Skip to main content
- Anzeige -
- Anzeige -

Neurodermitis im Sommer: Wie cremt und pflegt man sich richtig?

Neurodermitis Sommer
Neurodermitis im Sommer: Wie cremt und pflegt man sich richtig? Bildquelle: Pixabay, Pexels

Bei Neurodermitis ist die Hautpflege ganz besonders wichtig. Viele Patienten glauben, dass der Sommer besondere Anforderungen an die Hautpflege stellt. Dabei gibt es tatsächlich einiges zu beachten. Was ist bei der Pflege atopischer Haut wirklich wichtig? Welche Wirkstoffe lindern die Symptome? Was ist speziell im Sommer bei der Hautpflege zu beachten, wie pflegt und cremt man richtig?

Autor: Dr. med. Anna Eger

 

Cremen bei Neurodermitis im Sommer: Die wichtigsten Fakten!

Wichtiger als die Jahresezeit ist für das Cremen bei Neurodermitis die Ausprägung der Symptome

Generell gilt die Faustregel: Je wärmer es ist, desto geringer sollte der Fettgehalt der Creme sein

Welches Produkt im Sommer das richtige ist, hängt von Hauttyp, Neurodermitissymptomen der jeweiligen Körperstellen und von den aktuellen klimatischen Faktoren ab

Auch Neurodermitiker sollten sich nur wohldosiert der Sonnenstrahlung aussetzen

 

Worin unterscheidet sich die Hautpflege bei Neurodermitikern im Sommer von der Hautpflege im Winter?

Zunächst ist festzuhalten, dass für die Hautpflege bei Neurodermitikern nicht primär die Jahreszeit, sondern die Ausprägung der Symptome für die Art der Hautpflege und Therapie ausschlaggebend ist.

Generell haben Patienten mit atopischer Dermatitis eine sehr trockene Haut. Bei einem Teil der Patienten ist die trockene Haut das führende Symptom. Sie leiden nicht unter den entzündlichen Veränderungen mit Rötung, Überwärmung und offenen Hautstellen. Für diese Fälle reicht eine gute fetthaltige Lotion aus.

Prinzipiell ist nicht die Frage, ob Sommer oder Winter, für die Hautpflege-Beratung der Neurodermitis-Patienten wegweisend. Wichtiger ist die Ausprägung der Neurodermitis-Symptome.

Lotion oder Creme: Was ist im Sommer besser bei Neurodermitis?

In einer Lotion ist weniger Fett enthalten als in Salben oder Cremes, weshalb Lotions sich im Sommer besser zur Hautpflege für Neurodermitiker eignen. Man kann sich als Faustregel merken: Je wärmer die Temperatur, desto geringer der Fettgehalt die Creme.

Neurodermitis-Patienten, die stark entzündete und offene, teils aufgekratzte Hautstellen haben, vertragen stark fettende Salben nicht gut. Sie sollten eher eine Creme auswählen.

Anhand welcher Kriterien entscheidet man sich für welche Pflege der Neurodermitishaut?         

Ein Problem des Sommers ist natürlich das vermehrte Schwitzen. Darauf sollte man einerseits durch luftigere Kleidung Rücksicht nehmen. Andererseits muss man dem Körper die Möglichkeit geben, Wärme abzugeben. Wenn man eine fetthaltige Creme zur Hautpflege verwendet, funktioniert der Wärmeaustausch der Haut nicht mehr ausreichend. Es kommt zu einem Verschluss der Poren. Diesen Effekt kann man mit dem einer Frischhaltefolie vergleichen. Dann fängt die Haut darunter an zu schwitzen, was wiederum zu Juckreiz und Hautentzündungen führen kann. Das wäre genau das Gegenteil, von dem, was man erreichen wollte.

Welche Creme bei Neurodermitis im Sommer? Das kommt darauf an!

