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Samter-Trias - Morbus Widal, was hilft?

Samter-Trias Morbus Widal
Bei einer Unverträglichkeit von Salicylaten können bestimmte Medikamente Symptome auslösen, Bildquelle: Pixaby Pexels

Als Samter-Trias beschrieb der französische Mediziner Fernand Widal im Jahr 1922 einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von ASS, Nasenpolypen und Asthma bronchiale. Dieses Phänomen wurde als Morbus Widal und 1968 als Samter-Trias bezeichnet.

Autor: Dr. med. Anna Eger

Was ist Morbus Widal? Ist Morbus Widal, Morbus Samter und ASS-Intoleranzsyndrom das gleiche wie Samter-Trias?

Ob ASS-Intoleranz-Syndrom, Morbus Samter, Samter-Trias, Samter-Syndrom, Analgetika-Asthma-Syndrom oder Morbus Widal – gemeint ist immer das gleiche Krankheitsbild. Es bezeichnet eine

Die moderne Bezeichnung für das Samter Trias beziehungsweise den Morbus Widal ist AERD. Das ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung aspirin-exacerbated airway disease, was eine Verschlechterung von Atemwegserkrankungen durch Aspirin bedeutet. Zu den Salicylaten gehört z.B. die in Schmerzmitteln enthaltene Acetylsalicylsäure (ASS). Salicylate kommen jedoch auch in Obst, Gemüse und Gewürzen natürlicherweise und in unterschiedlicher Menge vor. Die bei einer ASS-Unverträglichkeit auftretenden Symptome können sich im Atemwegsbereich, an der Haut oder im Magen-Darm-Trakt bemerkbar machen.

Was ist die Ursache für Samter Trias?

Ein wesentlicher Bestandteil des Samter-Trias ist die ASS-Intoleranz bzw. Salicylatintoleranz. Dabei handelt es sich um eine Störung des Abbaus der Arachidonsäure – das ist ein chemischer Bestandteil der Zellmembran. Bei gesunden Menschen wird die Arachidonsäure zum Teil durch das Enzym "Cyclooxigenase" abgebaut, zum anderen durch ein anderes Enzym. Bei der ASS-Intoleranz kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen diesen beiden Abbau-Wegen. Auch Medikamente aus der Gruppe der NSAR können zu einer Störung des Abbaus von Arachidonsäure führen. NSAR bedeutet „nicht-steroidale Antirheumatika“ und bezeichnet eine Gruppe von schmerz- und entzündungshemmenden Arzneimitteln.

Eine mögliche Ursache für den verstärkten Abbau über den Leukotrienweg ist eine Genveränderung, die das Enzym Leukotrien-C-Synthase betrifft.

Was ist ASS-Intoleranz oder Salicylatintoleranz?

Die ASS-Intoleranz ist eine Stoffwechselstörung, bei der es zu einer Dysbalance des Arachidonsäureabbaus kommt. Die Cyclooxigenase wird nach der Einnahme von ASS oder anderen NSAR vermehrt gehemmt. Durch die Hemmung der Cyclooxigenase bilden sich vermehrt Stoffe wie zum Beispiel Leukotriene im Körper, die Entzündungen und Schwellungen, Schleimbildung sowie eine Verengung der Bronchien verursachen.

Wie häufig kommt eine ASS-Unverträglichkeit oder ASS-Intoleranz vor?

In der Gesamtbevölkerung leiden zwischen 0,6 Prozent und 2,5 Prozent an einer ASS-Intoleranz. Allerdings steigt diese Zahl bei Asthmatikern auf zwischen 4 und 21 Prozent, bei Patienten mit Nasenpolypen auf bis zu 50 Prozent und bei den Patienten, welche ein Samter-Trias haben, sogar auf zwischen 40 bis 78 Prozent. Je nach Studienangaben variieren diese Häufigkeiten etwas.

In welchen Lebensmitteln ist Salicylsäure enthalten?

