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Asthma bei Katzen: Wie erkennen, wie behandeln?

Asthma Katze erkennen behandeln
Hat meine Katze Asthma? Symptome und Therapie! Bildquelle: R. HIrth

Wenn die Katze hustet, muss dies nicht gleich ein Asthma sein. Asthma gehört jedoch durchaus zu den Erkrankungen, die auch bei Katzen auftreten können. Wie kommt es bei der Katze zum Asthma? Wie erkennt man bei Katzen die Asthma-Symptome? Spielen Aeroallergene eine Rolle? Und wie sieht eine gute Behandlung aus? MeinAllergiePortal befragte Univ. Prof. Dr. med. vet. Reinhard Hirt, Interne Medizin Kleintiere, Department/Universitätsklinik für Kleintiere und Pferde, Veterinärmedizinische Universität Wien.

Autor: Sabine Jossé M.A. 

Interviewpartner: Univ. Prof. Dr. vet. Reinhard Hirt

Herr Prof. Hirt, können Katzen tatsächlich Asthma haben?

Wie von Ihnen bereits vorweggenommen, besteht bei Katzen ein Krankheitsbild, das durch eine chronische Entzündung der Atemwege und anfallsartige Einengung der Atemwege (Bronchokonstriktion) gekennzeichnet ist und somit Parallelen zum allergischen Asthma bronchiale des Menschen aufweist.

Wie häufig ist allergisches Asthma bei Katzen?

Zur Prävalenz und Inzidenz von Asthma bei der Katze existieren leider keine verlässlichen Angaben. Die Prävalenz von Erkrankungen der unteren Atemwege bei erwachsenen Katzen liegt bei rund 1 Prozent. Siamkatzen weisen wesentlich häufiger Erkrankungen der unteren Atemwege auf – die Prävalenz liegt hier bei 5 Prozent. Da Siamkatzen auch eine Rassedisposititon für Asthma haben, darf davon ausgegangen werden, dass etliche dieser Tiere mit Erkrankungen der unteren Atemwege auch tatsächlich an Asthma leiden.

Steigen die Asthma-Fälle bei Katzen?

Generell wird Asthma bei Katzen mit zunehmender Häufigkeit diagnostiziert. Dabei bleibt allerdings offen, ob es sich aufgrund verbesserter diagnostischer Möglichkeiten nur um eine scheinbare Zunahme der Fälle oder tatsächlich häufigeres Auftreten der Erkrankung handelt.

Sind bei Katzen auch Allergene die Auslöser für das Asthma?

Obwohl es auf Basis experimenteller Untersuchungen ausreichend Evidenz dafür gibt, dass Asthma bei Katzen in Analogie zum allergischen Asthma des Menschen eine Hypersensitivitäsreaktion, vermutlich getriggert durch Inhalationsallergene (Aeroallergene) zugrunde liegt, ist mit derzeitigen Methoden ein seriöser Nachweis der verantwortlichen Allergene schwierig bis unmöglich.

Aus den angesprochenen experimentellen Studien - in denen gesunde Katzen gegen bekannte Inhalationsallergene, wie Hausstaubmilben und Bermudagras „allergisiert“ wurden - ist bekannt, dass allergenspezifische IGE (Bluttest zum Nachweis spezifischer Allergene) eine extrem niedrige Sensitivität und auch eine unzureichende Spezifität aufweisen. Das bedeutet, dass diese Tests selbst bei bekanntem Allergen sehr häufig negativ ausfallen, mitunter aber auch Allergene entdecken, gegen die die Katzen gar nicht sensibilisiert wurden.

Auch für den Intrakutantest, einem Hauttest, der bei allergischen Hauterkrankungen weite Verwendung findet, kommt es zu vielen falsch positiven Ergebnissen, sodass diese Tests zur Allergenfindung beim Asthma der Katze ungeeignet erscheinen.

Weiß man, ob auch beim Katzenasthma Umweltbedingungen eine Rolle spielen?

Ungünstige Umweltbedingungen spielen zumindest in der Aufrechterhaltung und Verschlimmerung der Krankheit eine wichtige Rolle, beispielsweise. Luftverschmutzung in den Wohnräumen, z.B. Passivrauchen, Staubbelastung, Parfums, Reinigungsmittel, etc.

An welchen Symptomen erkennt man bei Katzen Asthma, gibt es typische Anzeichen?

asthma katze behandelt erkennen behandeln mein allergie portalAsthma kann sich bei Katzen zum Beispiel durch chronischen oder rezidivierenden Husten, Aktivitätseinschränkung und oftmals auch Maulatmung zeigen! Bildquelle: Pixabay mammelaDie wichtigsten Symptome bei Katzen mit Asthma sind chronischer oder rezidivierender Husten, Aktivitätseinschränkung und spontan reversible Atemnotanfälle durch Bronchokonstriktion. Bei vielen Katzen mit Asthma dominiert der Husten für lange Zeit, während andere Tiere erstmals durch einen akuten Erstickungsanfall mit schwerer, in der Regel exspiratorischer Atemnot und oftmals auch Maulatmung auffällig werden und dem entsprechend  als Notfall in der tierärztlichen Ordination vorstellig werden.

Kann eine Katze einen Asthmaanfall bekommen, der sogar tödlich enden kann?

Dies ist generell möglich, obwohl es glücklicherweise nicht sehr oft vorkommt.

Können die Asthma-Symptome bei der Katze auch mit Symptomen anderer Erkrankungen verwechselt werden?

Es gibt eine Reihe anderer Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen, insbesondere zu Husten führen können. Um nur einige zu nennen: chronische (nichtinfektiöse) Bronchitis, Endoparasiten, insbesondere Lungenwürmer bei Katzen mit Freigang, bei Katzen aus entsprechenden Ländern, wie zum Beispiel Italien, auch Herzwürmer, Lungen- und Atemwegsneubildungen, Lungenentzündung, und Lungenfibrose.

