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Sorbitintoleranz: Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie

 

Sorbit - was ist das?

Bei Sorbit handelt es sich um einen Zuckeraustauschstoff, der in bestimmten Obstsorten natürlicherweise vorkommt. Sorbit ist allerdings kein Süßstoff, sondern gehört, ähnlich wie die Fruktose, zu den Zuckeralkoholen, die meist aus natürlichen Rohstoffen gewonnen werden.

Allergie-Wiki: Sorbitintoleranz

Sorbit – wo liegt der Unterschied zu Fructose?

Sorbit ist, wie auch die Fructose, ein Zuckeraustauschstoff, also ein Stoff, der süß schmeckt, aber wenig Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat. Wo die Unterschiede liegen, erklärt Dipl. oec. troph. Stefanie Brunstering:

„Sorbit und auch Fructose werden als Zuckeraustauschstoffe bezeichnet. Die Fructose ist ein Einfachzucker (Monosaccharid). Bei Sorbit handelt es sich um ein Zwischenprodukt des Kohlenhydratstoffwechsels. Da die chemische Verbindung Sorbit zu den Alkoholen gehört, bezeichnet man Sorbit auch als Zuckeralkohol.

Die Fructose enthält ebenso viele Kalorien wie Haushaltszucker (Saccharose), nämlich 4 kcal/g. Sorbit liefert mit 2,4 kcal/g etwas weniger Energie. Ein weiterer Unterschied liegt in der Süßkraft. Fruchtzucker ist etwas süßer als Saccharose, Sorbit ist jedoch nur halb so süß.“

Sorbitintoleranz: Wenn Sorbit unverträglich ist; Dipl. oec. troph. Stefanie Brunstering

Sorbitintoleranz – was ist das?

Bei der Sorbitintoleranz handelt es sich um eine nicht allergische Nahrungsmittelunverträglichkeit, oder, wie Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier erklärt, um eine Unverträglichkeit von Kohlenhydraten:

„Die Sorbitintoleranz zählt zu den Kohlenhydratmalassimilationen. Dabei handelt es sich um eine Zuckerverwertungsstörung, die häufig – zu 80 bis 90 Prozent - mit einer Fruktosemalabsorption oder gegebenenfalls auch mit einer Laktoseintoleranzvergesellschaftet ist. Die Sorbitintoleranz kann aber auch isoliert auftreten.“

Sorbitintoleranz: Was ist wichtig bei der Unverträglichkeit von Sorbit?; Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier

Sorbitintoleranz – wie häufig kommt sie vor?

Von einer Sorbitintoleranz sind circa 10 Prozent der Weltbevölkerung betroffen. Ob es zu Symptomen kommt, ist jedoch stark von der Verzehrmenge abhängig, wie Dr. Ulrike Eigner erklärt:

„Es wird geschätzt, dass 8 bis 12 Prozent der Bevölkerung weltweit Sorbit nicht vertragen 1. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass diese Unverträglichkeit stark mengenabhängig ist. Da heute Sorbit und andere Zuckeraustauschstoffe, Inulin und Oligofruktose, die in der Regel von sorbitintoleranten Menschen auch nicht vertragen werden, in viel größeren Mengen verzehrt werden, als vor einigen Jahrzehnten, treten die Beschwerden jetzt viel häufiger auf. Das liegt daran, dass die Hersteller diese Zutaten in ihren Produkten häufiger einsetzen und die Konsumenten heutzutage auch häufiger zu Fertigprodukten greifen. Außerdem werden auch viel häufiger als früher Fruchtsäfte und Smothies konsumiert.“

Sorbitintoleranz: Häufigkeit und Symptome; Dr. Ulrike Eigner

Wie kommt es zu einer Sorbitintoleranz?

In den meisten Fällen entwickelt sich eine Sorbitintoleranz aufgrund von übermäßigem Verzehr sorbithaltiger Nahrungsmittel. Doch auch Mangelernährung, beispielsweise bedingt durch eine Essstörung, oder andere Grunderkrankungen können zu einer Sorbitintoleranz führen, wie Dr. Ulrike Eigner informiert:#

„Ja, ich würde es so beurteilen, dass die wichtigste Ursache eine zu hohe orale Zufuhr an Sorbit und den erwähnten Stoffen ist.

