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Haselnuss Allergie: Symptome, Diagnose, Therapie

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Allergie auf Haselnüsse: Symptome, Diagnose und Therapie!, Bildquelle: K. Hoffmann-Sommergruber

Bei einer Allergie auf Haselnüsse sind Haselnüsse verboten, aber das Weglassen fällt schwer. Schließlich sind Haselnüsse nicht nur schmackhaft und gesund. Sie sind auch eine allseits beliebte Zutat in allen möglichen Fertigprodukten wie Kuchen, Gebäck und Müsli. Auch in Schokolade und Nougat sind sie ein wichtiger Bestandteil - Haselnüsse sind sehr beliebt. Für jedermann verträglich sind Nüsse leider nicht, denn es gibt Menschen, die auf Haselnüsse allergisch reagieren und das aus unterschiedlichen Gründen. MeinAllergiePortal sprach mit Prof. Karin Hoffmann-Sommergruber, vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung , Medizinische Universität Wien über die Allergie auf Haselnüsse, deren Formen, Symptome, Diagnose und Therapie.

Autor: Sabine Jossé M. A.

Interviewpartner: Prof. Karin Hoffmann-Sommergruber

Frau Prof. Hoffmann-Sommergruber, wie häufig ist die Allergie auf Haselnüsse?

Die Haselnussallergie ist unter den Baumnüssen der häufigste Auslöser für allergische Reaktionen in Mittel- und Nordeuropa. In Studien im Rahmen eines EU-Projektes wurden, quer durch Europa, Patienten mit Verdacht auf Nahrungsmittelallergien genauer untersucht. Auch hier war die Haselnuss einer der häufigsten Allergieauslöser in den Fragebögen.

Gibt es bei der Verbreitung der Haselnussallergie regionale Unterschiede?

Es gibt eindeutig regionale Unterschiede bei der Häufigkeit der Allergie auf Haselnuss. So kommt die Haselnussallergie in Nordeuropa, zum Beispiel in Schweden und Dänemark und in Zentraleuropa, zum Beispiel in Deutschland, Österreich und der Schweiz, vergleichsweise häufiger vor als in Südeuropa. In Italien, Spanien und Griechenland hingegen, tritt die Allergie auf Haselnüsse im Vergleich zu den nördlicheren Ländern seltener auf.

Welche Symptome treten bei einer Haselnussallergie auf bzw. wie äußert sich eine Allergie auf Haselnüsse?

a) Bei der primären Allergie auf Haselnüsse

Bei der primären Haselnussallergie treten meist generalisierte Symptome auf, mit eher schwereren Symptomen, bis hin zu anaphylaktischen Reaktionen.

b) Bei der pollenassoziierten Allergie auf Haselnüsse

Die pollenassoziierte Haselnussallergie verursacht tendenziell eher mildere Symptome (orales Allergiesyndrom), kann aber auch Atembeschwerden hervorrufen.

Kommt es bei der Haselnussallergie auch zu Symptomen an der Haut oder zu einem Ausschlag?

Hautreaktionen, wie zum Beispiel ein Ausschlag, können in beiden Fällen der Haselnussallergie auftreten.

Gibt es Kreuzreaktionen, die durch die primäre Haselnussallergie entstehen?

Die primäre Haselnussallergie, die durch die Reaktionen auf die Speicherproteine vor allem definiert wird, kann auch Kreuzreaktionen mit anderen Baumnüssen hervorrufen. Bekannt sind Kreuzreaktionen zwischen Haselnuss und Walnuss, aber auch mit anderen Baumnüssen wie zum Beispiel Cashewnüssen. In manchen Fällen gibt es bei der Haselnussallergie auch Reaktionen mit Samen wie beispielsweise Mohn.

Wie unterscheidet sich die Haselnussallergie von der Haselnussunverträglichkeit, falls es das gibt?

Eine „Haselnussunverträglichkeit“ ist mir nicht bekannt – wohl aber eine Werbung für ein derartiges Testsystem!

Neben der Typ 1 Allergie können aber Nahrungsmittel, nicht nur Haselnüsse, Symptome im Darm hervorrufen, die durch eine pathologische Durchlässigkeit der Darmbarriere verursacht werden.

Manche Haselnussallergiker können problemlos Haselnuss-Aufstriche mit Nüssen essen. Gibt es leichte und schwere Formen der Allergie auf Haselnuss?

