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Zöliakie, Hashimoto & Morbus Basedow gleichzeitig?

Zöliakie Hashimoto Morbus Basedow
Wie hoch ist das Risiko, Zöliakie, Hashimoto und Morbus Basedow gleichzeitig zu bekommen? Bildquelle: S.Baas

Zöliakie, Hashimoto und Morbus Basedow haben eines gemeinsam. Alle drei Erkrankungen sind Autoimmunerkrankungen. Auch können sie gemeinsam auftreten. Was versteht man unter Hashimoto und Morbus Basedow? Durch welche Symptome zeigen sie sich? Wie häufig sind sie bei Zöliakie? MeinAllergiePortal sprach mit Frau Dr. Stephanie Baas, medizinische Beraterin der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. (DZG) in Stuttgart über die Zusammenhänge bei Zöliakie, Hashimoto und Morbus Basedow.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Dr. Stephanie Baas

Frau Dr. Baas, was genau ist „Hashimoto“ was ist „Morbus Basedow“?

Die Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow beschreiben Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse. Bei Morbus Basedow kommt es zu einer Überfunktion der Schilddrüse, während Hashimoto mit einer Unterfunktion der Schilddrüse einhergeht.

Zu Beginn einer Hashimoto-Erkrankung kann es zu einer Überfunktion der Schilddrüse kommen, weil die Antikörper die Hormonsynthese zunächst eher etwas stimulieren. Im Verlauf der Erkrankung geht diese Überfunktion aber in eine Unterfunktion über, weil die Antikörper die Schilddrüsen-Zellen angreifen und zerstören. Mit dem Verlust des Schilddrüsengewebes stehen weniger Zellen zur Hormonsynthese zur Verfügung und es kommt zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Wie häufig hat man bei Zöliakie auch Hashimoto oder Morbus Basedow?

Rund 8 Prozent der Zöliakie-Patienten haben auch Hashimoto und ebenso entwickeln ca. 8 Prozent der Hashimoto-Patienten eine Zöliakie. Patienten mit Hashimoto sollen deshalb auch auf Zöliakie untersucht werden.

Bei Morbus Basedow liegen die Zahlen etwas unter diesen Werten.

Gibt es weitere Schilddrüsenerkrankungen bei Zöliakie?

Natürlich können auch alle anderen Schilddrüsenerkrankungen bei Zöliakie-Betroffenen vorkommen. Aber die tatsächliche Assoziation – also ursächliche Verbindung zwischen den Krankheiten - ist dabei nicht gegeben. Es handelt sich also um ein zufällig gemeinsames Auftreten.

Gibt es weitere Begleiterkrankungen bei Zöliakie?

Auch andere Autoimmunerkrankungen werden gehäuft bei einer Zöliakie beobachtet. Vor allem der Typ 1- Diabetes geht gehäuft mit einer Zöliakie einher. Etwa 7 Prozent der Diabetes-Patienten entwickeln im Weiteren auch eine Zöliakie. Aber auch alle drei Erkrankungen, also Typ-1-Diabetes, Hashimoto-Thyreoiditis oder M. Basedow und Zöliakie können gemeinsam auftreten.

Durch welche Symptome zeigt sich eine Überfunktion der Schilddrüse beim Morbus Basedow?

Die Überfunktion der Schilddrüse beim Morbus Basedow zeigt sich beim Patienten durch einen angeregten Stoffwechsel.

Morbus Basedow-Patienten klagen häufig über Symptome wie:

  • Gewichtsverlust
  • Zittrigkeit
  • Herzklopfen
  • Schwitzen, selbst bei niedrigen Temperaturen
  • Schlafprobleme
  • Haarausfall

Manchmal kommt es bei Morbus Basedow zu hervorstehenden Augen.

Durch welche Symptome zeigt sich eine Unterfunktion der Schilddrüse beim Hashimoto-Thyreoiditis?

Bei der Unterfunktion der Schilddrüse bzw. beim Hashimoto-Thyreoiditis, findet man eher gegenteilige Symptome.

Die Hashimoto-Patienten berichten unter anderem über:

  • Frieren
  • Vermehrtes Schlafbedürfnis, Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Gewichtszunahme, obwohl sie nicht mehr essen als zuvor

Bei manchen Patienten zeigt sich eine fahle, teigige Gesichtsfarbe und die Haare werden häufig stumpf und spröde. Auch der Herzschlag kann verlangsamt sein.

