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Allergie auf Sperma: Symptome, Diagnose, Behandlung

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Allergie auf Sperma: Symptome, Diagnose und Behandlung! Bildquelle: canva Adragan, qimono

Eine Sperma-Allergie oder auch Seminalplasma Allergie ist in mehr als einer Hinsicht unangenehm. Zum einen sind es Symptome wie Jucken und Brennen, die den Patientinnen zu schaffen machen. Zum anderen gehört die Sperma-Allergie zu den Krankheitsbildern, mit denen man nicht gerne zum Arzt geht, weil man es für peinlich hält. Mit einer Sperma-Allergie muss man sich jedoch nicht abfinden. Ist die Diagnose einmal gestellt, so stehen verschiedene Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung.

Autor: Irene Brandenburg

Kann man allergisch auf Sperma sein?

Ja, Allergien gegen Sperma gibt es zwar nicht häufig, sie kommen aber tatsächlich vor.

Wie häufig ist eine Allergie auf Sperma bei Frauen?

Die Allergie gegen Sperma ist selten. Wie viele Frauen davon betroffen sind, weiß man nicht genau. Allerdings stellen sich schon jedes Jahr mehrere Frauen zur Diagnose und Behandlung in den Allergieambulanzen vor. Man geht davon aus, dass es außerdem eine recht hohe Dunkelziffer gibt.

 

 

Können auch Männer auf Sperma allergisch sein?

Männer können auf ihr eigenes Sperma nicht im klassischen Sinne "allergisch" sein. In der Literatur werden auch bisher keine Fälle beschrieben, bei denen Männer allergisch auf Sperma anderer Männer reagierten.

Es gibt jedoch Autoantikörper gegen Spermatozoen, die zur männlichen Unfruchtbarkeit führen können. Dies sind aber keine allergisierenden IgE-Antikörper. Außerdem gibt es Männer, die nach dem Orgasmus an grippeähnlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Schnupfen und Augenbrennen leiden. Die Beschwerden beginnen einige Minuten nach der Ejakulation und können mehrere Tage bestehen bleiben. Man bezeichnet das Krankheitsbild als Post-Orgasmic-Illness-Syndrome (POIS). Inwieweit die Beschwerden durch eine allergische Immunreaktion ausgelöst werden, ist bisher nicht ganz klar.

Sperma-Allergie: Geht sie mit anderen Allergien einher? Gibt es Risikofaktoren?

Die meisten Patientinnen, die eine Allergie auf Sperma haben, sind auch gegen andere Umweltstoffe allergisch. Viele leiden auch an Atopischem Ekzem, d.h. an Neurodermitis oder unter einer Nahrungsmittelallergie. Typische Risikofaktoren sind bisher nicht bekannt.

Anhand welcher Symptome kann sich eine Allergie auf Sperma äußern?

Die Symptome einer Allergie gegen Sperma treten meist innerhalb von 30 Minuten nach dem Geschlechtsverkehr auf. Sie können lokal begrenzt bleiben und sich durch Juckreiz und Brennen sowie Rötung und Schwellung im Vaginalbereich äußern.

Die Allergie kann jedoch auch zu einer anaphylaktischen Reaktion führen: Diese beginnt meist mit örtlichem Juckreiz, der sich aber bald über den ganzen Körper ausbreitet, wobei sich auch Quaddeln oder großflächige Schwellungen ausbilden können. Parallel zu diesen Symptomen der Haut kann es zu Atemnot oder Übelkeit und Erbrechen kommen, sowie zur Beteiligung des Herz-Kreislauf-Systems mit Herzklopfen und Blutdruckabfall bis hin zum Bewustseinsverlust. Im schlimmsten Fall kann ein tödlicher anaphylaktischer Schock eintreten.

Kann es durch eine Sperma-Allergie zu Blasenentzündungen kommen?

Eine Spermaallergie kann sich - ähnlich wie eine Blasenentzündung - durch Juckreiz und Brennen im Vaginalbereich äußern. Treten keine zusätzlichen Beschwerden auf, so sind Verwechslungen möglich. Ein direkter Zusammenhang zwischen Blasenentzündungen und einer Sperma-Allergie wurde bisher jedoch nicht festgestellt.

Allerdings können durch den Geschlechtsverkehr selbst Blasenentzündungen hervorgerufen werden, wenn dabei Keime in die Harnwege gelangen.

Sperma-Allergie: Wodurch wird sie ausgelöst?