Es ist bekannt dass eine Gruppe von Haselnussallergikern Haselnussaufstriche gut vertragen, während die anderen das absolut vermeiden müssen. Hier ist wieder die Unterscheidung zwischen den pollenassoziierten Haselnussallergikern, die diese, meist fetthaltigen, Aufstriche vertragen, während die primären Haselnussallergiker auf diese mit Symptomen reagieren. Auch hier ist die Erklärung dass die pollenassoziierten Allergene in diesen Aufstrichen kaum mehr vorhanden sind. Die Speicherproteine hingegen, die hitzestabil sind sind angereichert und verursachen in diesen Nahrungsmitteln weiter Symptome.

Handelt es sich bei der Allergie auf die Haselnuss um eine echte, isolierte Nussallergie oder um eine Kreuzreaktion auf Pollenallergene?

Es gibt beide Formen: In Ländern, wo die Birkenpollenallergie vorherrscht, also in Nord- und Zentraleuropa, ist die pollenassoziierte Allergie auf Haselnüsse am häufigsten. Im Süden, wo es keine Birken gibt, ist eher die echte Nahrungsmittelallergie gegenüber Bestandteilen der Haselnuss zu finden. Die Haselnussallergie besteht dann auf verschiedene Speicherproteine in den Baumnüssen, die allergen wirksam sind. Dennoch gibt es in Zentral- und Nordeuropa Mischformen. Es können dort also auch Patienten auf Speicherproteine reagieren.

Wie wird die Diagnose bei der Allergie auf Haselnuss gestellt?

Für die Diagnostik ist die primäre Frage: Handelt es sich bei der Allergie auf Haselnuss um eine pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie oder werden die Beschwerden unabhängig von Inhalationsallergien verursacht?

Wie stellt man die Diagnose bei einer echten Allergie auf Haselnüsse?

Bei den primären, echten Nahrungsmittelallergien, auch bei der Allergie auf Haselnuss, hilft eine allergenspezifische IgE Diagnostik. Mit diesem Allergietest erkennt man das Vorkommen von IgE Antikörpern, die gegen bestimmte Speicherproteine der Haselnuss gerichtet sind. Diese Speicherproteine der Haselnuss sind dafür bekannt, eher schwerere Symptome zu verursachen. Bei der echten Nahrungsmittelallergie gegenüber Haselnüssen muss individuell entschieden werden, ob eine Nahrungsmittelprovokation nötig ist. Eine Nahrungsmittelprovokation ist dann nötig, wenn die Betroffenen bereits auf Spuren von Haselnüssen mit Asthma oder anderen generalisierten schweren Reaktionen reagieren.

Wie stellt man die Diagnose bei einer pollenbedingten Allergie auf Haselnuss?

Die Diagnosestellung erfolgt immer über eine ausführliche Anamnese, das heißt, ein Patientengespräch. Die Anamnese zielt unter anderem darauf ab, ob eine Pollenallergie bekannt ist. Weiters folgt dann die IgE Sensibilisierung mit Skin Prick-Test und IgE-Nachweis aus dem Blut. Dies zeigt, ob eher eine pollenassoziierte Nahrungsmittel-Allergie oder eine genuine Haselnussallergie vorliegt. Dennoch ist zu bedenken, dass die IgE-Sensibilisierung nicht immer gleichbedeutend mit klinisch relevanter Haselnussallergie ist. In manchen Fällen ist dann die Nahrungsmittelprovokation auch noch Teil der Diagnosestellung.

Wer trägt ein Risiko, eine Allergie auf Haselnuss zu entwickeln?

Auch hier gibt es wieder einen Unterschied zwischen den echten Allergien auf Haselnuss und den durch Pollenallergien bedingten.

Bei den „echten – primären“ Cashewnüssen und Erwachsene in etwa gleichermaßen betroffen. Wie bei allen Nahrungsmittelallergien sind in der Kindheit vor allem eher Burschen, ab der Pubertät und im reproduktionsfähigen Erwachsenenalter sind eher Frauen davon betroffen.

Dahingegen nehmen die pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien generell mit dem Alter zu. Das bedeutet, Haselnussallergien aufgrund von Heuschnupfen sieht man eher weniger in der Kindheit und ab der Adoleszenz steigen die Zahlen an.