Salicylate kommen vor allem in Obst, Gemüse und Gewürzen vor. Die Frage, wieviel Salicylsäure in welchen Nahrungsmitteln enthalten ist, ist jedoch nicht so einfach zu beantworten. Die Messangaben dazu sind in der Literatur teilweise sehr unterschiedlich. Der Gehalt an Salicylaten hängt nicht nur von der Art des Lebensmittels, sondern auch vom Reifegrad, des verwendeten Pflanzenteils und der Zubereitungsart ab.

In Eiern, frischem Fleisch, Fisch und Milchprodukten ist keine Salicylsäure enthalten. Eine Aufzählung über salicylhaltige Nahrungsmittel gibt die folgende Übersicht (besonders hoch in den fett gedruckten Produkten, Angaben in mg/kg).

Gemüsesorten mit höheren Mengen an Salicylsäure:

  • Rote Beete
  • Maiskolben
  • Broccoli
  • Grüne Bohnen
  • Bestimmte Zwiebelsorten
  • Grüne Erbsen
  • Bestimmte Kartoffelsorten
  • Rucola
  • Kürbis
  • Rettich
  • Sonnengetrocknete Tomate oder Tomatenmark

Obstsorten mit höheren Mengen an Salicylsäure:

  • Bestimmte Apfelsorten, zum Beispiel Granny Smith
  • Avocado
  • Getrocknete Kokosnuss
  • Getrocknete Datteln
  • Kiwi
  • Nektarine
  • Schwarze Oliven
  • Passionsfrucht
  • Bestimmte Birnensorten
  • Granatapfel
  • Himbeeren

Gewürze, Kräuter und Nüsse mit höheren Mengen an Salicylsäure:

  • Schwarzer Pfeffer
  • Zimt
  • Koriander
  • Kreuzkümmel
  • Curcuma
  • Oregano
  • Schnittlauch
  • Knoblauch
  • Senf
  • Vanilleschotenextrakt
  • Mandeln
  • Cashew-Nüsse
  • Kürbiskerne

Außerdem hat Trinkschokoladen-Pulver einen hohen Gehalt an Salicylat.

Welche Medikamente darf man bei Samter-Trias nicht nehmen?

Viele herkömmliche Medikamente gegen Kopfschmerzen, Regelschmerzen oder Gelenkschmerzen kommen für Patienten mit Samter-Trias bzw. Morbus Widal nicht in Frage. Es sind alle die Wirkstoffe, die durch die Hemmung der Cyclooxigenase in den Arachidonsäurestoffwechsel eingreifen. Beispiele hierfür sind:

  • Acetylsalicylsäure („Aspirin“)
  • Ibuprofen
  • Diclofenac
  • Ketoprofen
  • Flurbiprofen
  • Meloxicam
  • Piroxicam
  • Indomethacin

Gibt es Risiken, die Samter Trias begünstigen?

Eine ethnische Disposition gibt es für Samter-Trias nicht. Genetische Faktoren für die Entstehung des Samter-Trias werden noch untersucht. Eine Veränderung des Gens, das das Enzym Leukotrien-Synthase kodiert, wird als eine mögliche Ursache beschrieben. Es scheint auch so zu sein, dass Samter-Trias häufiger bei Frauen ab dem 30. Lebensjahr auftritt.

Wie sehen die Symptome von Samter Trias aus?

Mögliche Morbus Samter Symptome treten nach dem Genuss Salicylat-haltiger Nahrungsmittel oder nach der Einnahme von ASS oder anderen NSAR auf.

Allgemein können sich Symptome bei Samter Trias äußern in:

  • Niesreiz
  • Verstopfte Nase
  • Hautausschläge
  • Atembeschwerden
  • Darmkrämpfe
  • Durchfälle

Typische Zeichen dafür, dass ein Patient Nasenpolypen oder auch Polyposis nasi haben könnte, sind:

  • Meist beidseitig behinderte Nasenatmung
  • Vermehrte Schleimsekretion der Nase, entweder nach vorne oder in den Rachenraum
  • Kopfschmerzen
  • Immer wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündungen
  • Verschlechtertes Riechvermögen

Kann es beim Samter Trias zum Etagenwechsel, zu Asthma kommen?

