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Allergien bei Friseuren: Risiken minimieren durch Prävention

Allergien bei Friseuren
Allergien im Friseurberuf sind nicht selten! Erfahren Sie mehr dazu hier! Bildquelle: S. M. John

Allergien durch den Friseurberuf sind gar nicht so selten. Grund dafür sind allergene Stoffe, die in den unterschiedlichsten Arbeitsmaterialien der Friseure enthalten sind. Wie kommt es zu einer, wie der Laie sagt „Friseur-Allergie“ oder „Hairstylist-Allergie“? Wie lassen sich Risiken minimieren und wie schützt man sich richtig? Welche Möglichkeiten zur Prävention gibt es im Friseurhandwerk? Kann man trotz einer vorhandenen Allergie Friseur werden? MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Dr. med. Swen Malte John, Leiter des Fachgebietes Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie der Universität Osnabrück.

Autor: Sabine Jossé M.A.

Interviewpartner: Prof. Dr. med. Swen Malte John

Informationen zu Risiken und Präventionsmaßnahmen für Friseure

Herr Prof. John, wie kommt es gerade bei Friseuren zu einer Allergie?

Im Friseurhandwerk liegt durch die alltäglichen Aufgaben ein hoher Anteil von Feuchtarbeit und auch ein häufiger Hautkontakt zu Friseurchemikalien vor. Dies bedauernswerterweise sogar oft ohne Anwendung eines adäquaten Hautschutzes, zum Beispiel durch das Tragen geeigneter Schutzhandschuhe. Diese Faktoren können in der Folge zur Schwächung der Barrierefunktion der Haut führen. Dadurch wird das Eindringen von Allergenen befördert, die dann noch tiefer als bei einer intakten Hautbarriere in die Haut eindringen können. Da die Allergene in der Haut durch die irritativen Faktoren auch noch auf ein entzündungsförderliches Milieu treffen, wird die Entstehung einer Kontaktallergie begünstigt.

Hat sich in den letzten Jahren etwas am Allergierisiko von Friseuren geändert?

In der Tat ist der Friseurberuf nach wie vor eine Tätigkeit, die mit Risiken für die Entwicklung von Hauterkrankungen einhergeht. Dies gilt aber nicht nur für allergisch bedingte Hauterkrankungen. Aus Untersuchungen geht jedoch hervor, dass man das Risiko, diese Hauterkrankungen durch den Friseurberuf zu erwerben, ganz deutlich vermindern kann, wenn man sich von Anfang an gut schützt. In den 90er Jahren konnte man durch diese Maßnahmen die Häufigkeit beruflicher Hauterkrankungen im Friseurgewerbe um 60 Prozent vermindern, was ganz beachtlich ist. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass der Friseurberuf nach wie vor mit Risiken behaftet ist. Durch Prävention können wir da noch sehr viel erreichen. Deshalb ist es uns ein Anliegen, die Auszubildenden im Friseurberuf von Anfang an darüber zu informieren, dass es sich lohnt sich zu schützen.

Bei welchen Tätigkeiten und durch welche Produkte kommt man als Haistylist mit potenziellen Allergenen in Berührung – wo bestehen Risiken?

Das häufigste Allergen, mit dem Friseure in Kontakt kommen, sind heutzutage Oxidationshaarfarben. Um eine Verfärbung der Finger zu vermeiden, tragen die meisten Friseure Handschuhe, wenn sie diese Farben auftragen. Nicht immer sind diese Handschuhe allerdings geeignet dafür zu sorgen, dass die allergenen Substanzen auch wirklich nicht in die Haut eindringen können.

Friseure sollten also darauf achten, die richtigen Handschuhe zu tragen, um das Allergierisiko zu senken?