Darüber hinaus kann der Sorbit-Malabsorption aber auch eine Grunderkrankung zugrunde liegen wie Zöliakie oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, zum Beispiel Morbus Crohn oder Colitis ulzerosa. Auch eine akute Darmentzündung oder pathogene Keime, wie Yersinien oderLamblien etc. können die Ursache einer Sorbitunverträglichkeit sein. Ebenso kann eine übermäßige Pilzbesiedelung im Dünndarm, eine Dünndarmfehlbesiedelung (Small Intestinal Bacterial Overgrowth = SIBO) zu einer Unverträglichkeit von Sorbit führen, genau wie eine vorangegangene Antibiotikatherapie. Verschwinden die Beschwerden bei einer sorbitarmen Ernährung nicht, so sollte dringend nach diesen Grunderkrankungen geforscht und eine Diagnose gestellt werden.“

Sorbitintoleranz: Häufigkeit und Symptome; Dr. Ulrike Eigner

In welchen Nahrungsmitteln ist Sorbit enthalten?

Bei einer Sorbitintoleranz handelt es sich um eine Unverträglichkeit auf Sorbit. Daher kommt es zu Symptomen, wenn Nahrungsmittel verzehrt werden, die Sorbit enthalten. Dazu zählen bestimmte Obstsorten, wie Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier berichtet:

„Sorbit ist ein natürlicher Bestandteil von bestimmten Obstsorten, allerdings sind hiervon nicht so viele Obstsorten betroffen.

Ganz besonders viel Sorbit – und dies gilt sowohl für frisches als auch für Dosenobst - enthalten Birnen, Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen. Bei Äpfeln und Weintrauben ist der Sorbitgehalt schon etwas niedriger, aber noch hoch genug, um beim Verzehr auf nüchternen Magen Probleme bereiten zu können. Man kann diese Obstsorten deshalb sehr gut meiden.

Ganz besonders hoch ist der Sorbitgehalt von Trockenobst aus den genannten Früchten, denn durch das Trocknen verliert das Obst Wasser und damit Gewicht während der Sorbitgehalt gleich bleibt. Deshalb enthalten z.B. 100 g getrockneten Trauben, also Rosinen, im Verhältnis zum Gewicht deutlich mehr Sorbit als 100 g frischen Trauben. In besonders hoher Konzentration findet man Sorbit in Trockenobst aus Trauben, Aprikosen oder Pflaumen.“

Doch Sorbit ist nicht nur in natürlichen Lebensmitteln enthalten, sondern wird auch in industriell gefertigten Lebensmitteln verarbeitet, wie Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier ergänzt:

„Industriell wird Sorbit als Feuchthaltemittel eingesetzt. In weichen Kaubonbons, abgepackten weichen Kuchen, z.B. Biskuitkuchen, Süßwaren, aber auch in Fertigsalaten schützt Sorbit diese Lebensmittel vor dem Austrocknen. In zuckerfreien Bonbons, Kaugummis oder einzelnen für Diabetiker geeigneten Produkten wird Sorbit als Süßungsmittel bevorzugt eingesetzt.“

Sorbitintoleranz: Was ist wichtig bei der Unverträglichkeit von Sorbit?; Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier

Es gibt jedoch auch Früchte, die wenig Sorbit enthalten und die bei einer Sorbitintoleranz in der Regel verträglich sind: 

Früchte ohne Sorbit bzw. Sorbitol

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Allergie-Wiki: Sorbitintoleranz

Was sind die typischen Symptome einer Sorbitintoleranz?

Eine Sorbitunverträglichkeit kann sich anhand einer Reihe von Symptomen zeigen. So kann es zu Bauchschmerzen, Blähungen, Bauchkrämpfen, Durchfällen oder Verstopfung kommen. Auch Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind mögliche Symptome einer Unverträglichkeit von Sorbit.

Meist treten diese Symptome ca. zwei bis vier Stunden nach dem Essen auf. Dies hängt damit zusammen, ob das Sorbit zusammen mit Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten verzehrt wurde oder „pur“. Eine sorbitreiche Mahlzeit wird deshalb und auf nüchternen Magen eher Beschwerden verursachen als im Anschluss an eine Mahlzeit, die die genannten Bestandteile enthält.

