Laktoseintoleranz - Milchzuckerunverträglichkeit: Ursachen, Symptome, Diagnose, Therapie

Laktoseintoleranz, was ist das?

Die Laktoseintoleranz oder auch Milchzucker-Unverträglichkeit ist keine Allergie, d.h. das Immunsystem ist nicht beteiligt. Es handelt sich vielmehr um einen Enzymdefekt, bei dem die Spaltung und damit einhergehend die Aufnahme von Laktose im Dünndarm beeinträchtigt ist, weil das Enzym Laktase nicht in ausreichender Menge vorhanden ist. Laktoseintolerante können deshalb die in der Nahrung enthaltene Laktose nur teilweise aufnehmen. Unverdaut gelangt ein Teil der Laktose in den Dickdarm und wird dort von den Darmbakterien verwertet. Dabei entstehen Gase und die für eine Laktoseintoleranz typischen Beschwerden, ähnlich denen bei einer Fructosemalabsorption.

Wie kommt es zu einer Laktoseintoleranz?

Zu den Ursachen für eine Laktoseintoleranz gibt es lebhafte Diskussionen. So gehen manche davon aus, Laktose bzw. Milchzucker sei grundsätzlich nicht verträglich für Menschen, da Milch ausschließlich für Kälber gedacht und folglich nur für diese verträglich sei. Diese Argumentation ist aus Sicht des Anthropologen Prof. Joachim Burger, Johannes Gutenberg Universität Mainz, „etwas dünn“.

Laktose mit der Zeit nicht mehr zu vertragen, ist ein ganz natürlicher Prozess. Mit zunehmendem Alter sind manche Menschen nicht mehr in der Lage, die Laktose, d.h. den Milchzucker, zu spalten. Diesen Menschen fehlt das Enzym Laktase. Reine Milch in größeren Mengen können Laktoseintolerante nicht vertragen, geringere Mengen oder vergorene Milchprodukte, die wenig Laktose enthalten, hingegen schon.

Weltweit vertragen Kinder Laktose, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sehr gut. Kinder müssen laktoseverträglich sein, denn sie werden ja mit Muttermilch ernährt und müssen die darin enthaltene Laktose verdauen. Die Muttermilch ist übrigens in der Tat ein Nahrungsmittel, das für den Menschen gemacht ist!

Ist die Phase der Ernährung mit Muttermilch vorbei, wird die Fähigkeit, Laktose zu verdauen überflüssig. Folglich wird die Produktion des Enzyms Laktase runterreguliert. Warum? Weil die Natur überflüssigen Ballast abbaut, das ist ein Grundprinzip der Evolution! Das ist aber keine Krankheit, sondern ein ganz normaler Prozess.“

Laktoseintoleranz: Ein Mangel am Enzym „Laktase“

Der Mangel am Enzym „Laktase“, der sich mit zunehmendem Alter einstellt, ist eine Ursache für die Bauchprobleme nach Milchgenuss. Dr. Gabriele Geurtzen sagt hierzu:

„Die klassische Ursache für eine Laktoseintoleranz beruht auf einem Mangel oder einer verminderten Wirksamkeit des Enzyms Laktase. Allerdings kommt ein angeborener Laktasemangel (Alactasie) nur sehr selten vor. Häufiger findet sich der entwicklungsbedingte Laktasemangel.

Sehr oft entwickelt sich eine solche Verwertungsstörung auch erst im Alter bei bis dahin normaler Laktoseverträglichkeit. Wir finden aber auch häufig vorübergehende Laktoseverwertungsstörungen vor. Ein solcher sekundärer Laktasemangel kann als Begleiterscheinung einer Darmerkrankung auftreten. Dazu zählen z.B. die Zöliakie oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder auch Darmschädigungen nach Magen- oder Darmoperationen, Strahlenbehandlung oder Magen-Darm-Infektionen.“

Laktoseintoleranz durch zu viel Laktose?

Allerdings ist es auch möglich, durch einen zu hohen Laktosekonsum eine Laktoseintoleranz zu entwickeln, wie Prof. Storr, Gastroenterologe am Gesundheitszentrum Starnberger See (MVZ), betont:

„Die aufgenommene Laktosemenge spielt eine große Rolle und das nicht nur bei Menschen, die an Laktoseintoleranz leiden. Auch Gesunde können Beschwerden bekommen, wenn sie sehr große Mengen an Laktose zu sich nehmen, das heißt, wenn eine gewisse Menge überschritten wird – man kann sich in eine Laktoseintoleranz hineinessen. Solange dies jedoch nicht der Fall ist und die Laktose-Dosis sich in Grenzen hält, spürt man das nicht.“

Können Kinder Laktoseintoleranz haben?

