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Kiwi-Allergie? Wie kann es zu einer Allergie auf Kiwi kommen?

Kiwi-Allergie? Wie kann es zu einer Allergie auf Kiwi kommen? Bildquelle: Canva nata_vkusidey, chokkicx
Kiwi-Allergie? Wie kann es zu einer Allergie auf Kiwi kommen? Bildquelle: Canva nata_vkusidey, chokkicx

Die Kiwi-Allergie gehörte früher nicht zu den allgemein bekannten Allergien, wird heute jedoch zunehmend beobachtet. Studien haben gezeigt, dass Sensibilisierungen auf Kiwi häufig sind. Bedeutet eine Sensibilisierung automatisch, dass man eine Allergie hat? Wie entsteht eine Kiwi-Allergie? Muss man außer der Kiwi noch andere Nahrungsmittel meiden? Wie kann es zu einer Allergie auf Kiwi kommen? MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. med. Barbara Ballmer-Weber, Chefärztin der Allergieabteilung, Klinik für Dermatologie und Allergologie, des Kantonsspitals St. Gallen.    

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Prof. Dr. med. Barbara Ballmer-Weber

Frau Prof. Ballmer-Weber, wie häufig ist die Kiwiallergie?

Wie häufig die Kiwi-Allergie ist, können wir nicht definitiv sagen, aber im Rahmen der großen EuroPrevall-Studie, der größten Nahrungsmittelallergie-Studie, die je durchgeführt wurde, sind die Sensibilisierungsraten bei Erwachsenen publiziert worden. Die EuroPrevall-Studie hat ergeben, dass, gemittelt über alle involvierten Studienzentren, circa 5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung auf Kiwi sensibilisiert sind. Aus allergologischer Sicht ist das ein hoher Wert. Außerdem hat man anhand anderer Studien gesehen, dass Kiwi auf der "Hitliste" der Nahrungsmittelallergien relativ weit vorne steht. Kiwi befindet sich unter den 10 häufigsten Lebensmittelallergien bei Erwachsenen aufgrund von Patientenangaben. Eine Sensibilisierung bedeutet, dass man Antikörper im Blut findet, es bedeutet aber noch lange nicht, dass es zu allergischen Reaktionen auf Kiwi kommt. Es ist deshalb schwer zu sagen, wie häufig die Kiwi–Allergie ist.

Es gibt mehrere Arten von Kiwis, zum Beispiel Kiwis mit grünem und mit goldenem Fruchtfleisch. Ist man automatisch gegen beide Arten allergisch oder kann man auch nur gegen eine Sorte allergisch sein?

Es sind über 50 Kiwisorten bekannt. Die am häufigsten konsumierten Sorten sind die grüne Kiwifrucht (A.deliciosa) und die goldene Kiwifrucht (A chinensis). Das Hauptallergen für Kiwifruit monosensibilisierte allergischen Patienten ist das Actinidin. Dieses Allergen ist in der grünen Kiwifrucht stark exprimiert. In der goldenen Kiwifrucht ist das Vorkommen und die allergene Aktivität des Actinidins deutlich reduziert. Entsprechend kann die goldene Kiwifrucht für gewisse Patienten mit Kiwiallergie besser vertragen werden. Dies muss aber mittels kontrollierter Provokation in einem allergologisch kompetenten Setting zuerst bestätigt werden.

Wer ist eher von der Kiwi-Allergie betroffen, Kinder oder Erwachsene?

Von der Kiwi-Allergie sind sowohl Kinder als auch Erwachsene betroffen, allerdings unterscheiden sich die Wege, auf denen die Allergien entstehen. Bei den Erwachsenen sehen wir die Kiwi-Allergie häufig als Kreuzallergie auf Kiwi in Verbindung mit Pollenallergien. Es sind vor allem Birkenpollenallergiker, die eine Kreuzreaktion auf Kiwi entwickeln. Das hauptverantwortliche Allergen bei dieser Form der Kiwiallergie ist das Allergen mit der Allergenbezeichnung Act d 8. Die Kiwiallergie wird auch in Zusammenhang mit einer Gräserpollenallergie beschrieben. Es gibt bei der Kiwi aber weitere Allergieformen, die nicht über eine primäre Sensibilisierung gegen Pollen erworben werden. Diese Form der Kiwi–Allergie sieht man häufiger bei den Kindern bzw. bei den schwereren Verläufen der Kiwi-Allergie. Verantwortlich ist hier unter anderem das Kiwi-Allergen Act d 1.

 

Kiwi Allergene

Allergenbezeichnung Allergen
Act d 1 Actinidin
Act d 2 Thaumatin
Act d 3 Glycoprotein
Act d 4 Cystatin
Act d 5 Kiwellin
Act d 6 Pectin Methylesterase Inhibitor
Act d 7 Pectin Methylesterase
Act d 8 Bet v 1 homologous
Act d 9 Profilin
Act d 10 LTP
Act d 11 Ripening related Protein
Act d 12 Cupin, 11S Globulin
Act d 13 2S Albumin
©Prof.Dr..med.Barbara Ballmer-Weber, Kantonsspitals St. Gallen

 

Tritt die Kiwi-Allergie zusammen mit anderen Allergien oder alleine auf?