Andererseits gib es für akute Atemnot eine Reihe anderer Ursachen, wie zum Beispiel eine obere Atemwegsobstruktion unterschiedlicher Genese, Pleuralergüsse und Lungenödem, die sich unter anderem in Folge von Herzerkrankungen einstellen können, sowie Pneumothorax

Wann sollte der Katzen-Besitzer einen Tierarzt aufsuchen?

Der Tierarztbesuch ist bei jedem, zumindest bei chronischem Husten, sowie bei erschwerter Atmung, aber auch bei verändertem Verhalten, wie zum Beispiel Ruhigerwerden, Aktivitätsverlust, Einstellen des Spielens oder der Fresslust bzw. Verkriechen anzuraten.

Wie erfolgt die Diagnose des Asthmas bei Katzen?

Die Diagnose des Asthmas bei Katzen basiert auf dem Nachweis der chronischen Atemwegsentzündung und dem Ausschluss anderer Ursachen. Klinische Symptome sind nicht spezifisch und beweisen nicht das Vorliegen von Asthma.

Blutuntersuchungen können auch keinerlei eindeutigen Hinweis liefern.

Röntgenuntersuchungen des Brustkorbes, das heißt der Lunge, können mitunter Hinweise auf eine Lungenüberblähung und verdickte Bronchialwände liefern, bei Asthma mitunter jedoch auch unauffällig sein.

Wiederholte Untersuchungen des Stuhls auf Parasitenlarven und –eier (parasitologische Kotuntersuchung) dienen der Bestätigung eines allfälligen Wurmbefalls als Differentialdiagnose.

Der definitive Nachweis der dem Asthma zugrundeliegenden allergischen Atemwegsentzündung kann nur durch eine Probennahme aus den Atemwegen und Lungenparenchym (Bronchoalveolarlavage) und anschließende Untersuchung des Materials unter dem Mikroskop erfolgen. Diese Probenentnahme kann mit „Blindtechniken“ oder unter Sicht (Bronchoskopie, Atemwegsspiegelung) erfolgen. An speziell eingerichteten Institutionen können darüber hinaus auch noch bestimmte Lungenfunktionstests durchgeführt werden, die nicht auf aktive Patientenmitarbeit angewiesen sind.

Was macht man, wenn die Katze einen akuten Asthmaanfall hat?

In Ländern, in denen eine Medikamentenverabreichung, anders als in Tabletten- oder Zäpfchenform, das heißt das „Spritzen“ von Medikamenten durch den Besitzer gesetzlich erlaubt ist, kann im Notfall (Atemnotanfall) ein rasch wirkendes bronchienerweiterndes Medikament, zum Beispiel Terbutalin, unter die Haut (ähnlich wie bei Insulin) verabreicht werden.

Alternativ kann die Verabreichung als Pumpspray (Dosieraerosol, zum Beispiel Salbutamol) über eine Speicherkammer und eine Atemmaske, wie bei Kleinkindern mit Asthma, die auch nicht „auf Befehl“ während der Aktivierung des Sprays tief einatmen können, erfolgen. Diese rasch wirkenden Aerosol-Bronchodilatatoren dürfen aber nicht zur Dauertherapie verwendet werden.

Und wie sieht die langfristige Behandlung von Asthma bei Katzen aus? Welche Medikamente helfen?

Die langfristige Therapie von Asthma erfolgt bei Katzen mit entzündungshemmend wirkenden Glukokortikoiden, die entweder in Tablettenform oder, mittlerweile seit geraumer Zeit, ebenfalls als Dosieraerosol über eine Speicherkammer und eine Atemmaske 2 Mal pro Tag verabreicht werden können.

Katzen sind ja eigen – wie gibt an ihnen Medikamente, speziell zum Inhalieren, und wie macht man sie der Katze „schmackhaft“

Die Eingewöhnung kann am besten durch das alleinige Aufsetzen der Maske, gefolgt von einer Belohnung für mehrere Tage, und erst sukzessive Medikamentenzugabe erfolgen. Die Therapie kann mit langwirksamen Bronchodilatatoren, zum Beispiel Salmeterol, kombiniert werden. Praktischerweise finden sich Präparate, die beide Medikamente gemeinsam in einer Sprühdose enthalten.

Bei vielen Katzen kann diese Inhalationstherapie mit Pumpsprays als alleinige Behandlung erfolgen, der Vorteil: Weniger Nebenwirkungen. Bei besonders schwer betroffenen Katzen ist die Kombination mit Tablettengabe, wie gerade besprochen, in Phasen der Verschlimmerung (Exazerbation) oder dauerhaft erforderlich.

Ganz allgemein ist eine Verminderung und Verhinderung zusätzlich belastender Faktoren wie Luftverschmutzung in den Wohnräumen durch Passivrauchen, Staubbelastung, Parfums, Reinigungsmittel, etc. dringend zu empfehlen.

Mit welchen Behandlungskosten muss man rechnen, wenn die Katze Asthma hat?

Die Kosten bei Katzen mit Asthma variieren je nach Behandlungsform und verabreichten Medikamente, liegen aber bei der Inhalationstherapie einerseits durch den einmaligen Erwerb der Speicherkammer, andererseits durch die im Vergleich teureren Dosieraerosole wesentlich höher als bei der systemischen Therapie mit Tabletten. Der Vorteil der Inhalationstherapie liegt im wesentlich geringeren Risiko für Nebenwirkungen.

Herr Prof. Hirt, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

05. April 2022

Autor: S. Jossé/ R. Hirt, www.mein-allergie-portal.com

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