Unbedingt, aber auch der richtige Umgang mit Schutzhandschuhen ist wichtig, wenn man als Friseur Allergien verhindern will. Zum Beispiel werden die Einmal-Handschuhe von den Friseuren vielfach mehrmals verwendet. Dies ist nicht im "Sinne des Erfinders", denn dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man trotz Handschuh mit den Substanzen in Berührung kommt. Der Grund: Die allergenen Moleküle befinden sich dann auf der Oberfläche und im Handschuh, so dass es leicht zu einem Allergenkontakt kommen kann. Beim An- und Ausziehen der Handschuhe sollten Friseure deshalb darauf achten, dass sie nicht mit der Außenseite des Handschuhs in Berührung kommen. Das muss gelernt sein und ist oft gar nicht so einfach. Es gibt aber einfache Kniffe, die dabei helfen können, die Risiken im Friseurgewerbe ganz deutlich zu reduzieren.

Außerdem gilt zu bedenken, dass auch beim Auswaschen der Oxidationsfarben immer noch Farbreste in den Haaren haften können, das heißt auch dabei sollten geeignete Handschuhe getragen werden. Das größte Risiko im Friseurberuf ist jedoch die Nichtinformation. Wenn man sich der Allergengefahr nicht bewusst ist, ist man auch nicht motiviert dazu, geeignete Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

Kann man als Friseur auch eine Allergie auf Haarfarben entwickeln?

Ja, Haarfärbemittel enthalten Stoffe mit allergenem Potential, zum Beispiel para-Phenylendiamin (PPD) oder para-Toluenyldiamin (PTD). Entsprechend ist es besonders wichtig, dass geeignete Schutzhandschuhe bei allen Schritten des Färbens der Haare getragen werden; auch beim Ausspülen der Haarfärbemittel.

Wie äußert sich eine allergische Reaktion auf Haarfarbe?

Bei den beispielhaft genannten Farbstoffen PPD und PTD handelt es sich um sogenannte Kontaktallergene. Diese rufen eine sogenannte Typ-IV-Allergie hervor, die auch als Spättypallergie bezeichnet wird. Trifft nach der Sensibilisierungsphase das Allergen, gegenüber dem dann eine Sensibilisierung bzw. eine Allergie vorliegt, erneut auf die Haut, wird die Auslösephase eingeleitet. In dieser entsteht dann ein allergisches Kontaktekzem, welches eine nicht-infektiöse Entzündungsreaktion darstellt und charakterisiert ist durch das Auftreten häufig stark juckender Hauterscheinungen. Eine Rötung, Schwellung, Bläschen- und Knötchenbildung sowie Schuppung an der Kontaktstelle sind wesentliche Merkmale der akuten Ekzemreaktion.

 

Verlauf eines Handekzems, wie es bei Friseuren ohne adäquate Vorsorgemaßnahmen vorkommen kann! Von Links oben gegen den Uhrzeigersinn: Gering ausgeprägtes Ekzem in den Fingerzwischenräumen, stark ausgeprägtes Ekzem in den Fingerzwischenräumen und massiv chronisches Handekzem mit Einrissen! Bildquelle: Prof. Dr. med. Swen Malte JohnVerlauf eines Handekzems, wie es bei Friseuren vorkommen kann, ohne adäquate Vorsorgemaßnahmen! Von Links oben gegen den Uhrzeigersinn: Gering ausgeprägtes Ekzem in den Fingerzwischenräumen, stark ausgeprägtes Ekzem in den Fingerzwischenräumen und massiv chronisches Handekzem mit Einrissen! Bildquelle: S.John

 

Abgesehen von den Oxidationshaarfarben, mit welchen Allergenen kommt man Friseur in Kontakt?

Auch die im Friseurgewerbe verwendeten Bleichmittel können allergische Reaktionen auslösen, hier ist insbesondere Ammoniumpersulfat von besonderer Bedeutung. In der Vergangenheit waren es allerdings eher die die sauren Dauerwellen, die sehr häufig Allergien hervorgerufen haben.

Wie kommt es bei einem Friseur durch Produkte für Dauerwellen zur Allergie?