Definitionsgemäß ist Asthma bronchiale Bestandteil des Samter Trias. Die Reihenfolge, in der die einzelnen Erkrankungen auftreten, ist jedoch unterschiedlich. Es gibt Patienten, bei denen die Erkrankung mit einer Intoleranz gegen NSAR beginnt, bei anderen kommt es zuerst zur Entwicklung von Nasenpolypen oder Asthma.

Wie wird die Diagnose Samter Trias bzw. Morbus Widal gestellt?

Eine gezielte Patientenbefragung und Untersuchung ist immer Grundlage einer guten Diagnosestellung. Zur Diagnostik der Nasenpolypen wird eine Computertomographie und eine Endoskopie der Nasennebenhöhlen durchgeführt.

Laboruntersuchungen bei Samter Trias bzw. Morbus Widal

Zusätzlich zur Anamnese sind Bluttests zur Bestimmung der Lymphozytenfunktion möglich. Eine weitere Variante ist ein Zellantigen-Stimulationstest, ein in-vitro-Verfahren der Allergiediagnostik. In klinischer Erprobung ist außerdem der sogenannte Analgetika-Intoleranz-Test. Im Urin kann man vermehrtes Leukotrien 4 feststellen.

Wenn durch diese Tests keine pathologischen Werte ermittelt werden, heißt dies aber nicht unbedingt, dass der Patient nicht erkrankt ist. Eine 100-prozentige Verlässlichkeit gibt es also noch nicht.

Provokationstests bei Samter Trias bzw. Morbus Widal

Die Provokation mit ASS, die nur stationär durchgeführt werden darf, ist eine gute Methode für die Feststellung der Diagnose. Die Provokation kann durch Applikation von ASS über die Nase, den Mund oder die Bronchien erfolgen. Besteht eine ASS-Unverträglichkeit, zeigt sich dies an Symptomen wie Atembeschwerden, Niesreiz, Husten, einer laufenden Nase und einer beeinträchtigten Lungenfunktion.

Wie sieht die Behandlung bei Samter Trias aus?

Eine grundlegende Maßnahme der Behandlung bei Samter-Trias ist das Meiden der betreffenden Schmerzmittel und gegebenenfalls auch salicylathaltiger Nahrungsmittel.

Medikamente bei Samter Trias

Bei leichteren Beschwerden kann man zunächst versuchen, die Symptome des Samter Trias mit einem kortisonhaltigen Nasenspray in den Griff zu bekommen. Bei ausgeprägten Symptomen bzw. wenn der Einsatz des Nasensprays nicht zum Erfolg führt, kann man Kortison im Tablettenform einsetzen.

Außerdem können in Abhängigkeit von bestehenden Symptomen und Nebenerkrankungen andere verschiedene Medikamente empfohlen werden, wie zum Beispiel:

  • Leukotrienantagonisten
  • Mastzellenstabilisatoren
  • Antihistaminika
  • Bronchienerweiternde Asthmasprays

In bestimmten Fällen können auch Antibiotika angewendet werden.

Hilft eine Operation bei Samter Trias?

Letztendlich wäre beim Morbus Widal eine Operation der Nasennebenhöhlen in Vollnarkose empfehlenswert, wenn es unter den genannten Maßnahmen und Medikamenten zu keiner Besserung der Beschwerden kommt. Die Operation wird mit feinen Instrumenten und mit Endoskopen und/oder Mikroskop durchgeführt. Bei der Operation entfernt man die Nasenpolypen und eröffnet die Zugänge der Nasennebenhöhlen, um deren Belüftung zu verbessern und damit das kortisonhaltige Nasenspray die Nasenschleimhäute besser erreichen kann.

Die Nasenpolypen können jederzeit nachwachsen, und dies ist auch bei 40 Prozent der Patienten der Fall. Unabhängig davon, welche Operationstechnik genutzt wurde, wie gut die Operation verlief, oder wie radikal sie erfolgte, können die Nasenpolypen wiederkehren. Wenn dies der Fall ist, würde man eine ASS-Desaktivierung in Angriff nehmen.

Hilft eine ASS-Desaktivierung bei Samter Trias?

