mein-allergie-portal.com

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