Verantwortlich für Allergien bei Friseuren, die mit sauren Dauerwellenmitteln gearbeitet haben, war eine Substanz namens Glycerylmonothioglykolat. In Deutschland konnte man glücklicherweise erreichen, dass diese Substanz, zunächst im Rahmen einer freiwilligen Vereinbarung und später dann mit einer verbindlichen Festlegung, nicht mehr in Dauerwellenmitteln eingesetzt wird. Es gibt aber für Dauerwellen noch Importprodukte, die Glycerylmonothioglykolat enthalten können. Damit sollte man wirklich sehr vorsichtig sein, denn diese Substanzen fressen sich aktiv in die Haut hinein und lösen Allergen aus. Die alkalischen Dauerwellen, die jetzt verwendet werden, haben glücklicherweise nur ein sehr geringes allergologisches Potenzial. Je nachdem, wie viel Kosmetik in dem jeweiligen Friseursalon betrieben wird, können auch Duftstoffe im Friseurberuf eine Rolle spielen.

Welche Duftstoffe spielen im Friseurberuf eine Rolle für das Allergierisiko?

Potenziell Allergie auslösende Duftstoffe trifft man sowohl im Friseur-Beruf als auch im Privatleben an. Sie sind deshalb ein gutes Beispiel dafür, dass Allergene eine sehr weite Verbreitung haben können. Wichtig ist hier ein gewisses "Maßhalten" im Umgang mit Duftstoffen, auch im privaten Bereich. Duftstoffe sind die häufigsten Allergene in der Bevölkerung und aus Sicht der Dermatologen sollte man mit Parfüms sehr sparsam umgehen.

Zu den deklarationspflichtigen Duftstoffen zählen:

  • Amyl Cinnamal
  • Benzyl Alcohol
  • Cinnamyl Alcohol
  • Citral
  • Eugenol
  • Hydroxycitronellal
  • Isoeugenol
  • Amylcinnamyl Alcohol
  • Benzyl Salicylate
  • Cinnamal
  • Coumarin
  • Geraniol
  • Anise Alcohol
  • Benzyl Cinnamate
  • Farnesol
  • Linalool
  • Benzyl Benzoate
  • Citronellol
  • Hexylcinnamaldehyd (ehemals Hexyl Cinnamal)
  • Limonene
  • Methyl 2-Octynoate
  • Alpha-Isomethyl Ionone
  • Evernia Prunastri Extract
  • Evernia Furfuracea Extract

Alle übrigen Duftstoffe, einschließlich Hilfsstoffen, die in Kosmetika verwendet werden, fallen unter die zusammenfassende INCI-Deklaration Parfum.

Sind auch natürliche Duftstoffe potenziell Allergie auslösend?

Viele glauben, dass natürliche Duftstoffe keine Schädigungen hervorrufen können und schon gar keine Allergien. Die meisten Duftstoffe sind auch in der Tat Naturstoffe. Sie sind aber dennoch hochallergen. "Natürlich" ist durchaus nicht "allergenfrei"!

Wo genau sind bei den beim Friseur verwendeten Produkten Duftstoffe enthalten?

Mit Duftstoffen wird ein Friseur durch die Shampoos, Weichspüler etc. konfrontiert, aber auch in allen Arten von kosmetischen Produkten wie Cremes, Parfüms und den aufgrund ihrer Konzentration nicht ganz unproblematischen Raumdüften. Eine besondere Gefahr liegt bei den Duftstoffen in Kosmetika darin, dass diese Produkte sehr lange auf der Haut bleiben. Das Allergierisiko steigt, je länger man mit dem allergenen Stoff in Berührung kommt und je höher die Allergenkonzentration ist. Deshalb empfehlen wir Dermatologen, insbesondere bei den Hautschutzcremes, die im Friseurgewerbe angewendet werden sollen, Produkte ohne Duftstoffe und möglichst auch ohne Konservierungsstoffe.

Gibt es auch bei Haarsprays, Haarfestigern, Haargel und anderen Hairstyling-Produkten ein Allergierisiko?

Glücklicherweise besteht bei Haarsprays und Festigern ein wesentlich geringeres Allergierisiko. Hier kommt es nur in Ausnahmefällen zu Problemen. Dennoch: Es gibt auch Atemwegserkrankungen im Friseurgewerbe und deshalb ist es wichtig, im Friseursalon auf eine gute Lüftung zu achten.

