Positiver oder negativer Allergietest? Was sagt er aus, was nicht?

Besteht der Verdacht auf eine Allergie wird ein Allergietest gemacht. Allerdings gibt es mehr als eine Art zu testen und die Bewertung der Ergebnisse ist oft komplex. Was genau bedeutet es also, wenn eine Allergietest positiv oder negativ ist? Das erklärt Univ.-Prof. PD Mag. Dr. Stefan Wöhrl FAAAI, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Spezialisierung in Allergologie und Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums (FAZ) in Wien, Österreich, für MeinAllergiePortal.
Autor: Sabine Jossé M.A.
Herr Prof. Wöhrl, wann macht man einen Allergietest?
Einen Allergietest sollte man durchführen, wenn man den klinischen Verdacht auf eine allergische Erkrankung hat. Das wäre zum Beispiel nach einem anaphylaktischen Schock nach Haselnüssen oder Wespenstich der Fall, bei Heuschnupfen oder allergischem Asthma. Aber auch wenn eine Kontaktallergie auf Parfums auftritt oder ein Ausschlag 2 bis 7 Tage nach der Einnahme eines neuen Medikaments, kann das ein Hinweis auf eine Allergie sein. Allergietests ohne passende, allergiespezifische Anamnese sollte man vermeiden, weil es 50 Prozent irrelevant positive Testergebnisse gibt.
Gibt es einen Unterschied zwischen Allergietests für Erwachsene und Allergietests für Kinder?
Technisch gesehen nicht. Die Allergene werden nach anderen Gesichtspunkten zusammengestellt. Bei Kleinkindern spielen Nahrungsmittelallergene eine wichtigere Rolle. Epikutantests werden kürzer durchgeführt und mit anders zusammengestellten Allergenserien. Bei In vitro Tests sind altersspezifische IgE-Spiegel zu beachten.
Wann ist ein Allergietest irrelevant oder falsch positiv?
Falsch positiv ist ein Allergietest bei Störfaktoren. Ein Beispiel dafür wäre eine zugrundeliegende Urtikaria beim Skin Prick Test oder eine irritierte Haut, zum Beispiel im Sommer durch Schwitzen, beim Epikutantest. Auch bei sehr hohen Gesamt-IgE Werten kann ein Allergietest falsch positiv ausfallen.
Wann ist ein Allergietest falsch negativ?
Falsch negativ sind die Tests oft im Alter, bei sehr niedrigem Gesamt IgE-Wert, oder bei gleichzeitiger Behandlung mit antiallergischen Medikamenten wie Antihistaminika.
Wann ist es ein positiver Allergietest?
Man spricht von einem positiven Allergietest wenn er die Kriterien für einen positiven Test erfüllt, zum Beispiel:
- Mindestens 3 mm Durchmesser der Quaddel bei einem Skin Prick Test
- Infiltrat mit Bläschen und Vesikeln bei einem Epikutantest
- Objektive Anaphylaxie-Zeichen wie Blutdruckabfall oder Urtikaria bei einem Provokationstest mit Medikamenten oder Nahrungsmitteln
Welche Rolle spielt es für das Ergebnis, um welche Art Allergietest es sich handelt, zum Beispiel, Prick-Test, Scratch-Test, IgE-Test oder Molekulare Allergiediagnostik?
Es spielt eine wesentliche Rolle für das Testergebnis, welchen Allergietest man anwendet. Für jedes Testsystem gibt es eigene, definierte Parameter, ab wann ein Test als positiv beurteilt werden kann. Bei der molekularen Allergiediagnostik auf Nahrungsmittel gibt es allerdings einen Unterschied bzgl. des Anaphylaxierisikos. Dieses ist abhängig vom Muster der Allergensensibilisierung.
Zum Beispiel steigt dieses Risiko bei einer Allergie auf Erdnuss bei diesen Sensibilisierungsmustern:
- 2S Albumine Ara h2/6 > 7S
- 11S Globuline Ara h1/3 >> LTP Ara h9 > Ara h8 PR10 Protein
Was sagt der Sensibilisierungsgrad für das Ergebnis eines Allergietests aus?
Der Grad der Sensibilisierung sagt bei einem Allergietest nicht viel aus. Zum Beispiel korreliert die Höhe des spezifischen IgE Werts nicht mit dem Grad der Anaphylaxie bei Wespengiftallergie oder Erdnussallergie. Der entscheidende Parameter für die Vorhersage zum Risiko im Falle eines neuerlichen Insektenstichs ist ausschließlich der anamnestisch zu erhebende Schweregrad der letzten Stichreaktion.
Was sagt ein Allergietest nicht aus?
Wie gesagt, kann ein positiver Allergietest keine Aussage über die klinische Relevanz einer Sensibilisierung machen. Das ist mit einem klärenden Gespräch für jedes einzelne Testergebnis abzuklären.
Wie sind multiple Sensibilisierungen zu bewerten?
Multiple Sensibilisierungen sind ein häufiges Phänomen. Wenn sie auf klinisch wenig relevante Panallergene zurückzuführen sind, wie Profilin, Polcalcin oder kreuzreaktive Zuckerseitenketten, sind diese fast immer klinisch wenig relevant. Selten gibt es aber echte, multiple Sensibilisierungen. Diese zu diagnostizieren ist die große Stärke der molekularen Allergiediagnostik.
Herr Prof. Wöhrl, herzlichen Dank für dieses Interview!
Wichtiger Hinweis
Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.
Autor: S. Jossé/S. Wöhrl, www.mein-allergie-portal.com
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