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Sportverletzung? Was hilft gegen die Schmerzen?

Sportverletzungen Schmerzmittel verträglich
Sportverletzungen - welche Schmerzmittel sind verträglich? Bildquelle: N. Gumpert

Ob Profi oder Freizeitsportler, es kann immer zu Sportverletzungen wie Prellungen, Verstauchungen, Muskelverletzungen, Bänderdehnung oder gar Bänderriss kommen. Das ist meist ausgesprochen schmerzhaft, aber was hilft gegen die Schmerzen? Und was liegt dann näher als der Griff zu einem Schmerzmittel? Jedes Schmerzmittel hat allerdings Vor- und Nachteile und so stellt sich die Frage; Welche Schmerzmittel sind verträglich? Über die Unterschiede und darüber, was man tun kann, wenn man Schmerzmittel nicht verträgt, sprach MeinAllergiePortal mit Dr. Nicolas Gumpert, Facharzt für Orthopädie, Lumedis, Frankfurt.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. Nicolas Gumpert

Herr Dr. Gumpert, bei welchen Sportverletzungen kommen Schmerzmittel zum Einsatz?

In der Sportorthopädie sehen wir häufig Bandverletzungen, zum Beispiel ein Außenbandriss oder auch „Umknick-Traumenam Sprunggelenk. Der Schmerzlevel ist bei diesen Verletzungen sehr hoch. Zur Ski-Saison sind die Innenbanddehnungen am Knie sehr präsent. Weiter bei Sportlern dominant sind die muskulären Verletzungen, die Muskelfaserrisse und die teilweisen Muskelbündelrisse, die sehr schmerzintensiv sind. Hinzu kommen bei Sportlern häufig Nervenkompressionsschmerzen, vergleichbar mit dem Hexenschuss. Gerade in der sehr schmerzhaften Akutphase setzen wir sehr häufig Schmerzmittel ein.

Welche Schmerzmittel helfen bei schmerzhaften?

Bei Sportverletzungen setzt man in der Orthopädie sehr gerne nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) ein. Man hat hier eine Kombinationswirkung aus Entzündungshemmung und Schmerzstillung. Aber es kommt auf den Einzelfall an.

Besteht der größere Bedarf an der Entzündungshemmung, wird gerne Diclofenac eingesetzt, weil es in Bezug auf die Entzündungshemmung deutlich potenter wirkt als in der Schmerztherapie. Bestehen starke Schmerzen, werden eher Produkte mit Wirkstoffen wie Ibuprofen eingesetzt. Iboprofen zeigt eine schlechtere Entzündungshemmung, aber eine deutlich bessere Kontrolle des Schmerzes. Reicht das nicht aus, kann man Ibuprofen mit klassischen Schmerzmitteln kombinieren. Dazu eignet sich zum Beispiel ein Arzneistoff aus der Gruppe der Nichtopioid-Analgetika. Eine weitere Möglichkeit wäre ein Medikament mit dem Wirkstoff Metamizol-Natrium oder, bei sehr starken Schmerzen, ein niederpotentes Morphin. Diese Kombinationen sollten dem Patienten bei Sportverletzungen über die ersten 24 Stunden helfen.

Welches Schmerzmittel hilft bei Prellungen?

Leider kann man nicht pauschal das beste Schmerzmittel gegen Prellungen benennen. Auf der einen Seite möchte man einen schnellen Wirkeintritt. Hier ist besonders Ibuprofen zu nennen, andererseits möchte man keine Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Probleme, daher sind auch Medikamente aus der Gruppe der Cox-2-Hemmer zu nennen. Häufig sind Prellungen von großen Hämatomen, das sind Blutergüsse, begleitet. Diese lassen sich effizient mit Heparin Salben behandeln. Hier wirkt Heparin aber nur indirekt als Schmerzmittel.

 

Welches Schmerzmittel hilft bei einer Bänderdehnung?

Bei einer Bänderdehnung stehen die Symptome Schmerz und Schwellung im Vordergrund. Daher sollte das Schmerzmittel auf diese beiden Symptome positiven Einfluss haben. Hier ist besonders die Gruppe der NSAR zu nennen. Aber auch das gute alte PECH-SCHEMA hilft als indirektes Schmerzmittel. Bei einem ausgeprägten Bluterguss kann, wie bei der Prellung, indirekt Heparin gegen den Schmerz helfen.

Welches Schmerzmittel hilft bei einem Bänderriss?

Bei einem Bänderriss kommt es in erster Linie zu Symptomen wie Schwellungen und Schmerzen am Band oder am Gelenk. Wenn eine Extremität betroffen ist, hilft Kühlen und Hochlagern. Auch Arzneimittel aus der Gruppe der NSAR können bei einem Bänderriss helfen. Darüber hinaus können isoliert abschwellende Medikamente wie Wobenzym oder Phlogenzym zur Behandlung eingesetzt werden, vorausgesetzt es gibt keine Gegenanzeigen wie zum Beispiel Allergien gegen Inhaltsstoffe oder Blutgerinnungsstörungen.