Geht denn auch von Arbeitsinstrumenten des Friseurs wie Scheren etc. eine Allergiegefahr aus?

Scheren sind heutzutage weitgehend nickelfrei, eventuell könnten Haarklipse noch Nickel enthalten. Glücklicherweise hat sich im Bereich Arbeitswerkzeuge im Friseurberuf aber viel getan, um dafür zu sorgen, dass eine allergologisch beunruhigende Nickelexposition im Friseurberuf nicht mehr stattfindet.

Gibt es heute im Friseurberuf andere Allergene als früher, abgesehen von der sauren Dauerwelle bzw. dem Glycerylmonothioglykolat?

In Bezug auf die saure Dauerwelle haben wir sicher einen großen Fortschritt erreicht – früher war jeder zweite getestete Friseur auf Glycerylmonothioglykolat sensibilisiert. Seitdem das Glycerylmonothioglykolat jedoch aus den Friseursalons verbannt wurde, besteht das Problem glücklicherweise nicht mehr. Aber: In Bezug auf die Oxidationshaarfarben haben wir eine besondere Situation.

Wo liegt für Friseure das Risiko für Allergien bei den Oxidationsfarben?

Haarfarbenbestandteile wie das Paraphenylendiamin, die nicht nur allergen sind, sondern potenziell auch in der Lage sind, Krebs zu erregen, dürften eigentlich bei kosmetischen Präparationen nicht verwendet werden. Kosmetika dürfen keine schädigenden Anteile enthalten. Es gibt aber keinen Ersatzstoff für das Paraphenylendiamin. Nur deshalb ist es in der EU-Verordnung als Ausnahmeregelung immer noch erlaubt, dass Kosmetikprodukte bis zu 2 Prozent Paraphenylendiamin enthalten. Es gibt sogar Studien, nach denen Paraphenylendiamin das Blasenkrebsrisiko erhöht, wenn man sich ab dem 20. Lebensjahr alle vier Wochen die Haare färbt. Man sucht zur Zeit nach Ersatzstoffen, aber noch gibt es keine Lösung für das Problem.

Was genau sind Oxidationsfarben?

Oxidative Haarfärbemittel zeichnen sich dadurch aus, dass sie sogenannte Farbstoffvorstufen enthalten. Bei Oxidationshaarfarben muss immer eine Haarfarbcreme mit einer Entwicklerlösung (Wasserstoffperoxid) gemischt werden. Im Farbbrei enthaltene Farbstoffkuppler und -entwickler dringen dann in das Haar ein und werden durch die Hilfe des Oxidationsmittels erst zur eigentlichen Farbe ‚gekuppelt‘. Man spricht bei oxidativen Haarfärbemitteln auch von permanenten Haarfärbemitteln, da die Farbe dauerhaft im Haar verbleibt und sich nicht auswäscht, wie es zum Beispiel bei nicht-permanenten, nicht-oxidativen Haarfärbemitteln, den klassischen Tönungsmitteln, der Fall ist.

Besteht das Risiko, durch Oxidationsfarben Allergien oder Krebs zu entwickeln, eher für die Friseure oder für die Kunden?

Im Rahmen eines aktuellen von den europäischen Sozialpartnern des Friseurhandwerks in Auftrag gegebenes Forschungsprojektes (‚Promoting the autonomous implementation of the European framework agreement on occupational health and safety in the hairdressing sector‘) wurden gemeinsam mit vier europäischen Projektpartnern die in kosmetischen Produkten im Friseurgewerbe enthaltenen allergologisch und toxikologisch relevanten Arbeitsstoffe hinsichtlich Haut- und Atemwegsbelastung sowie systemischer Toxizität, einschließlich möglicher Fruchtschädigung, durch eine systematische Analyse der weltweit publizierten Daten identifiziert und neu eingeordnet. Vorrangiges Ziel war es, den Unterschied in der Exposition zwischen einem Verbraucher und einem professionellen Anwender aufzuzeigen, damit eine Neubewertung von gefährlichen Arbeitsstoffen in Friseurkosmetik auf europäischer Ebene vorgenommen werden kann. Gezeigt werden konnte, dass Friseure deutlich häufiger einem breiten Spektrum haarkosmetischer Produkte ausgesetzt sind als Verbraucher. Bezüglich des Färbens von Haaren mittels oxidativer Haarfärbemittel liegt für Friseure eine bis zu 78-mal häufigere Exposition vor, als bei Verbrauchern. Da Friseure rund bis zu 80 Mal pro Monat mit oxidativen Haarfärbemitteln in Berührung kommen und Kunden in der Regel nur 1 Mal, wenn die eigenen Haare gefärbt werden, sind Friseure einem deutlich höheren Risiko hinsichtlich der potentiell negativen Effekte ausgesetzt.