Wie viele der auf das Allergen der Haselnuss Sensibilisierten haben tatsächlich klinische Symptome und wie äußern sich diese?

Es gibt leider nur wenige gute Daten dazu. Es liegt aber auf der Hand, dass eine Sensibilisierung auf Haselnuss nicht immer auch tatsächlich mit allergischen Symptomen einhergeht. Vor allem bei den pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien ist bekannt, dass nur ein geringer Teil der Sensibilisierten tatsächlich auf Haselnüsse allergisch reagiert.

Es scheint bei den „primären“ Nahrungsmittelallergien anders zu sein. Da gibt es Hinweise, dass vor allem spezifisches IgE gegenüber bestimmten Speicherproteinen im Blut, zum Beispiel 2S Albumine, oft mit tatsächlichen Symptomen einer Haselnussallergie einhergeht. Ebenso ist es bei der Sensibilisierung gegenüber den nicht spezifischen Lipid Transferproteinen, den LTPs, zu sehen.

Welche Komorbiditäten bzw. Begleiterkrankungen können bei der Haselnussallergie auftreten?

Bei den pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien sind generell die lokalen, milden Reaktionen zu sehen. Das bedeutet, bei einer Allergie auf Haselnuss, die auf einer Pollenallergie beruht, haben die Betroffenen oft auch Heuschnupfensymptome, ein orales Allergiesyndrom etc..

Im Gegensatz dazu treten bei den primären Nahrungsmittelallergien auf Haselnuss Reaktionen der Lunge, wie Asthma, sowie Kreislaufprobleme und gastrointestinale Symptome vermehrt auf. Vor allem Patienten mit bekanntem allergischem Asthma sollten eingehend diagnostisch abgeklärt werden.

Wie behandelt man eine Allergie auf Haselnüsse?

Es gibt die gängigen Therapien, die gegen die allergischen Symptome gerichtet sind.

Hinsichtlich einer kausalen Therapie, also einer Behandlung, die die Ursachen der Allergie auf Haselnuss behandelt, gibt es leider derzeit keine zugelassene Immuntherapie. Daher ist die Methode der Wahl eingehende personalisierte Diagnostik mit anschließender Diätberatung. Die Ernährungsberatung zielt dann vor allem auf die Vermeidung von Haselnüssen und Produkten, die Haselnüsse enthalten könnten. Dabei wird auch auf mögliche versteckte Allergene in Lebensmitteln eingegangen.

Sollte es durch die Allergie auf Haselnüsse bereits zu einer anaphylaktischen Reaktion mit Haselnüssen oder einen Asthmaanfall auf Konsum von Haselnüssen gekommen sein, ist unbedingt, aber nur dann, eine Verschreibung von Notfallmedikation in Form eines Adrenalin Autoinjektors zu veranlassen.

Eine Pollenallergie lässt sich ja mit einer Hyposensibilisierung behandeln. Werden durch die Behandlung einer Pollenallergie auch die Symptome einer pollenassoziierten Haselnussallergie verringert oder wird gar das Auftreten verhindert?

Es gibt dazu nur wenige kleine Studien, die bei einer Desensibilisierung gezeigt haben, dass auch beim Genuss von zum Beispiel Apfel oder Haselnuss, eine Verbesserung der Symptome eingetreten ist. Generell ist der Konsens, dass die Pollenimmuntherapie nicht im gleichen Umfang auch die Verbesserung der pollenassoziierten Nahrungsmittel-Allergie bringt. Bei der primären Haselnussallergie gibt es nur wenige Studien, die erfolgreich mit den Nüssen durchgeführt worden sind, dies in spezielle Zentren.

Verursachen geröstete oder gebackene Haselnüsse weniger allergische Symptome als rohe?

Die allergenen Speicherproteine sind sehr hitzestabil und für diese Proteine wurde gezeigt, dass deren allergene Wirkung in gerösteten Nüssen oder verarbeiteten Lebensmitteln erhöht wurde.

Das gilt für die birkenpollenassoziierten Allergene nicht.

Frau Prof. Hoffmann-Sommergruber, herzlichen Dank für dieses Interview!

Wichtiger Hinweis

Unsere Beiträge beinhalten lediglich allgemeine Informationen und Hinweise. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose, Selbstbehandlung oder Selbstmedikation und ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

27. August 2022

Autor: S. Jossé/K. Hoffmann-Sommergruber, www.mein-allergie-portal.com

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