Welches Schmerzmittel hilft bei einem Außenbandriss am Sprunggelenk?

Bei einem Außenbandriss tritt häufig eine mehr oder weniger starke Schwellung am Außenknöchel auf. Meist liegen Außenbandrisse dicht unter der Haut. Deshalb kann man diese Verletzungen meist mit Cremes, Gels oder Salben behandeln. Typische Arzneimittel zur Behandlung sind zum Beispiel Voltaren Emulgel oder Kytta-Salbe. Als ergänzende homöopathische Behandlung stehen Medikamente mit Arnica zur Verfügung. Oft halten bei einem Außenbandriss die Schwellungen länger an, als die Schmerzen.

Welches Schmerzmittel hilft bei einem Muskelfaserriss?

Beim Muskelfaserriss kommt es oft zu starken inneren Blutungen. Der Körper reagiert auf diesen inneren Bluterguss, das Hämatom mit einer Entzündungsreaktion, die dazu dient, den Bluterguss abzubauen. . Man wird deshalb in erster Linie schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente verordnen. Bei tiefen Muskelverletzungen ist eine systemische Therapie mit Tabletten oder Spritzen erforderlich. Handelt es sich lediglich um einen oberflächlichen Muskelfaserriss, kann mit Cremes oder Salben behandelt werden.

Welches Schmerzmittel hilft bei einer Verstauchung?

Bei Verstauchungen ist das Trauma meist geringer und lokale Therapien wie Kühltherapie oder Salbenanwendung reichen aus. Häufig profitiert die Verstauchung auch von einer gezielten Kompression wie zum Beispiel einer Bandagierung. Insbesondere wenn die Schmerzen sehr stark sind, kann über eine systemische Schmerzmitteltherapie mit Tabletten oder Spritzen nachgedacht werden. Auch hier werden Medikamente aus der Gruppe der NSAR bei fehlender Kontraindikation bevorzugt.

Unterscheidet sich die Wirkung von Schmerzmitteln, je nachdem, ob sie als Spritze, Tabletten oder Cremes verabreicht werden?

NSARs werden in der modernen Sportorthopädie gar nicht mehr als Spritze verabreicht, weil sie keine topische, das heißt örtliche, Wirkung haben. NSAR wirken nicht direkt an der Einspritzstelle, sondern systemisch im ganzen Körper. Da NSAR oral eine sehr gute Aufnahme zeigen, ist eine Tablette die sinnvollere Darreichungsform. Zu beachten ist allerdings, dass eine orale Medikamentengabe immer mit einer gewissen „Anflutungszeit“ verbunden ist. Bei nüchternem Magen dauert es ca. 30 bis 45 Minuten, bis zum Wirkeintritt.

 

Und wann würde man Sportverletzungen mit Cremes behandeln?

Eine lokale Therapie mit einer Salbe oder einem Gel bietet sich bei oberflächlichen Verletzungen an. Sehr hoch liegende Muskelverletzungen oder Prellungen sind ein hervorragendes Einsatzgebiet für Salben, Cremes und Gele. Aber: Eine Gelenkkapsel durchdringt man damit nicht. Das bedeutet, dass lokale Therapien mit Salben, Cremes und Gelen bei Sportverletzungen, die mit Gelenkproblemen einhergehen, nur wenig Wirkung zeigen.

Heißt das, Schmerzmittel in Form von Cremes sind auch bei Sportverletzungen wie Bänderrissen wenig wirksam?

Der Einsatz von Schmerzmitteln als Creme ist bei Bänderrissen in der Tat problematisch. Beim Außenbandriss mag man damit noch eine Wirkung erzielen. Beim Knie ist es schon schwierig, mit einer topischen Behandlung erfolgreich zu sein.

Was hilft schnell bei Sportverletzungen?

Generell ist die beste Therapie bei Sportverletzungen immer das PECH-Schema:

  1. Pause
  2. Eis
  3. Compression
  4. Hochlagern

Dieses Schema sollte in der ersten Verletzungsphase immer zur Anwendung kommen, in Kombination mit einem Schmerzmittel, aber auch dann, wenn man Schmerzmittel nicht verträgt.

 

So funktioniert das PECH-Schema bei einer Bänderdehnung! Quelle: Dr. med. Nicolas Gumpert, canva, www.mein-allergie-portal.comSo funktioniert das PECH-Schema bei einer Bänderdehnung! Quelle: Dr. med. Nicolas Gumpert, canva, www.mein-allergie-portal.com

 

Was kann man bei Sportverletzungen mit dem PECH-Schema erreichen?