Allergie-Wiki: Sorbitintoleranz

Untypische Symptome bei einer Sorbitintoleranz

Neben den typischen Beschwerden bei einer Sorbitintoleranz, wie etwa Durchfall, Blähungen, Verstopfung oder Bauchschmerzen, gibt es auch weniger bekannte Symptome, die bei einer Sorbitunverträglichkeit auftreten können, wie Dr. Ulrike Eigner berichtet:

„Wenn aufgrund einer Nahrungsmittelunverträglichkeit viel Gas im Dickdarm gebildet wird, dann kann dies gegen den Magen drücken. Dies kann Magenbeschwerden und sogar eine Gastritis auslösen. Oder das Gas drückt gegen das Herz oder die Lunge, was mögliche Beschwerden dieser Organe zur Folge hat. Auch ein Gallenrückfluss in den Magen kann durch eine vermehrte Gasbildung ausgelöst werden. Bei all diesen Beschwerden handelt es sich um ein rein mechanisches Problem, das jedoch von ärztlicher Seite oftmals nicht wahrgenommen wird.

Fühlen sich die Betroffenen im Bauch nicht wohl, so kann dies häufig zu depressiver Verstimmung oder Depressionen führen. Auch können Gewichtsverlust, Erschöpfungszustände, Schlafstörungen oder Unterzuckerungen bis hin zum Unterzuckerungsschock, das bedeutet, insbesondere bei Kindern, zu Bewusstlosigkeit, führen.“

Sorbitintoleranz: Häufigkeit und Symptome; Dr. Ulrike Eigner

Wie wird eine Sorbitintoleranz diagnostiziert?

Eine Sorbitunverträglichkeit beziehungsweise eine Sorbitintoleranz, kann, laut Dr. Ulrike Eigner, anhand eines „H2-Atemtest“ diagnostiziert werden:

„Die Diagnose Sorbitunverträglichkeit kann in einer internistischen Praxis mittels Sorbit-Wasserstoffatemtest, dem sogenannten „H2-Atemtest“ diagnostiziert werden. Die Praxis muss hierfür über ein H2-Atemtestgerät, einen Gastrolizer, verfügen. Wichtig ist, dass Betroffene mit Verdacht auf eine Sorbitintoleranz nüchtern in die Praxis kommen. Dann wird mit dem H2-Atemtestgerät zunächst der Nüchternwert bestimmt. Anschließend trinkt der Patient zügig die Sorbitlösung. Bei Erwachsenen sollte mit 5 oder 10 g Sorbit, gelöst in 200 ml Wasser, getestet werden. Danach wird über einen Zeitraum von etwa zwei Stunden alle 15 bis 20 Minuten der Wasserstoffgehalt der Ausatemluft bestimmt.

Wichtig ist, parallel zu den Messungen auch ein Beschwerdeprotokoll zu führen, auch über den Messzeitraum hinaus. Der Grund: Es kann auch erst nach mehreren Stunden, bis zum zweiten Tag nach dem Test, zu Beschwerden kommen. Diese sollten beobachtet und dokumentiert werden.“

Sorbitintoleranz: Diagnose und Therapie!; Dr. Ulrike Eigner

Wie wird die Sorbitintoleranz behandelt?

Die Sorbitintoleranz behandelt man ausschließlich über eine Nahrungsumstellung, in der die Sorbitaufnahme gänzlich gestrichen, mindestens aber reduziert wird, wie Dr. Ulrike Eigner informiert:

„Die Therapie der Sorbitintoleranz erfolgt ausschließlich über eine Ernährungsumstellung und gliedert sich in drei Phasen:

  1. die Karenzphase,
  2. die Testphase und schließlich
  3. die Dauerernährung.

Dabei ist es sehr hilfreich, sich die Unterstützung einer/s Ernährungstherapeutin/en zu holen.“

Zu den Lebensmittel mit natürlichem Sorbitgehalt, die daher vermieden werden sollten, zählen besonders folgende Obstsorten, wie Dr. Ulrike Eigner ergänzt:

„Obstsorten mit natürlichem Sorbitgehalt, insbesondere:

  • Äpfel
  • Birnen
  • Aprikosen
  • Pfirsiche
  • Nektarinen
  • Pflaumen
  • Kirschen
  • Weintrauben“

Sorbitintoleranz: Diagnose und Therapie!; Dr. Ulrike Eigner

Auf welche Nahrungsmittel sollte man bei einer Sorbitintoleranz verzichten?

