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Corona beim Pferd: Was sind Equine Coronaviren?

Corona Pferd
Woran erkennt man, dass ein Pferd sich mit Coronaviren angesteckt hat? Bildquelle: A. Auer

Dass Coronaviren auch bei vielen Tierarten auftreten können ist bekannt. Viele wissen jedoch nicht, dass es Coronaviren auch beim Pferd gibt. Man nennt sie „Equinen Coronaviren“. Was weiß man über Corona bei Pferden und was sollten die Pferdehalter darüber wissen? Darüber sprach MeinAllergiePortal mit Dr. med. vet. Angelika Auer, Institut für Virologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Autor: Sabine Jossé M.A. 

Interviewpartner: Dr. med. vet. Angelika Auer

Frau Dr. Auer, seit wann weiß man, dass Coronaviren auch beim Pferd auftreten können?

Am Institut für Virologie der Vetmeduni Vienna wurden die Equinen Coronaviren das erste Mal 2013 in Zusammenhang mit einem Krankheitsausbruch in einem österreichischen Pferdebestand nachgewiesen, in Amerika und Asien kennt man den Erreger schon etwas länger. In den letzten Jahren kam es gehäuft zu größeren Ausbrüchen in österreichischen Pferdebetrieben.

Kommt es beim Coronavirus bei Pferden auch zu Mutationen?

Wie bei allen Coronaviren, finden auch hier Mutationen statt, Veränderungen im Genom konnten wir auch schon in Österreich finden. Inwieweit diese Mutationen eine Auswirkung auf Krankheitsverlauf und/oder Infektiosität haben, wissen wir nicht.

Was unterscheidet Equine Coronaviren von Coronaviren, die bei Menschen vorkommen?

Equine Coronaviren und SARS-Coronaviren gehören zu verschiedenen Virusspezies innerhalb der großen Gruppe der Betacoronaviren. ihre Erbinformation (RNA) stimmt nur in ca. 52 Prozent der Fälle miteinander überein. Das sind also zwei verschiedene Viren einer Familie.

Können sich Pferde auch bei Menschen mit Corona anstecken oder umgekehrt?

Bisher gibt es keine Hinweise, dass menschliche Coronaviren auf Pferde übertragbar sind. Auch die Equinen Coronaviren sind für den Menschen nicht ansteckend.

Was ist über die Übertragungswege der Coronaviren beim Pferd bekannt?

Im Gegensatz zu SARS-CoV-2 werden die Equinen Coronaviren nur in sehr geringem Maße über Sekrete des Respirationstraktes ausgeschieden. Die meisten Pferde stecken sich über den Kot infizierter Tiere mit Corona an. Im Dung können die Viren bei entsprechenden Umweltbedingungen vermutlich viele Tage infektiös bleiben, über Stiefel, Mistgabeln und Schubkarren ist eine Verbreitung des Erregers zwischen den Tieren denkbar, auch wenn diese nicht in Gruppen gehalten oder geweidet werden.

Welche Symptome können auftreten, wenn Pferde Corona haben?

Bei dem überwiegenden Anteil der mit Corona infizierten Pferde kommt es zum Glück – ähnlich einer SARS-CoV-2-Infektion - zu milden, selbstlimitierenden Verläufen. Fieber, Fressunlust und vermindertes Allgemeinverhalten zählen hier zu den häufigsten Krankheitszeichen. Ca. 10 bis 20 Prozent der erkrankten Tiere zeigen Symptome des Magen-Darm-Traktes, es kann auch zu Durchfall und Koliken kommen. Asymptomatische Verläufe kommen ebenfalls vor, hingegen sind Husten oder andere respiratorische Symptome bei einer ECoV-Infektion nicht beschrieben.

Kommt es durch Coronaviren auch bei Pferden zu schweren Verläufen oder Todesfällen?

Ein geringer Prozentsatz der betroffenen Tiere erkrankt schwer, wobei hier vorwiegend Darmentzündungen und daraus resultierende Koliken die Pferde rasch in eine lebensbedrohliche Situation bringen können. Versterben Pferde an Kolik, wird allerdings selten an eine ECoV-Infektion gedacht.

Wie erfolgt die Diagnose von Coronaviren bei Pferden?

Ich gehe davon aus, dass ein Großteil der ECoV-Infektionen derzeit überhaupt nicht diagnostiziert werden. Pferde mit milden Symptomen oder leichten Koliken, werden häufig zunächst – wenn überhaupt - symptomatisch therapiert, ohne die Ursache der Erkrankung abzuklären. Darüber hinaus werden von Pferden mit Fieber eher Blut- oder Tupferproben eingeschickt, die für eine ECoV-Diagnostik ungeeignet sind. Das Probenmaterial der Wahl ist jedenfalls Kot, selbst wenn keine gastrointestinalen Symptome vorliegen. Im Labor kann das Virusgenom dann mittels PCR nachgewiesen werden.

Wie sieht die Therapie aus, wenn das Pferd sich mit Coronaviren angesteckt hat?

Im Idealfall brauchen Pferde mit milden Symptomen gar keine Behandlung, bei deutlicheren Symptomen ist eine symptomatische Therapie, zum Beispiel mit fiebersenkenden Medikamenten, durchaus angezeigt. Die Coronaviren selber können medikamentös nicht bekämpft werden, das muss das Pferd schon alleine schaffen.

Sind die Pferde nach einer durchgemachten Infektion mit Coronaviren immun?

Von einer Immunität nach einer überstandenen ECoV-Infektion kann ausgegangen werden, wie lange sie allerdings vor einer Re-Infektion schützt, ist nicht bekannt. Hier fehlen entsprechende Studien.

Was empfehlen Sie Pferdehaltern, die fürchten, ihr Pferd habe sich mit Equinen Coronaviren angesteckt?

Zunächst einmal keine Panik, die Chancen stehen gut, dass das Tier ohne oder nur mit einer milden Erkrankung davonkommt. Ich halte eine rasche Diagnose allerdings besonders in größeren Pferdebeständen für extrem wichtig, weil sich der Erreger ohne strenge Hygienemaßnahmen sehr rasch ausbreiten und viele Pferde infizieren kann. Damit steigt das Risiko, dass das eine oder andere Tier schwer erkrankt. Zudem kann ein großer wirtschaftlicher Schaden durch hohe Behandlungskosten entstehen. Eine Weiterverbreitung des Virus durch Turnierbesuche oder Körungen asymptomatischer Pferde sollte unbedingt verhindert werden.

Frau Dr. Auer, ganz herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

26. Januar 2021

Autor: S. Jossé/A. Auer, www.mein-allergie-portal.com

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