Man kann die Entscheidung über den Fettgehalt einer Creme nicht pauschal auf alle Neurodermitis-Patienten anwenden, denn jeder hat einen individuellen Hauttyp. Einige haben so eine extrem trockene Haut, dass sie auch im Sommer fetthaltige Cremes verordnet bekommen. Außerdem kann es sein, dass nicht alle Hautpartien gleichermaßen gecremt werden. Neurodermitis in Armbeugen oder Kniekehlen mit entzündlicher Haut wird natürlich anders behandelt als nicht entzündete.

Jeder Patient mit atopischer Dermatitis muss also, auch im Sommer, eine individuell auf ihn abgestimmte Pflege und Neurodermitis-Therapie erhalten. Welche Lotion, Salbe oder Creme im Sommer die richtige ist, hängt von Hauttyp, Neurodermitissymptomen der jeweiligen Körperstellen und auch gewissermaßen von den aktuellen klimatischen Faktoren ab.

Wird Neurodermitis im Sommer besser oder schlechter?

Pauschal kann man nicht sagen, ob eine atopische Dermatitis im Sommer besser oder schlechter wird. Das Klima ist aber einer der Faktoren, der einen Neurodermitis-Schub triggern kann. Viele Neurodermitiker bemerken, dass sich ihr Hautzustand im Herbst, Winter und frühen Frühling eher verschlechtert. Umgekehrt kann man das natürlich als eine Verbesserung der Neurodermitis-Symptome im Sommer interpretieren. Eine mögliche Ursache hierfür könnte das ungünstigere Innenraumklima der beheizten Räume in der kälteren Jahreszeit sein. Dann ist die Raumluft sehr trocken und die Konzentration an Innenraumallergenen höher. Andere Neurodermitiker bemerken eher eine Verschlechterung ihrer Symptome im Sommer.

Was verschlimmert Neurodermitis im Sommer?

Einige Neurodermitis-Patienten erleben eine Verschlimmerung ihres Hautzustandes im Sommer. Das kann zum einen an der deutlich vermehrten Schweißneigung liegen, die Hautreizungen hervorruft. Andererseits gibt es auch Zusammenhänge zwischen Pollenallergenen und Neurodermitis-Schüben. Patienten, die gegen Pollen sensibilisiert sind, die vornehmlich im Sommer am stärksten fliegen, können dann einen Schub erleiden. Außerdem gibt es gelegentlich Patienten mit einer erhöhten UV-Empfindlichkeit. Dann kommt es dadurch zu einer Verschlechterung der Neurodermitis, der sogenannten photoaggravierten atopischen Dermatitis.

Wie sollte im Sommer die Hautpflege bei Neurodermitis-Patienten mit aufgekratzten offenen Hautstellen aussehen?

Topische Cortisontherapie

Tritt ein Neurodermitis-Schub im Sommer auf, hat der Patient oft an aufgekratzten offenen Hautstellen zu leiden. Dann braucht man eine topische Therapie mit antientzündlichen Wirkstoffen, beispielsweise Cortison. Cortison ist ein gut wirksamer Wirkstoff, den man für einige Tagen anwenden kann, damit die Entzündung wieder zurückgeht. Die Anwendung cortisonhaltiger Cremes sollte jedoch vom Arzt begleitet und wirklich nur kurzzeitig erfolgen.

Topische Calcineurininhibitoren

Eine weitere Möglichkeit entzündete Hautstellen bei Neurodermitis zu behandeln, sind Cremes mit enthaltenen Calcineurin-Inhibitoren. Man sollte dabei beachten, dass diese Präparate immunmodulatorisch wirken, also das Immunsystem beeinflussen. Deshalb dürfen auch diese Präparate nur unter ärztlicher Aufsicht und für einen befristeten Zeitraum eingesetzt werden.

