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Typ-2-Entzündung bei Allergie: Was ist das?

Typ-2-Entzündung Allergie
Chronische Allergie, Therapiemanagement, Arbeit, Schule, Partnerschaft – so kommt es zum Typ-2-Overload! Bildquelle: Pixabay Alexas_Fotos

Ob Allergien, Asthma, Neurodermitis oder chronische Nasennebenhöhlenentzündung mit Nasenpolypen, all diese Erkrankungen gehen mit einer Typ-2-Entzündung einher und all diese Erkrankungen sind chronisch. Die Behandlung dieser Erkrankungen fokussiert in der Regel immer noch hauptsächlich auf die jeweiligen Symptome. Dabei ist längst bekannt, dass chronische Erkrankungen, die mit einer Typ-2-Entzündung einhergehen, das ganze Leben stark belasten können, und dann kann es zu einem Typ-2-Overload kommen. Was genau ist eine Typ-2-Entzündung oder Typ-2-Inflammation bei Allergien?

Autor: Sabine Jossé M.A. 

Typ-2-Entzündung: Sichtbare und unsichtbare Symptome

Dass Atemnot, Husten und Giemen beim Typ-2-Asthma die Lebensqualität beeinträchtigen, leuchtet ein. Auch dass die juckende, mit Ekzemen bedeckte, Haut bei Neurodermitis belastend ist, kann jeder nachvollziehen. Schwieriger wird es bereits bei den Nasenpolypen. Sie treten bei chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen sehr häufig auf, aber man sieht sie nicht. Dass die Betroffenen unter einer erschwerten Nasenatmung leiden, wird von Nicht-Betroffenen kaum bemerkt. Das gilt auch für weitere Belastungen, die mit Erkrankungen mit Typ-2-Entzündungen einhergehen.

Eine Typ-2-Entzündung kann sich zum Beispiel an fogenden Beschwerden zeigen:

  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsprobleme in der Schule oder im Arbeitsleben
  • Gefühle von Angst und Depressionen
  • Auswirkungen auf das Familienleben
  • Eingeschränkte Freizeitaktivitäten

chronische erkrankungen meinallergieportalChronische Erkrankungen und ihr Einfluss, Quelle: Sanofi

Typ-2-Entzündungen belasten im Alltag und mindern die Lebensqualität

Häufig wird die zusätzliche Belastung durch das Management der Erkrankung und die medikamentöse Behandlung unterschätzt. Dazu gehören regelmäßige Arztbesuche und administrative Aufgaben wie die Kommunikation mit der Krankenkasse, der Rentenversicherung und Ämtern. Insgesamt ist der Grad der Einschränkungen im Alltag durch chronische Erkrankungen nicht zu vernachlässigen. Kommen derart viele Faktoren zusammen, kann es zu einer Überlastung kommen. Im Zusammenhang mit Erkrankungen mit zugrundeliegender Typ-2-Inflammation ist dies der sogenannte Typ-2-Overload.

Typ-2-Entzündung: Bei der Versorgung der Patienten gibt es "Luft nach oben"

In Deutschland werden chronische Erkrankungen trotz moderner Behandlungsmöglichkeiten häufig nicht leitliniengerecht therapiert. Dies gilt auch für Neurodermitis, Asthma und chronische Nasennebenhühlenentzündung mit Nasenpolypen.

Therapielücken bei Neurodermitis

Eine aktuelle Studie aus dem Bereich Neurodermitis zeigt beispielsweise, dass bei etwa einem Drittel der Betroffenen die Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist. Trotz Behandlung berichten die Patienten über starkem Juckreiz und darunter leidet unter anderem auch die Schlafqualität. Das bedeutet, die Behandlungsergebnisse sind oftmals unzureichend. Dabei fällt auf, dass in Deutschland bei der Neurodermitis-Therapie insgesamt ein sehr hoher Anteil an Glukokortikosteroiden verschrieben wird. Dies obwohl in der aktuellen Neurodermitis-Leitlinie betont wird, dass die Gabe von Kortison bei Neurodermitis möglichst reduziert werden sollte. Bei mittelschwerer bis schwerer Neurodermitis empfiehlt die Leitlinie eine systemische Therapie.

Therapielücken bei Asthma

Nicht anders sieht es bei Typ-2-Asthma aus. Menschen, die unter Asthma leiden, sind ebenfalls in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt. Dies gilt insbesondere dann, wenn es sich um ein schweres unkontrolliertes Asthma handelt. Dabei hat sich gerade in den letzten Jahren viel im Bereich der Asthma-Therapie getan. Mittlerweile gibt es moderne Therapieoptionen, die systemisch wirken. Dennoch werden zu viele Betroffene immer noch mit oralen Kortikosteroiden behandelt, obwohl diese das Risiko von Nebenwirkungen bergen.

Therapielücken bei chronischen Nasennebenhöhlenentzündung mit Nasenpolypen (CRSwNP)

Bei Nasenpolypen kommt es oft auch zum Verlust des Geruchssinns. Es liegt auf der Hand, dass dies den Alltag und die Lebensfreude stark beeinträchtigt, denn dann leidet auch der Geschmackssinn. Lange Zeit standen zur Therapie der Nasenpolypen auch hier nur orale Kortikosteroide, sprich Kortison, zur Verfügung. In vielen Fällen wurde sogar eine Operation zur Entfernung der wuchernden Nasenpolypen nötig, die aber nicht immer dauerhaft hilft. Allzuoft kommen Nasenpolypen wieder. Seit 2019 ergänzen Biologika die vorhandenen Therapieoptionen für Schwerbetroffene. Allerdings steht diese moderne Behandlungsmöglichkeit noch nicht allen Betroffenen zur Verfügung, weil sie noch zu wenig verordnet wird.