Wie zeigen sich die Allergiesymptome bei Friseuren, woran erkennt man als Friseur, dass man eine Allergie hat?

Die allergischen Symptome bei Friseuren treten da auf, wo der Kontakt mit dem Allergen erfolgt. Beim Friseur zeigt sich deshalb die Allergie üblicherweise an der Haut der Hände. Die häufigsten Hauterkrankungen bei Friseuren sind aber nicht allergische Kontaktekzeme, sondern irritative Kontaktekzeme, das heißt Abnutzungsekzeme. Das liegt daran, dass das Regenerationspotenzial der Haut im Friseurberuf oft durch die ständige Feuchtigkeit und den Umgang mit Seifen überfordert wird. Diese irritativen Kontaktekzeme sind dann aber häufig die Basis für Allergien, denn durch die vorgeschädigte Haut entwickeln sich Allergien sehr viel leichter.

Wie sehen bei Friseuren die Symptome bei irritativen Kontaktekzemen und allergischen Kontaktekzemen aus, kann man sie unterscheiden?

Mögliche Symptome können in beiden Fällen eine Entzündung der Haut und Symptome wie Rötung, Schuppung und Bläschen sein. Hinzukommen können Juckreiz, Brennen, Nässen oder Einrisse. Es gibt zwar Hinweise, die mehr für das eine oder das andere sprechen könnten, aber letztlich benötigt man für die Diagnose eine sehr gründliche allergologische Diagnostik.

Kann es bei Friseuren durch eine Allergie auch zu Hautausschlag kommen?

Ja, eine akute Ekzemreaktion bei einem allergischen Kontaktekzem äußert sich durch eine Rötung, Schwellung, Bläschen- und Knötchenbildung sowie Schuppung an der Kontaktstelle.

Gibt es bei Friseuren auch Atemwegsprobleme?

Das Einatmen von Friseurchemikalien kann zu Atembeschwerden und einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion führen. Blondierpräparate mit Persulfatsalzen sind die Hauptursache für berufsbedingte Atemwegserkrankungen im Friseurhandwerk. Daher sollte in Friseursalons auch immer auf eine geeignete Belüftung geachtet werden.

Wie stellt man bei Friseuren die Diagnose einer Berufsallergie, gibt es eine Art „Allergietest auf Friseurstoffe“?

Bei der Diagnostik ist es wichtig, dass man alle in Frage kommenden Stoffe bei der Testung sorgfältig erfasst. Gegen die Substanz, die man nicht testet, kann man auch keine Allergie feststellen. Diese Substanzen sind relativ gut charakterisiert, aber wenn eine bestimmte Substanz in Verdacht ist, kann die Testung auch mit einer Probe dieser Substanz erfolgen.

Wie genau sieht die Allergiediagnostik bei allergiegefährdeten Friseuren aus?

Bei Friseuren mit Verdacht auf eine Berufsallergie nutzt man den sogenannten Läppchentest, denn mit dem üblichen IgE-Test lassen sich diese Sensibilisierungen nicht nachweisen. Für den Läppchentest klebt man die verdächtigen Substanzen auf die Haut auf, in der Regel nimmt man dafür den Rücken. Nach 24 oder 48 und auch 72 Stunden und mehr wird der Arzt dann ablesen, wie die Haut auf diese Substanzen reagiert. Der Läppchentest ist ein sehr alter Test und für den Patienten etwas mühsam, aber es ist der aussagekräftigste Test.