Was ist zuerst da, die Zöliakie oder Morbus Basedow bzw. Hashimoto?

Während bei Zöliakie und Diabetes, Diabetes meist zuerst diagnostiziert wird, ist dies bei Hashimoto und Morbus Basedow und Zöliakie eher umgekehrt. Hier wird in der Regel zuerst die Zöliakie erkannt und dann kommen Hashimoto oder Morbus Basedow hinzu.

Wie behandelt man Zöliakie-Patienten mit Hashimoto?

Bei Patienten mit Hashimoto wird die nicht ausreichende Schilddrüsenfunktion durch entsprechende Medikamente ersetzt. Behandelt wird mit synthetisch hergestellten Schilddrüsenhormonen in Tablettenform. Wichtig ist hierbei, dass der behandelnde Endokrinologe den Patienten optimal einstellt, insbesondere dann, wenn die eigene Schilddrüsenfunktion fluktuierend ist, das heißt mal besser und mal schlechter.

Wie behandelt man Zöliakie-Patienten mit Morbus Basedow?

Beim Morbus Basedow werden Thyreostatika eingesetzt. Das sind Medikamente, die die Hormonproduktion der Schilddrüse drosseln.

Was müssen Patienten mit Hashimoto beachten, bei denen später auch Zöliakie hinzukommt?

Patienten mit Hashimoto, bei denen dann eine Zöliakie festgestellt wird, benötigten vor der Zöliakie-Diagnose häufig vergleichsweise hohe Dosen des Schilddrüsenhormons. Stellt der Patient seine Ernährung auf glutenfrei um, kommt es zur Normalisierung der Darmschleimhaut. Auch die Wirkstoffe von Medikamenten werden dann besser aufgenommen und die Dosis kann deshalb oft verringert werden. Umgekehrt kann es ein Hinweis auf Zöliakie sein, wenn ein Patient zur Hashimoto-Behandlung ungewöhnlich hohe Hormondosierungen benötigt.

Nach der Umstellung auf glutenfreie Ernährung sollte der Hashimoto-Patient deshalb mit Hilfe seines Endokrinologen die Dosierung des Schilddrüsenhormons engmaschig überprüfen, etwa alle zwei bis vier Wochen. Ansonsten könnte es durch die Überdosierung des Schilddrüsenhormons zu einer Überfunktion der Schilddrüse kommen. Allerdings konnte man in Studien keine positive Auswirkung der glutenfreien Diät auf die Entwicklung der autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen feststellen. Eine Ernährungsumstellung ohne Nachweis einer Zöliakie ist daher nicht sinnvoll oder empfehlenswert.

Was müssen Patienten mit Morbus Basedow beachten, bei denen später auch Zöliakie hinzukommt?

Tatsächlich habe ich mit dieser Konstellation kaum Erfahrung, da der Hashimoto so viel häufiger vorkommt. Insgesamt macht es aber auch beim M. Basedow Sinn, die Schilddrüsenfunktion in der Anfangsphase nach Beginn der glutenfreien Ernährung im Auge zu behalten.

Besteht das Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen, wenn man Zöliakie und Hashimoto oder Morbus Basedow hat?

Bei Patienten mit Zöliakie und Morbus Basedow oder Hashimoto ist das Risiko noch ein Diabetes mellitus zu entwickeln etwas geringer, denn meist ist der Diabetes zuerst da und dann können eine Zöliakie und Morbus Basedow oder Hashimoto hinzukommen.

Wie wirkt es sich auf die Lebenserwartung aus, wenn man Zöliakie und Hashimoto und/oder Morbus Basedow hat?

Eine gut behandelte Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung hat keinen negativen Einfluss auf die Lebenserwartung.

Quellen:

1) Gluten-free diet and autoimmune thyroiditis in patients with celiac disease. A prospective controlled study, Metso S, Hyytiä-Ilmonen H, Kaukinen K, Huhtala H, Jaatinen P, Salmi J, Taurio J, Collin P., Scand J Gastroenterol. 2012 Jan;47(1):43-8. Epub 2011 Nov 30. DOI: 10.3109/00365521.2011.639084

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

25. Mai 2022

Autor: Sabine Jossé, www.mein-allergie-portal.com

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