Neben Nahrungsmitteln mit natürlichem Sorbitgehalt, wie insbesondere einige Obstsorten, soll bei vorliegender Sorbitintoleranz auch auf Lebensmittel verzichtet werden, denen Sorbit zugesetzt wurde, so Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier:

„Verzichten sollte man bei Sorbitintoleranz auf alle Fertigprodukte, die weich und feucht sind und denen Sorbit zugesetzt wurde. Bei Softgummis, weichen Bonbons, fertig abgepackten Kuchen in Plastik- oder Alufolie sollte auf jeden Fall die Zutatenliste geprüft werden.

Auch Produkte mit Zuckeraustauschstoffen, z.B. zuckerfreie Süßwaren und spezielle Diabetikerprodukte sollte man bei Sorbitintoleranz meiden.

Wie gesagt, sollte man auch Trockenfrüchte bei Sorbitintoleranz nicht essen und auch Säfte aus sorbitreichen Früchten sollten gemieden werden, weil man sehr schnell eine Menge an Saft getrunken hat, bei der die kritische Sorbitschwelle überschritten wird.“

Sorbitintoleranz: Was ist wichtig bei der Unverträglichkeit von Sorbit?; Dr. oec. troph. Astrid H. Gerstemeier

Sorbitintoleranz – worauf muss man als Betroffener noch achten?

Sorbit kommt nicht nur in natürlichen, sowie industriell gefertigten Lebensmitteln vor, sondern kann auch in Zahncremes und Medikamenten enthalten sein. Was Betroffene beachten müssen, weiß Dipl. oec. troph. Stefanie Brunstering:

„Da Zahncreme nicht geschluckt wird, ist das enthaltene Sorbit unbedenklich, da es nicht in den Dickdarm gelangt. Das gilt auch für Mundspülungen. Reagieren Betroffene jedoch schon auf sehr geringe Mengen oder möchten auf Nummer sicher gehen, dann gibt es sorbitfreie Zahnpasta.

Anders sieht es aus bei Medikamenten. Hier werden häufig Mengen an Sorbit eingesetzt, die von Betroffenen nicht mehr vertragen werden.“

Sorbitintoleranz: Wenn Sorbit unverträglich ist; Dipl. oec. troph. Stefanie Brunstering

Sorbitunverträglichkeit – welche Nahrungsmittel kann ich essen?

Bei einer Sorbitunverträglichkeit sollte weitgehend auf Nahrungsmittel die Sorbit enthalten, verzichtet werden. Einen Überblick darüber, welche Nahrungsmittel unbedenklich sind, und auf welche viel Sorbit enthalten, bietet die App „Histamin, Fructose und Co.“, wie die Gründer Tanja Credner und Jürgen Dittert berichten:

„Der Schwerpunkt der App liegt auf nicht-allergisch bedingten Nahrungsmittelunverträglichkeiten, dazu zählen Histaminintoleranz, Fructosemalapsortion, Sorbitunverträglichkeit, Lactoseintoleranz, Salicylatintoleranz und Glutenunverträglichkeit. Zusätzlich gibt es die Option, sich den Gehalt von allen kurzkettigen Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen anzeigen zu lassen. Diese werden im Darm nur unzureichend absorbiert und führen deswegen bei vielen Menschen zu Blähungen, Durchfällen oder Reizdarmbeschwerden. Diese Stoffe werden unter dem Begriff FODMAPs zusammengefasst.“

Histamin, Fructose und Co.: Die richtige App für Intolerante; Tanja Credner und Jürgen Dittert

31. Juli 2020

Autor: S. Jossé, www.mein-alergie-portal.com

Ärzteverband Deutscher Allergologen (AeDA)
Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI)
Deutsche Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM)
Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG)
Bundesverband Neurodermitis e. V.
Informationsforum für Magen-Darm-Erkrankungen (MAGDA)
 European Centre for Allergy Resaerch Foundation (ECARF)
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA)
Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID)
Kompetenznetz Patientenschulung (KomPaS)
Deutsche Atemwegsliga e. V.
Verein zur Förderung der Allergie- und Endoskopieforschung am Menschen (VAEM)