Asthma, Neurodermitis, Nasenpolypen: Behandelt, aber nicht symptomfrei? Tipps für den Arztbesuch!

Gerade bei Erkrankungen wie Asthma, Neurodermitis und Nasenpolypen, die mit einer Typ-2-Entzündung einhergehen, ist eine ganzheitliche Betrachtung wichtig. Schließlich weiß man heute, dass diese Erkrankungen häufig zusammen auftreten.

grad der einschraenkungen durch chronische erkrankungen meinallergieportalGrad der Einschränkungen im Alltag durch chronische Erkrankungen, Quelle: Sanofi

Typ-2-Overload reduzieren: Was muss passieren?

Es gibt nicht die eine Maßnahme, die dafür sorgt, dass chronische Erkrankungen mit Typ2-Entzündung besser behandelt werden. Es gibt aber viele Ansatzpunkte, um die Belastung der Betroffenen zukünftig zu reduzieren. Wichtig wäre bei Erkrankungen mit Typ-2-Inflammation eine fachgebitsübergreifende Beratung und ein interdisziplinärer Therapieansatz. Das bedeutet, die hausärztliche Versorgung muss Hand in Hand mit den Fachdisziplinen Pneumologie, Dermatologie und HNO erfolgen. Im Idealfall sollte bei der Diagnosestellung abgefragt werden, ob weitere Erkrankungen bzw. Symptome anderer Typ-2-Entzündungskrankheiten vorliegen. Die Hilfe muss zeitnah erfolgen und empathisch sein. Zudem sollte sichergestellt werden, dass der Stellenwert von Typ-2-Entzündungserkrankungen in ärztlichen Schulungsprogramme angemessen ist. Auch sollten der nationale Atopie Plan sowie das Disease Management Programm (DMP) Asthma um das Thema Typ-2-Inflammation ergänzt werden, um eine flächendeckende und leitliniengetreue Versorgung zu gewährleisten. Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Neurodermitis, Asthma und chronischer Nasennebenhöhlenentzündung mit Nasenpolypen müssen viele zusätzliche Kosten für ihre Behandlung schultern. Wichtig wäre daher eine Entlastung, beispielsweise durch die Erstattung notwendiger Basistherapeutika. Aber die Betroffenen können auch etwas tun, um die eigene Situation zu verbessern und die Erkrankung besser zu managen.

Patienten, die an Asthma, Neurodermitis oder Nasenpolypen erkrankt sind, sollten deshalb beim Besuch der Arztpraxis auf folgendes achten:

  • Wird bei der Diagnosestellung gefragt, ob weitere Erkrankungen bzw. Symptome anderer Typ-2-Entzündungskrankheiten vorliegen?
  • Werden andere ärztliche Fachrichtungen hinzugezogen bzw. Überweisungen ausgestellt?
  • Werden auch krankheitsbedingte Probleme im Alltag angesprochen?
  • Fühlt man sich unterstützt und gut aufgehoben?
  • Werden auch neue Therapiekonzepte angeboten?
  • Wird die Therapie gemeinsam festgelegt?

 

Quelle:

Informationsveranstaltung Sanofi "Typ-2-Overload – dauerhafte Belastung durch Erkrankungen mit Typ-2-Entzündung", Dienstag, 21. Juni 22, Humboldt Carré, Behrenstraße 42, 10117 Berlin

Weitere Referenzen

1) Stiftung Gesundheitswissen (Hg.): Gesundheitsorientierung und Informationsverhalten chronisch Kranker. 

Sekundäranalyse in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach. Berlin, Stiftung

Gesundheitswissen, 2021; Bundesministerium für Gesundheit, RKI, Deutsche Hochdruckliga, Deutsche Diabetes[1]Hilfe

2) Stiftung Gesundheitswissen (Hg.) : Gesundheitsorientierung und Informationsverhalten chronisch Kranker.

Sekundäranalyse in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach. Berlin, Stiftung

Gesundheitswissen, 2021 ; Bundesministerium für Gesundheit, RKO, Deutsche Hochdruckliga, Deutsche Diabetes[1]Hilfe

3) Chronisch krank sein in Deutschland: Zahlen, Fakten und Versorgungserfahrungen. Güthlin C, Köhler S,

Dieckelmann M. Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, 2020.

4) Robert Bosch Stiftung; 2021; Mehr Gesundheit für eine Gesellschaft des langen Lebens https://www.bosch[1]stiftung.de/sites/default/files/publications/pdf/2021-09/Mehr_Gesundheit_f%C3%BCr_eine_Gesellschaft_des_langen_Lebens.pdf, letzter Aufruf Juni 2022

5) Langenbruch A et al. Hautarzt. 2021 Dec;72(12):1079-1089

6) Weidinger S et al. Nat Rev Dis Primers. 2018; 4(1):1

7) Neurodermitisreport (TK), Augustin M et al. Online abgerufen zuletzt am 28.04.2022 unter: https://www.tk.de/resource/blob/2099726/179615dc18521208dce8c3c1992e776a/neurodermitisreport-2021-langfassung-data.pdf

8) Werfel T et al. S2k AWMF Leitlinie Neurodermitis. 2015; 013-027 mit Amendment zur Systemtherapie 2020; 013-027

9) Lommatzsch M et al. Respir Med. 2021; 176: 106242

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

04. Juli 2022

Autor: S. Jossé, mein-allergie-portal.com

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