Patienten, die eine birkenpollenassoziierte Kiwi-Allergie haben, leiden sehr häufig auch unter anderen Allergien, da zum Birkenpollenhauptallergen Bet v 1 ähnliche Allergene in verschiedensten pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Häufige Auslöser einer birkenpollen assoziierten Nahrungsmittelallergie sind, Äpfel und andere Stein- und Kernfrüchte sowie Nüsse, insbesondere Haselnüsse, aber auch Walnuss und Mandeln, als auch Gemüse wie Karotten oder Sellerie.

Es gibt daneben aber auch eine Kiwi-Allergie, die über eine Latex-Sensibilisierung erworben wird. Man nennt das Krankheitsbild auch Latex-Frucht-Syndrom. Beim Latex-Frucht-Syndrom kann es zu allergischen Reaktionen auf Früchte wie Banane, Kastanie, Avocado oder Kiwi kommen.

Mit welchen Symptomen bzw. Anzeichen zeigt sich die Kiwi-Allergie?

Bei der birkenpollenassoziierten Kiwi-Allergie kommt es häufig zum sogenannten „oralen Allergiesyndrom“. Das sind juckende Schwellungen im Mund-Rachen-Bereich. Manche Patienten berichten auch von einer brennenden, pelzigen Zunge oder von einem Kribbeln im Mund und dicken Lippen. Ganz selten kann es auch bei der birkenpollenassoziierten Kiwi-Allergie zu schwereren allergischen Reaktionen kommen, aber in der Regel treten Symptome wie etwa Juckreiz am Mund auf.

Liegt der Kiwi-Allergie eine Latex-Allergie zugrunde, kann es ebenfalls zu oralen Beschwerden kommen. Es kann aber auch schwerere Verläufe geben. Wenn man eine primäre Kiwi-Allergie hat und wenn die Kiwi-Allergie nicht über eine andere Sensibilisierung - wie auf Latex oder Pollen - vermittelt wurde und wenn man auf das Act d 1 sensibilisiert ist, ist das Risiko für eine schwerere Reaktion etwas höher. Diese Reaktion kann sich zum Beispiel an der Haut mit Nesselfieber (Urtikara), Schwellunen (Angioödeme) zeigen oder mit Atemnot. Es können sich auch schwere Verläufe mit einer Anaphylaxie beschrieben worden.

Wie erfolgt die Diagnose der Kiwi-Allergie?

Zunächst einmal beschreiben bei der Kiwi-Allergie die Patienten, dass sie allergische Reaktionen haben, sobald sie Kiwi essen. Dann wird man Hautteste durchführen, häufig durch einen Prick-to-Prick-Test mit der Kiwi selbst. Man sticht dann mit einer Nadel zunächst in die Kiwi und dann in die Haut. Zusätzlich kann noch ein IgE-Test durchgeführt werden und in bestimmten Fällen ein Provokationstest. Die molekulare Allergiediagnostik nutzen wir auch. Für die Kiwi sind als Einzelmoleküle oder auf einem Mulitarray gekoppelt unte anederm das Kiwi-Actinidin Act 1, das Thaumatin Act d 2, das Kiwellin Act d 5 und das PR-10 Protein Act d 8 erhältlich.

Die Kiwi zu meiden ist möglich, aber müsste man bei der Kiwi-Allergie als Kreuzreaktion auf Birkenpollen auch alle anderen genannten Lebensmittel meiden?

Nein, man muss nicht all diese Lebensmittel meiden. Unsere Empfehlung lautet, nur die Lebensmittel zu meiden, die Beschwerden verursachen. Wenn man eine Birkenpollenallergie hat und man beginnt eine Kreuzreaktion zu entwickeln, merkt man ja gegen welches Nahrungsmittel man reagiert. Diese Reaktion ist eine Typ-1 Allergie, die sich sofort bemerkbar macht. Keinesfalls sollte man präventiv auf Nahrungsmittel verzichten.

Kann eine Hyposensibilisierung gegen Birkenpollen auch die Beschwerden bei einer birkenpollenassoziierten Kiwi-Allergie lindern?

Patienten mit einer Birkenpollen-vermittelten Nahrungsmittelallergie können unter spezifischer Immuntherapie mit Birkenpollenextrakten nicht nur eine Verbesserung ihrer Birkenpollenallergie (Konjunktivitis, Rhinitis, Asthma) erfahren, sondern auch der assoziierten Nahrungsmittelallergie. Leider erfahren aber nur ein Teil der Patienten eine Verbesserung ihrer Nahrungsmittelallergie, geschätzt ca. 30 Prozent. Eine Prognose, wer von der Immuntherapie bezüglich Nahrungsmittelallergie profitiert, kann nicht gestellt werden. Bei einem Teil der Patienten, die eine Verbesserung der Nahrungsmittelallergie unter Immuntherapie beobachtet haben, kann sich leider im Verlauf die Nahrungsmittelallergie wieder zeigen, auch wenn die Birkenpollenallergie nachhaltig besser wurde.

Frau Prof. Ballmer-Weber, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

17. Oktober 2022

Autor: S.Jossé/ B. Ballmer-Weber, www.mein-allergie-portal.com

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