Antibakterielle Cremes

Menschen mit Neurodermitis haben viel häufiger Bakterien, wie zum Beispiel Staphylokokken, auf der Haut. Diese können die Ausprägung des Ekzems deutlich verstärken. Deshalb sollten die aufgekratzten Krusten bei Neurodermitis auch desinfizierend behandelt werden. Auch diese keimtötende Behandlung wird niemals dauerhaft, sondern immer nur zwischenzeitlich durchgeführt. Antibakterielle Cremes enthalten zum Beispiel den Wirkstoff Triclosan.

Juckreizstillende Mittel

Gegen den Juckreiz bei Neurodermitis gibt es leider kein allgemein erfolgreiches Mittel. Einige Neurodermitikern haben gute Erfahrungen mit dem Wirkstoff Polidocanol gemacht.

Warum ist die Haut-Basispflege bei Neurodermitis so wichtig?

Eine gewissenhafte Basispflege der Haut bei Neurodermitis-Patienten ist ausgesprochen wichtig, denn die Haut ist durch eine Mutation im Filaggrin-Gen grundsätzlich sehr trocken. Das führt zu einer geringeren Hautbarriere am ganzen Körper. Damit könne auch Allergene besser in die Haut eindringen.

Wie sollte die Basispflege der Haut bei Neurodermitis aussehen?

Durch die Basispflege schafft man es, die Hautbarriere zu verbessern oder sogar nahezu gänzlich wiederherzustellen. Hierfür gibt es harnstoff-haltige Cremes, deren Wirkstoff Urea antientzündlich wirkt. Er löst kleine Hautschüppchen ab und erhöht die Wasserbindungskapazität der Haut. Dadurch können keine Allergene mehr durch die Hautbarriere eindringen. Die Haut sollte bestenfalls zweimal täglich mit Basiscreme gepflegt werden.

Gibt es Unterschiede in den Cremes für verschiedene Körperregionen?

Prinzipiell sind die Cremes und Salben von ihrer Qualität her für alle Körperregionen, also Gesicht, Körper, Hände, Füße usw. geeignet. Einige Cremes enthalten spezielle Zusatzstoffe. Beispielsweise ist in Handcremes unter anderem Aluminiumhydroxychlorid enthalten. Dieser Stoff sorgt dafür, dass die Hände nach dem Eincremen nicht „kleben“ und die Creme außerdem gewissermaßen „wasserabweisend“ ist.

Was gibt es zu beachten, wenn bei Neurodermitikern die Augen besonders betroffen sind?

Generell gilt für die Augenpflege bei Neurodermitis-Patienten, dass die Pflegeprodukte weniger fetthaltig sein sollten und dünn aufgetragen werden. Es gibt auch Augensalben, die direkt im Auge selbst angewendet werden können, ohne selbst Augenreizungen zu verursachen. Sie haben beispielsweise auch Kortison als Inhaltsstoff.

Wie oft sollten sich Neurodermitis-Patienten im Sommer eincremen?

Das Eincremen ist für Neurodermitiker eine essentielle Sache, schon um die Hautbarriere zu stabilisieren. Es ist aber nicht notwendig im Sommer häufiger zu cremen. Einerseits ist das Eincremen eine therapeutische, andererseits aber auch eine präventive Maßnahme. Es ist oftmals allein durch zuverlässiges regelmäßiges Cremen – und das zweimal täglich –möglich, die Beschwerden zu verbessern. Viele Neurodermitiker cremen aber deutlich zu wenig.

Was sollten Patienten mit Neurodermitis in Bezug auf Sonne und Sonnenbaden beachten?

In Bezug auf Sonnenaufenthalte gibt es bei Neurodermitis-Patienten unterschiedliche Erfahrungen. Viele Patienten bemerken eine Verbesserung des Ekzems nach Sonnenexposition an der See. Andere erleiden einen regelrechten Neurodermitis-Schub. Ausgedehntes Sonnenbaden kann zum Schwitzen führen und sich damit negativ auswirken.