Was können Berufseinsteiger im Friseurberuf tun, damit sich keine Allergie entwickelt?

Wir versuchen das Thema Prävention im Friseurbereich auch auf europäischer Ebene voranzubringen und haben hier mit Unterstützung der EU gute Fortschritte gemacht. Wir wollen dafür sorgen, dass Auszubildende im Friseurgewerbe so früh wie möglich mit Informationen versorgt werden, wie sie sich am besten vor Allergien schützen können. Dazu haben wir in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern im Friseurgewerbe eine Homepage in sieben Sprachen geschaffen, die die EU finanziert hat, www.safehair.eu. Dafür haben wir mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmerassoziationen in ganz Europa zusammengearbeitet.

Welche Informationen finden Friseure auf der Webseite Safehair?

Die Plattform Safehair enthält Lernspiele und viele Möglichkeiten, sich der Thematik spielerisch zu nähern. Gleichzeitig bietet Safehair Lösungen für den Alltag im Friseurgeschäft, zum Beispiel Kommunikationstipps für den Fall, dass sich die Kunden über die Handschuhe wundern. So wollen wir erreichen, dass es bei Friseuren gar nicht erst zu Hauterkrankungen kommt. Für die jungen Auszubildenden im Friseurgewerbe soll Hautschutz eine Selbstverständlichkeit werden und in Österreich wird sogar schon die Ausbildung mit Hilfe von Safehair durchgeführt.

Welche konkreten Maßnahmen helfen Friseuren mit Allergien bei der Vermeidung des Allergenkontaktes?

Neben den besprochenen Maßnahmen in Bezug auf den Umgang mit den Handschuhen, gibt es bei Safehair eine gute Zusammenfassung der Maßnahmen für einen systematischen Hautschutz, der auf drei Säulen beruhen.

Die drei Säulen für einen systematischen Hautschutz für Friseure:

  1. Hautschutz
  2. Hautreinigung
  3. Hautpflege

Dazu gehört zum Beispiel auch der Gebrauch von Einmalhandtüchern, denn auch über gebrauchte Handtücher kann es zu Allergenkontakt kommen. Auch das häufige Eincremen der Hände, Regenerationszeiten für die beanspruchte Haut und weitere Maßnahmen werden empfohlen.

Außerdem ist es wichtig, dass all diese Dinge auch gut erreichbar sind, dafür hat Safehair einen Griffel entwickelt, der zum Beipiel auch die Hautschutzcreme enthält. Im European Framework Agreement in Hairdressing haben die Friseurverbände praktische und einfach umzusetzende Schutzmaßnahmen beschrieben.

Sind präventive Maßnahmen zum Schutz vor Allergien und anderen Hauterkrankungen im Friseurberuf in jedem Fall nötig?

Unbedingt! Viele denken: "Ich habe keine Probleme mit der Haut, warum soll ich mich schützen?" Eine allergische Erkrankung kann jedoch jederzeit entstehen und deshalb sind Schutzmaßnahmen der beste Weg, um dafür zu sorgen, dass eine Allergie gar nicht erst entsteht. Am besten wirkt der Hautschutz dann, wenn man noch keine Probleme hat. Besteht bereits ein Handekzem, ist es nicht mehr so einfach mit einem Handschuh zu arbeiten, denn dann ist auch der Hautkontakt mit dem Handschuh unangenehm.

Würden Sie Menschen mit Allergien empfehlen, eine Friseurlehre zu beginnen?

Sehr viele Menschen haben eine empfindliche Haut und viele Menschen mit empfindlicher Haut arbeiten im Friseurgewerbe und übrigens auch im Gesundheitswesen. Man kann deshalb ja nicht all diesen Menschen abraten, als Friseur oder im Gesundheitsbereich zu arbeiten. Wichtig ist, dass von Anfang an ein guter Hautschutz stattfindet und dann können auch Atopiker im Friseurgewerbe gesund und erfolgreich sein!

Herr Prof. John, herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

26. April 2023

Autor: S. Jossé/S.John, www.mein-allergie-portal.com

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