Auch wenn viele glauben, die Laktoseintoleranz sein eine „Erwachsenenkrankheit“ – auch bei Kindern kann sie auftreten! Dr. med. Annette Brunert berichtet sogar:

„Bei Kindern mit rezidivierenden, d.h. wiederkehrenden, Bauchschmerzen, die älter als 10 Jahre sind, ist die Laktoseintoleranz die zweithäufigste Ursache. Bis zu 25 Prozent dieser Kinder haben eine Laktoseintoleranz oder auch eine Fruktosemalabsorption“

Schwieriger ist es bei Kindern, die Diagnose Laktoseintoleranz richtig zu stellen. Dr. Brunert meint:

„Im Unterschied zu den Erwachsenen können die Kinder vor dem 8. bis 10. Lebensjahr diese Beschwerden oft nicht genau lokalisieren. Das heißt, sie sind nicht in der Lage genau zu sagen, ob ihnen der Bauch eher oben oder unten, eher rechts oder links weh tut. Häufig lokalisieren sie dann die Beschwerden im Nabelbereich, und das macht es für den behandelnden Arzt schwierig, die Beschwerden genau einzuschätzen.

Zur Diagnose muss man deshalb die Beobachtungen der Eltern zu Rate ziehen, wobei die Wahrnehmungen der Eltern und der Kinder durchaus unterschiedlich sein können. Z.B. haben die Eltern häufiger den Eindruck, dass die Kinder unter Bauchschmerzen leiden, als die Kinder selbst dies äußern. Oft sagen die Kinder nichts, aber die Eltern merken es ihnen an, dass sie Beschwerden haben. Es kommt bei rezidivierenden Bauchschmerzen jedoch auch vor, dass die Eltern Signale falsch deuten. Bei Kindern gilt es deshalb zu objektivieren, wie stark die Beschwerden sind und wie häufig sie tatsächlich auftreten. Dafür stehen entsprechende Untersuchungen zur Verfügung.“

Wie sehen die Symptome einer Laktoseintoleranz aus?

Die Symptome einer Laktoseintoleranz, die auch zeitverzögert auftreten, können sich wie folgt bemerkbar machen:

  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • Bauchgeräusche
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfälle
  • Verstopfung
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Allgemeines Unwohlsein

Wie wird die Diagnose „Laktoseintoleranz“ gestellt?

Eine Laktoseintoleranz kann mit einem einfachen Test nachgewiesen werden. Die Vorgehensweise beim Laktoseintoleranz-Test beschreibt Diplom-Oecotrophologe (Univ.) Christof Meinhold wie folgt:

„Die Diagnose sollte auf jeden Fall mit einem H2-Atemtest gestellt werden. D.h. die Patienten bekommen eine Flüssigkeit zu trinken, die eine definierte Menge an Milchzucker enthält. Danach müssen sie mittels Schlauch in ein Gerät pusten, dass den Wasserstoffgehalt im Atem feststellt. Wasserstoff im Darm entsteht nur dann, wenn Laktose unverdaut in untere Darmabschnitte gelangt. Bei ca. 10 Prozent der Laktoseintoleranten funktioniert dieser H2-Atemtest jedoch nicht, weil Sie keinen Wasserstoff im Darm bilden. Wir nennen diese Menschen H2-Non-Producer.“

Wie sieht bei Laktoseintoleranz die Therapie aus?

Die Therapie bei einer Laktoseintoleranz besteht grundsätzlich in der Reduzierung von Laktose auf ein individuell verträgliches Maß. In der Regel wird ernährungstherapeutisch mit einem dreistufigen Schema gearbeitet. Anfänglich gilt es, Laktose weitestgehend zu reduzieren, um erst einmal eine Beschwerdefreiheit herzustellen. Die sich anschließende Testphase dient der Identifizierung der individuellen Verträglichkeitsgrenze. Die Testphase geht schließlich in eine laktosemodifizierte individuelle Dauerernährung über.

In welchen Nahrungsmitteln und Fertigprodukten kann Laktose enthalten sein?

Dr. Gabriele Geurtzen sagt hierzu:

„Viel Laktose enthalten neben Kuhmilch auch Joghurt, Sahne, Kaffeesahne, Kondensmilch, Magerquark, Frischkäse, Schmelzkäse und Kochkäse sowie (Milch-) Schokolade, Milcheis und viele andere Süßigkeiten. Vorsicht ist ebenfalls geboten bei vielen Fertignahrungsmitteln wie Müsli, Kartoffelbrei, Klößen und fertigen Backmischungen oder auch Würzsoßen und –mischungen, Suppen und Soßenbindern, weil man dort die Laktose nicht vermutet. Allerdings müssen laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung Milch und Milcherzeugnisse einschließlich der Laktose bei verpackten Lebensmitteln in der Zutatenliste aufgeführt sein. Daher sollten die Betroffenen bei verpackten Lebensmitteln immer die Zutatenlisten überprüfen. Angaben wie Molkepulver, Magermilchpulver oder Vollmilchpulver bedeuten, dass Milchzucker enthalten ist.“