Des Weiteren führt die Sonnenlichtexposition der Haut dazu, dass die Immunabwehr der Haut gegen Viren und Bakterien herabgesetzt wird. So kann es beispielsweise durch starkes Sonnenlicht zu Herpesinfektionen kommen.

Man muss auch beachten, dass Neurodermitiker deutlich lichtempfindlicher sind, da sich ihre Haut schneller erneuert als bei Hautgesunden. Dadurch verliert sich das braune Pigment – und damit auch der natürliche Sonnenschutz – schneller.

Ungeschütztes ausgiebiges Sonnenbaden ist generell nicht unkritisch zu genießen. Bestimmte Anteile des Lichts, unter anderem die UV-B-Strahlung, ist krebserregend und kann zum Beispiel die Entstehung von Hautkrebs begünstigen. Auch Neurodermitikern wird deshalb empfohlen, sich nur wohldosiert und eher in geringem Maße der Sonnenstrahlung auszusetzen.

Kann man mit Neurodermitis ins Solarium?

Dasselbe wie für das Sonnenbaden unter freiem Himmel gilt auch für den Aufenthalt von Neurodermitispatienten im Solarium. Die Anteile der unterschiedlichen Lichtspektren sind von Solariumgerät zu Solariumgerät unterschiedlich und könnten neurodermitischer Haut eher schaden als helfen. Zwar wird UV-Licht auch therapeutisch genutzt, jedoch handelt es sich hierbei um ein klar definiertes Lichtspektrum in einer bestimmen Wellenlänge, das nur unter ärztlicher Aufsicht genutzt wird.

Gibt es bei der Benutzung von Sonnencremes für Neurodermitis-Haut etwas zu beachten?

Es gibt keine allgemeinen Empfehlungen für die Auswahl der Sonnencreme bei Neurodermitis-Patienten. Natürlich kann und sollte man aber bei Neurodermitis auch Sonnencremes benutzen um seine Haut ausreichend vor der UV-Strahlung zu schützen. Die Cremes sollten also die üblichen UVA- und UVB-Filter besitzen. Es gibt auch Sonnencremes, die dadurch wirken, dass sie das Licht reflektieren. Sie enthalten Titandioxyd-Partikel.

Wie für alle Creme- und Pflegeprodukte gilt auch für die Sonnencreme, dass jeder Mensch individuell ausprobieren sollte, was seiner Haut gut tut. Ausschlaggebend dafür ist, in welchem Hautzustand, auf welchem Hautareal, zu welcher Jahreszeit und in welcher Situation gecremt wird. Das wird den Patienten auch in den Neurodermitis-Schulungen empfohlen.

Kann man mit Neurodermitis im Sommer baden?

Prinzipiell können Menschen mit Neurodermitis im Sommer baden gehen, sei es im Meer, im See oder im Schwimmbad mit Whirlpool. Man sollte allerdings einiges bedenken. Zu beachten ist, dass Wasser der Haut Feuchtigkeit entzieht. Längeres oder häufiges Baden sollte eher vermieden werden. Im Anschluss an das Bad ist auf ein gründliches Eincremen oder -ölen mit einer Öl-Wasser-Emulsion zu achten. Des Weiteren schwächt wiederholter längerer Kontakt mit Wasser die Schutzfunktion der Haut, sodass Keime schneller eindringen können. Im Wasser enthaltene Substanzen wie Salz im Meerwasser oder Chlor im Schwimmbadwasser können die Haut von Neurodermitikern zusätzlich reizen. Das ist besonders dann der Fall, wenn aufgekratzte oder rissige Hautstellen bestehen. Deshalb kann es günstiger sein, in Süßwasser-Badeseen das kühle Nass zu genießen. Chlor hat aber auch desinfizierende Wirkung und kann Bakterien auf der Haut reduzieren. In Schwimmbädern besteht dennoch die Gefahr der Infektion mit Erregern wie Molluscum contagiosum-Viren und HPV-Viren.