Das PECH-Schema erklärt sich wie folgt: Die Notwenigkeit einer „Pause“ liegt auf der Hand, denn die bestehende Verletzung soll ja nicht durch weitere Aktivität verschlimmert werden. Das „Eis“ soll verhindern, dass Entzündungsmediatoren gebildet werden. Die „Compression“ dient dazu, Blutungen zu minimieren und das „Hochlagern“ ist wichtig, um die Schwellung zu reduzieren. Das Wichtigste für jeden Sportler ist deshalb, bei Sportverletzungen immer sofort nach dem PECH-Schema vorzugehen.

Wenn man die Schmerzmittel nicht verträgt: Welche Alternativen stehen bei Sportverletzungen dann zur Verfügung?

Im Grunde hilft auch hier wieder das PECH-Schema. Eine Kühltherapie hilft bei akuten Verletzungen immer gut gegen die Schmerzen. Eis beeinflusst den Schmerzrezeptor positiv und reduziert auch die Schwellung. Wichtig ist aber, es nicht zu übertreiben. Man sollte das Eis keinesfalls direkt auf die Haut aufbringen, sonst kann es zu Frostbeulen kommen. Hilfreich gegen die Schmerzen ist aber auch das Hochlagern, denn es verhindert die Entstehung von Schwellungen und reduziert so den Schmerzpegel.

Gibt es auch Maßnahmen, die bei Sportverletzungen schädlich sind?

Was wir bei Sportverletzungen ungern einsetzen, sind Medikamente auf Basis von Acetylsalicylsäure (ASS). ASS ist durchblutungsfördernd und fördert auch die Blutungsneigung. Bei einer Sportverletzung will man aber gerade das Gegenteil erreichen, nämlich eine Blutgerinnung an der verletzten Stelle. Die Gabe von ASS ist deshalb eher kontraproduktiv.

Welche Nebenwirkungen können Schmerzmittel haben?

Das kommt sehr auf den Wirkstoff an. Bei den NSAR kann es zu einer gastrointestinalen Problematik kommen. So kommt es zum Beispiel durch die Einnahm von Diclofenac bei 25 Prozent der Patienten zu Magen-Darm-Problemen - das ist schon eine enorme Unverträglichkeitsquote. Andere Schmerzmittel, die zum Beispiel Metamizol-Natrium enthalten, sind hingegen in der Regel unproblematisch. In ausgesprochen seltenen Fällen – ich selbst habe das nie gesehen – kann es zu einer Agranulozytose, einem Komplettversagen des weißen Blutsystems kommen. Das ist sehr selten, aber sehr, sehr schwerwiegend. Von Paracetamol wiederum weiß man, dass es eine gewisse Lebertoxizität hat. Die Einnahme hoher Dosen an Paracetamol kann man häufig in der Leber nachweisen. Generell ist bei NSAR zu erwähnen, dass eine gewisse Nephrotoxizität besteht. Das heißt, NSAR können die Nieren schädigen. Eine gesunde Niere wird dadurch nicht gefährdet, aber ist ein Patient bereits vorbelastet, erhöhen sich die Nierenwerte sofort. Auch bei geringer Dosierung steigt das Kreatinin relativ schnell an. Bei unerkannten Nierenschäden kann es dadurch zu Problemen kommen. Das Fazit lautet also: Jedes Schmerzmittel birgt das Risiko einer Unverträglichkeit.

Verschwinden denn diese Nebenwirkungs-Symptome, wenn man das Schmerzmittel wieder absetzt?

Ja, denn diese Unverträglichkeiten sind meist komplett reversibel.

Wie bemerkt der Patient, dass er ein Schmerzmittel nicht verträgt?

Der Patient bemerkt die Unverträglichkeit eines Schmerzmittels meist zunächst durch allgemeines Unwohlsein. Nach Absetzen des NSAR, geht es dem Patienten dann meist auch relativ schnell wieder besser. Wichtig ist: Man darf das schädigende Potential von Schmerzmitteln nicht unterschätzen. Es handelt sich nicht um harmlose „Drops“, die man einfach mal so einnehmen kann. Ein Marathonläufer, der sich vor einem Marathon einfach mal so ein Diclofenc-haltiges Schmerzmittel „einwirft“, um besser durchzuhalten, stresst seine Niere in erheblichem Maße. Die Niere versucht dann, das zu verstoffwechseln, und das ist eine toxische Dosis.

Gibt es auch natürliche, alternative Heilmittel, die bei Sportverletzungen helfen?

Neben Kytta-Salbe gibt es auch die Pferdesalbe die gut gegen Sportverletzungen eingesetzt werden kann. In einigen Fällen, zum Beispiele bei Muskelverletzungen, können auch wärmende Salben, die Capsaicin (CPS) als Wirkstoff beinhalten, helfen. Zuletzt ist auch noch die Arnica-Salbe zu nennen. Aus meiner Sicht ist hier aber der Glaube des Betroffenen an die Wirksamkeit der Behandlung im Vorfeld zu klären.

Herr Dr. Gumpert, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Weitere Informationen zu Sportverletzungen finden Sie bei Dr. Gumpert.de!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

20. März 2023

Autor: S. Jossé/ N. Gumpert, www.mein-allergie-portal.com

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