Lange Jahrzehnte war es unbekannt, welcher Stoff im männlichen Sperma der tatsächliche Auslöser einer Anaphylaxie bei der Frau ist. In ersten Schritten kam man zunächst darauf, dass es sich um einen Stoff aus dem Seminalplasma handelt. Es handelt sich also nicht um eine Allergie gegen die Spermien selbst, sondern gegen Stoffe aus der Flüssigkeit, in der die Spermien herumschwimmen. Inzwischen hat man ein Haupt-Allergen gefunden, das vermehrt zu Allergien führen kann. Es handelt sich um das das Prostata-spezifische Antigen (PSA). Dieses Protein wird von der Prostata hergestellt und ist im Seminalplasma enthalten. Es spielt schon lange bei der Früherkennung und der Verlaufsbeobachtung des Prostatakrebses eine Rolle.

Ist man bei einer Sperma-Allergie generell auf Sperma allergisch, oder eher auf einen bestimmten Partner?

In den meisten Fällen handelt es sich um eine Allergie auf Sperma generell, also unabhängig vom Partner. Es wurden jedoch auch Fälle beschrieben, bei denen Medikamente oder Stoffe aus Nahrungsmitteln (z. B. aus Nüssen), die der Mann zu sich genommen hatte, bei der Frau zu Allergiesymptomen geführt haben. Die Stoffe hatten sich nach dem Verzehr im Sperma des Mannes angesammelt und dann nach dem Geschlechtsverkehr bei der Frau Beschwerden ausgelöst.

Wie diagnostiziert man die Sperma-Allergie?

Den wichtigsten Hinweis auf eine Sperma-Allergie liefert die Krankengeschichte: Bleiben die Beschwerden beim Gebrauch eines Kondoms aus, so gilt dies als deutlicher Hinweis auf eine Sperma-Allergie. Ein Allergietest (Hautpricktest) mit der Seminalplasmaflüssigkeit kann eine Sensibilisierung nachweisen. Es gibt auch Möglichkeiten, im Blut die spezifischen IgE-Antikörper gegen Seminalplasma zu bestimmen.

Allergie gegen Sperma: Wie sieht die akute Behandlung aus?

Die Symptome einer anaphylaktischen Reaktion müssen sofort behandelt werden. Die Behandlung entspricht der Akuttherapie der anaphylaktischen Reaktion, wie sie nach Insektenstichen, Nahrungsmitteln oder Arzneimitteln auftreten kann. Betroffene Frauen benötigen ein "Nothilfe-Set", das ein Antihistaminikum, ein Kortisonpräparat und den lebensrettenden Adrenalin-Autoinjektor enthält. Bei schweren Reaktionen ist unbedingt der Notarzt zu rufen.

Da sich die Reaktion sehr schnell entwickeln kann, und in der akuten Angstsituation oft Fehler gemacht werden, ist für Patienten mit Anaphylaxie eine spezielle Schulung sinnvoll. Das Schulungsprogramm informiert nicht nur über die Allergie, die Mechanismen und die Symptome, sondern enthält auch praktische Übungen mit dem Autoinjektor und den Medikamenten.

Allergie gegen Sperma – was tun?

Die Behandlung der Sperma-Allergie ist schwierig. Zunächst werden Karenz-Strategien empfohlen, wie die Benutzung von Kondomen. Sie können aber nicht immer sicher einen Kontakt verhindern. In manchen Fällen hilft es, Allergie-Medikamente wie Antihistaminika vor dem Geschlechtsverkehr einzunehmen. Reicht dies nicht aus, so versucht man betroffene Frauen auch zu hyposensibilisieren. Man hat dies mit Seminalplasma, über verschiedene Wege (intravaginal und subkutan) versucht. Eine Immuntherapie mit dem reinen prostataspezifischen Antigen wird derzeit entwickelt.

Kann man trotz Sperma-Allergie schwanger werden?

Diese Frage ist für Frauen mit Kinderwunsch sehr wichtig. Das Gute ist: Durch die Sperma-Allergie wird die Fruchtbarkeit nicht beeinflusst. Manche Frauen können nach einer Hyposensibilisierung wieder ein normales Sexualleben führen, ohne allergische Reaktionen. In Einzelfällen kann es bei weniger ausgeprägten Beschwerden auch ausreichen, vor dem Geschlechtsverkehr ein Antihistaminikum einzunehmen. Das muss man aber unbedingt vorher mit einem Allergologen besprechen. Gelingt eine Hyposensibilisierung nicht oder wird keine durchgeführt, so kann man durch Insemination oder künstliche Befruchtung eine Schwangerschaft herbeiführen.

Herr Prof. Ring, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

 

Quellen:

·         Allam JP, Haidl G, Novak N. Spermaallergie. Hautarzt. 2015;66(12):919-923. doi:10.1007/s00105-015-3710

·         Lavery WJ, Stevenson M, Bernstein JA. An Overview of Seminal Plasma Hypersensitivity and Approach to Treatment. J Allergy Clin Immunol Pract. 2020;8(9):2937-2942. doi:10.1016/j.jaip.2020.04.067

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

28. Januar 2022

Autor: Irene Brandenburg, www.mein-allergie-portal.com

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