Für Samter-Trias ist die ASS-Desaktivierung die einzige Therapie, die die Ursache der Erkrankung behandelt.

Sie ist auch bei wiederkehrenden, schwer zu behandelnden Nasenpolypen, nach einer ausgiebigen Operation und medikamentösen Behandlungen angeraten.

Ein guter Zeitpunkt, die ASS-Deaktivierung durchzuführen, ist beispielsweise 4 bis 6 Wochen nach der Nasennebenhöhlenoperation. Dann ist die erste Phase der Wundheilung ziemlich weit fortgeschritten, womit die Risiken für eine Blutung während der ASS-Desaktivierung abnehmen.

Wie wird die ASS-Desaktivierung durchgeführt?

Die Therapie erfolgt grundsätzlich stationär. Dabei wird mehrmals täglich über ca. drei bis sieben Tage ASS verabreicht. ASS kann oral, durch die Vene, oder als Spray über die Nase oder Bronchien verabreicht werden. Ein einheitliches Behandlungsschema gibt es nicht, aber man beginnt die Behandlung grundsätzlich mit einer sehr geringen Dosis, zum Beispiel ab 5 mg, und sättigt sie auf eine Höchstdosis von 30 bis 1500 mg auf - es gibt hier sehr unterschiedliche Studien zu den Dosierungen.

ASS wird erst nach der Durchführung eines Lungenfunktionstests verabreicht. Auch ein intravenöser Zugang für die Verabreichung der Notfallmedikamente gehört zum Standard bei der ASS-Desaktivierung. Selten muss die Behandlung abgebrochen werden, wenn ASS überhaupt nicht verträglich ist. Um bei schweren systemischen Reaktionen schnell handeln zu können, ist der stationäre Aufenthalt unabdingbar.

Wenn die Patienten die ASS-Desaktivierung gut vertragen, müssen sie nach Abschluss der Behandlung täglich eine Erhaltungsdosis als Tablette einnehmen, sonst entwickelt sich die ASS-Intoleranz relativ rasch wieder.

Gibt es Risiken bei der ASS-Desaktivierung?

Eine ASS-Desaktivierung hat auch Risiken und sollte deshalb unter stationären Bedingungen und in Notfallbereitschaft durchgeführt werden. Beispielsweise könnte ein schwerer Asthma-Anfall ausgelöst werden. Außerdem müssen aufgrund der blutverflüssigenden Wirkung von ASS bestimmte Gesichtspunkte beachtet werden um das Risiko für Blutungen zu verringern. Es sollte ein ausreichender Abstand zu Operationen eingehalten werden, Patienten mit Magengeschwüren in der Vorgeschichte sollten nur unter besonderer Nutzen-Risikoabwägung erfolgen und begleitend einen Magensäureblocker verabreicht bekommen.

Welches Schmerzmittel bei Salicylatintoleranz?

Patienten mit einer Salicylatintoleranz vertragen in der Regel Paracetamol gut. Alle Schmerzmittel, die zur Gruppe der sogenannten COX-1-Hemmer gehören, sollten vermieden werden. Dazu gehören neben ASS auch Ibuprofen oder Diclofenac. COX-2-Hemmer, wie Celecoxib oder Etoricoxib verursachen sehr selten Überempfindlichkeitsreaktionen. Als alternative Schmerzmittel bei stärkeren Schmerzen kann beispielsweise auf die Opioide Tilidin oder Tramadol zurückgegriffen werden.

Quellen:

Malakar, et. Al, Naturally occurring dietary salicylates: A closer look at common

Australian foods, Journal of Food Composition and Analysis

Volume 57, April 2017, Pages 31-39, https://fedup.com.au/images/stories/Malakarsalicylate2017.pdf

Lommatzsch, Marek; Virchow, J. Christian, Schweres Asthma Definition, Diagnostik und Therapie Severe asthma: definition, diagnosis and treatment, Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 847-55; DOI: 10.3238/arztebl.2014.0847, www.aerzteblatt.de/archiv/165533/Schweres-Asthma

www.altmeyers.org/de/allergologie/widal-morbus-16018

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

13. Juli 2022

Autor: A. Eger, mein-allergie-portal.com

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