Warum hilft Baden im Salzwasser bei Neurodermitis?

Baden im Meerwasser kann für Neurodermitis-Patienten bei intakter Hautoberfläche gute therapeutische Effekte haben. Im Meerwasser befinden sich Stoffe, wie Selen, Magnesium oder Strontium, die entzündungshemmend wirken und Brennen und Jucken lindern. Meersalz entzieht außerdem Bakterien auf der Haut den Nährboden. Das Tote Meer gilt mit seinem besonders hohen Salzgehalt als ein begehrter Kurort. Alternativ gibt es auch Badezusätze mit Meersalz in der Apotheke zu kaufen, die einen ähnlichen Effekt auf neurodermitische Haut haben. Man sollte sich bestenfalls vor der Anwendung mit seinem Arzt darüber abstimmen.

Seit 2020 ist die therapeutische Wirkung von einerseits Salzwasser und andererseits Licht in Form der sogenannten Balneophototherapie für Patienten mit mittelschwerer und schwerer Neurodermitis sogar Kassenleistung geworden.

Wie oft sollten Neurodermitiker im Sommer baden oder duschen?     

Es ist natürlich wichtig und notwendig, seine Haut regelmäßig zu reinigen. Zu häufiges Baden oder Duschen kann die Neurodermitis-Haut jedoch negativ beeinflussen. Es kann die Haut austrocknen, Juckreiz fördern oder die Haut durch ungünstige Badezusätze oder Seifen zusätzlich irritieren. Tägliches Duschen wird daher nicht empfohlen. Baden sollte man nicht häufiger als zweimal pro Woche und das nicht zu heiß und nicht zu lange. Zur Hautreinigung zu empfehlen sind Öl/ Tensid-Kombinationen. Bei Juckreizkrisen können Bäder mit Polidocanol-Zusatz hilfreich sein.

Welche Empfehlungen gibt es für Neurodermitis-Patienten in Bezug auf Sommersportarten?

Zu einer gesunden Lebensweise zählt neben einer bewussten Ernährung natürlich auch die körperliche Aktivität. Das gilt auch, oder besonders, für Neurodermitis-Patienten. Sport bringt den Kreislauf in Schwung, verbrennt Fett, baut Stress ab und lässt den Juckreiz vergessen. Jeder kann die Sportart auswählen, die er mag und konditionsmäßig schafft. Sei es Joggen am Morgen, Schwimmen, Tennis o.ä. Beim Sport kommt es natürlich zu vermehrtem Schwitzen, weshalb es günstig ist, luftige atmungsaktive Kleidung zu tragen, die nicht kratzt. Hinterher ist eine kühle Dusche mit rückfettendem Duschgel und nachfolgendem Eincremen zu empfehlen.

Ist eine Ernährungsumstellung im Sommer für Neurodermitis-Patienten sinnvoll?

Es gibt keine besonderen Vorgaben für die Ernährung bei Neurodermitis im Sommer. Das wichtigste ist die Selbsterfahrung des Patienten! Generell sollte man auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten und in der heißen Jahreszeit natürlich eher leichtere Mahlzeiten zu sich zu nehmen sowie auf einen extra hohen Wassergehalt zu achten. Der Körper sollte nicht durch fettige, schwer verdauliche Speisen zusätzlich gestresst werden. Welche Nahrungsmittel gut vertragen werden, muss, abgesehen von Allergien natürlich, individuell herausgefunden werden. Selbstverständlich ist auch auf eine ausreichende Trinkmenge, zu achten, um den Körper, und damit auch die Haut, zu hydratisieren. Das können im Sommer für einen Erwachsenen gut 2 bis 3 Liter sein.

Gibt es bestimmte Hausmittel für Neurodermitis-Patienten, die gerade im Sommer helfen können?

Viele Patienten möchten eine ständige Therapie mit wirkstoffhaltigen Cremes oder gar systemisch wirkenden Medikamenten aufgrund möglicher Nebenwirkungen vermeiden. Wenn nicht gerade ein akuter Neurodermitis-Schub vorliegt, kann man verschiedene naturheilkundliche Möglichkeiten ausprobieren. Gerade im Sommer kann ein kühles lokal desinfizierendes Bad mit hautberuhigenden Zusätzen wie Lavendelöl die Haut beruhigen. Allerdings ist bei der Anwendung von Lavendelöl Vorsicht angesagt, denn es kann in Einzelfällen auch zu allergischen Reaktionen oder Kontaktallergien kommen. Im akuten Stadium eignen sich gerade in der heißen Jahreszeit kühle feuchte Umschläge mit Gerbstoffen, die zum Beispiel in Schwarztee oder Eichenrindenextrakt enthalten sind. Um eine Austrocknung der Haut zu verhindern, sollte man jedoch zuvor die eigene Pflegecreme oder wirkstoffhaltige Creme auf die Haut auftragen.

Helfen pflanzliche Wirkstoffe bei Neurodermitis im Sommer?

Auch aus dem Bereich der Phytotherapie gibt es verschiedene traditionelle Pflanzen, die in Form von Cremes, Gelen, Tropfen, Essenz o.ä. zur Verfügung stehen. Allerdings konnte deren Wirkung in Studien nicht sicher belegt werden.

Zu den pflanzlichen Wirkstoffen, bei denen eine positive Wirkung auf Neurodermitis nicht feststeht, dennoch aber individuell helfen können, gehören:

  • Bittersüßstengel (Dulcamaris)
  • Zaubernuss (Hamamelis)
  • Ringelblume (Calendula)
  • Nachtkerzenöl
  • Borretschsamenöl
  • Mittagsblumensalbe
  • Hafer-Kraut-Extrakte

Im Gegensatz dazu gibt es auch rationelle Phytopharmaka, deren positive Wirkung bei Neurodermitis in Studien belegt wurde. Beispiele hierfür sind:

  • Betulin (aus Birkenrinde, als Creme verfügbar)
  • Johanniskraut (Hypericum, ebenfalls als Creme verfügbar)
  • Mönchsköpfchen-Pflanze (Cardiospermum-halicacabum, in Form von Creme oder Salbe)
  • Süßholzwurzel (Liquiritiae radix, als Gel)

Die Kombination von Mahonie, Stiefmütterchen und Wassernabel zeigt ausschließlich im Winter eine statistisch signifikante Überlegenheit zu Placebo und ist deshalb im Sommer nicht erfolgversprechend.

Ist für Babys und Kleinkinder mit Neurodermitis im Sommer eine spezielle Pflege nötig?

Die Haut von Babys und Kleinkindern mit Neurodermitis sollte im Sommer genauso intensiv und individuell gepflegt werden wie die von Erwachsenen. Allerdings gibt es bei Babys und Kleinkindern eine Besonderheit. Die körpereigenen Schutzfunktionen und die Regulierung des Wärmehaushaltes sind noch nicht voll ausgereift. Deshalb ist es besonders wichtig, die Kleinen sehr umsichtig vor der Sonne zu schützen und einen Hitzestau zu vermeiden. Dazu ist ein möglichst hoher Lichtschutzfaktor zu verwenden und auf eine Kopfbedeckung zu achten. Für den Strandurlaub eignet sich auch der Kauf von Kleidung mit integriertem Lichtschutzfaktor.

 

Quellen

www.altmeyers.org/de/dermatologie/solebad-8384

www.altmeyers.org/de/dermatologie/atopische-dermatitis-ubersicht-1108

www.aerzteblatt.de/nachrichten/115760/Balneophototherapie-bei-Neurodermitis-in-EBM-aufgenommen 

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

08. Juni 2023

Autor: Dr. med. Anna Eger, www.mein-allergie-portal.com

Artikel teilen

Lesen Sie auch

Weitere Beiträge